Kodierung einer multifaktoriellen Anämie

  • Hallo medman2,
    da D50.* ein Exklusivum bei E61.1 darstellt und eine Eisenmangelanämie in diesem Fall in der Tat vorliegt, sehe ist es kritisch. Wobei nach der gleichen Logik wäre es denkbar, zwei Codes für verschiedene Arten der Anämie zu verwenden. Den Aufwand hatten Sie ja.
    Gruß
    GenS

  • Hallo,

    eine anemia of chronic disease ist im ICD-10 (GM/WHO) D63.8*.
    Zugrunde liegt eine Eisenverwertungsstörung (Hepcidin/Ferreportin).
    Unbesehen des Vorhandenseins: Frage nach Aufwand (DKR 201X AKR D003)?
    Denkbar ist bspw. eine Modifikation der immunsuppressiven Therapie (Dosis/Wirkstoff).
    Eine Eisensubstitution ist einer anemia of chronic disease (hier: Entzündungsanämie) nicht effektiv.

    Da die Anämie offensichtlich auch auf eine chronische (wiederholte) Blutung aus einer Hiatushernie zurückzuführen ist: D50.0. Aufwand ist hier m. E. die Eisensubstitution, welche auch in diesem Fall effektiv.

    In der medizinischen Literatur sind anämische Mischbilder wie in diesem Fall (Entzündungsanämie plus chronische Blutungsanämie) wiederholt beschrieben.

    Summe: m. E. D50.0 sicher, D63.8 dann, wenn Aufwand nach DKR 201X AKR D003 gegeben.

    Gruß

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    Dr. med. A. Christaras
    FA Kinder- & Jugendmedizin

  • Hallo Herr Christaras,

    dann würden Sie die Anämie mit zwei Anämiekodes abbilden.

    Welchen der beiden Kodes würden Sie als Hauptdiagnose wählen? Bei Wahl der D63.8* müssten Sie dann die Rheumatoide Arthritis zur HD machen.

    Gibt es gegenteilige Auffassungen zur Beschreibung der Anämie mit zwei Anämiekodes?

    Viele Grüße

    Medmn2

  • Hallo medman2,

    ich verwende nur dann 2 ICD-Kodes, wenn ich für beide einen Aufwand nach DKR 201X AKR D003 habe.
    Die Fe-Substitution bei einer Entzüdungsanämie ist therapeutisch sinnlos.
    EK sind ein Aufwand.
    Also 2 Kodes.

    Was Hauptdiagnose ist entscheidet die klinische Situation.
    Was steht im Vordergrund?
    Blutungsanämie infolge Hiatushernie > D50.0 (chronisch) oder D62 (akut) ist Hauptdiagnose.
    Entzündungsanämie im Vordergrund > M06.** + D63.8 ist Hauptdiagnose.
    Der Vordergrund sollte dokumentiert sein.

    Gruß

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    Dr. med. A. Christaras
    FA Kinder- & Jugendmedizin

  • Hallo Herr Christaras,

    heißt also, nach Ihrer Auffassung sind zwei Anämiekodes möglich.

    Es gibt ja auch nicht ganz selten z.B. eine hypochrome Anämie mit nachgewiesenem Eisenmangel und nachgewiesenem B12-Mangel.

    Bei Verabreichung von Eisen und Vitamin B12 würden Sie dann auch zwei Anämie-Kodes verwenden. Ebenfalls wäre das dann bei der Gabe von EK's möglich.

    Die Wahl der Hauptdiagnose in o.g. Fall ist eigentlich nur nachrangig. Aber nach welchen Kriterien entscheiden sie im erstgenannten Fall, welche der Anämien im Vordergrund steht?

    Viele Grüße

    Medman2

  • Hallo Medman2.

    Ich entscheide "den Vordergrund" nicht, sondern würde diesem aus dem Brief (epikritische Wertung) entnehmen.

    Angenommen, beides gleich gewertet (i. S. v. "multifaktorielle Anämie aus 1 und 2" und der Aufwand sind EK (womit 1 und 2 behandelt wird): freie Auswahl (endlich mal ;-). Allerdings könnte Ihnen das Wirtschaftlichkeitsgebot zur Wahrung der Beitragssatzstabilität (§71 SGB V) nachgelagert Ärger machen, auf den ich es ankommen lassen würde, wenn die Situation wie vorbeschrieben ist.

    Was ich nicht täte ist beispielsweise bei einer akuten Blutungsanämie infolge GIT-Blutung und Transfusion von 4 EK die vorbestehende B12-Mangelanämie dieser der akuten Blutungsanämie vorziehen - das finde ich medizinisch eindeutig, dass in einem solchen Falle die akute Blutungsanämie "führt" bzw. im Vordergrund steht.

    Schönen Gruß

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    Dr. med. A. Christaras
    FA Kinder- & Jugendmedizin

  • Hallo Herr Christaras,

    vielen Dank, das kann ich nachvollziehen.

    Gibt es andere Meinungen dahingehend, dass nur ein Kode für die multifaktorielle Anämie zu verwenden ist/verwendet werden darf?

    Viele Grüße

    Medman2

  • Hallo,
    ich möchte das Thema nochmals anstoßen mit einem konkreten Fall:

    Pat. wird mit einer Anämie aufgenommen, Hb 8,5 g%, MCV 116pg (erhöht), MCH 39 (erhöht), festgestellt wird - dazu passend - ein Folsäuremangel (2,9 ng/ml) wie auch ein Eisenmangel (Transferrinsättigung 8,5 %), bei Harnwegsinfekt u. CRP hoch Ferritin mit 230 ng/ml nicht verwertbar, B12 normal.

    Wie beurteilen Sie die Kodierung mit
    D 53.8 (sonst. alimentäre Anämie)
    E61.1 Eisenmangel
    E53.8 Mangel Vitamin B-Komplex

    Vielen Dank

    Medman2