Neubildung und Komplikation

  • Hallo liebes Forum,
    sitze gerade über einen alltäglichen Fall, komme aber nicht weiter.
    Der Fall: Patientin mit bekanntem und operierten Mammacarcinom kommt mit bekannten Lungen und Knochenmetastasen ins Krankenhaus wegen zunehmender Dyspnoe bei Pleuraerguß. Bekommt Chemo, Bestrahlung, Pleuradrainage und Pleurodese.
    Frage: Was ist die Hauptdiagnose?
    a) Das Mammacarcimon, welches noch behandelt wird?
    b) die Lungenmeatastasen, welche den Pleuraerguß erzeugt haben?
    c) Der Pleuraerguß, weil er im Vordergrund der Behandlung stand?

    Bei der Luftfeuchtigkeit in der Oberpfalz kann man nicht mehr richtig denken....?( ?(

    J.Heck

  • Schönen guten Tag allerseits!

    Der Pleuraerguss ist meiner Ansicht nach relativ eindeutig unmittelbare Folge der Lungenmetastasen und daher m. E. nicht als Hauptdiagnose zu verschlüsseln.

    Zur Entscheidung zwischen a) und b) ist nach der Kodierrichtlinie 0201b entscheidend, ob der Patient vor allem zur Behandlung der Metastasen oder des Primärtumors aufgnommen wird. Ist beides der Fall (und auch so im Aufnahmebefund entsprechend dokumentiert), würde ich mich auf die Entscheidungsfreiheit des behandelnden Arztes nach DKR D002b berufen und das verschlüsseln, was ich medizinisch (oder von mir aus auch oekonomisch) für sinnvoller halte.

    Von der Beschreibung des konkreten Falles her, würde ich vermutlich die Metastasen als HD bevorzugen, es sei denn, der Patient wurde explizit zur Behandlung des Mammakarzinoms aufgenommen und die Behandlung der Metsatasenprobleme sei erst im Verlauf erforderlich geworden. Aber nach der Beschreibung kam der Patient wegen seiner pulmonalen Probleme, also b).

    Schönen Tag noch,
    --
    Reinhard Schaffert

    Medizincontroller
    Facharzt für Chirurgie
    Kliniken des Wetteraukreises

  • Hallo,

    ich habe da eine andere Meinung. Nach DKR 002B ist die Hauptdiagnose die Diagnose, die den stat. Aufenthalt hauptsächlich verursacht hat.
    In diesem Fall würde ich zum Pleuraerguss tendieren. Und wenn ich Herrn Heck richtig verstanden habe, war die zunehmende Dyspnoe bei einem Pleuraerguss der Grund der eigentlichen stat. Aufnahme.

    Viele supersonnige Grüsse
    M. Buttler

    :kangoo:

  • Trotz saunahafter Bedingungen einen fröhlichen Guten Morgen allerseits,

    wenn man den Pleuraerguß korrekt kodiert, dann muss man dies mit der
    J91* Pleuraerguß bei anderenorts klassifizierten Krankheiten
    tun. Da dies aber ein Stern-Kode ist, kann er per Definitionem nicht die Hauptdiagnose sein.
    Für die Lungenfiliae als Hauptdiagnose spricht weiterhin die Bildung einer Kausalkette zuerst selbige - dann der Erguss - der dann bei entspr. Umfang eine Dyspnoe zur Folge hat. Ob das Mamma-Ca, das eigentlich ganz am Anfang der Kette steht, auch in diese einbezogen werden muss entscheidet sich nach den Umständen der Aufnahme i.V.m. den DKR.
    --
    Michael Hönninger
    FA Anästhesiologie / Notfallmedizin
    MedizinController
    Städt. Krankenhaus
    Frankenthal (Palz)

    Michael Hönninger
    FA Anästhesiologie / Notfallmedizin
    [glow=#FF0000,3]MedizinController[/glow]
    Stadtklinik Frankenthal

  • Als Ursache des Pleuraergusses sind m.E. die Lungenmetastasen nicht eindeutig die Ursache, sondern die maligne Beteiligung der Pleura.

    Also
    HD C38.4 mal NB Pleura

    Gruß
    SG

  • Hallo Herr Glocker,

    helfen sie einer nur in den Bahnen der ICD denken könnende Dokumentarin. Die maligne Beteiligung der Pleura ist dann aber doch trotzdem eine sekundäre Neubildung. Wäre dann nicht C78.2 "Sekundäre Neubildung der Pleura" Hauptdiagnose?

    Das genannte Beispiel trifft aber auf jeden Fall ein generelles und immer wieder auftretendes Problem: Bei einer "Kette" von Symptomen und/oder Diagnosen ist es schwierig die Hauptdiagnose eindeutig festzulegen. Ein anderes praktisches Beispiel war: Aufnahme wegen Synkope, deren Ursache Herzrhytmusstörungen waren, deren Ursache wiederum eine Hyperthyreose war. Beides (Herzrhytmusstörungen und Hyperthyreose) wurden diagnostiziert und behandelt. Kann man hier von einer Symptom/zugrundeliegende Krankheit sprechen? Oder sind Symptome nur das was die ICD unter Rxx.x kennt?

    Viele Grüße aus dem gerade regnerischen Heidenheim

    Christa Bernauer

  • Hallo an alle,

    nachdem sich nun einige Meinungen gesammelt haben möchte ich meine Meinung auch noch kurz darstellen.
    HD kann keinesfalls der Pleuraerguß oder gar die Dyspnoe sein.
    In Frage kommen der Primärtumor oder die sekundäre Neubildung, denn beide wurden während des Aufenthaltes behandelt. Der Kliniker müßte entscheiden, ob als sekundäre Neubildung eine Pleuracarcinose vorliegt die den Pleuraerguß hervorgerufen hat oder ob dieser durch Lungenfiliae begründet werden kann.
    Dann kann man schauen was den höchsten Ressourcenverbrauch darstellt.

    Liebe Grüße aus Darmstadt

    A. Jockwig :rotate: 8)

  • Zitat


    Original von ch_bernauer:
    Das genannte Beispiel trifft aber auf jeden Fall ein generelles und immer wieder auftretendes Problem: Bei einer "Kette" von Symptomen und/oder Diagnosen ist es schwierig die Hauptdiagnose eindeutig festzulegen. Ein anderes praktisches Beispiel war: Aufnahme wegen Synkope, deren Ursache Herzrhytmusstörungen waren, deren Ursache wiederum eine Hyperthyreose war. Beides (Herzrhytmusstörungen und Hyperthyreose) wurden diagnostiziert und behandelt. Kann man hier von einer Symptom/zugrundeliegende Krankheit sprechen? Oder sind Symptome nur das was die ICD unter Rxx.x kennt?

    Sehr geehrte Frau Bernauer,

    rütteln Sie mit Ihren hinterlistigen Fragen nicht an den Grundfesten des ganzen Systems... :no:

    Meine Einschätzung für diesen speziellen Fall (wurde dass schon diskutiert?) aDKR D002 V2003 Seite 8:

    Zwei oder mehr Diagnosen, die gleichermaßen der Definition der Hauptdiagnose entsprechen: Entscheidung nach Ressourcenverbrauch (cave sollte nicht anhand des derzeitigen RG's erfolgen, sondern eben tatsächlich nach Pi X Daumen)

    mfG

    C. Hirschberg


    :no:

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Original von C-Hirschberg:
    Meine Einschätzung für diesen speziellen Fall (wurde dass schon diskutiert?) aDKR D002 V2003 Seite 8:

    Zwei oder mehr Diagnosen, die gleichermaßen der Definition der Hauptdiagnose entsprechen: Entscheidung nach Ressourcenverbrauch ...

    Hallo Herr Hirschberg,

    0201b Auswahl und Reihenfolge der Kodes

    Erfolgt die Aufnahme zur Diagnostik/Behandlung des primären Malignoms, ist das primäre Malignom als Hauptdiagnose-Kode zuzuweisen ....
    Erfolgt die Aufnahme nur zur Behandlung von Metastasen, ist/sind die Metastase(n) als Hauptdiagnose-Kode anzugeben und zusätzlich, sofern bekannt, eine bzw. mehrere Nebendiagnose(n) für den Primärtumor. Ist die Lokalisation des Primärtumors unbekannt, ist C80 Bösartige Neubildung ohne Angabe der Lokalisation zu kodieren.
    ...
    Erfolgt die Aufnahme des Patienten sowohl zur Behandlung des Primärtumors als auch der Metastasen, ist gemäß DKR D002b Hauptdiagnose (Seite 4) (zwei Diagnosen erfüllen gleichzeitig das Kriterium der Hauptdiagnose) diejenige Diagnose als Hauptdiagnose
    auszuwählen, die die meisten Ressourcen verbraucht hat.

    Gruß


    --
    D. D. Selter

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Uh, sorry,

    habe nicht eindeutig Bezug genommen, meine Antwort betraf den Hyperthyreose/Herzrhythmusstörungen/Synkopen-Fall von Frau Bernauer.
    Deswegen mein Verweis auf die aDKR D002 V2003 Seite 8...

    ...oder liege ich da auch falsch ?

    mfG

    C.Hirschberg