Mehrerlös nach MDK Gutachten

  • Sehr geehrte Forenteilnehmer,

    ich möchte Ihnen nicht vorenthalten, dass ich nach 9 Jahren Tätigkeit im Medizincontrolling (entsprechend ca. 18.000 Prüffällen) erstmals in dieser Woche und gleich zwei Gutachten erhalten haben, die einen Mehrerlös nach sich ziehen (wenige 100 Euro Differenz, aber immerhin).

    Dies zeitgleich mit einer Neuregelung beim MDK-Nordrhein, der nun die Gutachten seit einigen Wochen nicht mehr nur an die Kassen, sondern auch an die KH versendet.

    Es handelt sich vermutlich um eine zufällige zeitliche Kohärenz.

    Gruß

    merguet

  • Herzlichen Glückwunsch!

    nach meiner Erfahrung (auch 9 Jahre im Geschäft) ergibt sich in 1 - 1,5% der Fälle ein Mehrerlös. In den Anfangsjahren gefühlt deutlich öfter.
    In Bayern (wo lt. Eingeborenen ja alles immer besser ist) werden die Gutachten (zumindest seit 2004) auch an die Klinik geschickt. Bei Fallbesprechung vor Ort ist man sowieso im Vorteil, wenn eine "Unterkodierung" auffällt.
    Das liegt aber keineswegs am MDK. Ob die Gutachten an die Klinik gehen oder nicht, liegt an den Kassen. Der MDK macht, was ihm die Kassen diktieren. (Es gibt Ausnahmen, aber die Überlebensdauer der entsprechenden Leute in Führungspositionen beim MDK ist i.d.R. nicht sehr lang).
    Die Kassen in NRW haben sicher schon immer Gutachten mit Mehrerlös für die Klinik bekommen. Dann haben Kasse das bisher offensichtlich nicht an die Klinik weiterleitet. (Gar nicht zu reden von dem Potenzial an Fällen, die bei den Kassen identifiziert werden, wo offensichtlich ist, dass eine Überprüfung zu einem Mehrerlös für die Klinik führen würde und für die natürlich kein Prüfauftrag erteilt wird)
    Das passt gut in der heuchlerischen Diskussion um angeblichen Abrechnungsbetrug seitens der Kliniken -
    oder wenn es um "Treu und Glauben" in hinlänglich bekannten Gerichtsurteilen geht, das gilt auch nur für die Krankenhäuser....


    Viele Grüße

    MedCo07

  • Heute schreibt wohl der Club der 9-jährigen. Da kann ich mich anschließen.

    Ich bin auch seit 9 Jahren in Nordrhein tätig. Allerdings auf der anderen Seite der Theke. :love: Ich muss gestehen, auch ich hatte schon Gutachten mit einem entsprechenden Mehrerlös auf Seiten der KH. Auch zu Beginn meiner Tätigkeit mehr. Allerdings kann ich das getrost auf meine Vorlagenqualität schieben. Nicht nur das DRG-System ist ein lernendes System, auch die Anwender lernen. Der eine schneller, der andere langsamer.

    Nach meiner Meinung ist es egal, ob der MDK die Gutachten direkt an die KH schickt. Wenn er es macht ist das gut, wenn nicht auch gut (nach den Regelungen muss er ja auch nicht). Was ich allerdings nicht verstehe ist, wie es sein kann, dass auf Ihrer Seite bislang nie GA eingegangen sind mit Mehrerlös. Selbst wenn die Kasse das mal "verschwitzt" zu übermitteln, Sie erhalten doch vom MDK die Mitteilung über das Ergebnis der Begutachtung. Spätestens hier wird man doch nochmals drauf gestossen, dass Ergebnis bei der KK nachzufragen, wenn der Fall durch die interne Ergebnisüberwachung gerutscht ist.

    Selbst wenn man "kriminelle Energie" unterstellt bei den KK, die dem KH keine Mitteilung über das GA zukommen lassen, spätestens bei der KH-Nachfrage, <<was ist mit dem Fall, der ist seit xy Monaten/Jahren mit Unterlagen bei Ihnen>> erhält man doch das Ergebnis.

    Von daher kann ich es nicht verstehen, warum die Kasse nicht direkt die, z.B. neue DRG dem KH mitteilt.

    Viele Grüße und einen entspannten Resttag vom
    Rheinkilometer 660

  • Hallo DRG-Rowdy,

    die Ergebnisse sind für die Identifizierung von Mehrerlöspotential nicht geeignet.

    Wir bekommen als Ergebnis folgendes

    DRG: ja
    OGVD: ja

    oder
    1. Frage: ja
    2. Frage: nein

    Es gibt KK die schicken uns regelhaft die GA zu andere nicht. Dort haken wir nach.

    Aber viele Fälle mit Mehrerlös sind es wirklich nicht

    Gruß

    S. Lindenau

    P.S.: seit 10 Jahren dabei

  • Guten Abend,

    Selbst wenn die Kasse das mal "verschwitzt" zu übermitteln, Sie erhalten doch vom MDK die Mitteilung über das Ergebnis der Begutachtung. Spätestens hier wird man doch nochmals drauf gestossen, dass Ergebnis bei der KK nachzufragen, wenn der Fall durch die interne Ergebnisüberwachung gerutscht ist.

    Selbst wenn man "kriminelle Energie" unterstellt bei den KK, die dem KH keine Mitteilung über das GA zukommen lassen, spätestens bei der KH-Nachfrage, <> erhält man doch das Ergebnis.


    Ich bin immer wieder verwundert über den Realitätsbezug mancher Einschätzungen. Ich meine das nicht persönlich, da ich Sie als Diskussionspartner in diesem Forum schätze. Allerdings ist das ein Symptom, dass ich bei einigen Playern immer wieder finde. Was meinen Sie, was bei uns los ist?. Wir haben derzeit knapp 2000 GA pro Jahr. Nicht gerechnet sind kurzanfragen, 112er Berichte und sonstige Beschäftigungen. Dazu Widersrpüche und SG-Verfahren.

    Nun erhalte ich ein Schreiben, auf dem steht: "Abrechnung Ordnungsgemäß" oder "Abrechnung nicht Ordnungsgemäß" Ich müsste nun also alle nicht ordnungsgemäßen daraufhin prüfen, ob ich sie bekommen habe. Dann muss ich die Kasse anschreiben und das Gutachten anfordern. Wieviel Zeit soll ich darauf verschwenden? Das ist völlig unrealistisch!

    Ich (im Gegensatz zu den Steuerungspersönlichkeiten der Medienoffensive) unterstelle auch keine kriminelle Energie. Ich rede seit Jahren von einem Fehleranfälligen System mit zahlreichen Irrtumsmöglichkeiten und vielfachen Interpretationen.
    Ich bin aber von der Medienkampagne (die KH rechnen derzeit 1,5 Mrd. zu viel ab, die Tendenz geht zur 2. Mrd.) entnervt. Ich zitiere in diesem Forum seit Jahren Untersuchungen des MDK, wonach 3-5 % der Abrechnungen falsch zu niedrig sind. Hier jetzt von "verschwitzt" zu reden, ist aber wirklich ein Hohn. auf unsere 18.000 Fälle müsste ich schon bei nur 3% 540 Fälle mit Fallkorrektur nach oben gesehen haben. 540 "verschwitzt". Guten Morgen.

    Die Fehler liegen auf beiden Seiten. Ich bin ausdrücklich erleichtert über die Initiative des MDK, da wir wenigstens eine Chance haben, etwaige positive Korrekturen mal zu Gesicht zu bekommen. Ob der MDK unter dem Einfluss der Kassen steht, wage ich zu bezweifeln. Soche pauschalen Behauptungen nutzen auch niemandem. Meint irgendwer, dass MDK Ärzte bewußt gegen die KH-Seite handeln? Ich tue das nicht, auch wenn mich mancher Einzelfall die Wände hochtreibt. Ich habe außerdem Gutachten gesehen, in denen der Gutachter zwar die MEthoden beschreibt, die Kodierung aber nicht ändern lässt und das auch nicht vorschlägt, obwohl er die Akte hatte. Im Zweifel wird davon gesprochen, dass es nicht der Fragestellung entsprach (Vergessene Dialysen im Wert von 20.000 Euro). Es gibt also auch da bei einigen eine Tendenz, gegen die KH zu handeln, aber ich bin nicht für eine Verallgemeinerung zu haben.

    Gruß

    merguet

  • Guten Morgen.

    merguet, danke für die Blumen. Ich muss gestehen, dass ich hier darauf geschlossen habe, dass eine fortlaufende Ergebniskontrolle erfolgt. Von einigen Krankenhäusern vor Ort ist mir das bekannt, daher habe ich dieses Wissen auf alle übergestülpt.

    Auch bei meinen derzeit ca. 1800 offenen Fällen erfolgt eine fortlaufende Überwachung in Form von Erinnerung von Unterlagen, Sachstandsfragen MDK bzw. Erinnerung Korrekturen bei KH.

    Unterm Strich haben Sie aber dahingehend Recht, ein offenes und faires Miteinander sollte unterstellt werden.

    Noch einen schönen Tag und ein Wochenende mit angeblich wieder sommerlichem Wetter.

    Viele Grüße und einen entspannten Resttag vom
    Rheinkilometer 660