M96.88 korrekt kodiert?

  • Hallo!

    Ein KH kodiert die M96.88 Sonstige Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems nach medizinischen Maßnahmen als ND

    HD S72.08
    Es werden 2 Operationen zeitlich getrennt durchgeführt

    1. 5- 793.5f Offene Reposition einer einfachen Fraktur im Gelenkbereich des Femurs proximal durch dynamische Kompressionsschraube
    2. 5-820.02 Implantation einer Totalendoprothese am Hüftgelenk, hybrid (teilzementiert) und 5-787.5f Entfernung einer dynamischen Kompressionsschraube, Femur proximal

    Nach Dokumentation der Akte konnte sich der Patient nicht mehr selber aufsetzen.

    Nun ist die M96.88 u.a. vorgesehen als "Gelenkinstabilität nach entfernen einer Gelenkprothese". Das entspräche im Grunde einer Girdlestone-Situation . Eine solche liegt hier aber nicht vor, die DHS wurde am gleichen Tag entfernt, an dem die TEP eingebaut wurde. Einen Zeitraum ohne Versorgung des Gelenks oder eine Resektion des Gelenkes liegt nicht vor. Aus meiner Sicht kann die M96.88 nicht kodiert werden. Die Immobilität kann über die R26.3 abgebildet werden.

    Was meinen die Experten dazu? Ich würde mich über einen Austausch freuen.

    Viele Grüße und ein schönes Wochenende

    SKoch
    Medizincontrolling

  • Hallo Frau Koch,
    die Frage wäre: Warum musste die DHS entfernt werden und welcher Zeitraum lag zwischen Implantation DHS und Implantation TEP?
    Mit freundlichen Grüßen
    Anne

  • Hallo!

    Die Schraube hat sich gelockert und wurde deshalb entfernt und in derselben OP die TEP eingebaut. Zwischen Implantation DHS und Ausbau DHS /Einbau TEP lagen 3 Wochen.
    Darauf kommt es nach m.E nach aber nicht an. Der Kode M96.88 ist im Wortlaut "nach entfernen einer Prothese". Die Prothese wurde aber nicht entfernt und dann erst Tage später die TEP eingebaut. Es gab keinen Zeitpunkt ohne osteosynthetische oder prothetische Versorgung.
    Die M96.88 steht nicht für eine Lockerung und daraus resultierende Probleme.

    Viele Grüße

    S.Koch

  • Hallo nochmal,

    ich würde mich freuen, wenn ein(e) Kollege(in) aus dem Forum eine Idee hätte zur korrekten Kodierung der M96.88. Leider finde ich im Forum nichts zu diesem Thema und auch an anderen Stellen nicht.
    Die ICD führt in eine höher vergütete DRG.

    Hat nicht doch jemand eine Information?


    Viele Grüße und einen schönen Donnerstag ;)

    SKoch

  • Hallo SKoch,

    m.E. ist die M96.88 hier wirklich nicht der korrekte Kode. Für die Lockerung der DHS wäre m. M. nach der Kode T84.1 zu verwenden. Da die Fraktur nach 3 Wochen nicht verheilt sein dürfte, wäre die "Gelenkinstabilität" somit einfach auf die Fraktur und die gelockerte DHS zurück zu führen.

    MfG findus

    MfG findus

  • "Eine akute Immobilisierung entsteht aufgrund eines Akutereignisses (»ICD M96.88 DIMDI: ICD M96, 2008">link_dimdi.jpgD">«) oder Akuteingriffes (»ICD Z48.8 DIMDI: ICD Z48, 2008">link_dimdi.jpgD">«, »ICD Z98.8 DIMDI: ICD Z98, 2008">link_dimdi.jpgD">«). Ein Akutereignis ist z.B. ein akut blutendes Magenulkus mit anschließender Intensivbehandlung und konsekutiver Schwächung des Patienten. Ein geriatrietypischer Akuteingriff ist eine TEP-Implantation nach Schenkelhalsfraktur mit nachfolgender Kraftminderung der hüftumgebenden Muskulatur."

    Dies ist ein Zitat aus dem Online-Kodierleitfaden Altersmedizin. Hier wird also die akute Immobilisierung nach einer Operation beschrieben. Und der Aufwand, der betrieben werden muss, um den Patienten nach einer akuten Immobilisierung wieder zu mobilisieren!
    Der Originaltext im ICD lautet: sonstige Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems nach medizinischen Maßnahmen, das ist etwas völlig anderes als die R26.3 Immobilität, die als Inclusivum die Bettägerigkeit und das Angewiesensein auf einen Krankenstuhl enthält.

    Dadurch, dass hier sogar zwei Operationen erfolgt sind, also in die Phase der Immobilisation nach Implantation eines Gammanagels wegen der Lockerung noch Implantation einer TEP mit nachfolgender Immobilisation, scheint der Code in dem o. g. Fall besonders gerechtfertigt.
    Der Muskelabbau setzt ja bei alten Menschen viel schneller ein als beim jungen Menschen und somit ist ein gezielter Aufbau um die Selbstständigkeit wiederzugewinnen sehr sehr wichtig.

    Auch der aktuelle Kodierleitfaden vom Bundesverband der Geriatrie enthält die Empfehlung eine Immobilität so abzubilden. Wie sonst lässt sich dies verschlüsseln?

    Gruß vom
    DRG-Schlumpf

  • Hallo DRG-Schlumpf,
    abgesehen davon, dass dieser Online-Kodierleitfaden Altersmedizin, wenn ich richtig gesehen habe seit 2010 nicht mehr weitergepflegt wurde :sleeping: . Meiner Meinung nach gehört eine gewisse Immobilität / Bewegungseinschränkung bei (nicht nur) älteren Menschen und Frakturen einfach dazu. Aber bei jedem, welcher sich frakturbedingt nicht völlig selbständig bewegen, kann gleich eine Immobilität (egal ob M96.88 oder R26.3) dazu zu kodieren geht mir persönlich etwas weit. Hier sollte man "die Kirche im Dorf lassen". Sicher wurde der Patient nach der ersten OP auch mobilisiert, denn nur vom "rumliegen" dürfte sich die DHS (nicht Y-Nagel) wohl kaum gelockert haben, was ja eben auch einem Muskelabbau entgegen wirkt. Wie lange die Zeit von Feststellung der Komplikation bis zur zweiten OP war wissen wir nicht. Und das wegen der Lockerung der DHS die Fraktur wieder Beschwerden macht und zu Bewegungseinschränkung führt, wie schon vor der ersten OP, ist eigentlich selbstverständlich.

    MfG findus

    MfG findus