Hauptdiagnose Ulnaris-Syndrom oder Plattenosteosynthese

  • Hallo zusammen,

    bei einem Pat. wurde vor einem Jahr ein distale Humerusfraktur mittels Doppelplattenosteosynthese versorgt. Er entwickelt jetzt neurologisch dokumentiert ein Sulcus Nervi ulnaris Syndrom. Es erfolgt die Neurolyse (OP-Auszug: ... " narbig verbackener N. ulnaris .... Neuroloyse .... etc.") und gleichzeitige Metallentfernung.

    Was ist die HD?

    G56.2 Sulcus ulnaris Syndrom oder S42.45 Humerusfraktur zusammen mit Z47.0 für die Metallentfernung.

    M.E. Ersteres, da dies der Behandlungs-/Aufnahmegrund war. Eine Metallentfernung war (bei normalem Verlauf) nicht geplant.

    Der MDK meint, dass Metall habe gestört (und sekundär die Nervenirritation verursacht) und mit der ME sei das Problem gelöst worden.

    Ich brauche nicht zu erwähnen, dass zwischen beiden DRG-Erlösen "Welten" liegen ;)

    Vielen Dank und ein schönes WE (wer frei hat) :thumbup:

    riol

    Viszeralchirurg/Unfallchirurg

  • Hallo riol,

    die S42.45 sehe ich in keinem Fall als HD, da keine geplante ME.

    Wenn Platte, dann T84.8. Müsste dann wahrscheinlich HD sein, wenn es eine "reine" Irritation gewesen und außer der ME nichts gemacht worden wäre.
    Aber so lässt sich vielleicht mit dem intraop. (Zeit-)Aufwand Neurolyse vs. ME argumentieren?

    Viele Grüße,
    fimuc

  • Hallo,
    aber T-Kode nur dann, wenn kein spezifischerer Kode zu finden ist. Wäre das in dem Fall nicht das Sulcus ulnaris Syndrom?

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Hallo Horndasch,

    prima, damit beißt die Katze ja genau wieder an die richtige Stelle, d.h. das Sulcus-ulnaris-Syndrom wäre die spezifische Komplikations-HD, oder?! :thumbup:

    Besten Dank

    riol

    Viszeralchirurg/Unfallchirurg

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    so wie von Ihnen beschrieben, ja.
    Es ist hier dann aber auch nicht sinnvoll, die Fraktur und Z-Kode als ND aufzuführen. Es handelt sich ja eben nicht um eine geplante ME bei konsolidierter Fraktur (das ist in der DKR beschrieben), die ME wird wegen des SUS vorgenommen.

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • hallo!


    Was soll dieser Patient haben? Ein SUS???

    Nein, hat er nicht.
    Er hat eine < postoperative Ulnaris - Neuropathie > nach der operativen Versorgung einer distalen Humerusfraktur mittels Doppelplattenosteosynthese.
    Das ist die übliche und wohlbekannte Komplikation dieses Eingriffs. Bei Warden A, Ilyas AM haben 38 % eine < late ulnar neuropathy > following open reduction and internal fixation. Andere Authoren liegen bei 7-15 %.


    Das sollte auch den mdk-Kollegen bekannt sein.


    Für die kodierung ist das egal. Mononeuropathien des Ulnaris kodieren mit G56.2
    Übliche Therapie ist eine Neurolyse mit oder ohne Transposition.


    mfg ET.gkv

    • Offizieller Beitrag

    Was soll dieser Patient haben? Ein SUS???

    Nein, hat er nicht. 


    Guten Tag 

    Zur Ergänzung: 

    Der Begriff des Sulcus-ulnaris-Syndroms ist anatomisch „inkorrekt“, da er nur unzureichend den Ort der Schädigung beschreibt 

    Das nach operativer Behandlung persistierende oder rezidivierende Kubitaltunnelsyndrom wird auch als „secondary cubital tunnel syndrome“ bezeichnet(Lowe u. Mackinnon 2004) 

    http://www.lipteh.com/Study-Notes/Ar…al%20tunnel.pdf


    Gruß 

    Eberhard Rembs

  • Liebe Kollegen,

    ich gebe zu bedenken, dass die Fraktur und nicht die Therapie
    Grund für die Ulnarisschädigung ist.

    Die Vernarbungen entstehen auch ohne Plattenosteosynthese.

    Gruß

    P. Host

  • hallo riol!
    Der Fall ist gelöst, hoffe ich zumindest.
    Sehen Sie bitte im syst-ICD nach G56.2 und was da drunter steht!
    Da steht doch glatt < Spätlähmung des N. ulnaris >


    hallo ERembs!
    Warum in die Ferne schweifen, das bessere liegt so nah!
    Deutsches Ärzteblatt vom 5.01.2015: Karpaltunnel-, Kubitaltunnel- und seltene Nervenkompressionssyndrome
    Unter den Authoren Hans Assmus!
    Die englische < late onset ulnar neuropathy > ist die deutsche Spätlähmung/ Spätparese.
    Es genügt den DÄ-Artikel zu lesen. Dort wird an 2 Stellen auf die Spätparese bezug genommen.
    - " Spätparese " nach alter Verletzung des Ellenbogengelenks


    zu D015l:
    Mit dem Eintrag < G56.2 Spätlähmung des N.ulnaris > erübrigt sich die Abwägung was spezifischer ist, Läsion des N.ulnaris vs T84.8


    hallo phost!
    Cave! Ulnarisprobleme treten vor allem nach Reposition und Plattenosteosynthese auf. Sie sind weniger häufig, wenn sofort eine TEP implantiert wird.


    mfg ET.gkv

    Einmal editiert, zuletzt von ET.gkv (26. Januar 2015 um 19:50)

  • Hallo,

    ...Ulnarisprobleme treten vor allem nach Reposition und Plattenosteosynthese auf. Sie sind weniger häufig, wenn sofort eine TEP implantiert wird...


    Wer macht denn so etwas? Ich möchte jedenfalls nicht sofort eine TEP (Ellbogengelenk!) bei distaler Humerusfraktur.

    Aber genug der medizinischen Diskussion. Es geht ja "nur" um die Kodierung, und da ist G56.2 eindeutig.

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. med. Roland Balling

    Chirurg
    Medizincontroller
    "Ärztliches Qualitätsmanagement"
    Chirurgische Klinik, 82229 Seefeld

  • Hallo zusammen,

    ich bedanke mich bei allen Beteiligten, auch sehr "erfahrenen" Usern ;)

    Ich kam noch mal kurz ins Grübeln bei den vielen Comments, dann noch diese "Ulnaris-Spätlähmung" :wacko: , aber zum Glück ist ja alles im "Thesaurus-Topf" von G56.2 enthalten :rolleyes:

    Die Sache erscheint mir damit eindeutig, ist aber bei uns vor Ort noch nicht entschieden, der MDK "grübelt" noch ... ich werde berichten.

    Einstweilen vielen Dank :thumbup:

    riol

    Viszeralchirurg/Unfallchirurg