inkarzerierte paraumbilicale Narbenhernie --> Serosaresektion und -naht

  • Hallo Forum, :thumbup:

    ich bin mir unsicher, ob ich diesem Fall eine Dünndarmnaht (Serosanaht) mit 5-467.02 kodieren sollte. Patientin hatte eine inkarzerierte paraumbilicale Narbenhernie. OP-Bericht-Auszug:

    "Die Hernie war bereits im Rahmen der Narkoseeinleitung spontan reponibel. Nach Fassen des Bruchsackes mit scharfen Klemmchen wird auf die Faszie präpariert. Bei der weiteren Präparation findet sich ein Gitterbruch mit insgesamt drei Bruchpforte. Diese werden miteinander verbunden die gesamte Länge der Bruchlücke beträgt ca. 4 cm. Das Abpräparieren des Peritoneums von der Muskelfaszie gelingt nicht, sodass der Bruchsack reseziert wird. Die erste Inspektion der Abdomen ist zunächst unauffällig. Sodass die Faszie zirkulär um den Bruchsack zwei Zentimeter freipräpariert wird. Bei der so durchgeführten Darstellung findet sich am Unterrand der Bruchlücke eine derb mit alten nichtresorbierbaren Nähten verbackene Dünndarmschlinge. Diese wird vorsichtig präpariert. Es verbleibt ein ca. fingerhut großes Konglomerat an der Dünndarmschlinge. Der Dünndarm wird aus dem Abdomen herausluxiert, es liegt keine Perforation vor. Bei der Resektion des Konglomerates kann eine tangentiale Serosaresektion durchgeführt werden. Das Lumen des Darmes wird nicht eröffnet. Fortlaufende Serosa Naht mit 4-0 PDS quer zum Lumen. Reposition des Dünndarmes (vermutlich Ileum). Faszienverschluss der komplett freipräparierten Faszie mit 0er Mersilene-Nähte. Auf die primäre Implantation eines sublay Kunststoffnetzes wird in der Akutsituation verzichtet, da bei der Patientin vor 1 Jahr ein langwieriger Wundinfekt auftrat. Nach Kontrolle auf Bluttrockenheit Einlage einer 12er subkutanen Redon-Drainage. Hautverschluss durch Klammern.!

    Durchgeführte Operation: Reposition, Serosa Naht am Dünndarm, Faszienverschluss durch direkte Naht (quer)

    Habt ihr noch andere Ideen, wie man dies kodieren könnte oder eher ganz weglassen? ?( Hiiilfe!!

    MedCon_111

  • Hallo MedCon_111,

    hat Ihr Chirurg hier nicht auch eine Adhäsiolyse am Darm durchgeführt? Verbackene Dünndarmschlingen zu lösen kann man doch als Adhäsiolyse bezeichnen, oder?
    Bei der Naht wäre ich vorsichtig.... der Serosadefekt wurde ja "willentlich verursacht". Evtl. ein Resektionskode?? Z.B.: 5-451.1 als lokale Excision des Konglomerats??

    Viele Grüße
    Schoka

  • Hallo Schoka,

    Danke für die Antwort!

    die lokale Excision ist eine gute Idee.

    Ich denke die typische Arthrolyse ist das hier nicht, ich vermute das würde vom MDK im Sinne der "monokausalen Kodierung" gestrichen werden, da es Bestandteil der Hernienpräparation war. Andererseits sind Arthrolysen ja immer Bestandteil von etwas, wie sehen das andere AC-Kodierer?

    Gruß

    MedCon_111

    MedCon_111

  • Hallo MedCon_111,

    Arthrolysen sind bei Herniotomien eher selten ;)

    Selbstverständlich ist eine Adhäsiolyse nicht obligater Bestandteil einer Herniotomie. Also sind in diesem Fall zusätzlich K66.0 als ND und 5-469.20 kodieren, Darmnaht nur bei eröffnetem Lumen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. med. Roland Balling

    Chirurg
    Medizincontroller
    "Ärztliches Qualitätsmanagement"
    Chirurgische Klinik, 82229 Seefeld

  • Guten Tag,

    ich möchte dieses Thema nochmal wiedereröffnen.

    Wenn Sie als andere Operation am Darm eine Adhäsiolyse 5-469.2 durchführen, dann gibt es an dieser Stelle einen Hinweis, daß seromuskuläre Übernähungen im Kode enthalten sind.

    Wenn Sie als eine andere Rekonstruktion des Darmes eine Naht 5-467.0 machen, dann finden Sie dort so einen Hinweis nicht. Und es gibt dort auch keinen Hinweis, daß für die Naht das Lumen eröffnet gewesen sein muß.

    Ergo kann die Serosanaht z. B. bei inkarzerierter Hernie mit dem Kode 5-467.0- abgebildet werden.

    Gruß

    Mc.

  • Hallo Mc,

    seitens der Fachgesellschaften haben wir Serosanähte nicht als "Darmrekonstruktionen" bewertet, so kam dann auch der Hinweistext bei der Adhäsiolyse in den OPS, um für Klarheit zu sorgen und banale Serosaübernähungen von allschichtigen Darmnähten abzugrenzen, was letztendlich auch der sachgerechten Vergütung der aufwändigeren Fälle dient.

    Wenn Sie den fehlenden Hinweis bei 5-467.0 als Begründung sehen, dort auch Serosanähte kodieren zu können, muss im nächsten OPS-Update sicherheitshalber eine entsprechende Ergänzung vorgenommen werden. Wer solchen Bürokratismus möchte, soll ihn bekommen.

    Dessen ungeachtet ist eine Serosaübernähung klassifikatorisch keine Darmrekonstruktion, auch nicht bei der Präparation einer inkarzerierten Hernie. Ich rate Ihnen von dieser Kodierung ab.

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. Rolf Bartkowski
    Arzt f. Chirurgie, Med. Informatik
    Berlin