MDK: Furosemid off-Label bei chronischer Niereninsuffizienz

  • Hallo,

    mir liegt hier ein Gutachten vor, in dem eine chronische Niereninsuffizienz Grad 4 gestrichen wird. Argument:
    "Im vorliegenden Einzelfall erfolgte keine sachgerechte Therapie einer chronischen Niereninsuffizienz Stadium IV nach KDIGO 2013: die angeführte diuretische THerapie mit maximal 80mg Furosemid und 10 mg Torasemid ist nach Fachinfo nicht für die Therapie einer CKI zugelassen und somit als sogennannter "off-label-use" zu bezeichnen "

    ... auch wenn die Kombination zweier Schleifendiuretika nicht unbedingt sinnvoll ist, es wird doch nicht ernsthaft Häuser geben, die sich mit solchen Gutachten abfinden ?

    mfG

    C. Hirschberg

  • Hallo,
    ähnliches hab auch ich als Gutachten auch vorliegen.
    Nachdem der Gutachter beim ersten Gutachten die Niereninsuffizienz nicht anerkennt, erkennt er diese nach dem Widerspruch an, erkennt aber keinen Ressourcenverbrauch.
    O- Ton: Angeblicher (!) Ressourcenverbrauch: die Behandlung erfolgte medikamentös mit 2x 40mg Furosemid p.o,.
    Gutachter sagt das wäre nur das Fortführen der häuslichen Medikation und im übrigen auch als Behandlung der Herzinsuffizienz zu sehen und eine medikamentöse Therapie bei Stadium 2 auch garnicht indiziert gewesen, es können unerwünschte Nebenwirkungen auftreten etc pp...
    Irgendwie ärgert mich besonders die Formulierung "Angeblicher"...
    Gruß
    Belias

    8)Goodbye, and thanks for all the fish 8)

  • Hallo zusammen
    hatte hier auch mehrere Fälle zur Frage Furosemid/Torasemid als "Aufwand" für CNV i.S. der DKR-Definition, die letztlich negativ fürs KH ausgingen: Die Diuretikagabe ist grundsätzlich im Bereich der Herzinsuffizienz als symptombehandelnde Therapie anerkannt; bezüglich chronischer Niereninsuffizienz gibt allerdings es Studien, die auch eine latente nephrotoxische Wirkung belegen, weshalb Diuretika nach teilweise vertretener Auffassung nur noch bei Komplikationen angewandt werden sollen. Bessere Erfahrungen habe ich mit einer gut dokumentierten Bilanzierung, Flüssigkeitsgabe und Laborkontrollen gemacht...

    bin aber kein Mediziner... 8)

  • Hallo,
    wenn Sie Furosemid zur Behandlung einer chronischen NI einsetzen, dann wäre ich schon sehr auf die medizinische Begründung gespannt. Wusste der behandelnde Arzt etwas von der Niereninsuffizienz und hat er in Kenntnis dessen das Diuetikum verordnet? Mit welcher Intention? Was anderes wäre z.B. die nephroprotektive Therapie bei einem ACE-Hemmer.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

    • Offizieller Beitrag


    mir liegt hier ein Gutachten vor, in dem eine chronische Niereninsuffizienz Grad 4 gestrichen wird.


    Guten Tag

    1)Das gleichzeitige Vorliegen einer Niereninsuffizienz bei herzinsuffizienten Patienten

    http://www.gdi-mv.de/_downloads/braun.pdf


    2)Ressourcenaufwand:

    u.a.Behandlung gemäß Leitlinie:

    KDOQI Clinical Practice Guidelines for Chronic Kidney Disease: Evaluation, Classification, and Stratification

    http://www2.kidney.org/professionals/…_ckd/p8_cpm.htm

    Patients with GFR <60 mL/min/1.73 m2 should be evaluated and treated for complications of decreased GFR.

    This includes measurement of:


    • Anemia (hemoglobin);
    • Nutritional status (dietary energy and protein intake, weight, serum albumin, serum total cholesterol);
    • Bone disease (parathyroid hormone, calcium, phosphorus);
    • Functioning and well-being (questionnaires).


    3)Individualisierte Arzneimitteltherapie bei Niereninsuffizienz

    http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=773

    Obwohl etwa jedes siebte Arzneimittel hauptsächlich über die Nieren ausgeschieden wird, wird eine Einschränkung der Nierenfunktion bei der Therapie häufig nicht berücksichtigt. Zu hohe Dosierungen, zu kurze Dosierungsintervalle oder kontraindizierte Arzneimittel können zu Arzneimittel-bezogenen Problemen führen. Nebenwirkungen treten häufiger auf oder verlaufen schwerer. So blieb die Niereninsuffizienz in einer Studie bei 42 Prozent der geriatrischen Patienten mit einer Kreatininclearance zwischen 10 und 20 ml/min bei der Dosierung unberücksichtigt. Ein Fünftel dieser Patienten und 67 Prozent der Patienten mit Werten unter 10 ml/min wurden gar mit kontraindizierten Dosierungen aus dem Krankenhaus entlassen (3). "


    Gruß

    E Rembs

  • Es ist doch im klinischen Alltag allgemein üblich, dass Diuretika bei chronischer Niereninsuffizienz verabreicht werden . Dies soll zur Aufrechterhaltung der Restdiurese dienen (eingeschränkte Restclearance kompensieren/Harnflusssteigerung).

  • Hallo NABO,

    Zitat

    Klinisch ist lange bekannt, daß eine Verminderung der Flüssigkeitszufuhr, gastrointestinale Flüssigkeitsverluste oder übermäßige Diuretikagabe eine vorbestehende Niereninsuffizienz deutlich verschlechtern können.....
    Nephrotoxische Medikamente können das Voranschreiten der Niereninsuffizienz beschleunigen. Potentiell nephrotoxische Medikamente sollen nur bei strengster Indikation und gegebenenfalls unter Anpassung der Dosierung an die bestehende Kreatinin-Clearance eingesetzt werden. Einige Beispiele für potentiell nephrotoxische Medikamente sind unter anderem Thiazide, Schleifendiuretika, (Dtsch Arztebl 1997; 94(41): A-2648 / B-2256 / C-2120)


    In Kombination mit einer Herzinsuffizienz sind die Diuretika dann wieder indiziert, um die Flüssigkeitsbilanz wieder herzustellen.

    Kodiertechnisch wäre die Begründung dann eine Änderung des Standardvorgehens in der Behandlung der Herzinsuffizienz durch das Vorliegen der Niereninsuffizienz. Also müssten Sie darlegen, welches Ihr Standardvorgehen ist und warum dies durch das Vorliegen der Niereninsuffizienz beeinflusst worden ist.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

    • Offizieller Beitrag

    In Kombination mit einer Herzinsuffizienz sind die Diuretika dann wieder indiziert, um die Flüssigkeitsbilanz wieder herzustellen.


    Guten Tag

    Deshalb auch mein Hinweis auf das kardio-renale Syndrom

    Während beim chronisch kardiorenalen Syndrom Typ II die neurohumorale Aktivierung und dadurch Therapiemaßnahmen wie Betablocker, ACE Hemmer, AT1-Rezeptorblocker und letzten Endes auch Diuretika im Vordergrund stehen…

    http://kardiologie-gefaessmedizin.universimed.com/artikel/herzin…ation-zwischen-


    Bei chronischer Niereninsuffizienz ist praktisch immer ein Aufwand gemäß DKR darstellbar.

    Arzt: Medikamentendosierungen, Kontraindikationen, klinische Beurteilung des Flüssigkeitshaushalts etc.

    Behandlung der Komplikationen z.B. Ernährungsstatus

    Pflege: Bilanzierung etc.


    Gruß

    E Rembs

  • Guten Tag allen im Forum,

    wie kann man denn einen renalen Flüssigkeitsmangel der Niere verursacht durch eine
    zu hoch dosierte Diuretikagabe kodieren ?
    Die Kriterien für ein akutes Nierenversagen sind zwar erfüllt, aber die Niere kann ja nur nichts
    ausscheiden, da schon alles durch das Diuretikum "herausgepresst" wurde.
    Wie wird dieser Sachverhalt in anderen Kliniken gehandhabt ?

    Viele Grüße
    Lorelei2

    Einmal editiert, zuletzt von Lorelei2 (31. Juli 2015 um 12:38)