Dekubitusbehandlung

  • Hallo,

    heute ist DRG-Tag, daher mal wieder so viele Stolpersteine. Hier der nächste:

    Pat. mit schwerer Pneumonie und mehreren Begleiterkrankungen (CCL 4), u.a. auch einem Dekubitus an der Ferse (L89). Ist zunächst gegroupt in DRG E62A (Infektionen und Entzündungen der Atmungsorgane mit äußerst schweren CC), Gewicht 1,399.
    Da der Decubitus auch einmal debridiert wird, verschlüssele ich dazu 5-893.0g (Dekubitusbebridement kleinflächig Fuß) als Prozedur, und lande zur Strafe für mein Engagement in DRG E02A (Adnere OR-Rozeduren an den Atmungsorganen mit äußerst schweren CC), Gewicht nur noch 1,275. (Keine weiteren Prozeduren).
    Abgesehen von der logischen Ungerechtigkeit, frage ich mich, welche anatomischen Kenntnisse bei den "Genies" (F72.9 oder F73.9 ? ) vorliegen, die die DRG geschaffen haben, dass der Fuß zu den Atmungsorganen gehört?

    MR

    M.Rost

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Herr Rost,

    diese "hausgemachten Verlustgeschäfte" sind ja hier schon öfter diskutiert worden.
    Es ist natürlich nicht gerade der Akzeptanz des Systems dienlich, wenn man für mehr Leistung nicht mehr (oder zumindest gleichviel), sondern weniger erhält. Dahinter steckt natürlich das Mapping und die Kalkulationsergebnisse.
    Dummerweise ist es bei diesen Beispielen so, dass die neu getroffene DRG ein niedrigeres RG hat, als die zunächst erzielte (hätte ja auch anders herum sein können).
    Ob und wie diese "Ungerechtigkeiten" bei der System-Pflege behandelt werden, bleibt abzuwarten. Letzlich bliebe nur eine Anpassung des Mappings (was bei zukünftigen Kalkulationsergebnissen aber auch zu einem unerwünschten Ergebnis führen könnte (Umkehrung des RG-Höhenverhälnisses einzelner angesprochener "DRG-Pärchen").
    Es werden uns bestimmt Probleme dieser Art erhalten bleiben, wobei das System auch keinen Anspruch auf Einzelfall-Gerechtigkeit erhebt.

    Gruß
    --
    D. D. Selter

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Vielen Dank für die Erklärung, die allerdings das anatomische Wunder "Ferse gehört zu den Atemwegen" noch nicht umfasst.

    Könnte es nicht wenigstens eine Regelung geschaffen werden, dass zusätzliche Maßnahmen nicht zu einer schlechteren Vergütung führen können - und sei es, dass man sie weglassen darf ohne der Falschkodierung beschuldigt zu werden?

    :look:

    MR

    M.Rost

  • Hallo,

    meine Frage ging nicht dahin, ob ich es so machen darf oder soll, das ist klar, dass das so verboten ist.

    Frage war, ob man beim Inek nicht darauf hinwirken kann, dass man die Erlaubnis dazu geben sollte, dass in solchen Fällen die Codierung weggelassen werden darf, in denen Mehrleistungen zu Mindervergütungen führen (davon gibt es ja noch einige mehr, z.B: KHK ohne Infarkt wird ohne Coro höher vergütet als mit Coro). Hier stimmen ja dann offensichtlich die Kalkulationsgrundlagen nicht!

    Ich harre im Übrigen der Erklärung, wie der Fuß in die Lunge kommt;D ;D ;D

    MR

    M.Rost

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Herr Rost,

    Zitat

    Original von rostm:
    ...Frage war, ob man beim Inek nicht darauf hinwirken kann, dass man die Erlaubnis dazu geben sollte, dass in solchen Fällen die Codierung weggelassen werden darf, in denen Mehrleistungen zu Mindervergütungen führen...

    Mal abgesehen davon, dass es völlig konträr zu dem Verständnis der DRG-Sytematik und der DKR wäre, würde es schon deswegen nicht praktikabel sein, weil es bedeuten würde, dass alle Fälle immer unter diesem Gesichtspunkt gecheckt werden müssten. Es müsste jeder Fall x-mal durchgegroupt werden (natürlich würde eine entsprechende Software keine lange Entwicklungszeit haben). Wer soll das machen, nicht jedes KH (um nicht zu sagen "die Wenigsten") prüft jeden Fall vor Rechnungsstellung auf Alternativen dieser Art?

    Das wäre das Pferd von hinten aufzäumen.
    Der Weg kann nur der sein, dass durch die vorgegebene Kodierung die Fälle in die korrekte DRG einsortiert werden. Systemfehler, wenn es dann welche sind, die zu beheben sind, müssen im System eliminiert und nicht durch externe Manöver kompensiert werden. Sonst wird es noch viel chaotischer und inhomogener.

    Zitat

    Original von rostm:(Ich harre im Übrigen der Erklärung, wie der Fuß in die Lunge kommt;D ;D ;D

    Mit viel Anlauf!

    Gruß

    --
    D. D. Selter

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Herr Rost,

    Zitat


    Original von rostm:
    Ich harre im Übrigen der Erklärung, wie der Fuß in die Lunge kommt;D ;D ;D
    MR


    Zunächst soviel: Der Grouper gruppiert hier "richtig" falsch.
    Falls ich es im kurzen "Überflug" über das australische Manual richtig erkannt habe, wären Sie eigentlich in einer 902Z "gelandet".

    In der deutschen Vertsion ist die Tabelle TAB-E02-1 um viele weitere OPS-301-Schlüssel erweitert worden, u.a. auch um die zur Diskussion stehende 5-893ff.-Gruppe, die hier m. E. nichts zu suchen hat. Ich vermute hier ein Mapping-Problem bei der Überleitung der australischen Prozedurencodes auf den OPS 301. Dadurch dass diese Codes in besagter Tabelle zu finden sind, gruppiert der Grouper in die E02ff., statt im Algorithmus die Entscheidung OR-Prozeduren ohne Bezug zur HD abzuwarten. Ich würde meinen, das müsste korrigiert werden.

    Gruß
    B. Sommerhäuser

  • Hallo,

    ich habe die Ursache gefunden.
    Es liegt diesmal noch nicht mal am mapping....sondern im australischen Definition Manual steht bei E02:

    Icd10AM: 35103-01 Debride superficial tis ischmc low limb

    Diese Procedure führt dann bei Lungenerkrankungen immer in diese DRG...

    Was die Australier sich dabei gedacht haben kann ich nicht sagen....

    Witzigerweise fallen auch 90222-00 other procedures on arteries, 9022-01 other procedures on veins 90223-00 other vascular procedures in diese DRG (bei Lungenerkrankungen) also kann es hier schon noch häufiger zu Überraschungen kommen....

    Gruß
    --
    Thomas Lückert
    Medizincontrolling
    Johanniter-Krankenhaus im Fläming

    Thomas Lückert
    Stabsstelle Medizincontrolling
    Unfallkrankenhaus Berlin

  • Hallo rostm
    Hier liegt ein grundsätzliches Problem(Fehler)des Groupers vor, der bei operativen Prozeduren wie 5-893.o die Prozedur zuerst wertet und dann versucht anhand der Hauptdiagnose eine nur für den Grouper (nicht aber für den User)plausible Einteilung zu finden.Bei den anderen nichtoperativen OPS(diagnostische Maßnahmen, bildgebende Diagnostik, nichtoperative therapeutische Maßnahmen, ergänzende Maßnahmen) sind mir solche Ungereimtheiten noch nicht aufgefallen.
    In der Regel handelt es sich um operative Prozeduren, die auch von Nichtchirurgen gelegentlich durchgeführt werden wie das eben beschriebene Wunddebridement.Wir haben dieses Problem schon bei 3M gemeldet. Sollte schnellstmöglich korrigiert werden, wie so vieles in diesem mit heißer Nadel gestrickten DRG-Dschungel!

    Gruß styprek aus Saarbrücken schwül, gewittrig, gehe jetzt nach hause

  • :p :p
    :look: :look:

    Vielen Dank für alle Mühe. Das Forum ist schon super, für einen Kliniker mit Nebenjob DRG-Beauftragter ungeheuer wertvoll, um diesen einigermaßen bewältigen zu können.

    Jetzt aber heim und was :drink:


    MR

    M.Rost