Hallo Herr Selter,
die DKR sagt: Der Malignomkode ist als Hauptdiagnose für jeden Krankenhausaufenthalt zur Behandlung der bösartigen Neubildung und zu notwendigen Folgebehandlungen (z. B. Operationen, Chemo-/Strahlentherapie, sonstige Therapie)....anzugeben, bis die Behandlung endgültig abgeschlossen ist, also auch bei Aufenthalten, die beispielsweise auf die chirurgische Entfernung eines Malignoms folgen. ...
Dabei ist jeden fett gedruckt, und dieses explizite Miteinbeziehen wirklich aller Aufenthalte, in denen es um das Malignom und seine Folgen geht, wird durch den Satz 2 nocheinmal unterstrichen.
Die Frage an diesen Fall muß dementsprechend lauten: Ist die Behandlung des Malignoms abgeschlossen? Und die Antwort ist: Nein.
Nächste Frage: hat die aktuell zur Aufnahme führende Situation etwas mit dem Malignom zu tun? Und hier wird`s kritisch. Denn Sie stehen auf dem Standpunkt, wenn der Patient zur Chemo kommt, dann ja. Kommt er unter laufender Behandlung mit den Folgen der Chemo, dann nein.
Dieser Argumentation kann ich aus 2 Gründen nicht folgen:
1. Die Patienten kommen bei der Chemo nicht in die Klinik wegen der Wirkung der Chemo auf den Tumor, sondern wegen der Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Neutropenie, Fieber etc. Und wenn hier in der ersten Klammer ausdrücklich Chemotherapie steht, so bezieht diese natürlich genau diese Probleme alle mit ein. Denn sonst macht diese Erwähnung keinen Sinn. Hier läuft die Behandlung ganz intensiv. Und die Übelkeit, das Erbrechen, die Neutropenie und das Fieber sind alltägliche Begleitprobleme und sind selbstverständlich mit gefasst.
2. Die Festlegung auf die bösartige Neubildung als HD ist sehr umfänglich. Sie gilt für jeden notwendigen KH-Aufenthalt, der sich mit den Folgen der Krebserkrankung beschäftigt. Sogar dann , wenn der Tumor längst entfernt wurde.
(Stellen Sie sich mal folgende Diskussion mit dem Kostenträger vor: "Der Patient ist hier eigentlich gar nicht zur Chemotherapie gekommen. Wir haben ihn nur aufgenommen, weil wir schwerwiegende Begleiterscheinungen erwarteten" - "Oh, wenn das so ist....")
Die Chemotherapie in der Klammer ist also nicht nur die folgenlose und komplikationslose Chemotherapie. Sondern die "gesamte" Chemotherapie mit all ihren Problemen für die Patientin.
Ich finde, Sie haben hier argumentativ eindeutig die schlechteren Karten.
Wenn es aber zu so einem häufigen Problem so gegensätzliche Standpunkte gibt, die über Austausch von Argumenten nicht zusammenzuführen sind, dann sollte man mal das InEK zu seinem dann maßgeblichen Standpunkt in dieser Sache befragen.
Gruß
W.