Zusatzausbildung zur Kodierfachkraft sinnvoll?

  • Hallo,

    ich arbeite zur Zeit als MTA-F im Bereich der HNO.

    Da ich aus privaten Gründen umziehen möchte, dachte ich mangels Stellenangeboten in meinem Berufszweig an eine Weiterbildung zur Kodierfachkraft.
    Nun habe ich hier shcon etwas im Forum gestöbert und festgestellt das mehr der Pflegebereich (Krankenpfleger etc.) in diesem Bereich arbeiten.
    Meine Frage wie hoch wären meine chancen wenn ich den "grossen" Kurs mache (mit Zertifikat).

    Das wars auch schon :)

    Vielen Dank

    MFG Esmerelda

  • Guten Morgen,

    ich kann nur aus meiner Sicht sprechen und da gibt es durchaus Unterschiede bzgl. der Weiterbildungskurse (auch mit Zertifikat). Wieviele Stunden würde der Kurs umfassen, welche Themen werden behandelt und gibt es auch praktische Übungsanteile?

    Ich z.B. habe den Beruf 3 Jahre lang gelernt und den Abschluss als staatl. geprüfte MDA - mir stellen sich immer die Nackenhaare auf, wenn jemand mit einem Zertifikat um die Ecke kommt, weil er mal 40 Stunden in einem Schnell-Kurs ein bisschen was von ICD und OPS gehört hat (Ist jetzt kein Angriff gegen Sie ;) )

    Bei uns ist der Großteil der Kodierer auch aus der Pflege hinüber "gewechselt", teilweise mit entsprechender Weiterbildung durch Kurse, teilweise nur im Schnellverfahren und Learning by Doing.

    Ich will damit nur sagen, dass ich jetzt keinen Nachteil einer MTA gegenüber einer Pflegekraft sehe, wenn sie angenommen den gleichen Kurs belegen. Bei uns ist es eher so, dass die Pflegekräfte manchmal zu "medizinisch" denken oder zu sehr mit "ihrem" Fachgebiet verwachsen sind, sodass sie bei der Kodierung Probleme haben, denn manchmal versuchen diese Kodierer dann zu sehr das Medizinische abzubilden und vernachlässigen die Abrechnung.

    Ich denke, im Endeffekt kommt es auf die Qualität des Kurses an und Ihr persönliches Interesse - die medizinische Vorbildung bzw. Ihr jetziger Beruf dürfte da nur zweitrangig sein.

    Mit lieben Grüßen
    Cyre

  • Hallo,

    vielen Dank für die Antwort.

    Der Kurs würde 6 tage dauern und umfasst folgenden Themen:

    • Grundlagen der Krankenhausfinanzierung und des deutschen DRG-Systems
    • Allgemeine Kodierrichtlinien
    • Spezielle Kodierrichtlinien I (Konservative Fächer)
    • Spezielle Kodierrichtlinien II (Chirurgische Fächer)
    • Spezielle Kodierrichtlinien III (Gynäkologie und Geburtshilfe und DRG-Funktionen)
    • Betriebswirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen eines Krankenhauses im deutschen Gesundheitswesen
    • Umgang mit Kostenträger- und MDK-Anfragen
    • Praktische Übungen am PC

    Da er ca. 1600 Euro kostet wollte ich mich lieber vorher erkundigen.

    es gibt auch noch einen kleinen Kurs der nur 1 Tag dauert, aber denke der wäre vermutlich total sinnlos^^

    LG Esmerelda

  • Hallo,

    einen Tag können Sie vollkommen vergessen, zumindest wenn Sie noch überhaupt nichts mit DRG und Co. zu tun gehabt haben. :) Das geht maximal als Auffrischung.

    Von den Themen her scheint das ein guter Überblick zu sein, auch wenn ich zugeben muss, dass ich bezweifel, dass man nach 6 Tagen kodieren kann. (meine Meinung - aber ich habe es ja auch 3 Jahre gelernt ;) )

    Vermutlich werden Sie also nur mit viel Selbststudium voran kommen, ein Praktikum kann auch hilfreich sein, wenn Sie die Möglichkeit dazu haben. Ansonsten lernt man das Kodieren in der Praxis, solange die Grundlagen vermittelt sind (scheint der Kurs zu bieten) und abrufbar sind. Mit der Übung werden Sie sicherer werden, da unterscheidet sich ein MDA nicht von einem Krankenpfleger mit Weiterbildungskurs. :)

    Also um Ihre Eingangsfrage zu beantworten - Ich sehe Sie nicht im Nachteil, weil Sie nicht direkt aus der Pflege kommen. Ihr medizinisches Verständnis ist bei Weitem größer als es meins zu Beginn der Ausbildung war :-). Ob der Kurs allein Sie allerdings ausreichend qualifiziert vermag ich nicht zu sagen, aber vielleicht haben Sie die Möglichkeit schon einmal in die Kodierung im Rahmen eines Praktikums herein zu schnuppern - vielleicht auch in dem Haus, in dem Sie aktuell arbeiten?

    Liebe Grüße und viel Erfolg,
    Cyre

  • Hallo,
    schwierige Frage. Das Kodieren erlernt man im Wesentlichen durch die praktische Arbeit in Verbindung mit einem vernünftigen Grundwissen. Und hier ist selbst ein 1-wöchiger Kurs eher als zu wenig anzusehen.
    ABER
    Ohne eine konkrete Stelle den Betrag für einen 3-Wochen-Kurs vorzufinanzieren ist auch nicht so ganz einfach, auch wenn es wünschenswert wäre.
    Die Stellensituation ist derzeit so, dass jemand mit einer soliden Ausbildung keine Probleme bekommen dürfte, wobei der praktische Aspekt nicht zu vernachlässigen ist. In den Abteilungen, die ich betreue, bilden wir zur Zeit Pflegekräfte zu Kodierkräften aus, da ich aus der Vergangenheit heraus gute Erfahrungen damit gemacht habe. Aber das sind Verfahren in einem laufenden Arbeitsverfahren, bei denen die Einarbeitung (also die Praxis) und die Theorie mit dem Arbeitgeber geklärt und geregelt sind.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Hallo Esmeralda,

    bevor Sie eine entpsrechende Ausbildung aus eigener Tasche vorfinanzieren und bei den Bewerbungen dann trotzdem eingestehen müssen, dass Sie keinerlei praktische Erfahrung haben, würde ich es zuerst mit Bewerbungen auf entsprechende Stellen versuchen. Wenn dabei bereits die Motivation sowie Grundkenntnisse und vor allem das Interesse an der Materie erkennbar ist, könnten Sie durchaus Chancen haben. Die theoretische Ausbildung wird dann oft vom Arbeitgeber finanziert. Alternativ kann man sich auch an das Arbeitsamt oder die örtliche IHK wenden. Sollte es in Ihrem ursprünglichen Beruf tatsächlich schlecht mit entsprechenden Stellen aussehen, gibt es auch entsprechende Umschulungsangebote.

    Inhaltlich sind die ein bis zwei Wochen Grundkurse (vorzugsweise bei den auf MyDRG inserierierenden Anbietern ;) ) als Grundlage durchaus sinnvoll. Wie die Vorredner bereits sagten, ist letztlich die Erfahrung ausschlaggebend.

    Gruß

  • Hallo,

    vielen Dank für die Antworten!

    ich habe leider bisher keinerlei Grundwissen, ausser das welches ich mir im Internet angelesen habe:)

    Wie gesagt ich dachte Anfangs an einen ein Tages Kurs, um wenigstens einen ganz groben Einblick in die Materie zu bekommen. Wenn das als Basiswissen (mir ist bewusst das dies nur ein Tropfen auf dem heissen Stein ist) ausreicht und ein entsprechender Arbeitgeber mir dann ggf. einen weiteren Kurs finanziert, wäre das natürlich ein Traum. Vielleicht wäre das ein Anfang und ich muss nicht mein Urlaubsgeld opfern :)

    Zumindest kann ich dann sagen, dass ich weiss um was es geht :) Und Motiviert bin ich sowieso ^^

    LG Esmerelda

  • Hallo Esmeralda,wegen der Weiterbildung kannst du die staatliche Bildungsprämie beantragen. Schau mal im Internet.Bei der zuständigen VHS bekommst du die Prämie in Höhe von 500€.Ich hoffe, ich kann mit der Info etwas helfen. Viele Grüße aus München.Viel Glück! ;)

  • Hallo Esmerelda,

    ich würde ein mindestens 1-tägiges Praktikum empfehlen, um überhaupt eine Idee davon zu bekommen, was ein Kodierer macht. Vielleicht am zukünftigen Wohnort und dann hoffen, dass es beim potentiellen Arbeitgeber Liebe auf den ersten Blick ist <3;)

    Viele Grüße
    drglü

  • Hallo Esmeralda,

    das mit dem Praktikum ist eine gute Idee, da ja auch immer noch ein Unterschied herrscht zwischen den Dingen, die man im Kurs lernt, und der Realität.
    Ich habe meinen Kurs vor einigen Jahren bei der TÜV Akademie in 6 Monaten nebenberuflich gemacht (jeden Dienstag Abend und alle 2 Wochen Samstags).
    Diese längere Zeit war zur Vertiefung wirklich gut, da wir zu Hause mit einem speziellen Programm auch lernen konnten. Meine Kolleginnen haben alle einen 3 Wochen Kurs belegt und selbst gesagt, dass sie nach 1,5 Wochen gar nicht mehr aufnahmefähig waren. In unserem Haus waren die Kodierfachkräfte vorher entweder Krankenschwestern oder Arztassistentinnen.
    In unserem Kurs damals gab es aber auch viele völlig Fachfremde. Muss leider auch dazu sagen, dass diese sich sehr schwer getan haben und nur 1 nachher eine Stelle angetreten hat.
    In der Gynäkologie, wo ich jetzt kodiere, habe ich übrigens vorher nie gearbeitet . Aber das medizinische Grundwissen ist schon sehr von Vorteil. Das meiste lernt man sowieso (wie schon mehrfach erwähnt) im learning by doing. :thumbup:

    Liebe Grüße
    Andrea