MDK-Reformgesetz - Referentenentwurf 03.05.2019

  • Hallo Medman2,

    wenn Sie auch bei einer Körperschaft des öffentlichen Rechts keine Unabhängigkeit erkennen können, ist das natürlich als persönliche Meinung zu respektieren. Ob sich die Krankenhäuser insgesamt einen Gefallen tun, nur die Opferrolle bzw. das Unschuldslamm zu spielen, bezweifle wiederum ich persönlich.

    Hätten die Kliniken wirklich die Hälfte der MD Kosten übernehmen wollen??

    Das Gesetz verschiebt die Gewichte insgesamt deutlich zugunsten der KHS, wahrscheinlich erwartet Herr Spahn jetzt erstmal ein bisschen Dankbarkeit ?

    Mit freundlichen Grüßen

    Breitmeier

  • Hallo Herr Breitmeier

    wenn Sie auch bei einer Körperschaft des öffentlichen Rechts keine Unabhängigkeit erkennen können, ist das natürlich als persönliche Meinung zu respektieren.

    Die MDK waren vorher auch schon KöR, zumindest im Westen. Es gibt eine formale und eine inhaltliche Abhängigkeit und bei einer Mehrheit von 16:5 Stimmen im Verwaltung für von den Kassen benannte Vertreter darf man, denke ich, doch kritisch sein, zumindest bis der MD das Gegenteil beweist.

    Ob sich die Krankenhäuser insgesamt einen Gefallen tun, nur die Opferrolle bzw. das Unschuldslamm zu spielen, bezweifle wiederum ich persönlich.

    Es geht nicht um Opferrolle. Aber angesichts der Diskussionen im Vorfeld um dieses Thema, finde ich das Ergebnis einfach enttäuschend.

    Hätten die Kliniken wirklich die Hälfte der MD Kosten übernehmen wollen??

    Funktioniert beim InEK auch

    Das Gesetz verschiebt die Gewichte insgesamt deutlich zugunsten der KHS

    Durch Strafzahlungen???
    Sorry, das sehe ich anders. Ich denke, es wird sich am Verfahren und inhaltlich nicht viel ändern. Die Kassen bleiben "Herrin des Verfahrens" und selbst wenn sich die Prüfquoten auf die Rechnungsrückforderungen auswirken sollten, machen das die Aufschläge vermutlich wieder Wett. Und auch hinsichtlich der potentiellen Aufschläge wird es auf Kassenseite Optimierungen geben (würde ich auch machen). Und das Aufrechnungsverbot, fürchte ich, wird durch Teilzahlung unterlaufen.

    wahrscheinlich erwartet Herr Spahn jetzt erstmal ein bisschen Dankbarkeit ?

    Nachdem er vor einem Jahr auf dem Deutschen Krankenhaustag das Vorgehen der Kassen als "Starrsinn, Irrsinn, Wahnsinn" bezeichnet hat (und ich mich damals ausdrücklich für diese klaren Worte bedankt habe), sehe ich bei diesem Ergebnis jetzt aus Krankenhaussicht keine wirkliche Veranlassung mehr.

    Schöne Grüße

  • Hallo Herr Schaffert,

    Ich sehe es wirklich ein bisschen anders als Sie. Das Aufrechnungsverbot, die Deckelung der Prüfquote und Planungssicherheit bei den Strukturvoraussetzungen für OPS- Komplexkodes sind grosse Gewinne für die Kliniken. Dazu haben es die Kliniken ab 2021 selber in der Hand, ihre Prüfquote weiter auf 5% zu senken.

    Man stelle sich mal vor, bei anderen Sozialleistungsträgern würden auch nur 5% aller Anträge geprüft, (z.B. Bei Hartz 4) oder im Finanzamt. Oder der Einkauf im KHS würde nur 5% der Eingehenden Rechnungen prüfen und in 95% der Fälle das Geld blind auszahlen ( wenn der Lieferant vorher nicht mehr als 40% der Lieferungen zu hoch abgerechnet hat). Eine eigentlich absurde Vorstellung, oder?

    Und dass die einseitige Aufwandspauschale mit dem SGB V nur schwer kompatibel ist, hatte das BSG ja auch schon mehrfach gesagt.

    Vor dem Hintergrund des durchschnittlichen Gerechtigkeitsempfindens und angesichts der Ökonomisierung der Krankenbehandlung ist das Gesetz m.E. Immer noch krankenhausfreundlich.

    Wenn einige KHS Funktionäre ( Sie, Herr Schaffert meine ich damit ausdrücklich nicht!) nun immer noch lamentieren, das BSG, der MD, das Parlament und das BMG seien alle gegen se, dann scheint mir das in der Öffentlichkeit schwer vermittelbar. Ich sehe vielmehr, dass die Mehrheit der Kliniken, nämlich die, die korrekt abrechnen, von dem Gesetz profitieren können. Diese Kliniken sollten sich m.E. nicht vor den Karren derjenigen spannen lassen, die nun hohe Strafzahlungen befürchten.

    Mit freundlichen Grüßen

    Breitmeier

    Einmal editiert, zuletzt von Breitmeier (10. November 2019 um 23:26)

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier habe ích - wie versprochen - eine Präsentation zum MDK-Reformgesetz erstellt. Falls ihr Fehler findet, bitte per DM melden.

    Schönen Gruß,

    Hallo Reinhard,

    vielen Dank!

    100 Seiten... was eine Fleißarbeit! Wie lange brauchst du dann für die Präsentation?

  • Hallo Herr Breitmeier,

    Ich sehe vielmehr, dass die Mehrheit der Kliniken, nämlich die, die korrekt abrechnen, von dem Gesetz profitieren können.

    ein Punkt, der in der Diskussion aber doch sauer aufstößt, ist die immergleiche Wiederholung des Vorwurfs der "falschen Abrechnung".

    Wenn der MDK z.B. zu dem Ergebnis kommt, dass eine Behandlung hätte verkürzt werden können, dann kann gerne aus Sicht von MDK/Krankenkasse eine Überversorung im Krankenhaus kritisiert werden. Eine Falschabrechnung ist aber sicher die falsche Bezeichnung.

    Auch wenn OPS/ICD/DKR seit vielen Jahren von Krankenhäusern und MDK unterschiedlich interpretiert werden, dann ist der Vorwurf der "falschen Abrechnung" zumindest stark verzerrend. Es gibt hier ja häufig - für beide Seiten und unabhängig vom Erlös - gute Gründe für die eine oder andere Interpretation der Regelungen. (Hier bin ich sehr gespannt, wie schnell der neue Schlichtungsausschuss strittige Themen wird lösen können...)

    Mit besten Grüßen

    M. Klee

  • Hier bin ich sehr gespannt, wie schnell der neue Schlichtungsausschuss strittige Themen wird lösen können

    Wenn man bedenkt, wie viel der bisherige Schlichtungsausschuss gebracht hat...

    Grüße aus dem Salinental

  • Liebe Freunde,

    hier habe ích - wie versprochen - eine Präsentation zum MDK-Reformgesetz erstellt. Falls ihr Fehler findet, bitte per DM melden.

    Schönen Gruß,

    Guten Morgen,

    grandios Herr Schaffert! Vielen Dank für Ihre Bemühungen!!!

    MfG
    Ductus
    Die Welt ist global, das Denken lokal

  • Sehr geehrte Diskutanten, insbesondere Herr Breitmeier,

    Zitat

    Dazu haben es die Kliniken ab 2021 selber in der Hand, ihre Prüfquote weiter auf 5% zu senken.

    Mit Verlaub: Das ist unmöglich.

    Es ist völlig klar, dass die OGV-Prüfungen immer sozialrechtliche Aspekte mit berücksichtigen. Ein bis zwei Tage gehen doch immer. Das wissen alle Beteiligten. Die Frage der Anschlussversorgung kommt hinzu. Wir alle wissen, dass die nicht immer zu gewährleisten ist. Wir können die Patienten nicht an den Dorfbrunnen schieben.

    Dies wird insbesondere in der zähen Diskussion um die Versorgung psychiatrischer Patienten eine wesentliche Rolle spielen.

    Man stelle sich vor: Das KH behandelt um den Patienten zu schützen, weiter, findet keine geeignete Einrichtung, muss sich den Aufenthalt zusammenstreichen lassen und Strafe zahlen: absurd.

    Ähnliches gilt für die UGV: Schon aus logistischen Gründen kann die Aufnahme nicht erst am Tag der Handlung passieren. Für einen Großteil der Patienten mag das gehen, aber eine Aufnahme von 8-10 Interventions-Patienten des HKL am Morgen der Intervention (zwischen 6 und 8 Uhr) ist faktisch nicht machbar, abgesehen davon, dass das auch viele Patienten überfordert, die Autobahnen nicht mitspielen usw.

    Seit Jahren schwebt mir vor, dass man die UGV-Abschläge in das System einpreist und damit die Diskussion um 40-50% der Fälle schlagartig löst.

    Die Problematik der Apherese-TK ist auch nicht lösbar. Für die Versorgung der Patienten mit Pool-TK stehen definitiv nicht genügend Spender zur Verfügung. Viele Kliniken können nur ATK verwenden. Die meisten Patienten werden auffällig. Auch wenn man Poll kodiert (was praktisch eigentlich nicht erlaubt wäre) oder Pool abrechnet (als wirtschaftlichere Alternative) streicht der MDK die Leistung. Zwar mit dem Hinweis auf die wirtschaftlichere Alternative aber auch mit dem Hinweis: Wurde nicht gemacht.

    Die einfachste Lösung kann vom InEK nicht gemacht werden und müsste politisch verordnet werden: Einheitlicher Preis, meinetwegen der niedrigere. Dann wäre das Gezänk weg.

    Hinzu kommen die ganzen Leistungen, die vom MDK systematisch strittig gestellt werden, für die es aber keine Alternative gibt. Hier kann man die Leistung nur einstellen, sonst wird man auffällig. Damit sägt man aber an der Versorgung. Wir als Maximalversorger kommen aus der Nummer nicht raus.

    Weiter: Das ganze Gezänk um die NUB: Kostenträger weigern sich, einfache Vorab-Fragen weiterzuleiten an den MDK. Wir werden mit dem Problem allein gelassen. Ob es sich um eine "erforderliche Behandlungsalternative" handelt, wird dann retrospektiv entschieden.

    Es wäre so einfach, diese Dinge bereits vorab bewerten zu lassen, dann hätten wir das Gezänk vom Bein und alle, inkl. der Patient, wüssten, woran wir sind.

    Das Verbot der Rechnungskorrektur ist ebenso absurd: Es fließen derartig viele Informationen und technische Voraussetzungen in eine Rechnung, dass eine 100% Fehlerfreiheit nie gegeben sein kann. Eine solche Forderung wird im Übrigen an kein System der Welt gestellt.

    Eine Fehlerwahrscheinlichkeit von 1:100.000 gilt in der Industrie als 6-sigma Black Belt Status. Und das bei automaisierter Produktion.

    Eine einzige kommastelle verrückt: Nicht mehr korrigierbar. Das System leitet ein ZE nicht einmal, sondern zweimal aus, Fehler unbekannt: Nicht korrigierbar.

    Allein diese Aspekte reichen mühelos, um die 5% in weite Ferne rücken zu lassen. Wir sind daran nicht schuld und können das auch nicht, oder nur in kleinen Teilen, beeinflussen.

    All das wissen vielleicht nicht die politischen Entscheider, sicher aber die Fachleute auf der Krankenkassenseite.

    Gruß

    merguet

  • Ach, und noch ein Aspekt:

    Wenn die Rechnung nicht mehr korrigiert werden kann, was ist dann eigentlich mit Fallzusammenführungen? Diese Verlangen doch eine neue Rechnung zum ersten Fall?

    Gruß

    merguet

  • Danke merguet,

    genau die Argumente die mir Kopf schwirren. Und ich betone hier die ersteren! Versorgungsprobleme die wir lösen müssen und dafür werden wir bestraft !?! Mindererlös und Strafe bei zwingendermaßen Mehrleistung, Danke.

    MfG

    rokka