Wiederaufnahme und Verwandtes

  • Hallo Groupies
    Hallo Herr Chandra

    Plaudern wir also aus dem Nähkästchen. Wir haben unsere ausgewiesen Wiederkehrer auch real aus den Fällen des Vorjahres generiert und sie an unsere 2003 Vereinbarung angpasst.
    Grundsätzlich haben wir in unserer Darlegung alle "theorethisch" in Betracht kommenden Fälle primär aufgeführt. "Theoretisch" heist hier: zeige mir alle Patienten bei denen eine Wiederaufnahme innerhalb der GVD der Primärbehandlung statt gefunden hat. (Inek Datensatz 3 Abfragen in Access, fertig).
    Dann ging es an die Analyse:
    Gemäß der Definitionshilfe von Herrn Tuschen wurde nun jeder dieser Fälle anhand folgender Kriterien bewertet:
    Geburtshilfe:
    alle "vorgeburtlichen" KH-Aufenthalte sind keine Komplikation als Ursache der Behandlung
    Tumortherapie:
    Alle Wiederkehrer innerhalb der GVD zur Strahlen / Chemo oder TU-Diagnostik haben ebenfalls die Ursache der Wiederkehr in der Erkrankung.
    Endokrinologie:
    In der Diabetologie wird schon durch die ICD der akute und nicht akute Erkrankungszustand ausgewiesen. Wenn bei sekundär Aufenthalt Hauptdiagnose mit der Kennung "Akut Entgleist" steht liegt ebenso keine Komplikation der Behandlung zugrunde.
    Sonstige Chronische Erkrankungen:
    Analoge Begründung zum Diabetes => keine Wiederkehrer
    Infektionserkrankungen:
    Tragen Infektionserkrankungen ebenso das Merkmal "chronisch" (z.B. HIV, Osteomyelitis, Borreliose etc.) analoge Begründung zum Diabetes => keine Wiederkehrer
    Formelle Gründe:
    a:Entsprechend der Komplikationsdefinition kann eine Komplikation nicht vorleigen wenn weder im Primäraufenthalt noch im Sekundäraufenthalt eine "Invasive Prozedur" kodiert wurde (intern haben wir sogar nur die Fälle mit -Ohne Prozedur- ausgewiesen).
    b:Primäraufenthalt erfolgt bei Entgleisung der chronischen Erkrankung B, Sekundäraufenthalt erfolgte bei Entgleisung der chronischen Erkrankung A
    c: Primäraufenthalt und Sekundäraufenthalt haben offensichtlich keine Fallkontinuität: Beispiel Appendizitis - Radiusfraktur
    Suchterkrankungen:
    Intoxikation bei Sucht sind keine Wiederkehrer

    Nachdem wir gemäß dieser Definitionen unsere theoretischen Wiederkehrer "groupierten" blieb in unserem Haus so gut wie kein Wiederkehrer übrig. Arbeitsaufwand gesamt ca. 10 Stunden.

    Diese Darstellung wurde schriftlich fixiert und der Budgetverhandlung vorgelegt. Von Kassenseite gab es keine Wiedersprüche zur Definition und Fallausweisung.


    Gelsenkirchen, Biergartenwetter
    --
    Michael Kilian

    Michael Kilian

  • Hallo Groupies

    ergänzende Erlärung zu obigen Inhalte.

    Wenn all diese Patienten Wiederkeher wären könnten langfristig Onkologien, Diabetologien, Dialysen, Kardiologien etc. dichtmachen denn die einmalige Behandlung würde zu lebenslangem Service verpflichten.
    So etwas gibt es ja noch nicht einmal in unserem Verbraucherschutz für Sachgüter.

    Ende Persönliche Stellungnahme

    Hier laufen heute überall feiernde Abiturienten durch die Strassen, bin mal gespannt worüber die in 20 Jahren Freitagsabends diskutieren.

    Viel Glück und Glückwunsch dem ABI 03

    GE Supersommer?
    --
    Michael Kilian

    Michael Kilian

  • Schönen guten Tag Herr Kilian und alle anderen!

    Sicherlich ist Ihre Wiederkehreraufstellung weitgehend nachvollziehbar, einige Anmerkungen hätte ich aber doch:

    [*] Warum es keine Komplikation geben kann, wenn keine invasive Prozedur vorlag, ist mir nicht ganz klar. Was ist mit Blutungen nach Marcumareinstellung (Folge der Behandlung) oder Infektion nach peripher venösem Zugang (keine invasive Prozedur), Harnwegsinfekt nach Dauerkatheter usw.?

    [*] Dass auch ohne die oben genannten Punkte kaum Patienten übrig bleiben sollen, kann ich auch nicht ganz nahvollziehen.

    Auch wenn Sie diese Definitionen mit den Kassen vereinbart und in den Vereinbarungen schriftlich festgehalten haben bleibt für Sie zu hoffen, dass sich die Sachbearbeiter der Rechnungsabteilung der Krankenkassen daran halten. Es wäre nicht das erste Mal, dass bei den Kassen die rechte Hand nicht weiß, was die linke vereinbart hat (Entschuldigt, liebe Kassenmitarbeiterinnen und -mitarbeiter, aber das ist leidvolle Erfahrung). Zudem ist mir nicht bekannt, inwieweit solche Definitionen, die ja über die gesetzlich vorgeschriebenen Inhalte der Pflegesatzvereinbarung hinausgehen, für die Kassen (insbesondere diejenigen, die an den PSV nicht beteiligt waren) rechtsverbindlich sind.

    Nach der Neufassung des Paragrafen im Fallpauschalenänderungsgesetz ist jetzt eindeutiger definiert, dass es sich um Wiederaufnahmen wegen Komplikationen im Zusammenhang mit der vorausgehenden Behandlung handeln muss, insofern sind einige Zweifelsfälle ausgeräumt (Geburten, geplante Wiederaufnahmen usw.)

    Schönen Tag noch
    --
    Reinhard Schaffert

    Medizincontroller
    Facharzt für Chirurgie
    Kliniken des Wetteraukreises

  • Hallo Herr Schaffert

    ihre Anmerkungen;" Was ist mit ...." betreffen mögliche Komplikationsfälle. Die waren aber bei uns real nicht vorhanden. Ich kann ihnen versichern wir hatten in den letzten 3 Jahren keinen Patienten den wir mit Macumar eingestellt haben und der innerhalb der GVD erneut wegen einer Fehleinstellung (Blutung) aufgenommen wurde. Ebensowenig hatten wir im gleichen Zeitraum (3 Jahre) auch keinen Braunüleninfekt-Wiederkehrer. -- (Wir diskutieren über reale Fälle des einzelnen Krankenhauses und nicht über "Potenziale")

    Es geht aber trotzdem genau um ihr Problem: Der lokale Sachbearbeiter deutet eventuell die Wiederkehrerlage anders als die Verhandlungsführer. Deshalb habe ich in diesem Forum ja auch die Frage gestellt wer sich wie orientiert! Viele wollten nur die 7 Gruppen wissen (sind ja jetzt da) aber unser Problem ist nicht gelöst.
    Ich glaube meine persönliche Meinung weiter oben deutlich gemacht zu haben.
    Es geht nicht um "gerecht" und "genau" --- Das Problem ist der Verhandlungsspielraum (von Region zu Region, von Bundesland zu Bundesland). Norddeutschland geht offensiv / Ruhrgebiet geht defensiv mit dem Problem "Wiederkehrer" um. Die Begriffsdefinition war/ist einfach zu schwammig!

    Die Wiederkehrer betreffen nur die akut OPTierenden KH. Eventuell sieht es bald schon ganz anders aus. Wie sieht das eigendlich in Ihrer LKA aus wenn z.B. 2% der Fälle plötzlich "Uralubstage" oder "Behandlungsunterbrechungen" haben? Meine 7 Gruppen können nur Diskussionsgrundlage sein.

    Letzte Antwort für heute / Meine frau rief : http://www.ab-ins-bett.de

    --
    Michael Kilian

    Michael Kilian

  • Gute Nacht Herr Kilian!

    Zitat


    Original von Kilian:
    Letzte Antwort für heute / Meine frau rief : http://www.ab-ins-bett.de


    Eines meiner Kinder meinte das Gegenteil (unruhig, krank, 40° C) und hielt mich die Nacht wach.

    Gute Nacht allerseits!
    --
    Reinhard Schaffert

    Medizincontroller
    Facharzt für Chirurgie
    Kliniken des Wetteraukreises

  • Zitat


    Original von Kilian:
    a:Entsprechend der Komplikationsdefinition kann eine Komplikation nicht vorleigen wenn weder im Primäraufenthalt noch im Sekundäraufenthalt eine "Invasive Prozedur" kodiert wurde (intern haben wir sogar nur die Fälle mit -Ohne Prozedur- ausgewiesen).


    Einspruch! z.B.:
    - Erstaufenthalt: entgleister Hypertonus/Herzinsuffizienz/KHK
    Zweitaufenthalt: Synkope (RR zu niedrig eingestellt)/Exsikkose

    - Erstaufenthalt: beliebige Infektion
    Zweitaufenthalt: pseudomembranöse Kolitis

    - Erstaufenthalt: Chemotherapie
    Zweitaufenthalt: Leukopenie

    Die Einzelfallbetrachtung bei uns zeigt eine Reihe von Behandlungskomplikationen, die Ihnen durch die Lappen gegangen wären...

    Ansonsten sind bei uns ähnliche Wiederkehrergruppen vertreten, wie bei Ihnen.

    Als Taktik der Kassen liegt nahe: in den Verhandlungen möglichst wenige WK, in der Abrechnung möglichst viele.

    Konsequenz: sich für die PSV mit Fakten wappnen.

    --
    Jan Haberkorn
    Internist/Medizincontroller
    St. Elisabeth-Krankenhaus Köln

    Jan Haberkorn
    Internist/Medizincontroller
    St. Elisabeth-Krankenhaus Köln

  • Ein weiteres kleines Problem aus der Praxis:

    1. Aufenthalt:
    27.-28.5.03
    HD: M17.1 (Knie-Tep geplant)
    ND: E11.81 (neu aufgetretener D.M. entgleist unmittelbar prä. OP)
    ND: Z53 (Eingriff wg. D.M. nicht durchgeführt, Pat. entlassen zur Einstellung D.M. durch Hausarzt, da wir eine rein orthopädische Belegklinik sind)
    DRG: I69C
    OGVD: 19 Tage

    2. Aufenthalt:
    1.7.03-xxxxxx
    HD: M17.1 (nun zur Knie-Tep)
    DRG: I04B (wenn Tep ohne Kompl. erfolgt)
    OGVD: 33 Tage

    Frage: Abrechnungsmodalitäten?

    A. Fall zusammenlegen, Pat. beurlaubt von 28.05. bis 1.7.?
    B. Fall getrennt abrechnen?

    Danke für Ihre Meinung,

    May

  • Allegra Herr May,

    zwei DRG abrechenbar, wie von Ihnen dargestellt. Da außerhalb oGVD auch problemlos.

    --
    Einen freundlichen Gruß vom MDA aus Schorndorf

    [size=12]Freundlichen Gruß vom Schorndorfer MDA.

  • Hallo Groupies

    Zitat


    Original von may:
    Ein weiteres kleines Problem aus der Praxis:

    1. Aufenthalt:
    27.-28.5.03
    HD: M17.1 (Knie-Tep geplant)
    ND: E11.81 (neu aufgetretener D.M. entgleist unmittelbar prä. OP)

    Vorausgesetzt der Fall wurde nicht speziell für dieses Forum konstruiert, gibt es einige Fragen:
    Wer hat eigendlich den Patienten primär in der Ambulanz gesehen und eine stationäre Aufnahme für den ersten Fall eingeleitet. Knie-Tep Indikation und DM sind keine Seltenheit beim typischen älteren Patienten.
    Haben wirklich Anästhesist und Chirurg (klassische Klientel vorausgesetzt) die Frage nach der "Zuckererkrankung" vergessen. E11.81 bedeutet doch "Insulinpflichtig und entgleist". Warum erfolgte die Aufnahme nicht als Notfall in ihrer Internen Abteilung?
    In diesem Fall resultiert HD: M17.1 ND: Gonarthrose und kein Problem mit den Wiederkehrern.

    Als MedCo würde ich einem solchen Fall wenn er in der Realität vorkommt dringend nachgehen. ---- Bevor es der MDK tut.

    Gelsenkirchen, Regen
    Solche Frage stellt normalerweise der MDK

    --
    Michael Kilian

    Michael Kilian

  • Sehr geehrter Herr Kilian,

    im Einzelnen:

    Zitat: "Vorausgesetzt der Fall wurde nicht speziell für dieses Forum konstruiert, gibt es einige Fragen:"

    Der Fall ist blanke Realität!

    Zitat: "Wer hat eigentlich den Patienten primär in der Ambulanz gesehen und eine stationäre Aufnahme für den ersten Fall eingeleitet. Knie-Tep Indikation und DM sind keine Seltenheit beim typischen älteren Patienten."

    Der Patient war erstmals am OP-Tag, das ist der 2. stat. Tag, entgleist (BZ 7:00 Uhr: 345 U)!

    Zitat: "Haben wirklich Anästhesist und Chirurg (klassische Klientel vorausgesetzt) die Frage nach der "Zuckererkrankung" vergessen."

    Warum sollten Sie sich bei bisher unauffälligen Blutzuckerwerten weiter mit der Frage beschäftigen? Führen Ihre Ärzte grundsätzlich präOP einen Glucosebelastungstest durch??????????

    Zitat: "E11.81 bedeutet doch "Insulinpflichtig und entgleist"."

    Falsch! Def.: E11.81 - Nicht primär insulinabhängiger Diabetes mellitus [Typ-II-Diabetes] mit nicht näher bezeichneten Komplikationen: Als entgleist bezeichnet.

    Zitat: "Warum erfolgte die Aufnahme nicht als Notfall in ihrer Internen Abteilung?"

    Im Text steht ja wohl eindeutig, dass wir eine rein orthopädische Belegklinik sind und außerdem entgleiste der D.M., was ebenfalls im Text steht, erst unmittelbar präOP!

    Zitat: "In diesem Fall resultiert HD: M17.1 ND: Gonarthrose und kein Problem mit den Wiederkehrern."

    Da haben Sie sich wohl verschrieben und meinten HD: E11.81!!!
    Das ist natürlich nach DKR nur dann möglich wenn der D.M. hauptverantwortlich für die stat. Aufnahme gewesen wäre und das war natürlich nicht der Fall.

    Zitat: "Als MedCo würde ich einem solchen Fall wenn er in der Realität vorkommt dringend nachgehen. ---- Bevor es der MDK tut.

    Gelsenkirchen, Regen
    Solche Frage(n) stellt normalerweise der MDK"

    Stimmt, solche, und zwar genau solche Fragen bin ich vom MDK gewohnt, weil auch dieser nicht genau das liest was ich zuvor geschrieben habe!

    Trotzdem herzlichen Dank für die Mühe!

    May

    P.S. Danke an Herrn Konzelmann für die rasche Antwort gestern!

  • Hallo Herr May

    ich habe tatsächlich die "reine orthopädische Belegklinik" überlesen und natürlich E11.81 als HD tippen wollen.

    -- Entschuldigung und danke für die berechtigte Kritik --

    Habe ich Sie denn dann richtig verstanden wenn ich für den DM folgendes ausformuliere:
    Es handelte sich um einen eigenanamnestisch und in der Routinediagnostik unauffälligen Patienten, dessen klinische Erstmanifestation eines nichtprimären insulinpflichtigen Diabetes, durch die Entgleisung des selben, im Rahmen präoperativer Vorbereitungen diagnostiziert wurde.

    Gelsenkirchen, Superschauer
    --
    Michael Kilian

    Michael Kilian