primäre o. sekundäre Sectio

  • Hallo Medman2,

    Ich glaube ja nicht, dass wir beide allein dazu berufen sind, die DKR zu operationalisieren, aber die Diskussion läuft so gut und konstruktiv, dass ich noch mal meine Privatmeinung zu Ihren Thesen kundtue:

    1. Zustimmung

    2. Ja, ich würde ich es so verstehen, dass der Geburtsverlauf eine Situation beschreibt, ab der klar ist, dass die Geburt des Kindes unmittelbar bevorsteht und unumkehrbar begonnen hat ( jedenfalls mit großer Wahrscheinlichkeit).

    3. Ja, da würde ich auch zustimmen.

    4. Ich glaube nein, jedenfalls fällt mir gerade keine Konstellation ein ( s. Punkt 2).

    Fetaler Disstress ( Schlechtes CTG, grünes Fruchtwasser oder eine schlechte MBU usw) ist auch aus meiner Sicht ein Notfall, bei dem eilig eine sekundäre Sectio erfolgen muss.

    Mit freundlichen Grüßen

    Breitmeier

    Mit freundlichen Grüßen

    Breitmeier

  • Hallo Herr Breitmeier,

    der wesentliche Punkt wäre damit die Auslegung des Begriffs "Geburtsverlauf", der erst mit cervixwirksamen Wehen beginnt. Das wäre dann auch mit dem Beispiel 1 kompatibel, bei dem es ja auch eine Änderung des geplanten Vorgehens gibt, gleichwohl eine Einstufung als primäre Sectio erfolgt.

    Viele Grüße

    Medman2

  • Dann wären wir beide uns also tatsächlich einig? Und der Rest der Community?

    Viele Grüße

    Breitmeier

    Mit freundlichen Grüßen

    Breitmeier

  • Guten Morgen,

    ich schließe mich mal hier an mit folgender Konstellation:

    - Entbindungstermin: 11.02.

    - am 21.1. Absprache zur Sectio am 06.2.; (diese für den 07.02. geplant) wegen Beckenendlage

    - am 28.01.: Pat. möchte nach Gespräch bis zum Termin warten und Sectio soll jetzt erst bei Wehenbeginn erfolgen

    - 08.02.: Aufnahme mit Wehen; Sectio

    Frage: primäre Sectio, da geplant?

    sekundäre Sectio, da Wehentätigkeit?

    Bin gespannt auf die Antworten. :saint:

    Freundliche Grüße

    funny girl

  • Guten Morgen.

    Laut Psychrembel beginnt eine Geburt mit der "Eröff­nungs­periode: vom Be­ginn der Eröff­nungs­wehen mit be­ginnen­der Entfal­tung der Zervix oder dem Zeit­punkt des Blasen­sprun­ges bis zur vollstän­digen Eröff­nung des Muttermun­des".

    "Geburtsverlauf" ist demnach m. E. n. jedes Geschehen, was ab den Eröffnungswehen bis zur vollständigen Entwicklung des Kindes passiert. Die Nachgeburtsperiode kann angesichts der speziellen DKR 1525j an dieser Stelle vernachlässigt werden.

    Ihr einleitendes Beispiel, medman2, schätze ich anhand der von Ihnen übermittelten Informationen wie folgt ein:

    1. Die Geburt hat per Definition noch nicht begonnen (frustrane Prostaglandingabe).
    2. Die Entscheidung zur Sectio wird Ihren Schilderungen zufolge dann im Verlauf dem Wortlaut der DKR folgend vor Einsetzen der Wehen und auf Wunsch der Mutter getroffen. Etwas zynisch könnte man hier von einer "Wunschsectio" sprechen.
    3. Eine Notfall- oder Gefährdungssituation für Mutter und/oder Kind haben Sie für diesen Fall verneint.
    4. Da die Geburt formal noch nicht begonnen hat (s. o.), ist die Definition der "sekundären Sectio" gemäß DKR nicht erfüllt.

    @ Funny Girl:

    In Ihrem Beispiel sehe ich ebenfalls eine primäre Sectio, da die Entscheidung zur Sectio bereits vor Einsetzen der Wehen gefällt wurde. Eine Notfall- oder Gefährdungssituation für Mutter und/oder Kind beschreiben Sie nicht, womit gemäß DKR keine sekundäre Sectio vorliegt.


    Als schwierig empfinde ich bei dieser Thematik, dass aus medizinischer Sicht offenbar bereits eine "sekundäre Sectio" vorliegt, sobald die Sectio nach Einsetzen der Wehen erfolgt. Hier scheinen die medizinische (Alltags-) Definition und die DKR zueinander im Wiederspruch zu stehen.

  • ...Als schwierig empfinde ich bei dieser Thematik, dass aus medizinischer Sicht offenbar bereits eine "sekundäre Sectio" vorliegt, sobald die Sectio nach Einsetzen der Wehen erfolgt. Hier scheinen die medizinische (Alltags-) Definition und die DKR zueinander im Wiederspruch zu stehen.

    Hallo Da Silva,

    Mit der Einschätzung haben Sie völlig recht.

    Andererseits wird medizinisch eine Notfallsectio ohne Wehen als primär bezeichnet, muss aber als „sekundär“ verschlüsselt werden.

    Wie so häufig geht es auch bei dieser Abrechnungsfrage nicht so sehr um medizinische sondern hauptsächlich um Kostenaspekte ( eilige/ ungeplante Sectio= sekundär= etwas teurer).

    Mit freundlichen Grüßen

    Breitmeier

  • Hallo!

    Die Diskussion ist nun schon eine Weile her, aber ich schließe mich dem letzten Beitrag aus der Runde (von Hr. Breitmeier 15.02.19) mit folgender Frage an:

    Wie wird man der Forderung gerecht (bzw. wirkt dem MDK entgegen), dass sich die Kodierung mit dem Entlassbrief /Dokumenten decken soll, wenn es nach wie vor eine unterschiedliche Definition von primärer und sekundärer Sectio im medizinischen Sinne und im Sinne der Kodierregeln gibt???

    Da haben wir in unserem Haus ständig Reibungspunkte zwischen Ärzten und Med.Controlling.

    Darf im OP-Bericht bzw. im E-Brief primäre Sectio im medizinischen Sinne stehen, obwohl ich sekundäre Sectio (laut DKR) kodiert habe?

    Der MDK nimmt genau das zum Anlass uns Fälle streitig zu machen.

    LG

  • Hallo Urokodex,

    erkennt Ihnen im Gegenzug der MDK eine sekundäre Sectio als Kodierung zu, nur weil es in der Epikrise als solche bezeichnet ist, Sie aber primär kodiert haben? :evil:

    Ich kenne die Problematik auch und versuche unsere Ärzte hierfür zu sensibilisieren. Natürlich ist die Epikrise als Dokument nicht primär für den MDK gedacht, sondern für den weiter behandelnden Arzt (und für die KH-Dokumentation) und solang es diese Diskrepanz zwischen der medizinischen Verwendung der Begriffe und den DKR gibt, wird es immer wieder spitzfindige Gutachter geben (die kommen ja auch auf ganz andere Ideen und beißen sich an Formulierungen fest)

    Im Endeffekt können Sie nur gut argumentieren, entsprechend der DKR kodiert zu haben und noch einmal auf die unterschiedliche medizinische Verwendung der Begriffe hinweisen.

    Grüße aus Sachsen

    Cyre

  • Liebe Gemeinde,

    wie würden Sie kodieren, wenn während einer länger geplanten primären Misgav-Ladach-Sectio im Verlauf wegen einer besonderen Kindslage ein vorher nicht geplanter T-Schnitt ergänzt werden muss?

    Nur 1 OPS für primären T-Schnitt?

    Oder 2 OPS für primäre Misgav-Ladach und sekundären T-Schnitt?

    Oder anders?

    fragt sich

    Artur Speck

  • Hallo Herr Speck,


    die Unterscheidung zwischen primärer und sekundärer Sectio bezieht ja sich nicht auf den Schnitt ( hier intraoperativer Umstieg auf T- Schnitt) sondern auf die Indikationsstellung zur OP in Abhängigkeit von Wehen oder einer Notfallsituation.

    Es ist sicherlich nur eine Sectio- Kodierung plausibel.

    Ich denke, es ist aufgrund Ihrer Schilderung eher eine primäre Sectio, es sei denn, die Kindslage habe den Eingriff notfallmäßig vorgezogen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Breitmeier