Trockener Alkoholiker

  • Ein Hallo an alle!

    Gerade sitze ich hier vor einer Akte über einen Patienten, der mit Infarktausschluss und der HD I20.0 entlassen wird.
    Wegen weiterbestehender Übelkeit riet man ihm auch zur Gastro.
    Der Verdacht einer chron. Gastritis besteht, weil er bis vor 2 Jahren Alkoholiker war.
    Wie kodiere ich einen "trockener Alkoholiker"? Darf ich den Kode F10.2 für Alkoholabhängigkeit nehmen, denn das ist er ja
    noch immer :drink: :drink: :drink: :drink:

    Wäre ja auch nicht uninteressant für den PCCL Wert dieses Falles.

    Vielen Dank im Voraus und allen einen schönen sonnigen
    Feiertag


    Sabine Hömig:dance1:

  • Schönen guten Tag Frau Hömig!

    Hatte die Diagnose "trockener Alkoholiker" diagnostische oder therapeutische Konsequenzen oder einen erhöhten Betreuungs-, Pflege oder Überwachungsaufwand verursacht? (DRK D003b)

    Auch wenn Sie zu einer Gastro geraten oder sie sogar durchgeführt haben, würde die Angabe der Gastritis reichen. Hier einen Kausalzusammenhang zu einer seit zwei Jahren "tockenen" Alkoholabhängigkeit herzustellen und diese Diagnose als aufwandserhöhend einzubringen, erscheint mit doch etwas gewagt.

    Schönen Tag noch,
    --
    Reinhard Schaffert

    Medizincontroller
    Facharzt für Chirurgie
    Kliniken des Wetteraukreises

  • Hallo Frau Hömig,
    in den ICD-Erläuterungen zum Kapitel V, Diagnosen F10-F19 heißt es bei .2 Abhängigkeitssyndrom: "Eine Gruppe von Verhaltens-, kognitiven und körperlichen Phänomenen, die sich nach wiederholtem Substanzgebrauch entwickeln. Typischerweise besteht ein starker Wunsch, die Substanz einzunehmen, den Konsum zu kontrollieren, und anhaltender Substanzgebrauch trotz schädlicher Folgen. Dem Substanzgebrauch wird Vorrang vor anderen Aktivitäten und Verpflichtungen gegeben. Es entwickelt sich eine Toleranzerhöhung und manchmal ein körperliches Entzugssydrom."
    Auf den von Ihnen geschilderten Fall treffen meines Erachtens nur einige Einzelpunkte zu: - lediglich Verdacht auf chron. Gastritis, - möglicherweise noch starker Wunsch, die Substanz einzunehmen (wenn 2 Jahre trocken, jedoch unwahrscheinlich).
    Alle übrigen Kriterien treffen nicht zu.
    Ich würde deshalb bei langjährig trockenen Alkoholikern die F10.2 nicht kodieren, es sei denn, das Patientenmanagement wird tatsächlich beeinflusst (z.B. wenn überlicherweise verwendete und notwendige Medikamente wegen des Alkoholgehaltes des Lösungsmittels nicht gegeben werden können).
    Der Satz "Einmal Alkoholiker - immer Alkoholiker" mag ja seine Berechtigung haben. Ich sehe jedoch keinen Grund, die Diagnose F10.2 bei allen Krankenhausaufenthalten mitzuführen, wenn der Patient abstinent ist.

    Viele Grüße

    Siegfried Stephan

  • Guten tag Herr Schaffert und Herr Stephan,

    vielen Dank für die Antworten.
    Sie haben mich überzeugt.
    Die Geldgier trieb mich voran.....;D

    Schönen Tag

    Sabine Hömig
    Linz:dance1: