Aufnahmegespräch PEPP

  • Guten Tag, ich bitte Sie um eine Stellungnahme zur Zählung der Therapieeinheiten psychiatrischer Fälle.

    Wir zählen das Aufnahmegespräch unserer Ärzte zu den Therapieeinheiten, zT sogar als zwei TE, weil 50 Minuten Dauer. In diesem Gespräch wird die die Symptomatik eingeordnet, Krankheits-Anamnese erhoben, die Vorgeschichte erfragt, es findet eine erste Psychoedukation statt (der Patient wird über seine (Verdachts-)Diagnose und mögliche Differentialdiagnosen aufgeklärt), Therapieoptionen vorgestellt, Nebenwirkungen der Medikation erläutert, erste Bewältigungsstrategien empfohlen.

    Außerdem findet eine körperliche Untersuchung incl Blutentnahme statt.

    Der MDK streicht das Aufnahmegespräch grundsätzlich aus der Anzahl ärztlicher Therapieeinheiten mit Verweis auf die DKR zum Pepp. Unter PP0414f/ Tabelle 1 findet sich hier: „Prozeduren, die normalerweise nicht verschlüsselt werden:…Aufnahme- und Kontrolluntersuchungen…“. Der MDK subsummiert das Aufnahmegespräch unter diesem Punkt aus der Tabelle 1 PP014f.

    Wir sehen nur die körperliche Untersuchung als „nicht kodierbare Prozedur“ an, das Aufnahmegespräch als Therapieeinheit. Die OPS haben Abrechnungsrelevanz.

    Ich hoffe, die Frage wurde nicht schon gestellt und beantwortet.

    Susanne Peter

  • Sehr geehrte Frau Dr. Peter,

    schauen Sie mal hier und hier, da wurden die verschiedenen Argumente schon mal ausgetauscht...

    Tenor war damals offenbar, es sollte eine klare Trennung der einen Aufnahmeabklärung und therapeutischer Inhalte dokumentiert werden, um dann auch eine entsprechende Abrechnung belegen zu können.

    MfG, RA Berbuir

  • Hallo,

    Aufnahmegespräch ist nicht gleich Aufnahmeuntersuchung.

    Das eine ist eine psychiatrische Leistung (Gesprächsführung, Exploration etc.),

    das andere eine körperliche Untersuchung (messen, klopfen, hören etc.).

    In der Somatik fließt das oft zusammen und leider werden Gespräche im DRG-System auch nicht gesondert honoriert.

    In der Psychiatrie ist das eben etwas anders.

    Schade, dass der MDK das nicht auseinanderhalten kann (will).

    Viele Grüße - NV

  • Hallo allerseits,

    bis 2015 gab es die Kodes für aufwändige psychiatrische Diagnostik (1-903 und 1-904). Diese enthielten unter anderem auch Zeiten für das ärztliche/psychologische Aufnahmegespräch. Im OPS 2016 wurden diese Kodes gestrichen, weil diagnostische Gespräche auch immer schon einen therapeutischen Aspekt haben und umgekehrt bzw. beides ineinander übergeht. Deshalb sollten diese Zeiten (also auch diagnostische Gespräche) als Therapieeinheiten erfasst werden. Dies geht unter anderem aus dem PEPP-Abschlussbericht 2016, Abschnitt 3.3.3 sowie aus den Hinweisen zur Leistungsplanung 2016, Abschnitt 1.2.3 hervor

    Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag

  • Hallo zusammen !

    Ich möchte hier mal die Gegenposition vertreten:

    In der Medizin kommt grundsätzlich die Therapie nach der Diagnostik/ Untersuchung. Eine komplette Anrechnung einer Erstanamnese/ Aufnahmeuntersuchung als Therapie- Einheit erscheint mir daher nicht sinnvoll/ plausibel/ justiziabel. Selbstverständlich finden Aufnahmegespräche auch in der Somatik regelhaft statt und stellen somit per se keine psychiatrische Leistung dar.

    Es gibt hierzu auch schon einige Urteile aus der Somatik ( Diagnostik ist z.B. Keine Therapie- Einheit bei der Geriatrischen Frühreha).

    Da es genauso selbstverständlich fließende Übergänge gibt, insbesondere bei längeren Gesprächen, ist die von Herrn Berbuir erwähnte trennscharfe Dokumentation mal wieder entscheidend .

    Mit freundlichen Grüßen

    Breitmeier

    Mit freundlichen Grüßen

    Breitmeier

  • Hallo Herr Breitmeier,

    im Gegensatz zur Somatik, wo die Therapie doch sehr wesentlich aus medikamentöser Therapie oder invasiven Maßnahmen besteht, ist in der Psychiatrie das Gespräch eines der wichtigsten Therapieelemente. Daher ist das Aufnahmegespräch (und hier geht es nicht um 10 Minuten, sondern wie beschrieben um 50 Minuten) schon auch therapeutisch ausgerichtet. Und wenn bei einem tiefenpsychologischen therapeutischen Gespräch beispielsweise ein altes Kindheitstrauma aufbricht, ist das gleichzeitig diagnostisch und therapeutisch wertvoll.

    Vielleicht kann man solche Gespräche in der Psychiatrie mit einer diagnostischen Laparoskopie in der Somatik vergleichen. Diese können Sie ja auch kodieren. Der Patient hat Symptome, aber Sie kennen die Ursache nicht und versuchen es, durch die Exploration des Verborgenen herauszufinden.

    Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag

  • Hallo zusammen,

    bei uns war das auch schon mal Thema bei einer MDK Prüfung. Die Zeiten wurden dann aber nach Hinweis auf den OPS Text (s.o.) akzeptiert.

    Grüße, Helmutwg