Kodierung Sepsis 2020 - Sepsis-3-Definition

  • Dann definieren Sie doch bitte mal ein SIRS infektiöser Genese.

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    Dr. med. Volker Blaschke

  • Guten Morgen

    Ich versuche jetzt mal alle Beiträge zusammenzufassen. Nicht, weil ich es kann, sondern eher um es (abschließend?) zu verstehen:

    • Die Deutsche Sepsis Gesellschaft übernimmt die Sepsis-3-Definition
    • Diese Definition erfordert eine Punktezahl >/= 2 des SOFA-Scores
    • Dieser Definition schließt sich auch der ICD-10 an (Siehe Kommentare zur ICD-10-GM Version 2020)
    • Eine SIRS ist damit entkoppelt von einer Sepsis
    • Ich kann dennoch, auch lt. DKR 0103, parallel zur Sepsis eine SIRS infektiöser Genese mit Organkomplikation kodieren
    • Eine SIRS infektiöser Genese ohne Organkomplikationen R65.1! kann es nach der aktuellen Sepsis-Definition (SOFA-Score) gar nicht mehr geben.
    • Um eine Sepsis zu kodieren ist doch dann folgendes zu dokumentieren:
    1. Nachweis einer Infektion(A. Klinisch, Procalcitonin, Mikrobiologie/ B. Eine positive Blutkultur ist nicht zwingend vorgeschrieben (Galt nur lt. Sepsis-Gesellschaft vom 9.8.2010 für eine SIRS)
    2. Sofa-Score-Punktzahl >/= 2
    3. Aufwand/Ressource (A. Antibiotikatherapie/ B. Ggf. Therapie einer bzw. mehrerer Organdysfunktionen)

    Hab ich was vergessen/ falsch verstanden?

    Gruß

    Bruce

  • Ja, sehe ich auch so, bis auf zwei Punkte:

    1. Warum soll es ein SIRS infektiöser Genese ohne Organkomplikationen nicht mehr geben, ist übrigens R65.0? SIRS gibt es weiter, und auch R65.0 und R65.1 gibt es weiter. Ein SIRS ohne Organkomplikationen kodieren Sie zur Grundkrankheit hinzu. Aber, und das meinen Sie vielleicht, bei einer Sepsis-3 wäre die gleichzeitige Kodierung eines SIRS ohne Organkomplikationen bemerkenswert.

    2. Beim SOFA geht es um die Änderung des Scores um >= 2 Punkte, nicht um den Absolutwert.

    Viel Erfolg!

    V. Blaschke

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    Dr. med. Volker Blaschke

  • Hallo noch einmal

    Zu 1) Da war ich nicht vollständig. Was ich meinte ist: Ich kann nach wie vor an eine Sepsis einen SIRS-Kode dranhängen. Auch lt. DKR. Da aber eine Sepsis jetzt immer eine Organkomplikation beinhaltet, fällt R65.0! im Rahmen einer Sepsiskodierung weg. War sehr missverständlich ausgedrückt von mir.

    Zu 2) Das meinte ich damit

  • Sie muss aber dann auch ärztlich gestellt werden, durch die Hintertür bei der Kodierung geht es nicht

    Guten Abend,

    fordert der MDK schon seit längerem, endet darin dass es Gezänk gibt.

    Gibt es diese Vorschrift schriftlich? Wo steht, dass der Arzt diese Diagnose nicht nur gestellt und behandelt, sondern auch (schriftlich) formuliert haben muss? Wäre bei der Schwere an sich selbstverständlich.

    Konstrukt: Fieber- Notaufnahme. BGA unter O2 Maske: pCO2 48, AF 18. pO2 70 . Stupor, Krea 1,6, MAP um die 70 (90/55). HF 88. Röntgen: leichte unspezifische Verdichtung, keine typischen Infiltrate (typischer Altenheim -Patient). QSofa 2

    BK-Abnahme, empirische AB-Therapie. Klinisch Infektion bzw. Sepsis-Verdacht. Verlegung zur IMC. Im Verlegungs-Brief zunächst als Infektion mit unklarem Fokus und Exsikkose benannt.

    Tage später kommt der beweis für die Bakteriämie, die empirische Therapie war sensibel.

    Dann ist der Score für

    Atmung bei angenommenen 0,21 FiO2 1, bei angenommenen 0,3 über Maske gar 2

    Nervensystem: Mindestens 2

    Niere: 1

    Score 5.

    IMC 24 Stunden mit Volumen und Antibiose unter Monitoring. Rasche Erholung. Auf der Normalstation wurde Patient bewässert, Antibiose greift, Klart auf, Lunge besser, Entlassbrief: Infektion. Sepsis als solche nicht erwähnt.

    BGA ist da, Infektnachweis ist klinisch und Mikrob. gegeben, SOFA Score ist 5

    Keine Sepsis? Weil das Wort nirgends steht?

    Gruß

    merguet

  • Hallo merguet,

    sollte die Sepsis als Nebendiagnose kodiert werden, steht eine Information hierzu in der DKR D003:

    "...Für Kodierungszwecke müssen Nebendiagnosen als Krankheiten interpretiert werden..."

    Die Situation muss also als Krankheit festgestellt und interpretiert werden und dies ist Aufgabe der behandelnden Ärzte.

    MfG

    AlterEgo

  • Hallo,
    sie werden einen Infarkt auch nicht als Infarkt kodieren, wenn Trop erhöht, Patient sowieso Betablocker kriegt und die Wörter ACS, NSTEMI, etc an keiner Stelle in der Doku auftauchen.

    Ich pflege bei der Sepsis ab 2020 zu sagen. Eine Sepsis ist dann eine Sepsis wenn es eine Sepsis ist. Und das trifft zu wenn die Diagnose Sepsis (leitliniengerecht) gestellt wird. Und die Stellung einer Diagnose ist immer noch eine ärztliche Aufgabe, auch wenn das manche Kodierkräfte nicht gerne hören.

    Und wenn die Ärzte nix drauf geben, dann ist es halt ein pathologischer Befund. Und der Umgang damit ist in den DKR geregelt.

    Bei positiver BK bleibt ja u.U. noch die Bakteriämie, wenn die Antibiose passt.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Guten Morgen,

    wenn KF nur noch das kodieren, was die Ärzte wirklich irgendwo schriftlich niedergelegt haben, dann dürften die Krankenhausausgaben der GKV in den nächsten Jahren sinken.

    Eine gute KF zeichnet sich dadurch aus, dass sie prüft, ob z.b. die Troponinerhöhung durch etwas anderes ausgelöst sein könnte, und wenn das nicht der Fall ist, den Arzt anruft, und ihn direkt darauf anspricht.

    Denn, auch wenn viele Ärzte das nicht gerne hören, die ärztliche Dokumentation ist ganz oft ziemlicher Mist. Das fängt schon bei "Kleinigkeiten" wie der schritlichen Niederlegung einer Hypothyreose oder einer Hyperthyreose an.

    stellv. Leitung Medizincontrolling
    Fachwirt Gesundheits- und Sozialwesen (IHK)
    MDA

  • Guten Morgen,

    wenn KF nur noch das kodieren, was die Ärzte wirklich irgendwo schriftlich niedergelegt haben, dann dürften die Krankenhausausgaben der GKV in den nächsten Jahren sinken.

    Eine gute KF zeichnet sich dadurch aus, dass sie prüft, ob z.b. die Troponinerhöhung durch etwas anderes ausgelöst sein könnte, und wenn das nicht der Fall ist, den Arzt anruft, und ihn direkt darauf anspricht.

    Denn, auch wenn viele Ärzte das nicht gerne hören, die ärztliche Dokumentation ist ganz oft ziemlicher Mist. Das fängt schon bei "Kleinigkeiten" wie der schritlichen Niederlegung einer Hypothyreose oder einer Hyperthyreose an.

    Vielen Dank papiertiger_2, dem kann ich nur zustimmen, genau so sieht es aus.

  • Hallo,

    dem kann ich auch nur zustimmen. Entscheidend ist die Dokumentation ganz am Schluss.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch