Offene Reposition durch (!) Osteosynthese

    • Offizieller Beitrag

    Guten Morgen Meikel,

    dann doch noch einmal der Versuch, es zu erläutern, obwohl ich doch eigentlich alles Wichtige dazu gesagt habe.

    Das DRG-System kam nach den OPS-Kodes. Somit hatte sich vorher niemand großartig über irgendwelche Disbalancen aufgeregt, weil es kein wirkliche Konsequenz hatte. Jeder wußte (und weiß), wie z. B. diese Kodes zu verwenden sind. Dann kommt ein Abrechnungssystem um die Ecke, wo die 6-Stelle eines OPS-Kodes ggf. tausende € Unterschied machen. Schon wird von allen Seiten "das System" auf mögliche (und unmögliche) Auslegungsvarianten untersucht. Für die Einen mit der Triebfeder: Womit bekomme ich mehr?, für die Anderen: Womit muss ich weniger zahlen? Natürlich sollte jeder dabei dann auch die korrekte Zuordnung im Einzelfall letztlich prüfen (wird leider nicht immer gemacht). Das Spiel ist ein Großteil meiner Aufgaben: MC in Klinik, Rechnungsprüfer, Leitung von DRG-Kommissionen (DGOU, DWG), Mitglied KKG mit AG OPS und ICD usw.

    Die Fachgesellschaften UCH und Orthopädie haben auch in der Vergangenheit nicht in einem Boot bei der Gestalltung des OPS und ICD gesessen, da gab dann unterschiedliche Anträge und unterschiedliche Kodeeinführungen. Das hat sich geändert. Fakt ist, habe ich schon gesagt, dass die Formulierungsprobleme an einigen Stellen bestehen. Fakt ist aber auch, dass es größere Probleme in der Klassifikation gibt, als das. Deswegen habe ich gesagt, dass man Probleme auch nicht aufblasen muss, wenn es in der Umsetzung gar nicht als Problem ankommt. Wo ein erhebliches Problem war (weil Redundanzen, Kodierlücken, gegenseitig widersprechende Kodes), war der Bereich WS-Eingriffe mit Osteosynthesen und offener und geschlossener Reposition. Das ist dann komplett in 2012 durch uns aufgeräumt worden. Da war man aber auch dauernd vor Gericht, um zu klären, ob offen, geschlossen, Zusatzkode oder nicht usw.

    Muss man so etwas überall machen, wenn es kein Umsetzungsproblem gibt? Nein, sicher nicht.

    Also: Ich hatte schon gesagt, dass ich einen Hinweisvorschlag für 5-79 machen werde, womit die Diskussion der Formulierungsauslegung und damit verbundene "gefühlte" Ausschließlichkeit der Prozedurenverknüpfung "Reposition-Osteosynthese" erledigt wäre. Mit einem Hinweis ist oft mit wenig Einsatz dann viel erreicht, ohne ganze Kodebereiche neu formulieren zu müssen.

    Und zu "Fragt sich nur wer so alles für die Struktur mit verantwortlich ist": Das ist für einige Probleme ganz schnell erläutert: Die Selbstverwaltung. Wenn also das Gremium, welches die DKR jährlich bearbeitet, sich aus den "Partnern" des Gesundheitswesens zusammensetzt, und jeder Änderung der DKR an Stellen, wo einfach mal was erklärt gehört, bedeutet "bekomme weniger"oder "zahle mehr" und die eigene Interessenslage dann vorgibt "stimme zu" oder "stimme nicht zu", dadurch dann einfach immer Änderungen verhindert werden können, ist ziemlich schnell klar, was wir da zu erwarten haben.

    Perfekt wir das System niemals (DRG und Klassifikationen), wir arbeiten aber stetig an Verbesserungen. Diese sind aber immer abhängig von Zustimmungen Einzelner in Gremien, daher manchmal mühsam. Ich habe z. B. das Vergnügen an der ICD-11 WHO-Version in Fachgebieten O&U mitzuwirken, was noch eines erheblichen Aufwands bedarf. Spaß ist was anderes, aber hoffentlich der Mühe dann wert.

    In diesem Sinne

  • Hallo,

    stimme Herrn Selter zu, dass man nie ein perfektes System haben wird, man kann es nur verbessern (perfektionieren).

    Hilfreich ist der Verzicht darauf, Ursächlichkeit, Verantwortlichkeit, Schuld oder böse Absicht zu thematisieren.

    Eine möglichst präzise Formulierung ist sinnvoll, da Ungenauigkeiten Streitpotential generieren. "Jeder weiß, wie es gemeint ist" oder eine Anfrage beim DIMDI reichen nicht aus, da Sozialgerichte bisweilen selbst offizielle Stellungnahmen des DIMDI (FAQ) mit dem Hinweis wegwischen, es zähle nur das, was im ICD/OPS stehe.

    Zum Ausgangspunkt: "Offene Reposition einer Fraktur ... durch Schraube, ...." Das Halten eines Repositionsergebnisses ist nun mal keine Reposition. Von daher ist die Formulierung für die" geschlossene Reposition ... mit Osteosynthese ..." passender, der von Herrn Selter genannte Hinweis hilft weiter.

    Meikel: gemäß DKR P003 wird übrigens das "und" bei Prozeduren in vielen Fällen im Sinne von "und/oder" verwendet.

    Auf jeden Fall ist die "Perfektionierung" der Formulierungen keineswegs trivial und vor allem sehr aufwendig. Dankenswert, wenn sich jemand kompetent und engagiert dieser Aufgabe annimmt.

    Viele Grüße

    Medman2