Fallkodierung-Begleitend oder nach Entlassung?

  • Hallo,
    ich würde gern mal wissen wie ihr kodiert. Fallbegleitend oder nach Entlassung?
    Aktuell kodiere ich den Fall nach der Entlassung. Bin damit nicht ganz so zufrieden. Würde gern eine Fallbegleitende Kodierung ausprobieren.

    Wer hat Erfahrung damit?
    Welche Vorraussetzungen sollten gegeben sein? Wo lauern "Gefahren"? Wie hoch ist der Aufwand? Ist eine fallgebl. Kodierung effizienter als eine Kodierung nach Entlassung? Gibt es einen Fachbereich bei dem sich die fallbegl. Kodierung anbietet? ...

    Ich würde mich freuen wenn ihr mir ein paar Tipps geben könntet.

    Vielen Dank!

  • Hallo, aufwunschgeloescht1,

    Pauschal kann man das nicht beantworten, es hängt von den individuellen Gegebenheiten ab.
    Grob gesagt kommt es für die Frage der Effizienz darauf an, was Sie mit der fallbegleitenden Kodierung bezwecken. Wollen oder müssen Sie sogar die Ärzte und Pflegekräfte in der Dokumentation unterstützen und jederzeit die aktuelle DRG, z.B. für ein VWD-Monitoring haben, dann kann es durchaus sinnvoll und letztlich auch effektiv sein.
    Es macht auch absolut Sinn bei sehr komplexen Fällen, wie z.B. auf der ITS.

    Wenn Sie allerdings eine perfekte Dokumentation haben und die DRG während des Aufenthalts nicht interessiert, dann sind Sie mit Kodierung nach Entlassung vermutlich effektiver.

    Grüße
    AnMa

  • Hallo aufwunschgeloescht1,
    ich kodiere sowohl als auch. Da ich aber auch meinen Arbeitsplatz auf Station habe, kann ich auf bestimmte Sachen, gerade betreffs Dokumentation, schneller reagieren, bzw. überhaupt reagieren. Wenn im stationären Aufenthalt der Informationsfluss, gerade Arzt --> Kodierer und umgekehrt, effektiv ist, dann ist m.M. nach eine begleitende Kodierung vorzuziehen, da einfach effektiver und der Arzt auch betreffs der VWD immer aktuell "im Bilde" ist. Außerdem kann man betreffs der Dokumentation eher hilfreich eingreifen und hat nach Entlassung weniger Aufwand.

    MfG findus

    MfG findus

  • Hallo Zusammen,
    vielen Dank für eure Hinweise.
    Also die Doku ist na ja wie soll ich sagen .... :thumbdown:
    Daher würde ich gern Fallbegleitend dokumentieren. Vor allem da ich oft nachfragen muss. Ich habe nur immer einen riesigen Aktenberg den ich vor mir herschiebe, weil ich die Akten erst nach Entlassung bekomme und dann anfange zu kodieren. Daher wollte ich es irgendwie anders machen. Ich weiß nur nicht wie der richtige Weg ist.

    Ich habe noch folgende Fragen:
    1. Könnt ihr mir nochmal sagen wie das mit dem VWD Monitoring funktioniert. Ich verstehe das nicht ganz. Was kann ich damit bezwecken?
    Also ein Pat. kommt wegen einer Erkrankung. Es gibt eine HD. Bei OP's noch die Prozeduren. Ich lande in einer DRG mit einer entsprechenden VD. Angenommen die mVD sind 7 Tage. Der Pat. ist schon 5 Tage da. Er wird vorraussichtlich am 7 Tag entlassen. Und nun? Was wäre wenn der Pat. jetzt eine Magenblutung bekommt. Die kodiere ich und dann?

    2. Wie macht ihr das mit der begleitenden Fallkodierung praktisch? Wie kann ich mir das vorstellen? Ihr müsstet doch dann jeden (Werk-)Tag und für jeden Pat. fragen was es neues an Diagnosen oder Prozeduren gibt. Geht ihr jeden Tag mit auf Visite? Oder besprecht ihr alle Fälle mit dem Arzt? Ist das nicht aufwendig?

    Freue mich auf eure Antworten! Danke!!

  • Hallo aufwunschgeloescht1,

    Fallbegleitung ist so ein schönes Thema...
    Ich persönlich hab da sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht und es kommt auch sehr darauf an, wie die Strukturen in den jeweiligen Bereichen aufgebaut sind.

    Mein Favorit:
    Teilnahme an wirklich guten nicht allzu ausufernden Visiten oder Besprechungen Berufsgruppenübergreifend - 2mal die Woche, dort kann ich Fragen stellen, schnappe viel auf und kann Doku direkt vor Ort hinterfragen bzw. checken... Außerdem steht dann zu 80% die Hauptdiagnose fest und die Verweildauergrenzen/ die Entlassungsplanung kann kommuniziert werden. Nach dem Motto - gibt es einen Grund warum der Patient noch nicht entlassen werden kann und somit die obere Grenzverweildauer überschreitet? Und wenn ja, dann bitte dokumentieren und wenn es keinen Grund gibt - bitte Entlassung.

    Täglich in die Akten schauen halte ich für mich nicht für praktikabel - es ändert sich einfach oft zu wenig und ist dann zu zeitintensiv.
    Es kommt aber generell darauf an, wie die Zusammenarbeit verläuft, welche Bereiche betreut werden, gibt es W-Lan und ein Notebook, damit Sie flexibel sind, wie die Haltung der GF für sowas ist usw... Wenn die Doku gut ist, hat man hinterher ja mit dem MDK auch keine Probleme und ist deutlich effizienter, als wenn man fallbegleitend kodiert. Wenn es gewünscht ist, dass sich qualitativ (zB E-Briefe) etwas ändert, dann ist fallbegleitend sehr gut - mit dem nötigen Standing in den Bereichen...

    Für welche Bereiche und wie viele Betten sind Sie denn zuständig? Und wie handhaben das die ggf. vorhandenen Kollegen?

    Gruß Huibu

  • Hallo aufwunschgeloescht1,


    ich gehe wirklich jeden Tag, so ab 06:00 Uhr, also noch vor der Visite, auf die Station (Traumatologie), sehe mir jede Kurve an, passe ggf. Diagnosen und Prozeduren an, bzw. gebe diese ein. Gerade bei OPs wird gerne mal die eine oder andere Osteosynthese vergessen oder falsch kodiert. Gegen 07:00 Uhr kommen die Ärzte zu Visite, da werde ich auch noch schnell meine Fragen vor der Visite los. Zur Visite gehen wir nicht mehr mit, da wurde zwar viel "gelabert", wenig geschrieben und das ganze stellte sich eher als ineffektiv heraus. Jeder Pat. bekommt ein "Klebchen" mit der bis dahin voraussichtlichen OVD, diese werden bei neuen Sachverhalten, wie z.B. post-OP, entsprechend auf den neuesten Stand gebracht. Ansonsten kann ich aber natürlich auch mal den einen oder anderen "Tip" geben falls mal wieder nichts dokumentiert ist oder wie in ihrem Beispiel Komplikationen auftreten und diese schlecht dokumentiert sind. An der VWD können sie eh nichts ändern, da diese von der DRG bestimmt wird, aber die Dokumentation kann optimiert werden. Und man kann den Schwestern durchaus dokumentationstechnisch etwas helfen, da man zw. 06:00 und 07:00Uhr die Übergabe mit erlebt und viele Infos schon da "abfassen" kann. Der Zeitaufwand erscheint zwar erst einmal groß, macht sich aber durchaus nach der Entlassung "bezahlt". Der Arzt auf dieser Station weiß also im besten Fall immer wo er von der OVD her steht.

    Die anderen Stationen verzichten auf diesen "Service", das wäre dann aber auch kaum zu schaffen, da ja die Schwester irgendwann die Kurven auch mal brauchen. Hier ist dann eher der Vorteil, dass ich auf der Gefäßchirurgie sitze und diese auch kodiere, dass Verhältnis zu den Ärzten prima ist und diese bei Fragen eher auf mich zukommen bzw. ich bei Kodierung nach Entlassung immer ein offenes Ohr finde (außer alle sind gerade im OP).

    Bei den anderen Station, die ich kodiere, HNO und Augen, macht für mich eine begleitende Kodierung keinen Sinn, da wir nur kleine Eingriffe machen (mit zu 90% max. 2 Tagen VWD) und da reicht auch die Kodierung nach Entlassung.

    MfG findus

    MfG findus

  • und die DRG während des Aufenthalts nicht interessiert, dann sind Sie mit


    Grüße
    AnMa

    Hallo,
    und genau da liegt das Problem. Die Ärzte verlassen sich auf eine DRG mit entsprechender UGVD/ MGVD/OGVD. Nach 6 Tagen kommt Diagnose X oder Prozedur Y, TISS/SAPS-Split etc. hinzu und verwirft die aktuelle DRG. Eine völlig andere DRG kommt zum Tragen. Die VWD ändern sich gänzlich und die gesamte "Planung" ist obsolet. Und nun erklären Sie mal dem ASS-Arzt die Änderung unter DRG-Gesichtspunkten.........das will der nicht hören, zu kompliziert.

    Effizient ist meiner Erfahrung nach, kurz vor Entlassung/Verlegung von Prä-MDCs mal eben Rücksprache mit dem Kodierer zu halten.....
    Gruß,

    B. Schrader

    2 Mal editiert, zuletzt von GOMER1 (21. März 2017 um 15:27)

  • Hallo,

    man könnte jedoch auch genau andersherum argumentieren: Wenn sich die Ärzte (und Pflege und sonstige "Behandler") auf die effiziente medizinische und medizinisch begründete Behandlung konzentrieren und ihre Behandlung und Entscheidungen auch vernünftig dokumentieren, dann wird in der Regel auch die aktenbasierte Kodierung den für den Fall angemessenen Erlös produzieren. Das vermeidet erlösgesteuerte Entscheidungen oder Behandlungen und hat den Vorteil, einigermaßen MDK-fest zu sein.

    Gruß

  • Hallo zusammen,

    bei uns im Haus wurden/werden verschiedene Konzepte zum Thema "fallbegleitende Kodierung" erprobt. Auf jeder Station gibt es Unterschiede in den Abläufen, dem Personal etc. deswegen dürfte es schwierig sein ein Konzept für alle gleichermaßen umzusetzen.

    Denn bisherigen Erfahrungen nach zu urteilen, muss man z.B. zwischen operativen und nicht-operativen Fachrichtungen unterscheiden.

    Bei operativen Fachrichtungen kann bei vielen Patienten die elektiv aufgenommen werden bereits am Tag 1 die HD und die OPS eingeben werden. So kommt man sofort in die zutreffende DRG die sich dann eben nicht mehr, wie oben beschrieben, ändert und alles durcheinanderwirft. Ist die DRG korrekt erfasst, könnte z.B. der Hinweis vorausschauend an die Ärzte erfolgen wann die mittlere Verweildauer erreicht wird, um einen Anhaltspunkt zur Entlassung zur Verfügung zu stellen - alles natürlich nach med. Umsetzbarkeit.

    Bei nicht-operativen Fachrichtungen sieht es etwas anders aus. Da sich oft erst im Verlauf rausstellt was der Patient nun wirklich hat und sich deswegen Diagnosen und Prozeduren fröhlich ändern, ändert sich natürlich auch die DRG und die jeweiligen Verweildauern... was gerade noch ganz gut aussah, ist dann auf einmal ein Langlieger bei dem man die Streichung der Überliegertage befürchten muss... bei zusätzlich lückenhafter Dokumentation weiß dann keiner mehr warum der Pat. genau da war.

    Ärzte und Pflege müssen sich daher jeden Tag bei Visite 2 Fragen stellen:


    1. Warum möchten wir den Pat. morgen entlassen und nicht heute? => die Antwort auf die Frage im Visiten- und/oder Pflegebericht dokumentieren
    2. Was haben wir heute am Patienten gemacht? => dokumentieren


    Wenn man sich diese Fragen jeden Tag stellt und sie diagnostisch/pflegerisch/therapeutisch beantworten kann, schlägt man 2 Fliegen mit einer Klappe:


    1. wird die Verweildauer so sein wie sie eben notwendig war, daran gibt's dann in der Masse auch nichts zu rütteln
    2. die Dokumentation wird sich verbessern und man hat eine Argumentationsgrundlage für etwaige Anfragen, der Fall ist für alle in der Rückschau nachvollziehbar.

    Wie immer gilt: Ausnahmen bestätigen die Regel. Eine Optimierung auf 100% wird es nie geben. Der Faktor Mensch bei Patient und Therapeut bleibt erhalten.

    Liebe Grüße an alle Leser,

    MaK

  • Hallo Zusammen,
    vielen Dank für Eure Rückmeldungen. Es gibt mir schon mal viel an was ich denken soll/muss.

    Ich arbeite auf einer orthopä. Station und kodiere hier die Fälle. Momentan immer Tage/Wochen n. E. weil immer irgendetwas fehlt oder die Briefe na ja sind. Die Doku. ist bezogen auf die icd und ops verbesserungswürdig.

    Es entsteht immer ein Kodierstau. Vor allem am Jahresende muss dann alles schnell schnell gehen.

    Sollte ich als Neuling lieber erstmal schauen das die Doku passt und dann die Fälle nach der Entlassung kodieren? Wie habt ihr so angefangen?

    Nochmal zur Verweildauer. Ich habe da einige Fragen zu den Verweildauern, Grenzen und zu Verlegungsabschlägen. Vor allem was das für die Praxis bedeutet. Gibt es dazu gute praxisorientierte Literatur?

    Nun zu den Fragen. Vielleicht habt ihr da noch ein paar Tipps für mich.
    Also wenn ich es richtig verstanden habe, kann man bei geplanten op's meist ab aufnahme mit der drg "arbeiten" und kennt dann seine Verweildauern. Kommt es zu Komplikationen, muss man kontrollieren ob sich die drg ändert.
    Angenommen der Pat. Kommt infolge von Komplikationen nicht in eine andere drg. Jetzt erreicht der Pat. aber sehr schnell die ogvd weil der Pat. länger da bleiben muss. Was macht man dann? Hat man dann erlöstechnisch verloren?
    Wann ist der beste Entlasszeitpunkt? Immer ca. ein Tag vor der mgvd?
    Was sollte man machen wenn die mgvd erreicht wird und der Pat aber noch da bleiben muss?

    Ich freu mich schon auf eure Anregungen! Vielen Dank schon mal im vorraus!!