Hüft-TEP-Implantation mit intraoperativer proximaler Femurfraktur

  • Im Rahmen der Hüft-TEP-Implantation kommt es während der Extraktion des Hüftkopfes zu einer keilförmigen Fraktur an der Medialseite des proximalen Femurs bis in Höhe des Trochanter minor.

    Während der weiteren Implantation der TEP wird auch diese Fraktur repositioniert und mit 3 Titanband-Cerclagen versorgt.

    Wie würdet ihr das kodieren?

    Ich denke S72.10 für die Fraktur ist unstrittig.

    Zusätzlich die M96.6, weil es im Rahmen der TEP-Implantation passiert ist? Allerdings ist die Fraktur nicht beim Einsetzen der TEP passiert, sondern vorher!

    Danke!!

  • Hallo Cocobello1,

    vielleicht können Sie noch angeben, aus welchem Grund die TEP überhaupt implantiert wurde.

    "M96.6: Knochenfraktur nach Einsetzen eines orthopädischen Implantates, einer Gelenkprothese oder einer Knochenplatte

    Diese Schlüsselnummer ist nur bei einer beim Einsetzen eines orthopädischen Implantates, einer Gelenkprothese oder einer Knochenplatte aufgetretenen Fraktur anzugeben."

    Eine wortgetreue Auslegung ist hier ohnehin zweifelhaft, da es zunächst "nach Einsetzen" heißt, dann jedoch im Rahmen der jüngsten Ergänzung "beim Einsetzen", womit zum Ausdruck gebracht werden sollte, dass der Kode bei Frakturen zu verwenden ist, die im Rahmen der Implantation auftreten.

    Die Erläuterung zu S72 sagt: "Benutze die zusätzliche Schlüsselnummer M96.6, um anzugeben, dass die Fraktur beim Einsetzen eines orthopädischen Implantates, einer Gelenkprothese oder einer Knochenplatte aufgetreten ist.

    Und in diesem Sinne wäre in dem so weit geschilderten Fall der Kode hier anzuwenden.

    Viele Grüße

    Medman2

  • Hallo medman2,

    Im Beispiel kommt es zur Fraktur, bevor die TEP eingesetzt, jedenfalls lese ich das so.

    Mit freundlichen Grüßen

    Breitmeier

  • Hallo Herr Breitmeier,

    zum Einsetzen einer Hüft-TEP gehört aber auch die Resektion des Schenkelhalses sowie die Extraktion des Hüftkopfes.

    Wie so häufig hatten wir unterschiedliche Lehrer für Lesen und Schreiben ;)

    Beste Grüße

    M2

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    was bedeutet also "beim Einsetzen"? Zunächst wohl "intraoperativ".
    - Direkt mit dem Hammerschlag auf die Prothese frakturiert der Knochen? Dann hätte Herrn Breitmeiers Darstellung etwas für sich.
    - Oder der Knochen frakturiert bei der Operation zum Einsetzen der Prothese, dann sind sämtliche Frakturen, die ab "Schnitt" auftreten, gemeint (Fraktur bei, im Sinne von während der Prothesenimplantation). Das träfe für die Ansicht von medman2 zu.

    Nun gibt es in der ICD ja mehrere Stellen, an denen der Wortlaut (an dem sich die Sozialgerichte zu orientieren vorgeben) nicht so recht passt:

    Warum schreibt man z.B. in der Überschrift "nach Einsetzen...", um im Hinweis dann zu erläutern, dass "beim Einsetzen..." gemeint sei?

    Weiteres Beispiel: Warum nennt man das ARDS Atemnotsyndrom des Erwachsenen, um drunterzuschreiben: Inkl. Kinder und Jugendliche?

    Historisch gewachsen, vermutlich... Aber unscharf.

    Indes zurück zum Thema:

    M. E. trifft in obiger Diskussion beides zu und damit spricht in meinen Augen vom Wortlaut nichts dagegen, auch die i.R. der Endoprotheseneinbringung aufgetretene Fraktur mit M96.6 zu kodieren, die auftrat, bevor das Implantat überhaupt den Knochen erreichte. Wenn das DIMDI es nicht anderweitig klarstellt, ist das m.E. zulässig.

    Wenn es ums Geld geht, werden die Worte eben sehr genau auf die sprichwörtliche Goldwaage gelegt. Das ist verständlich (ließe sich aber vermeiden).

    https://www.awmf.org/uploads/tx_szl…ren_2019-03.pdf

    Viele Grüße

    B. Sommerhäuser

  • Hallo,

    vielen Dank für eure Antworten. Die Diskussion hier ist ähnlich kontrovers, wie bei uns intern.

    Wie ihr richtig erkannt habt, entstand die Fraktur vor dem Einbau der Prothese, aber im Rahmen der OP dazu.

    Ich werde die Worte mal auf die Goldwaage legen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    das nehme ich mal mit für das nächste ICD-Vorschlagsverfahren. Gemeint ist die intraoperative Fraktur, aber die Formulierung kann man präzisieren. Ich weiß aber, wie ich als Gutachter da antworten würde....