Definitionsversuch Intensivkriterien

  • Hallo liebe Forenmitglieder,

    Ich bin sowohl neu im Geschäft als auch neu in diesem Forum und wollte mal eine Diskussion in Gange bringen.
    Mich würde zunächst einmal interessieren welche Hilfsmittel sich andere Medizincontroller der Psychiatrien für die verschiedenen Intensivkriterien zur Seite gestellt haben.
    Zur Anregung einer Diskussion habe ich mal den in unserem Haus verwendeten Definitionsversuch angehangen. Bitte meldet mir mal zurück was ihr davon haltet oder ob ihr Verbesserungsvorschläge dafür habt.

    Liebe Grüße
    Julius

  • Hallo Herr Fischer,

    vielen Dank, dass Sie einen Austausch anregen.
    Wir versuchen auch die Intensivkriterien anhand praktischer Alltagssituationen auf der Station zu erklären. Wir sind allerdings nicht ganz so sehr in die Details gegangen, sondern haben uns recht allgemein auf die Formulierung geeinigt:

    Zusätzlich zum Wortlaut des OPS Textes muss der Zustand des Patienten zusätzliche spezifische Maßnahmen/Handlungen/Hilfestellungen notwendig machen, damit Intensivkriterien zutreffen.

    Das mündet in der Praxis tatsächlich ungefähr in die Kriterien, die Sie so gut detailliert zu jedem einzelnen Merkmal beschrieben haben.
    Ausnahme hierbei ist das Merkmal "besondere Sicherungsmassnahmen", bei dem wir nach wie vor in der Findungsphase sind: Bisher sollte daneben eben auch noch ein weiterer Aufwand erkennbar sein ( intensivierte Beziehungsarbeit). Im OPS 2016 ist dies nicht mehr zu finden, stattdessen ist die ärztliche Anordnung ergänzt. Wir diskutieren gerade, ob für dieses Merkmal jetzt alleinige ärztliche Anordnung reicht, also weiterer Aufwand nicht dokumentiert sein muss.

    Insgesamt haben festgestellt,dass es doch recht große Unterschiede zwischen den Häusern gibt wie "streng" und damit wie häufig bzw. selten Intensivkriterien vergeben werden. Wir zählen uns da eher zu den Häusern mit "engen" Kriterien, d.h. es sollen damit wirklich nur Patienten eingegrenzt werden, die deutlich mehr Behandlungsressourcen benötigen.

    Freundliche Grüße

    E. Rah.

    Medizinische Dokumentarin

    Einmal editiert, zuletzt von E. Rah. (15. Oktober 2015 um 14:54)

  • Hallo E. Rah.

    Vielen Dank schon einmal für die Antwort. Ich möchte rückmelden, dass wir die IM´s auch nur vergeben wenn ein zusätzlicher Aufwand im Patientenmanagement entsteht. Natürlich könnte man auch so etwas wieder genauer festlegen.
    Ich wollte Sie und alle anderen nochmal direkt fragen, wie Sie die bisherige -mittlerweile schon in der 5. Version- Definition finden. Ich würde diese Definition gerne mit dem Schlagwort der Gefährdung ergänzend beschreiben, welche bei jedem Kriterium für den Patienten selber oder für andere Personen zutreffen müssen, damit ein IM vergeben werden kann.

    MfG Julius

  • Guten Morgen!
    Angesichts der neuen OPS-Fassung sind wir gerade dabei, klinikintern die schwammig formulierten Intensivmerkmale zu konkretisieren. Eine Frage hätte ich zu folgendem Passus aus dem oben zum Download bereitstehenden .doc:

    >>>>DieSelbstgefährdung muss klar erkennbar[/b]sein. Nur weil jemand die Realität verkennt, ist er nicht automatisch akutselbstgefährdet. Nur weil jemand nicht orientiert ist, ist er nicht automatischselbst gefährdet. In fremde Zimmergehen, ist keine akute Selbstgefährdung.

    Wennder Pat. ein Signalband benötigt oder wegen der fehlenden Orientierung oderRealitätsverkennung auf die geschlossene Station muss, d.h. eine schützende,die Selbstgefährdung eindämmende Handlung aus der Einschätzung abgeleitet wird,dann kann das Kriterium als erfüllt gelten.<<<<

    Wir haben ein MDK-Gutachten zurückbekommen, in welchem der Gutachter dieses Intensivmerkmal gestrichen hat und meinte, durch die Aufnahme auf die geschlossene Station sei die Selbstgefährdung durch fehlende Orientierung nicht mehr gegeben, es könne daher nur noch das Intensivmerkmal "Besondere Sicherungsmaßnahmen" erkannt werden. Das hat bei uns zu kontroversen Diskussionen geführt, da dann konsequenter Weise die Selbstgefährdung durch fehlende Orientierung und Realitätsverkennung auf geschlossenen Akutstationen eigentlich gar nicht mehr angegeben werden kann...

    Mich würde interessieren, wie das in anderen Kliniken gehandhabt wird bzw. ob schon MDK-Erfahrungen vorliegen.

    Viele Grüße,

    Paliperidon

  • Hallo Paliperidon,

    folgt man der von Ihnen dargestellten Argumentation des MDK, dann wären dann automatisch bei einem fixierten Patienten also auch die Merkmale "akute Selbstgefährdung" und "akute Fremdgefährdung" grundsätzlich nicht mehr gegeben ??? Diese Logik würde ich dann aber mal freundlich hinterfragen !!!

    Auch wir erhalten zuweilen MDK-Gutachten mit ähnlich däml... seltsamen Argumentationen, auf die wir konsequent mit Gegendarstellungen und notfalls einer Klage reagieren.

    Schöne Grüße
    Anyway

  • Hallo Paliperidon,

    Nein, dies hat der MDK bei uns bisher nicht angekreidet. Deswegen werden wir das weiter so handhaben, dass die Selbst- oder Fremdgefährdung auch bei Sicherungsmaßnahmen als IM zu kodieren sind.

    Grüße
    Julius

  • Bauernschlauer Versuch des MDK, irgendwo zwischen unfair und unfähig. Dennoch wird der MDK immer dann Recht bekommen, wenn der Nachweis der Intensivmerkmale nicht gerichtsfest ist, egal womit er ursprünglich "am Mast sägt". Damit testen die Kassen derzeit aus, an welcher Stelle die Dokumentation der Kliniken noch zu durchbohren ist. Meiner Meinung nach unsportlich, aber sie kommen damit durch, wenn die Doku nicht 100%-ig ist.

    There is a theory which states that if ever anyone discovers exactly what the universe is for and why
    it is here, it will instantly disappear and be replaced by something even more bizarre and inexplicable.
    There is another theory which states that this has already happened. ~Douglas Adams