Kodierung von Diagnosen bei Vorerkrankung

  • Guten Abend!

    Ich denke, dass bei uns manchmal zu viel codiert wird. Wenn im System z.b. eine Vorerkrankung des Patienten angegeben ist, wo dieser im aktuellen Aufenthalt auf Grund dessen aber eine einzige Tablette dafür bekommen hat, soll ich diese Diagnose kodieren, da dem KH ja ein Aufwand entstanden ist, nämlich genau diese eine Tablette. Ich sehe aber, dass aufgrund dieser Nebendiagnose nicht mehr Erlös entsteht, also empfinde ich es unnötig und auch zeitaufwendig, die Diagnose der Vorerkrankung zu kodieren. Wie wird es in anderen KH gehandhabt? Wird bei der Kodierung immer noch eine Auge auf die Vorerkrankungen geworfen und diese dann codiert?

    Liebe Grüße

    Simone

  • Guten Morgen Simone,

    die Kodierung ist doch kein Ermessensspielraum des Kodierenden. Die von Ihnen genannten Vorerkrankungen, sind Nebendiagnosen, die gemäß der DKR D003l gleichzeitig mit der Hauptdiagnose bestehen und wie Sie schildern, eine therapeutische Maßnahme erforderlich gemacht haben. So gehören diese auch kodiert!

    Und sollten Sie auch nicht primär mit dem MDK-Management zu tun haben, so könnte Ihnen das zuständige Medizin-Controlling sicher zurück melden, dass die Kodierung so mancher Vorerkrankung durchaus als Indikator für die stationäre Notwendigkeit des Patienten herhalten kann, auch wenn diese keinen Einfluss auf den Erlös nimmt.

    Herzliche Grüße

    Kodiak

  • Moin,

    es werden alle relevanten Diagnosen gemäß DKR kodiert.

    Subjektiv gesehen bereitet doch die Kodierung der bekannten Nebenerkrankungen kaum Zeitaufwand.

    Zum einen weist die Mehrzahl der Patienten nur eine geringe Anzahl an Nebendiagnosen auf, die Nebendiagnosen sind zum Großteil überschaubar (aHT, DM1/2, cNI, COPD o.ä.), somit auch die "zu merkenden" ICD-10-Schlüssel und aus den Voraufenthalten lassen sich die bekannten NDs ggf. auch schon übernehmen.

    Ich sehe aber, dass aufgrund dieser Nebendiagnose nicht mehr Erlös entsteht, also empfinde ich es unnötig und auch zeitaufwendig, die Diagnose der Vorerkrankung zu kodieren.

    Begründung der stationären Notwendigkeit bwps. i.S. Darstellung der Komplexität des Falles u.ä., ewiges Streitthema Aufwandspauschale i.R. MDK-Begutachtung (wg Nichtkodierung von NDs bei gleichbleibenden Rechnungsbetrag).

    Und auch aus rein hausinternen statistischen Gründen ist die Kodierung sinnvoll.

    VG

    F15.2

    Grüße aus dem Salinental

    Einmal editiert, zuletzt von F15.2 (8. November 2017 um 08:11)

  • Moin,

    ich bitte auch weitere Aspekte zu beachten: Erst das Zusammenspiel von Diagnosen und Prozeduren ergibt die Gruppierung. Diagnosen können auch in Untertabellen relevant werden.
    Was passiert im Falle einer Fallzusammenführung?. Was bei Fachabteilungswechsel?

    Das alles können Sie nicht vorausberechnen. Wenn Sie Kalkulationshaus sind oder per Zufallsstichprobe werden, werden diese Daten in die Kalkulation einbezogen.

    Daher: Kodieren, was richtig ist, nicht was der Einschätzung oder dem Ermessen oder irgendwelchen Nützlichkeitsgedanken folgt.

    Gruß

    merguet

  • Hallo und danke an die Rückmeldungen!

    Ich glaube, ich habe das mit der Kodierung der Vorerkrankungen nicht richtig dargestellt! (???? ) Dass Nebendiagnosen relevant sind, ist ja klar und dass manchmal Fälle zusammengelegt werden müssen und dann die ND eine große Rolle spielen ist auch klar. Mit Vorerkrankungen meine ich, dass z.b. ein Patient, von mir aus vor 1 Jahr in der Klinik war und angenommen auf Tabletten eingestellt wurde, die er jetzt immer noch einnimmt. Heute wird der Patient wieder wegen anderer Probleme stationär aufgenommen, bleibt z.B. nur 1 BT und kriegt von der Klinik 1 Tablette, weil man ihn vor einem Jahr auf dieses Medikament eingestellt hat. Und jetzt zielte meine Frage darauf, ob ich diese Vorerkrankung auch zum aktuellen Aufenthalt mit kodieren muss, obwohl er wegen was ganz anderem aufgenommen wurde. Begründet wurde mir das folgendermaßen: Ja, ich muss diese ND, welche unter Vorerkrankungen(vor 1 Jahr) aufgeführt ist kodieren, da im aktuellen Aufenthalt ein Aufwand entstanden ist, nämlich diese 1 Tablette. Darum ging es mir jetzt. Ich bin der Meinung, ich muss das nicht kodieren, denn jeglicher Aufwand ist im Relativgewicht (Bewertungsrelation oder auch cw= wie cost weight genannt) mit berücksichtigt und der Ressourcenverbrauch ist im KH-Aufenthalt mit berücksichtigt.

    Ich danke schon mal im Voraus denjenigen, die noch mal antworten.

    Simone

    Liebe Grüße

    Simone

  • Solche allgemeinen Fragen sind m.E. immer schwierig zu beantworten, weil es häufig eben doch um Details des Einzelfalls geht. Aber ich würde sagen, prinzipiell sind solche Vorerkrankungen kodierbar. Wie groß der therapeutische Aufwand ist, wird von DKR D003 nicht vorgeschrieben. Allerdings gibt es auch noch die Z92. Gruppe.

    Mit freundlichen Grüßen

    Breitmeier

  • Guten Morgen,

    die Höhe des Aufwandes ist nicht festgelegt. In diesem Forum hatte daher bis etwa vor 10 Jahren die so genannte Kalium-Banane eine gewisse Berühmtheit. Kalium 3,4, im Pflegebericht ist eine zusätzliche Banane erwähnt =E87.6.

    Mag albern sein, ist aber eine wichtige Grundregel.

    Auf diese verlassen sich die KH bei allen CCL- relevanten oder tabelleninhärenten Diagnosen, die eine Höhergruppierung verursachen könnten. Davon gibt es reichliche und Sie würden gegenüber den Kostenträgern oder dem MDK bereits bei geringstem Aufwand auf die Kodierung bestehen, wenn es denn für Sie einen direkten Nutzen hat.

    Aus Gründen der Ökonomisierung auf solche ND zu verzichten, die Ihnen nicht direkt nützlich sein mögen, mag Ihnen Arbeit erleichtern. Es ist aber nicht regelkonform. Es erschüttert auch die Kalkulationsgrundlagen. Bedenken Sie bitte auch, dass der Aufwand gering sein mag (ASS 100 bei Carotisstenose); die Folgen, die regelmäßig mit einer solchen Nebendiagnose assoziiert sein mögen (Z.B. neurologische Komplikationen nach Operationen) können aber erheblich sein. Auf diese Weise mögen unbedeutende Nebendiagnosen eine wesentliche Rolle bei der Gesamtkalkulation haben, die man am einzelnen Behandlungsfall eines Patienten nicht wahrnimmt.

    Und noch einmal: Die Rolle einer einzelnen ND können Sie nicht einschätzen. Sie müssten erst die CCL-Relevanz checken. Diese gibt Ihnen Ihr System an: Wenn Sie es testweise codieren. Dann kann diese Kodierung auch gleich endgültig gesetzt werden.

    Und im Ernst: Ein erfahrener Kodierer braucht für die Kombi aus E11.90, I10.00, E78.2, I25.19, Z95.0, Z95.1, Z92.1 u.a.m. wenige Sekunden.

    Gruß

    merguet