Diagnostik mit Ausschluss einer Diagnose

  • Hallo allerseits,

    in unserer KJP-Tagesklinik wurde bei einem Patienten mit Verdacht auf Störung des Sozialverhaltens eine ausführliche Diagnostik durchgeführt. Eine psychische Erkrankung konnte daraufhin ausgeschlossen werden und es folgte eine intensive "Schulungsarbeit" mit Eltern und Kind, um erziehungsbedingte Verhaltensmuster ablegen zu können. Diese Behandlung zog sich über mehrere Wochen hin.
    Nun taucht die Frage nach der richtigen Entlassungsdiagnose auf. Eine F91.x wurde ja diagnostisch ausgeschlossen und für eine "verfahrene Erziehung" fehlt mir derzeit ein ICD10 Code - bei Z03.2 gibt mir unser Grouper eine Fehlermeldung (eine bewertbare Fehler-PEPP gibt es ja meines Wissens nicht).

    Hat da jemand eine weiterführende Idee????????????? ?(

    Schöne Grüße
    Anyway

  • würde ich die Übernahme der Kosten ablehnen, da ich mich noch immer für Krankheiten, nicht aber für Erziehungsprobleme zuständig fühlen würde...

    Wenn ich Klinik wäre, würde ich an einer kreativen Lösung arbeiten, denn: es muss ja Symptome gegeben haben, die die Aufnahme in die TK gerechtfertigt haben?!?! Und zukünftig auf solche Fälle intensiv achten.

    Viele Grüße

    Kodirre

  • Kodirre,

    es wird naturgemäß auch in Zukunft Fälle geben, bei denen nach erfolgter Diagnostik eine psychiatrische Erkrankung ausgeschlossen werden kann. Ein (sinnvoller) Aufwand ist erfolgt, und der sollte auch irgendwie im PEPP-System abbildbar sein.

    Die Antwort kann nicht sein, solche Fälle (mit entsprechendem Leidensdruck der Beteiligten) einfach nicht zu behandeln. Und natürlich wäre es auch ein Leichtes, der Einfachheit halber eine F-Diagnose zu vergeben, aber ich wäre doch mehr an einer grundsätzlichen Lösung interessiert.

    Schöne Grüße
    Anyway

  • Hallo Anyway,

    wenn es nicht gelingt, eine psychiatrische Diagnose zu stellen, ist gem. der Kodierrichtlinie PD002 das Symptom als Hauptdiagnose zu kodieren.

    Die Konstellation "erheblicher Leidensdruck" und "kein Symptom vorhanden" kann ich mir nur schwer vorstellen.
    Haben Sie ein Beispiel?

    Gruß
    Siegfried Stephan

  • Hallo Herr Stephan,

    Beispiele von Symptomen wären Wutausbrüche, Zerstörung von Gegenständen im häuslichen Umfeld. Welcher ICD-Kode beschreibt dieses Symptom (und nicht eine entprechende Krankheitsdiagnose)? Anderes Beispiel: nicht jeder ausgeprägte sozialer Rückzug oder soziale Abkapselung im Kindesalter hängt mit einer psychischen Erkrankung zusammen. Welcher ICD-Kode beschreibt dieses Symptom.... etc.pp. ... und zuletzt landet man in einer (ungeliebten) unbewerteten oder Fehler-PEPP.

    Es wird im obigen Fallbeispiel wohl alles auf eine F91.0 hinauslaufen, aber es wird wohl auch Fälle geben, die noch weniger eindeutig und problematischer zu kodieren sind.

    Schöne Grüße
    Anyway

    3 Mal editiert, zuletzt von Anyway (1. April 2014 um 16:18)

  • Hallo Anyway,

    das alphabetische ICD-Verzeichnis liefert bei dem Wutausbruch die F91.1, für die übrigen genannten Symptome bzw. Verhaltensauffälligkeiten würde ich Kodes aus dem Bereich R45.- Symptome, die die Stimmung betreffen, wählen.

    Die F91.1 führt in die Basis-PEPP PA14, die R45.- in die PA18Z. (gilt für die Erwachsenen-Psychiatrie)

    Gruß
    Siegfried Stephan

  • Beispiele von Symptomen wären Wutausbrüche, Zerstörung von Gegenständen im häuslichen Umfeld. Welcher ICD-Kode beschreibt dieses Symptom (und nicht eine entprechende Krankheitsdiagnose)?

    Hallo anyway,

    ich würde eine F63.8 vergeben, eine "Störung der Impulskontrolle".

  • Anyway: natürlich wird es immer wieder Fälle geben, in denen Diagnostik keine Diagnose ergibt. Aber erstens stolperte ich über die Dauer (mehrere Wochen!!) und zweitens über dennoch erbrachte Leistungen (die ja dann keine Therapie wären??).

    Die vorgeschlagenen Lösungen im folgenden finde ich hingegen praktikabel.

    LG