Indizierter komplexer Entlassungsaufwand

  • Guten Morgen zusammen,

    hat von euch schonmal jemand den Kode 9-645 benutzt?
    Ich frage mich gerade, was der Ausdruck "differenziert" bei "differenzierte Diagnostik des Funktionsniveaus und des poststationären Versorgungsbedarfs" bedeutet`...
    Was ist da bei euch konkret in der Doku hinterlegt?

    Und ich versteh das so, dass der Kode ja pro Tag kodiert wird, wenn mindestens 1 Stunde Aufwand getrieben wurde. Ich kann also nicht heute eine halbe Stunde dafür aufwenden und gestern auch schon eine halbe Stunde, somit dann zusammen eine Stunde...? Ich muss diese mind. 1 Stunde an einem einzigen Tag aufwenden?

    "Interessante Selbstgespräche setzen einen intelligenten Gesprächspartner voraus."

    Einmal editiert, zuletzt von Kai (27. Juli 2015 um 09:56)

  • Hallo Kai,

    ich hätte gerne Ihre Fragen beantwortet, aber wie Sie schon richtig vermuten, "haben wir keinen komplexen Entlassaufwand". Das heißt bei uns, dass wir diesen faktisch schon haben, jedoch aufgrund der unklaren Formulierung (siehe Diagnostik des Funktionsniveaus) und unpraktikablen Mindestmerkmalen ("Überprüfung des Entlassunsplanes 1-3 Tage...") dies nicht als kodierbaren OPS umsetzen.

    Viele Grüße

    E. Rah.

    Medizinische Dokumentarin

    Einmal editiert, zuletzt von E. Rah. (29. Juli 2015 um 16:47)

  • Ja, okay, sowas hab ich mir schon gedacht...
    Komplexen Entlassungsaufwand haben wir ja eigentlich ständig, aber die Anforderungen für den OPS sind schon ziemlich schräg...
    Vielleicht gibt's den dann 2016 nicht mehr, wenn ihn eh niemand verwendet...? :P

    Ich wird mal versuchen, den Kode zu verschlüsseln, wenn die Doku entsprechend ist. Manchmal haben wir ja schon ziemlichen Aufwand zur Entlassungsvorbereitung und ich finde, das sollte sich dann auch irgendwo niederschlagen...

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  • Hallo Kai!

    Guten Morgen zusammen,

    hat von euch schonmal jemand den Kode 9-645 benutzt?
    Ich frage mich gerade, was der Ausdruck "differenziert" bei "differenzierte Diagnostik des Funktionsniveaus und des poststationären Versorgungsbedarfs" bedeutet`...


    Der Duden sagt, eine Differenzierung sei u. a. eine "feine, bis ins Einzelne gehende Unterscheidung". Lassen Sie die am Entlassprozess beteiligten Mitarbeiter genau herausfinden, wo die elementaren Probleme des Patienten im Bezug auf die Entlassung sind.

    Zitat


    Und ich versteh das so, dass der Kode ja pro Tag kodiert wird, wenn mindestens 1 Stunde Aufwand getrieben wurde. Ich kann also nicht heute eine halbe Stunde dafür aufwenden und gestern auch schon eine halbe Stunde, somit dann zusammen eine Stunde...? Ich muss diese mind. 1 Stunde an einem einzigen Tag aufwenden?


    Da liegen Sie richtig.


    @E. Rah:
    Was ist, wenn ich einmal nachfragen darf, an dem Mindestmerkmal nicht praktikabel? Wenn ein Entlassplan vorliegt, kann dieser doch drei Tage vor Entlassung überprüft werden...


    Viele Grüße,

    B. Gohr

    Das Problem am Gesundheitssystem ist der aufrechte Gang. Der aufrechte Gang ist moralisch wünschenswert, orthopädisch aber eine Katastrophe.

  • Hallo Herr Gohr,

    auf ihre Frage an mich: theoretisch haben Sie selbstverständlich recht.

    Die Praxis sieht jedoch ungefähr so aus:
    Sicherlich wird Funktionsniveau und Hilfebedarf festgestellt und die Planung bei uns gemacht, jedoch nicht in der Systematik, wie es in dem Kode beschrieben wird. Die Planung läuft z.B. in Behandlungsplanungen, Visiten etc. und die Dokumentation dieser Planung dazu entsprechend "verstreut", die Überprüfung findet quasi permanent statt und bei nicht umzusetzenden Plänen neue Lösungen gesucht. 1-3 Tage vor Entlassung wird nichts mehr überprüft, da dann im Prinzip schon alles stattgefunden haben muss. Wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass dieser Kode praxisfern formuliert ist und der Aufwand Prozess und Doku so umszustellen, dass er zum Kode passt, uns nicht angmessen erscheint.

    Ich hoffe es ist jetzt etwas verständlicher, was gemeint war...

    Schöne Grüße

    E. Rah.

    Medizinische Dokumentarin

  • Hallo Frau Rah,

    "überprüfen" heißt doch in diesem Zusammenhang nichts anderes, als dass sie dokumentieren, dass

    • der patient aus medizinischer Sicht zum geplanten Zeitpunkt entlassen werden kann und
    • alles, was im Rahmen des Entlassungsplanes zu organisieren war auch bis zum Entlassungszeitpunkt organisiert ist.

    Was ist daran so schwer?

    Im Übrigen, wenn Sie Kodes als praxisfern, unverständlich, zu komplex oder zu dokumentationsaufwändig empfinden: Die Zuständigkeit für die OPS liegt beim DIMDI, die Vorschläge für OPS kommen in der Regel aus den Fachgesellschaften und werden soweit ich weiß auch zwischen DIMDI und Fachgesellschaften abgestimmt. Wenden Sie sich daher vertrauensvoll an Ihre Fachgesellschaft oder/und machen Sie Verbesserungsvorschläge beim nächsten Vorschlagsverfahren.

    Gruß

  • Naja, ich würde Frau Rah da auch zustimmen, so wirklich aus dem praktischen Alltag gegriffen sind die OPS-Formulierungen ja nun wirklich nicht.
    Es ergibt sich ja doch der Eindruck, dass die Hürde hier schon absichtlich sehr hoch angelegt wurde, was wahrscheinlich auch der Ausdruck "komplex" in der Überschrift suggerieren soll. So wie es aussieht, verwendet hier aber auch niemand den Kode und mutmaßlich eben gerade auch deswegen...
    Und problematisch wird's dann (wie z.B. bei unseren Entzugspatienten), wenn ein Großteil der Entlassungen eben nicht "geplant" ist... Für manch einen Patienten haben wir dann schon einen erheblichen Aufwand bei der Entlassungsplanung, können den Kode aber nicht erfassen, weil es wegen Abbruch der Behandlung nicht möglich war, 1-3 Tage vorher die Planung zu überprüfen.

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  • Hallo Kai,

    wir haben die dokumentierte Entlassplanung in die Behandlungsplanung integriert, da ja im Sinne eines Entlassmanagements ( ist Teil des Anspruchs der Krankenhausbehandlung, GKV-VStG , §11 Abs. 4 SGB V) das bereits zu laufen hat und der Kode keine besondere Form der Dokumentation vorsieht. Die Überprüfung 1 bis 3 Tage vor Entlassung wird bei uns als bloße dokumentierte Überprüfung durchgeführt.
    Im Schwerpunkt wird dieser Kode aber nur in unserer KJP verwendet und nur bei Patienten, welche erfahrungsgemäß "länger" da sind.
    Persönlich sehe ich keinen besonderen Nutzen dieses Kodes, da es ja bereits schon länger die Verpflichtung gibt und dies Teil unserer originären Arbeit ist
    Leider versuchen die Fachgesellschaften und andere Institutionen über das Vorschlagswesen allerlei Spezifika abzubilden und beschweren sich gleichzeitig über einen zu hohen Bürokratismus des Systems. Ich hoffe, so wie die DKG angekündigt hat, das dies bei der weiteren Entwicklung beachtet wird und die OPS nicht weiter ausufern.

    Gruß
    klauss

  • Das ist ein interessanter Gedanke! Tatsächlich scheint dieser Kode ja irgendwie überflüssig oder wenig praktikabel zu sein. Und welche OPS denn am Schluss tatsächlich einen Einfluss auf den Erlös haben, das weiss ja sowieso kein Mensch. Aber es hört sich schlüssig an, und wénn man den OPS-Katalog durchguckt, bestätigt sich das auch, dass da so manch "Extra-Schnickschnack" drin ist, der eigentlich gar keine alltagspraktische Bedeutung hat.
    So wie Sie es beschreiben, machen wir das ja auch (und mutmaßlich hunderte andere Kliniken :) ) Dann sehe ich auch keinen Zusatznutzen...

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