Lobärpneumonie oder sonstige bakterielle Pneumonie (J18.1 vs. J15.8)

  • Sehr geehrte Damen und Herren,


    welche Pneumonie sollte in folgendem Beispiel kodiert werden?:/

    Patient hat Husten, Fieber, CRP-Anstieg und Leukozytose.

    Im Röntgen-Thorax wird ein Infiltrat im Unterlappen nachgewiesen.

    Es wird keine mikrobiologische Untersuchung durchgeführt.

    Nach antibiotischer Behandlung bessern sich die Symptome.

    Ist hier die J15.8 oder die J18.1 korrekt?

    Für die J15.8 spricht der Leukozytenanstieg und die (erfolgreiche) antibakterielle Therapie.

    Für die J18.1 spricht der Röntgenbefund und der fehlende mikrobiologische Erregernachweis.


    In bestimmten Fällen haben diese Kodes unterschiedliche CCL-Relevanz.

    4 Mal editiert, zuletzt von Daniel09 (13. Februar 2020 um 15:47)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Daniel09,

    Warum verwenden Sie die J15.8 ? M.E. kommt dieser Kode zur Anwendung, wenn Sie eine Bakteriologie haben, deren Ergebnis einen anderen als die unter den anderen spezifisch bakteriell verursachten Pneumonien genannten Keim ergibt... Da Sie keinen Keim ermittelt haben, die Pneumonie jedoch klinisch und radiologisch vorliegt, behandeln Sie den Verdacht auf eine bakterielle Pneumonie hier mit einer Antibiose. Dann ist m.E. die Verdachtsdiagnose kodierbar, allerdings mit J15.9 (Bakterielle Pneumonie, nicht näher bezeichnet). Da J18.1 nur eine deskriptive radiologische Diagnose bezeichnet, halte ich J15.9 für den genaueren Kode. Die CC-Werte sind bei Kodierung als Nebendiagnose dann ohnehin gleich.

    Viele Grüße

    B. Sommerhäuser

  • Hallo Daniel,


    ich stimme Herrn Sommerhäuser zu. J15.8 geht ohne mikrobiologischen Nachweis ( sonstige= andere bakterielle Pneumonie als die vorher genannten) klassifikatorisch nicht . Normalerweise sollte darüberhinaus derbehandelnde Arzt die Diagnose gestellt und dokumentiert haben 😉.

    Mit freundlichen Grüßen

    Breitmeier

  • Hallo Hr Sommerhäuser und Breitmeier,

    danke für die Antworten!

    Mit der J15.8 haben Sie absolut recht! Es muss in dem Fall natürlich J15.9 sein.

    Unterschiedliche CCL-Punkte sind uns in Fällen aufgefallen,

    in denen die Pneumonie als Nebendiagnose zusammen mit J91* kodiert wurde. (HD z.B. C67.8)

    Dieses Phänomen liegt auch mit der J15.9 vor.

    Einmal editiert, zuletzt von Daniel09 (14. Februar 2020 um 09:39)

  • Anders als der MDK in einigen seiner Empfehlungen, in denen immer J18.- erwähnt/gewählt wird sehe ich auch J15.9 als den spezifischsten Kode an.

    Kann bei der Eingabe der von Ihnen angegebenen Kodes die DRG`s nur nicht nachvollziehen. Selbst wenn man die Kodierung auf einen PCCL = 4 hin simuliert. Nehme an, dass OPS-Kodes fehlen?

    Gruß

  • Hallo,

    ich habe gerade ein Gutachten vorliegen, wo die J18.x gestrichen und durch die J15.9 ersetzt wurde.

    Wenn die natürlich als Nebendiagnose andere CCL Punkte hat, werde ich mir das glatt überlegen.

    stellv. Leitung Medizincontrolling
    Fachwirt Gesundheits- und Sozialwesen (IHK)
    MDA

  • Hallo,

    ist eine Lobärpneumonie nicht typischerweise eine bakterielle Pneumonie? Damit wäre doch die Lobärpneumonie (mit dem typischen Verlauf) der spezifischere Kode?

    Gruß

    B.W.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo B.W.,

    n.m.K. ist die bakterielle Ursache wohl die häufigste, indes ist das Erregerspektrum weit und je nach Alter, Immunstatus, etc. kommen auch Mykoplasmen, Viren und Pilze als Auslöser in Frage. Der Begriff Lobärpneumonie bezeichnet m.E. daher lediglich die Morphologie und lässt - pingelig gesehen - insofern keinen Rückschluss auf den Erreger zu.

    Viele Grüße

    B. Sommerhäuser

  • Hallo,

    trotzdem ist die Lobärpneumonie doch der spezifischste Kode. Denn ohne Nachweis von Bakterien ist auch die bakterielle Pneumonie spekulativ?!

    Gruß

    B.W.

  • Zitat

    Trotzdem ist die Lobärpneumonie doch der spezifischste Kode. Denn ohne Nachweis von Bakterien ist auch die bakterielle Pneumonie spekulativ?!

    Ja, in gewisser Weise gebe ich Ihnen hier wirklich recht. ich denke nur, wenn eine Pneumonie durch die Gabe eines antibakteriell wirkenden Antibiotikums ausheilt, wird die Pneumonie bakteriell bedingt gewesen sein. Aber der Beweis fehlt natürlich! Hat ein wenig was von "Huhn oder Ei". Es gibt zwar mehrere Wege nach Rom. Aber einige sind schwieriger, im DRG-System billiger oder teurer. Ich halte es auch für eine Unschärfe in den ICD`s. Sie dürfte keine Erlösunterschiede produzieren. Was sie aber wohl tut, wie Sie beschreiben.

    Gruß

    Bruce

  • Guten Tag,

    wenn ich die Verdachtsdiagnose einer bakteriellen Pneumonie habe, dann werde ich ein gegen Bakterien wirksames Antibiotikum geben. Dann greift die DKR zu Verdachtsdiagnosen. Wenn ich überhaupt nicht weiß, ob es Bakterien oder Pilze sind, dann dürfte auch die Therapie anders sein.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch