Kodierung Sepsis 2020 - Sepsis-3-Definition

  • Guten Tag,

    eine Sepsis ist eine Sepsis wenn es eine Sepsis ist. Also eine ärztliche Diagnose. Und die sollte leitliniengerecht oder so sein. Bei einem Herzinfarkt steht auch nix von den Kriterien im ICD, aber ohne EKG und ohne Troponin wird es schwer werden, den MDK zu überzeugen.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Eben, sehe ich genauso.

    Bezüglich Sepsis und SOFA zitiere ich mal aus: Dt. Ärztebl. 2017; 114 (29-30): A1424-8:

    - Sepsis ist definiert als eine lebensbedrohliche Organdysfunktion, hervorgerufen durch eine inadäquate Wirtsantwort auf eine Infektion.
    - Organdysfunktion kann durch eine akute Änderung von mindestens 2 Punkten im SOFAScore im Rahmen einer Infektion identifiziert werden.

    Damit ist für mich klar, was ich für den MDK brauche.

    Viele Grüße,

    V. Blaschke

    _____________________
    Dr. med. Volker Blaschke

  • Hallo zusammen und Danke für die beiträge

    Ich selber sehe es genauso wie Sie. Aber ich kann mir kaum vorstellen, dass nur in meiner Klinik zigfach eine "Sepsis" in den Diagnosen steht, die nicht mal annähernd die SIRS-Kriterien oder SOFA-Score erfüllten. Und eben von mir nicht kodiert wird. Und in diesem Zusammenhang habe ich die Information in unserer Update-Veranstaltung eben auch kritisch gesehen, in der gesagt wurde, dass "unter den Bedingungen der Kodierregeln bzw. ICD-10 eine Sepsis dann eine Sepsis ist, wenn es ärztlicherseits dokumentiert wurde (z.B. "nur" anhand das PCT-Wertes). Nach RS mit Kodierern anderer Kliniken werden die Bedingungen zur Kodierung einer Sepsis auch recht unterschiedlich gehandhabt. Ich selber werde mich bei der Kodierung wohl an den SOFA-Score halten. Sonst öffne ich dem MDK ja Tür und Tor. Er wird sie zum Thema "Sepsis" eh aufmachen....

    Gruß

    Grey

  • Hallo,

    da ich nun vollends verwirrt war, obwohl es für mich relativ eindeutig war nun nochmal meine Fragen:

    1)Die SIRS hat nach wie vor 4 Kriterien zu erfüllen richtig? Es fällt nur die bisher notwendige BK-entnahme weg, bei der infektiösen Genese?

    2)Die Sepsis (wenn durch SOFA (und Arzt) so beschrieben) wird spezifisch über die Blutkultur oder eben über eine A41.9 abgebildet. Oder?

    Danke und Grüße

  • Beim SIRS bleibt alles wie gehabt, auch die BK. SIRS ist und bleibt SIRS, hat aber mit der Sepsis nun nichts mehr zu tun. Daher bleibt auch der Kriterienkatalog SIRS bestehen. Wenn eine Infektion ein SIRS hervorruft, wird das SIRS eben an die Infektion angehängt.

    Die Sepsis wird als Sepsis kodiert, so wie bisher auch, aber eben nicht mehr zwingend mit dem SIRS als Sekundärdiagnose.

    So sehe ich das jedenfalls.

    Viele Grüße,

    V. Blaschke

    _____________________
    Dr. med. Volker Blaschke

  • Hallo Herr Blaschke,

    vielen Dank für die Rückmeldung.

    Wieso Bedarf es weiterhin der Blutkulturen für die SIRS infektiöser Genese? Ich dachte, das dient der Bestimmung zur Sepsis (da ja der Keim, der die Sepsis verursacht im Blut ist), weil es vorher nicht getrennt war. Und die Sepsis an die SIRS gekoppelt war.

    Die SIRS braucht doch keinen Keim in der Blutkultur, weil es anhand der Kriterien und der Ursache definiert wird. (So hatte ich das immer verstanden in den letzten Jahren.) Die SIRS hat ja bisher die Bakteriämie zur Sepsis gemacht.

    Die Sepsis wird aber nun durch den SOFA definiert. Eine genauere Bezeichnung der Sepsis mit Keimgewinn über die BK.

    Vielen Dank für ein weiteres Feedback und die eventuelle Unterbrechung meines Denkfehlers!

  • Das was sie schreiben Herr Blaschke hatte ich verstanden.

    Ergänzend zu meiner vollkommen verwirrenden Aussage und die grundlegende Frage für mich :

    Wieso brauche ich eine BK bei der SIRS?

  • lol

    Mein Problem ist nicht das Verständnis bezüglich der neuen Kodierung. Ich komme damit super zurecht. Ich möchte gerne wissen, warum ich BKs für die SIRS brauche.

    Ich dachte die BKs werden benötigt für die Darstellung der Sepsis, da diese ja vorher aneinander gekoppelt waren.

    "Anpassung der Schlüsselnummern unter R65.- ! unter Berücksichtigung der aktuellen Definition der Sepsis an die Fassung der Weltgesundheitsorganisation (ICD-10-WHO)

    Die Angleichung an die WHO-Fassung (2) trägt dem Umstand Rechnung, dass die R65.0! und R65.1! für eine Unterscheidung unterschiedlich schwerer Fälle der Sepsis, so die ursprüngliche Idee, nicht mehr zweckdienlich sind. Damit werden die Kodes unter R65.-! von den originären Sepsiscodes (z.B. A40.-, A41.- etc.) entkoppelt."

  • Aus meiner Sicht benötigen Sie weiterhin die BK, da der Kriterienkatalog SIRS der Dt. Sepsisgesellschaft und der DIVI, m. W. zuletzt in der Fassung von 2010, weiterhin besteht. Dort wird für ein SIRS infektiöser Genese die Abnahme von zwei Paaren BK gefordert. Ob das sinnvoll ist, kann ich nicht beurteilen, und ob das vor Gericht Bestand hat, vermag ich auch nicht zu sagen. Solange es aber bezüglich der Definition des SIRS keine Änderung gibt, halte ich das weiterhin für gültig. Ich hänge die Version 2010 mal an, ich finde sie im Netz nicht mehr.

    Wenn Sie eine aktuellere Definition des SIRS infektiöser Genese haben, lassen Sie es mich bitte wissen.

    Mit freundlichen Grüßen

    V. Blaschke

  • Hallo zusammen,

    m. E. ist es doch so, dass die Regelungen der FAQ 1007 komplett entfallen. Und diese bezogen sich auf das SIRS:

    [...]Was versteht man unter SIRS-Systemische inflammatorisches Response-Syndrom? (ICD-10-GM Nr. 1007 [...]

    Ich verstehe das so, dass ab 2020 r e i n m e d i z i n i s c h e Kriterien gelten und es keine offizielle Definition eines SIRS mit Blutkulturen und klinischen Kriterien mehr in den Abrechnungs-/Kodierregeln gibt.

    Das entspricht im Übrigen auch der seit spätestens 2016 in der Fachwelt vorherrschenden Terminologie, die eigentlich (zumindest im Infektionsfall) kein SIRS mehr definiert. Es werden in diesen Fällen "nur" noch Form und Schweregrad der Sepsis erörtert. (Fachlich) kurz zusammengefasst:

    Es gibt nur noch Sepsis und Septischer Schock.

    SIRS und "schwere Sepsis" werden in der aktuellen Sepsis 3 - Definition nicht mehr verwendet.

    Es wird der Tatsache Rechnung getragen, dass eine Sepsis nicht nur mit einer generalisierten Entzündungsreaktion, sondern mit zirkulatorischen, zellulären und metabolischen Verändernungen einhergeht. Vor allem aber sollte eine Sepsis von einer unkomplizierten, nicht lebensbedrohlichen Infektion abgegrenzt werden.

    Zusammengefasst ist also nach meiner Kenntnis die oben geführte Diskussion hinfällig und die aktuelle Regelung kommt der tatsächlichen Sichtweise der Mediziner entgegen, wenn auch weiterhin mit der R65.x ein SIRS kodiert werden soll (wohl auch als "Trenner", um den Schweregrad der Sepsis "mit Organkomplikationen" zu kennzeichnen). Aber dies soll eben nach medizinischen Kriterien mit Diagnosestellung durch den Arzt geschehen.

    Beste Grüße

    geoff