• Hallo Forum,

    folgende Fallkonstellation führt den Anspruch der Bildung von aufwandshomogenen DRG´s nach meinem Dafürhalten ad absurdum.

    Patient wird im Alkoholentzugsdelir in unsere Klinik eingeliefert. Am 4. KH Tag Sturz. Diag. prox. Femurmehrfragmentspiralfraktur. Nach einer Nacht in Extension erfolgt die operative Versorgung mittels Nagel mit Gelenkkomponente, 6 Drahtcerclagen, bei drohendem Kompartment Spaltung des lat. Kompartments, tempor. Wundverschluss mit Syspurderm -> Intensivstation, Erys, nach sechs Tagen sek. Wundverschluss.

    HD F10.4, ND S72.3, S71.84,T79.6, D68.4, D62 und weitere.

    OPS 5-794.AF, 5-851.98, 5-916.7E, 5-900.1E, 8-401.2 und weitere.

    Ergebnis DRG V60A RG 0,94700 ( incl. Zuschlag für einen Tag wegen Überschreitung OGV )

    (Hätte ) Wäre ( Wenn ) der Pat. vor Aufnahme gestürtzt und ansonsten gleichem Krankheitsbild aufgenommen worden, hätte dies in die DRG W02B mit RG 3,6300 ( incl. Abschlag ) geführt .

    Gewundert habe ich mich aber vor allem darüber, dass die oben beschriebene Fallkonstellatin nicht in eine Fehler DRG führt, deshalb meine Frage, ob es sich dabei ev. um einen Systemfehler handelt und wie damit umzugehen ist.

    Mit freundlichen Grüßen

    CoPit

    P.S. Nach Verlegung in die Psychiatrie kommt der Pat. am 5 Tag wegen Wundinfekt in unsere Klinik zurück.

  • Hallo CoPit,

    da hätte ich jetzt auch auf eine Fehler-DRG getippt, aber Ihr Kodierungsergebnis ist korrekt!?

    Viele Grüße

    Michael Bauer :)
    Krankenkassenbetriebswirt

  • Danke Herr Bauer,

    Hallo not Arzt. Der web _Grouper kommt zum gleichen Ergebnis.

    Deshalb vermute ich einen Systemfehler (Fehler im Algorithmus der DRG Gruppierung ), weiß mit dieser Vermutung aber nicht recht was anzufangen

    Mit freundlichen Grüssen

    CoPit

  • Hallo zusammen,

    obwohl im Einzelfall eine krasse Erlösdifferenz auftritt muss es nicht unbedingt ein Systemfehler sein. Die Versorgung der Fraktur samt nachfolgender Komplikation wird halt nicht als "DRG-bildend" gewürdigt, so dass die HD einziges Kriterium bleibt.
    Hätte der Pat. eine Herztransplantation erhalten hätte sich die DRG geändert.
    Vielleicht lohnt sich ja trotzdem eine Meldung ans InEK, z.B. im Rahmen des Vorschlagsverfahrens.

    Beste Grüße - NV

  • Patient wird im Alkoholentzugsdelir in unsere Klinik eingeliefert. Am 4. KH Tag Sturz.


    Hallo,

    darf ich mal fragen auf welcher Abteilung der Patient lag? Ich kenne nur Häuser, wo diese Patienten in der Psychiatrie liegen (Tagessätze) bzw. spätestens am 2.Tag in eine Psychiatrie verlegt werden und dann bei Frakturen etc. intern/extern ín eine Somatik verlegt werden. Damit hat sich auch die Frage nach der "Ungerechtigkeit" der Vergütungshöhe erledigt (wobei ich genügend Beispiele kenne, in denen es umgekehrt ist und eine Leistung teilweise exorbitant hoch vergütet wird). :rolleyes:

    Gruß

    zakspeed

  • Hallo NuxVomica

    Die Versorgung der Fraktur samt nachfolgender Komplikation wird halt nicht als "DRG-bildend" gewürdigt, so dass die HD einziges Kriterium bleibt.

    " würdigen " heißt: da sitzen kluge Köpfe und legen fest, dass umfangreiche Operationen bei bestimmten HD nicht berücksichtigt werden. Die Begründung würde mich dann schon interessieren, da das DRG System den Anspruch hat, aufwandshomogene Gruppen zu bilden.

    Möglicherweise handelt es sich aber auch nur um einen Programmierfehler.

    Zitat

    Hätte der Pat. eine Herztransplantation erhalten hätte sich die DRG geändert.


    Stimmt. Andernseits hätte beispielweise eine Hüft Tep am Ergebnis nichts geändert.

    Ihre Anregung mit dem INEK werde ich überdenken, befürchte allerdings, dass es für den vorliegenden Fall keine Konsequenzen hat, selbst wenn das INEK zustimmt, dass das geschilderte Ergebnis nicht der DRG Intention entspricht.

    Hallo Zackspeed
    der Pat. wurde in der Inneren Abt. aufgenommen. Hatte neben seiner Grunderkrankung Hämatemesis wg. erosiver Gastritis und mehrerer Ulcerationen des Magens.


    Zitat

    Ich kenne nur Häuser, wo diese Patienten in der Psychiatrie liegen (Tagessätze) bzw. spätestens am 2.Tag in eine Psychiatrie verlegt werden und dann bei Frakturen etc. intern/extern ín eine Somatik verlegt werden. Damit hat sich auch die Frage nach der "Ungerechtigkeit" der Vergütungshöhe erledigt


    ??

    Zitat

    (wobei ich genügend Beispiele kenne, in denen es umgekehrt ist und eine Leistung teilweise exorbitant hoch vergütet wird).


    Konkret ?

    Mit freundlichen Grüssen

    CoPit

  • Hallo CocPit :rolleyes: (nix für ungut, zakspeed, ehemaliger deutscher Formel 1 Rennstall)


    Hallo Zackspeed
    der Pat. wurde in der Inneren Abt. aufgenommen. Hatte neben seiner Grunderkrankung Hämatemesis wg. erosiver Gastritis und mehrerer Ulcerationen des Magens.

    da könnte man aber jetzt vortrefflich auch über die HD F10.- streiten....

    Konkrete Beispiele für eine "ungerechte" Vergütung? Frei nach Otto Waalkes: ich könnte Ihnen noch tausend Beispiele geben, wenn ich nur welche wüsste...

    Im Ernst, das "Heftigste" war ein Patient mit Parkinson, hat einen implantierten Hirnstimulator (neurochirurgisch an einer Uni implantiert), dieser macht Probleme und wird während eines Aufenthaltes auf einer Neurologie nur diskonnektiert (stillgelegt, Sonden, Aggregat, alles bleibt am/im Patienten). Das machte der Neurologe auch auf Station am Patientenbett. Führte in die DRG B17 (operative DRG). Da hat selbst das Krankenhaus zugegeben, das das etwas überbewertet ist.

    Solche Fälle (egal ob über- oder unterbewertet) müssen manchmal erst auftauchen, um dann über das InEK "bereinigt" zu werden. Dafür müssen aber auch alle mitmachen, und nicht nur bei "Verlusten" jammern und "Gewinnen" diese stillschweigend hinnehmen. Und solange gilt halt: Pech (oder Glück) gehabt.

    Gruß

    zakspeed

  • Hallo zusammen,
    vielleicht sind auch die erosive Gastritis bzw. die akute Ulkusblutung die HD statt dem Delir? Konkurrierende HD - es gibt sicher auch genügend Argumente für die Ulcusblutung (Gastro, Überwachung, Hb-Abfall)... Vermutlich landet man dann in einer Fehler-DRG...?
    Insofern (Ulkus) ist die Aufnahme auf der Innere auch völlig klar - unsere Psychiatrie im Umkreis (eine eigene Klinik nur Psych.) würde solche Pat. mit Delir gar nicht aufnehmen, sondern sofort zu uns verfrachten! Was also steht dann im Vordergrund??

    Es ist allerdings schon erstaunlich, dass bestimmte DRGs so gar nicht auf irgendwelche Prozeduren oder Maßnahmen "reagieren" - regelmäßig wundert man sich auch über den "Erlös" von Intoxikationen, selbst wenn man diese 3 Tage beatmet (der bleibt nämlich gleich niedrig). Jaja, pauschalierendes System... Damit kann man JEDE Kritik erledigen...

    Viele Grüße
    P. Dietz

  • obwohl im Einzelfall eine krasse Erlösdifferenz auftritt muss es nicht unbedingt ein Systemfehler sein. Die Versorgung der Fraktur samt nachfolgender Komplikation wird halt nicht als "DRG-bildend" gewürdigt, so dass die HD einziges Kriterium bleibt.