Ulna-Pseudartrose mit Bruch der einliegenden Platte

  • Guten Morgen verehrte Mitstreiter,

    ich bitte um Meinungen zu folgendem Sachverhalt:

    Primärversorgung einer Ulnafraktur im April 2012, Aufnahme mit o.g. Diagnose im November 2011.

    Auszug OP-Bericht: ".... nach Entf. aller Plattenanteile.... Aufsuchen der Pseudarthrosenzone, hier zunächst Eingehen in den Frakturspalt mit dem Meißel, anschließend Resektion der PA mit dem Luer, die Frakturenden werden mit dem Meißel angefrischt bis sich vitaler Knochen findet. ...."

    Wir kodieren 5-787.k9, 5-782.49, 5-784.09, 5-783.0, 5-786.2 DRG I31B RG 1,31400

    MDK :"...laut OP Bericht ist zwar mit einem Meißel in den Spalt eingegangen worden, es erfolgte aber keine Kontinuitätsdurchtrennung im Sinne des OPS 5-782.49 da die Kontinuität der Ulna bereits durch die Pseudarthrose bereits gestört war. Die Anfrischung kann daher nur mit dem OPS 5-782.09 Exzision von erkranktem Knochengewebe, partielle Resektion Ulna kodiert werden.... DRG I21Z RG 0,91800

    Meine erste Reaktion : Dippelschisser. Will es mir aber doch nicht so einfach machen und bitte daher um ihre Meinungen.

    Vielen Dank

    CoPit

  • Hallo CoPit,

    auch auf die Gefahr hin, mich in die Nesseln zu setzen: Ich hätte anhand des OP-Berichts auch kodiert wie vom MDK angegeben, weil ja "FrakturSPALT" vorhanden.

    Trotzdem noch einen schönen Tag (hier gerade Gewitter.....es ist jetzt genügend Wasser da!)

    AnneDD

  • Hallo anneDD und Casu,

    danke für Ihre Antworten.

    Ganz einsichtig bin ich immer noch nicht da:

    weder sie noch der MDK verlangen eine Korrektur des OPS 5-786.2 ( Exkl.: Osteosynthese einer Fraktur ).

    Zudem ist die MDK Formulierung " es erfolgte aber keine Kontinuitätsdurchtrennung im Sinne des OPS 5-782.49 da die Kontinuität der Ulna bereits durch die Pseudarthrose bereits gestört war." aus meiner Sicht verbaler Eiertanz.

    Was ist eine gestörte Kontinuität ??? Kann ja nur heißen, Kontinuität ist zwar gestört aber immerhin vorhanden.

    Daraus folgt aus meiner Sicht, dass diese ( gestörte ) Kontinuität erst durch den Chirurgen wie oben beschrieben unterbrochen wurde.

    Weitere Meinungen ?

    Grüße

    CoPit

  • Hallo CoPit.

    Ich schlage Dir vor statt dem OPS 5-786.2 Osteosynthese: Platte den OPS 5-793.39 Reposition einer Fraktur.... zu verwenden. Nach Anfrischung der Pseudarthrose wird die Fraktur erneut reponiert. Der OPS 5-786.2 ist ein Zusatzkode (siehe Hinweise des OPS).

    Somit landest Du wieder in der DRG I31B.

    Gruß

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    Ich schlage Dir vor statt dem OPS 5-786.2 Osteosynthese: Platte den OPS 5-793.39 Reposition einer Fraktur.... zu verwenden. Nach Anfrischung der Pseudarthrose wird die Fraktur erneut reponiert. Der OPS 5-786.2 ist ein Zusatzkode (siehe Hinweise des OPS).

    Sehen Sie bitte hierzu die Hinweise unter 5-79. Bei Pseudarthrosen sind diese Kodes nicht zu verwenden.

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Guten Morgen und schönen Dank für die neuen Beiträge, die mein Problem nochmals nach vorne gestellt haben.

    In meinem Beitrag vom 3.6. habe ich dem MDK fälschlicherweise unterstellt, nach wie vor von einer Fraktur auszugehen, ( da auf das Eingehen mit dem Meisel in den Frakturspalt die Rede war ) deshalb mein Unverständnis über die nicht beanstandete 5-782.2, die aber in Verbindung mit der vom MDK vorgeschlagenen 5-782.0 korrekt ist.

    Nach wie vor unklar ist mir der SINN des OPS 5-782.49 auf den sich die Kritik des MDK bezieht. Wenn ich es diesmal richtig interpretiere geht der MDK von einer KNÖCHERNEN Kontinuität aus, die ich so im Text nicht finde.

    Für mich besteht eine Kontinuität in Form von Bindegewebe und Kallus zwischen den ehemaligen Frakturenden.

    Sollte eine allgemeingültige Definition der Pseudarthrose als ( knöcherne -) Diskontinuität bestehen, würde ich mich dem MDK anschließen, die OPS 5-782.2 - 5-782.5 wären dann bei der Pseudarthrosebehandlung generell auszuschließen.

    Mit freundlichen Grüssen

    CoPit

  • Hallo CoPit,

    Sollte eine allgemeingültige Definition der Pseudarthrose als ( knöcherne -) Diskontinuität bestehen, würde ich mich dem MDK anschließen...


    Umgangssprachlich bedeutet Pseudarthrose "Falschgelenk", somit dürfte der Fall klar sein.

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. med. Roland Balling

    Chirurg
    Medizincontroller
    "Ärztliches Qualitätsmanagement"
    Chirurgische Klinik, 82229 Seefeld

  • Guten Tag zusammen,

    ich hänge meine aktuelle Anfrage an, damit nicht ein weiterer Tread entsteht.

    Ist bekannt, ob ggf. jemand bereits DIMDI angefragt hat, ab wann eine Pseudarthrose
    eine solche ist. In den Diskussionen wird meines Wissens der Ablauf des 6. Monat immer
    wieder genannt. Rechtsprechung ist mir dazu nicht aufgefallen.

    Im Unfallchirurg (7,2013) in einer certifizierten Fortbildung
    wird eine Spanne von 3 (!!) bis 9 Monaten laut Literatur zitiert und auf
    eine fehlende einheitliche Definition hingewiesen.

    Gruß

    P. Host
    t

    • Offizieller Beitrag

    Guten Tag


    Vielen Dank für den Hinweis auf den lesenswerten Aufsatz!


    Somit beruht die Kodierempfehlung Nr.4 der Experten
    der SEG 4 nicht auf einer strengen wissenschaftlich gesicherten Erkenntnis
    sondern ist lediglich die Übernahme einer Definition mit anektotischem
    Charakter.


    “Surgeons use similar prognostic factors to define and assess delayed
    unions and nonunions, but there is a lack of consensus in
    the definitions of delayed union and nonunion. The need for standardization and
    future randomized trials was strongly endorsed.”


    THE JOURNAL OF BONE & JOINT SURGERY
    VOLUME 94-A NUMBER 15 AUGUST 1, 2012
    VARIABILITY IN THE DEFINITION AND PERCEIVED CAUSES
    OF DELAYED UNIONS AND NONUNIONS


    Gruß

    E Rembs

  • Hallo Herr Rembs,

    als Unfallchirurg, der leider viele Probleme als Beratungsarzt
    und "Zweitmeinungsbildner" gehe ich mit Ihnen einig.

    Wenn ich manche Kollegen sehe, die monatelang auf eine Heilung
    warten, die biologisch gar nicht mehr möglich ist, aber nicht wahr haben können,
    dass ihre Behandlung mal nicht erfolgreich war, ärgere ich mich auch über eine
    Ignoranz bzgl. der korrekten Diagnose.

    Ich gehe aber durchaus davon aus, dass wir im ICD eine verlässliche
    Definition benötigen, zumal in beide Richtungen (mal mehr mal weniger Erlös)
    sonst der Streit vorprogrammiert ist.
    Ich konnte deshalb mit einer "formalen" 6 Monate Grenze gut leben.

    Gruß

    P.Host.