Berechnung der Aufwandspunkte für die Intensivmedizinische Komplexbehandlung bei Erwachsenen (SAPS, TISS) - Chronische Leiden

  • Hallo liebe Kollegen,

    ich möchte folgendes Thema nochmals aufgreifen. Ein ähnliches Thema ist bereits einige Jahre her.

    Aufnahme eines Patienten mit B-Symptomatik und stammbetonten Hämatomen. Verdacht auf eine akute Leukämie, die sich histologisch als AML mit Meningiosis leucaemica bestätigte.
    Aufgrund eines akuten Nierenversagens bei Tumorlysesyndrom mußte Therapie abgebrochen werden. Nachdem sich die Kreatininwerte wieder normalisiert hatten traten plötzlich Kopfschmerzen,Aphasie und Lähmungssyndrome auf.
    Als Ursache ließ sich ein beidseitiges Subduralhämatom nach Blutung unter Thrompozytopenie feststellen. Es erfolgte die Verlegung auf die Intensivstation. Eine Sepsis komplizierte den stationären Aufenthalt. Nach 25 Tage konnte der Patient auf die periphere Station verlegt werden. Kompletter stationärer Aufenthalt 78 Tage.
    Kodierung OPS 8-98f.21 - Aufwendige intensivmedizinische Komplexbehandlung.
    DRG - R36Z - Intensivmedizinische Komplexbehandlung > 784 / 828 Aufwandspunkte bei hämatologischen und soliden Neubildungen - MDC: (1) Hämatologische und solide Neubildungen.

    Nun zur eigentlichen Frage.

    Dürfen für die Berechnung der Aufwandspunkte (OPS 8-98f.21) - Chronische Leiden - Hämatologische - Neoplasie, die Punkte herangezogen werden?


    https://www.dimdi.de/static/de/klas…-erwachsene.htm

    Ab welchen Zeitraumkann das "Chronische Leiden" als chronisch bezeichnet werden?
    Wie lange muss die Erkrankung zurückliegen?
    Bei einer Verweildauer von 78 Tage wäre bereits ein langer Zeitraum vorhanden.

    Gruß
    ochpowi

  • Hallo zusammen,
    ich möchte dieses Thema noch einmal aufgreifen, da ich im Forum keine Antwort bisher gefunden habe.

    Unser Patient hat eine neu diagnostizierte hämatologische Erkrankung, nach Diagnosestellung wird er intensivpflichtig. Und nun stellt sich uns die gleiche Frage wir oben:

    Dürfen für die Berechnung der Aufwandspunkte (OPS 8-98f.21) - Chronische Leiden - Hämatologische - Neoplasie, die Punkte herangezogen werden?


    dimdi.de/static/de/klassi/ops/…sivmedizin-erwachsene.htm

    Ab welchen Zeitraum kann das "Chronische Leiden" als chronisch bezeichnet werden?
    Wie lange muss die Erkrankung zurückliegen?

    Herzlichen Dank für Ihre Bemühungen.

    Freundliche verregnete Grüße aus dem Ruhrgebiet.

    Seine

  • Hallo,

    aus meiner Sicht ist die Hämatologische Neoplasie ab Diagnosestellung als chronisches Leiden (im Sinne des OPS) zu bezeichnen. Es ist nicht beschrieben, dass es bereits x Monate vorliegen muss.

    Gruß
    B.W.

  • Hallo zusammen,

    ich habe ebenfalls eine Frage zu diesem Thema.

    Patient wird notfallmäßig mit kardialen Dekompensation und Luftnot, initial bei NSTEMI-Konstellation auf Kardiologie aufgenommen. Es erfolgt eine Intervention mit DES in RCX. Er wird zu Stabilisierung auf ITS verlegt. Hier wurde bei bek. CNI Stadium IV Harnstauung ausgeschlossen. Besserung des Zustandes unter kontinuierlichen Gabe von Schleifendiuretika. Im Verlauf (auf ITS) kommt es zur erneuten Verschlechterung der Lungenfunktion mit zunehmender Dyspnoe und peripheren Ödemen, röntgenmorphologisch ergaben sich progrediente Pleura-Ergüsse, li. mehr als re. sowie progred. fleckige Verschattung re. im UF - darauf hin Einleitung NIV mittels CPAP sowie Antibiotikatherapie. Totz aggressiver intensivtherapeutischer Maßnahmen kam es zum akuten Versagen des Kreislaufsystems. Patient wurde erfolgreich reanimiert und intubiert, zeigte jedoch das Bild eines kardiogenen Schocks mit anhaltendem Koma. In Anbetracht der gesamten Situation und der bekannten Tumorerkrankung - Prostata - Adenokarzinom der Prostata fokal fortgeschritten, lymphogen und ossär metastasiert, mit DJK-Versorgung, mit Infiltration des linken Harnleiters cT4 CN1 cM1c - wurden die intensivmed. Maßnahmen nach Rücksprache mit Angehörigen nicht mehr erweitert. Der Patient verstirbt im kardiogenen Schock.

    Nun meine Frage:

    kann die o. g. metastasierte Neoplasie als SAPS-Punkt zur Wertung kommen?

    Herzlichen Dank im Voraus

    Beste Grüße

    NaKo

  • Hallo,

    wenn der Tumor als ND kodiert werden kann, dann können die SAPS-Punkte zur Wertung kommen. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie bei dem Verlauf nicht eine Beeinflussung des Patientenmanagements durch den Tumor haben.

    Gruß

    B.W.

  • Hallo B.W.,

    vielen Dank für die prompte Antwort!

    Die ND hat der MDK ebenfalls bemängelt und gestrichen. Im E-Brief und in der ärztlichen Doku findet sich leider keine Bestätigung. Es wird ein liegender DJK beschrieben, der im Verlauf gewechselt werden sollte. Dazu ist es aber nicht gekommen, da der Patient verstorben ist.

    Liege ich richtig in der Annahme, dass eine metastasierte Neoplasie nur dann bei SAPS berücksichtigt werden kann, wenn ein Ressourcenverbrauch vorlag?

    Danke!

    Gruß

    NaKo

  • Hallo NaKo,

    m. E. liegen Sie falsch mit dieser Annahme. Ich kann im (Anhang zum) OPS keinen Hinweis darauf finden, dass es bei den SAPSII-Punkten auf einen Ressourcenverbrauch ankäme. Ausnahme vielleicht der PaO2/FiO2-Quotient, der nur bei Beatmung anzugeben ist - da steht es aber auch explizit so dabei.

    Gruß,

    fimuc

  • Hallo,

    Sie finden die Argumente in der Auseinandersetzung des FoKA mit der KDE 545 der SEG 4. Dort ist auch beschrieben welche ND-Definitionen erfüllt sein müssen aus der Sicht der jeweiligen Diskutanden mit der Angabe der Fundstellen in den Regelwerken.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

    • Offizieller Beitrag

    guten Tag


    „Die ND hat der MDK ebenfalls bemängelt und gestrichen“


    Metastasierendes . Prostatakarzinom

    Aufwand:

    Schmerztherapie (Knochenmetastasen)

    Lagerung ( Knochenmetastasen)


    Sedierung bei

    Angst, Unruhe, Depression, Atemnot, Schwäche , Erschöpfung

    Spätestens in der Endphase der Krankheit

    In der Endphase

    palliatives Behandlungskonzept


    Gruß

    E Rembs

  • Guten Tag,

    ...die entscheidende "Fundstelle" ist das DIMDI: Klassifikationen -OPS -Kodierfragen zum OPS

    https://www.dimdi.de/static/.downlo…edizin-8009.pdf

    Fußnote 3 zum SAPS: "Entsprechender ICD-10-GM Code (Version 2005) muss als Haupt- oder Nebendiagnose kodiert sein"

    die Formulierung in der Fußnote lässt meiner Ansicht nach offen, ob hier eventuell nur der Kode für den Primärtumor gemeint ist, insbesondere da der Singular "Entsprechender ... Code" verwendet wird. Eine metastasierte Neubildung erfordert in der Regel einen Kode für den Primärtumor sowie jeweils einen für jedes von Metastasen betroffene Organ. Und Kodes für Metastasen können bekanntlich nach DKR nicht ohne Kode für den Primärtumor verschlüsselt werden. Wenn es die Intention gewesen wäre, die Punkte dieses Items an einen Aufwand zu koppeln, der spezifisch im Zusammenhang mit einer oder mehreren Metastasen entstanden ist, hätte das DIMDI meines Erachtens hier den Plural gewählt.

    Schöne Grüße,
    B. Liebermann