Hauptdiagnose Status epilepticus oder Epilepsie

  • Hallo werte Forumsteilnehmer,

    da ich diesbezüglich nicht fündig geworden bin, bitte ich um Ihre Einschätzung.

    Ein Patient mit vorbekannter struktureller Epilepsie und vorbestehender antiepileptischer Therapie wird mit einem Status epilepticus stationär aufgenommen.

    Was ist die Hauptdiagnose?

    Im Voraus besten Dank!

    Viele Grüße

    Medman2

  • Hallo medman2,

    Grund der Aufnahme war doch wohl der akute Zustand, also m.E. eine ICD nach G41.-, wenn dieser dann aber auf die bekannte strukturelle Epilepsie zurückführbar ist und diese auch (weiter) behandelt wird, wäre diese als zugrunde liegende Erkrankung als HD anzugeben. Wenn sich die Behandlung auf den status epilepticus beschränkt, ist dies die HD. Sofern die Epilepsie letztlich Spätfolge zB eines Hirninfarktes ist, wäre nach DKR D005 diese noch als ND anzugeben (vgl auch KDE-83 und KDE-583). Oder übersehe ich da jetzt was?

    MfG, RA Berbuir

  • Hallo Herr Berbuir,

    vielen Dank für Ihre prompte Antwort. Ich habe dazu natürlich auch ein paar Gedanken, möchte diese jedoch zunächst für mich behalten, um ggf. andere Auffassungen abzuwarten.

    Viele Grüße

    Medman2

  • Hallo Medman2,

    Ich würde den Status epilepticus nicht als Symptom sondern als eigenständiges Krankheitsbild einschätzen- jedenfalls klassifikatorisch auf Ebene der ICD-10.

    Da bei G40 das Exclusivum „Status Epilepticus“ steht, würde ich hier die G41 als HD favorisieren.

    Mit freundlichen Grüßen

    Breitmeier

    Mit freundlichen Grüßen

    Breitmeier

    • Offizieller Beitrag

    Guten Abend,

    entweder habe ich die Frage falsch verstanden oder Sie haben noch ein Ass im Ärmel, das Sie noch ausspielen werden. M.E. ist die HD ganz klar der Status epilepticus (G41). Keine Ahnung, was bei der Schilderung daran hinterfragenswert wäre...

    Eigene Gedanken für sich zu behalten, wenn man eine Frage genau dazu stellt, mag ich persönlich nicht. Was soll das? Daher: Nennen Sie bitte Ihre Gedanken, die zurückzuhalten Sie sich auferlegt haben.

    Beste Grüße

    B. Sommerhäuser

  • Guten Abend Herr Sommerhäuser, hallo Herr Breitmeier,

    zunächst, ich habe versucht, die wesentlichen Punkte des Sachverhalts möglichs neutral und ohne einen Lösungsvorschlag darzustellen, um die Diskussion nicht in eine Richtung zu beeinflussen.

    Angesichts der nachdrücklichen Aufforderung will ich aber mit meiner Sichtweise nicht hinterm Berge halten. Ich bitte um Korrektur, falls mein Verständnis der Grundlagen fehlerhaft ist.

    Zunächst ist ein epileptischer Anfall nicht gleichzusetzen mit einer Epilepsie. Man kan einen epileptischen Anfall, ggf. auch mehrere haben, ohne an einer Epilepsie zu leiden. Erst wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind, besteht eine Epilepsie.

    Vice versa ist aber bei einer bestehenden Epilepsie der epileptische Anfall Ausdruck der Epilepsie, mithin ihr Symptom.

    Gleiches gilt für den Status epilepticus als gravierende Form eines oder mehrerer epileptischer Anfälle. Auch der Status epilepticus kann ohne Epilepsie vorkommen. Bei bestehender Epilepsie ist aber auch der Status epilepticus Ausdruck der Epilepsie.

    Daraus folgt meines Erachtens, dass der Status epilepticus bei bestehender Epilepsie (!) Symptom selbiger ist und als Hauptdiagnose die zugrunde liegende Epilepsie zu kodieren ist.

    Anderes gilt, wenn keine Epilepsie besteht bzw. festgesstellt wird.

    Der Umstand, dass dem Status epilepticus kein R-Kode (G41) zugewiesen ist, belegt meines Erachtens nicht, dass es sich grundsätzlich um ein eigenständiges Krankheitsbild handelt. So ist beispielsweise auch die J96.00 auf der Grundlage einer Pneumonie nicht als Hauptdiagnose zu kodieren, obwohl es sich nicht um einen R-Kode handelt. Überdies muss die Möglichkeit bestehen, einen Status epilepticus ohne zugrunde liegende Epilepsie zu kodieren.

    Viele Grüße

    Medman2

    2 Mal editiert, zuletzt von medman2 (29. August 2018 um 10:15) aus folgendem Grund: Syntaxfehler

  • PS: @ Herrn Berbuir

    Ich stimme Ihnen zu, dass in der besonderen Konstellation der Behandlung ausschließlich des Status bei bestehender Epilepsie der Status epilepticus als HD zu kodieren wäre (wenn keine Behandlung der Epilepsie erfolgt).

    Viele Grüße

    Medman2

  • Hallo Medman2,

    Ich habe schon Zweifel, ob Ihre Aussagen medizinisch richtig sind ( also ob ein Status epilepticus ohne Epilepsie vorliegen kann), aber das müssten vielleicht Neurologen kommentieren.

    Klassifikatorisch gibt es einerseits das besagte Exclusivum bei G40.- und außerdem gebe es für Krampfanfälle ohne Epilepsie den R- Kode R56.-.

    Die offizielle Kapitelüberschrift über G40 und G41.- lautet:

    „ Episodische und paroxysmale Krankheiten des Nervensystems ( Hervorhebung von mir).

    Also ist G41.- laut Regelwerk eine Krankheit und kein Symptom.

    Schließlich: Ein Symptom ist nur selten als HD zu kodieren. Diese Ausnahmen regelt DKR D002:

    Zuweisung eines Symptoms als Hauptdiagnose

    Wenn sich ein Patient mit einem Symptom vorstellt und die zugrunde liegende Krankheit zum Zeitpunkt der Aufnahme bekannt ist, jedoch nur das Symptom behandelt wird, ist das Symptom als Hauptdiagnose und die zugrunde liegende Krankheit als Nebendiagnose zu kodieren.

    Selbst wenn G41.- ein Symptom von G40.- wäre, würde im KHS sicherlich nicht nur das Symptom sondern immer auch die Epilepsie behandelt.

    Somit bleibe ich bei Herrn Sommerhäuser und der G41.- als HD

    Einen schönen Abend allen ,

    Breitmeier

    Mit freundlichen Grüßen

    Breitmeier

  • Hallo Herr Breitmeier,

    wollen Sie damit sagen, dass ein Syptom nur als R-Kode vorkommt? Da gibt es aber doch noch diverse ICD aus dem "Krankheits"-Bereich (z.B. M54.5, I20.0, K92.2) die nach meinem Laienverständnis regelmäßig nur das Symptom einer anderen Erkrankung sind. Aber Sie haben Recht, hier sollten wohl bessser mal die Neurologen ihre geschätzte Expertise einbringen, bevor wir uns verrennen...

    Gute Nacht allerseits,

    RA Berbuir

    • Offizieller Beitrag

    Guten Abend,

    zunächst hätte ich meinen Beitrag wohl etwas diplomatischer formulieren sollen. Dafür, dass es mir nicht gelungen ist, möchte ich um Nachsehen ersuchen. Zurück zur Sache:

    Man kann einen epileptischen Anfall, ggf. auch mehrere haben, ohne an einer Epilepsie zu leiden.

    Wenn sie dies schon anführen, bedeutet es doch, dass G41 eben KEIN (ausschließliches) Symptom einer Epilepsie ist, sondern eine eigenständig kodierbare Erkrankung.

    Vice versa ist aber bei einer bestehenden Epilepsie der epileptische Anfall Ausdruck der Epilepsie, mithin ihr Symptom.

    S. oben. Es ist also nicht nur das Symptom einer Epilepsie (warum es dann epileptischer Anfall heißt, sei dahin gestellt). Epilepsie beschreibt ja in der ursprünglichen Wort-Bedeutung auch nur ein Symptom (lt. Wikipedia: Angriff, Überfall). Möglicherweise kann man einen Vergleich ziehen zur Angina pectoris, die auch nur ein Symptom darstellt und dennoch oft als HD zu kodieren ist. Aber das ist Spekulation.

    So ist beispielsweise auch die J96.00 auf der Grundlage einer Pneumonie nicht als Hauptdiagnose zu kodieren, obwohl es sich nicht um einen R-Kode handelt.

    Da bin ich anderer Ansicht: M.M.n. kann J96.- selbstverständlich auch Hauptdiagnose bei gleichzeitigem Vorliegen einer Pneumonie sein. Nicht jede Pneumonie geht mit einer respiratorischen Insuffizienz einher...

    Beste Grüße B. Sommerhäuser