Unterschiedliche DRGs (I47B und I05A) bei selbem PCCL (4)?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    ehrlich gesagt erschließt es sich mir nicht, warum hier eine "Sicherheit" für Ärzte resultieren muss. Zudem sind die Grouper zertifiziert, womit auch keine Not bei den Softwareherstellern ist. Woran das liegt ist beschrieben, es kommt selten vor und die unterschiedlichen Zuordnungen sind nicht planbar. Der Fall wird bezüglich der Diagnosen und Prozeduren so kodiert, wie er sich präsentiert. Dann gibt es eine entsprechend vorgesehene DRG. Wenn eine systematische Unterfinanzierung festzustellen wäre, gäbe es Handlungsbedarf, wenn nicht, nicht. Ich sehe diese Fälle höchstens als "interessant" an, aber sonst nicht weiter zu analysieren. Zudem würde es mich sehr wundern, wenn diese als Tabelle irgendwo im Def.handbuch stehen würden. Ich sehe das daher sehr entspannt.

  • Hallo,

    nur eine Ergänzung. Im großen und ganzen kann ich mich Herrn Selter anschließen. Eine Sicherheit für die Ärzte muss uns soll es hier gar nicht geben. Da einfach nur korrekt und vollständig kodiert werden muss. Es soll hier keine Erlösoptimierung bei der Kodierung betrieben werden. Wenn die Ärzte einen Fall entsprechend der geltenden Kodier Regeln kodiert haben, dann sind Sie auf der sicheren Seite.

    Es ist allerdings schon sehr interessant zu analysieren ob ein sich ergebender Erlössprung auch einen entsprechenden zusätzlichen Aufwand nach sich gezogen hat. Andernfalls sollte man diesen ggf. dem INEK melden, damit dieses das ggf. genauer analysieren kann.

    Man kann den Erlössprung sicherlich nicht in einer Tabelle im Definitionshandbuch nachlesen. Aber wenn man die komplette Falldokumentation hat, dann kann man mit Hilfe des Dokumentationshandbuches nachvollziehen, weshalb der Fall in die J08C springt und nicht mehr in der J11D landet. Dafür wurde das Definitionshandbuch ja geschrieben. Ein solches manuelles nachvollziehen eines Groupings ist allerdings oft etwas aufwändiger.

    Und Sie müssten dann eben schon alle ICDs und alle OPS zu Verfügung stellen die bei dem Fall für das Grouping relevant sind (sofern Ihr KIS das auswertet, die meisten Grouper markieren die für das Groupingergebnis relevanten Diagnosen und Operationen) ansonsten benötigt man alle.

    Viele Grüße,

    Matt

  • Hallo Frau Kosche, hallo Palmoplantar,

    eine Übersicht über solche Konstellationen gibt es nicht. Da sich diese Konstellationen mit der Änderung der CCL-Matrix und der Abfragereihenfolgen der DRGs jedes Jahr ändern, halte ich ein gezieltes Aufsuchen und lernen auch für wenig ratsam.

    Die unterschiedliche Zuordnung, sowohl in dem Beispiel von palmoplantar als auch bei Frau Kosche, resultiert aus der Tatsache, dass sich die Bewertung der Nebendiagnosen Basis-DRG assoziiert ändert.
    Wenn der zertifizierte Grouper das Vorliegen der Kriterien z. B. für DRG J08C an Position 20 prüft (s. Definitionshandbuch Band 3 Seite 4), werden die Bewertungen der Nebendiagnosen nach der Logik von Basis-DRG J08 berücksichtigt. Hier wird bei der von ihnen vorgenommenen Kodierung das PCCL von 4 nicht erreicht und der Grouper geht in der Abfragereihenfolge weiter bis dann an Position 39 (s. Definitionshandbuch Band 3 Seite 6) die Kriterien der DRG J11D erfüllt werden. Gemäß CCL-Matrix erfüllen dieselben Nebendiagnosen in der anderen Basis-DRG jetzt das PCCL von 4.

    Fügen Sie nun eine Nebendiagnose hinzu, die in der Basis-DRG J08 eine ausreichende Bewertung hat, um das PCCL von 4 zu erreichen, werden bereits die Kriterien der Abfrageposition 20 (DRG J08C) erfüllt und daher diese zugewiesen. Dabei reichen auch CCL-Werte von 1, wenn die anderen Nebendiagnosen entsprechend bewertet sind.

    Solche Konstellationen existieren schon seit Jahren, weshalb es sich auch bei einem PCCL von 4 und mehr lohnt weiter nach relevanten Nebendiagnosen zu sehen.

    Mit der Umstellung des Kataloges kommt es neben der Veränderung der Bewertung in der CCL-Matrix auch zu Umstellungen in der Abfragereihenfolge (hier 20 und 39), sodass die Verfolgung dieser Effekte über alle DRGs sehr aufwendig ist. Das InEK summiert diese Änderungen immer als "Sonstige Umbauten (Sortierung, CC-Matrixveränderungen, Veränderungen von Funktionen, etc.) oder rangfolgebedingte Fallverschiebung".

    Viele Grüße an alle DRG-Füchse

  • Liebe Mitdenker,

    danke für das Mitdenken. Hier nun endlich die genaue Auflistung der Diagnosen und Prozeduren, die das Ganze beeinflussen:
    HD: L98.4
    ND: J96.10, L08.8+ B96.2* B95.2*, N18.3, I69.3 - dieser letzte Kode ist es, der getriggert hat, ohne den PCCL zu erhöhen.
    OPS: 5-913.24 (alle anderen spielen keine Rolle).
    Im Definitionshandbuch steht die I69.3 an dieser Stelle nicht, verweist auch nicht auf diese DRG's.

    Freundliche Grüße

    E. Kosche

  • Liebe Frau Kosche,

    mit den dargestellten Diagnosen und der Prozedur erreiche ich mit meinem Grouper die DRG J08 nicht - auch nicht mit der I69.3.
    Je nachdem mit welchem Grouper sie arbeiten, können sie sich aber anzeigen lassen, dass in der Basis-DRG J08 mit den aufgeführten Diagnosen ohne I69.3 ein PCCL < 4 erreicht wird und durch die zusätzliche Kodierung der I69.3 dann ein PCCL von > 3.

    Die I69.3 steht deshalb nicht mit im Definitionshandbuch, da es sich um eine Bewertung innerhalb der CCL-Matrix handelt. Die CCL-Matrix ist nicht komplett im Definitionshandbuch abgebildet.

    Da ich mit dem Grouper die Basis-DRG J08 nicht erreiche, wird entweder eine entscheidende ND (aus J08-V1) oder eine entscheidende Prozedur (aus J08-V3, V4, V5 oder V6) fehlen.

    Viele Grüße aus dem Ruhgebiet

  • Hallo loony_doc,

    ja, es sind noch eine ganze Menge ND, die keinen CCL und kein flag haben, z.B.:
    B35.3, E11.90, G40.1, I10.00; I48.2, L57.0; U50.10; und noch ein paar Z-Kodes.
    Ich habe die jetzt versuchshalber alle mal herausgenommen und bleibe dennoch in der J08C.

    Das Erstaunliche ist ja nicht, dass eine ND in einem Fall triggert, im anderen nicht, sondern dass sie triggert, obwohl der PCCL gleich bleibt und sie auch kein flag bekommt.

    Viele Grüße aus der Lausitz
    E. Kosche

    P.S. Wohnen Sie wirklich im Ruhgebiet? Ich wohne leider im Arbeitsgebiet ;)

  • Hallo,

    ich hänge mich hier einmal dran:

    Habe einen Fall, den ich nicht verstehe:

    • HD A41.9, R65.1 (PCCL 2), J18.0 (1), B37.1 (4), L89.14 (1), OPS 8-980.21, Beatmung 331 Stunden
      • führt in die A11H. Dabei ist keine Nebendiagnose, die PCCL-unabhängig triggert. Die OPS triggert nicht.
        • (Falldaten auf das Erlöswesentliche reduziert)

    Streiche ich die L89.14 (1 PCCL),

    • führt dies in die T36Z. Auch dabei keine Diagnose, die PCCL-unabhängig triggert. Hier triggert die OPS.

    Ich verstehe das nicht, weil eine Z-GRG resultiert, also eine DRG, die durch eine alleine PCCL-relevante Nebendiagnose nicht gesteigert werden kann (so dachte ich zumindest bisher). Hier tritt das dennoch ein???

    Hat jemand eine Erklärung?

    Viele Grüße

    Medman2

  • Hallo Medman2,

    ohne die L89.14 ergäbe sich in der Basis-DRG A11 kein PCCL von 4, daher würde der Fall eigentlich in die A11I gehen. Diese steht jedoch an Abfrageposition 85 (s. Seite 60 Definitionshandbuch 2017/2019, Band 1). Und vorher kommt an Abfrageposition 81 der Abzweig zur MDC 18B aufgrund der intensivmedizinischen Komplexbehandlung und der T01 bzw. T36-Konstellation (siehe Seite 65 Def.handbuch 2017/2019, Band 1).

    Schöne Grüße,
    B. Liebermann

  • Hallo DRGist,

    vielen Dank für Ihre ausführliche Erklärung.

    Nach der Abfrageposition verstehe ich das jetzt. Wie arbeitet das Programm? Geht es nach der Abfrageposition 73 für die A11H wieder zu der irgendwo im Baum verzeichneten Abfrageposition 74 (A17A), dann 75 ... zurück, bis es dann im Baum zu der direkt unter der Position 73 (A11H) stehenden Postion 84 (!) für die A11I zurückkehrt?

    Mir war die Abfragereihenfolge nach Positionen nicht bewusst. Ich bin davon ausgegangen, dass die dichotom untereinander stehenden DRG (hier A11H und A11I) als sozusagen eine Abfrageposition angesteuert werden.

    Viele Grüße

    Medman2

    Einmal editiert, zuletzt von medman2 (7. März 2019 um 18:27)

  • Hallo,

    dem ist (leider?) nicht so.

    Hier hilft ein Blick ins Definitionshandbuch:

    Die Sortierung der DRGs nach absteigenden Kosten führt dazu, dass DRGs einer gemeinsamen Basis in der Abfragereihenfolge nicht mehr aufeinander folgen müssen. Am Beispiel der DRGs S62Z und S63A/B bedeutet dies, dass die DRG S63A aufgrund ihrer Kosten u.a. vor der DRG S62Z abgefragt wird. Die DRG S63B wird aufgrund ihrer Kosten nach der DRG S62Z abgefragt.

    Unter Beibehaltung der konsequenten hierarchischen Sortierung wurde eine Basis-DRG-orientierte Darstellung im Flussdiagramm gewählt. Die tatsächliche Abfrageposition einer DRG im Grouperalgorithmus dieser MDC wird als Zahl rechts neben dem DRG-Symbol dargestellt, siehe Abbildung 5.3.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch