TK - Indikation

  • Guten Morgen,

    habe gerade eine Denkblockade:

    Es liegt ein GA vor, wo der Gutachter die TK als "prophylaktische Gabe" bezeichnet und deshalb den OPS und das ZE streicht.

    Es erfolgte die präop. Gabe bei niedrigen Thrombo´s (aber noch im "Normalbereich") und dann p. o. bei erneutem Abfall der Werte (aber auch hier noch im "Normalbereich")

    In den DKR habe ich nur "Alle signifikanten Prozeduren, die vom Zeitpunkt der Aufnahme bis zum Zeitpunkt der Entlassung vorgenommen wurden und im OPS abbildbar sind, sind zu kodieren." gefunden. Hat vllt. jemand eine Argumentation zu Begründung der Kodierung? (braucht es wirklich eine Indikation im Sinne einer Thrombozytopenie?)

    Vielen Dank!

  • Guten Morgen,

    die gutachterliche Argumentation, dass die Gabe von TKs nicht kodiert werden darf, weil sie prophylaktisch gegeben worden sind, ist falsch. Im OPS finden sich keine diesbezüglichen Regelungen und Einschränkungen. Allerdings kann mit dem Wirtschaftlichkeitsgebot argumentiert werden, dass diese Behandlung unnötig oder nicht zweckmäßig gewesen sei, der allgemeinen ärztlichen Erfahrung oder Behandlungsleitlinien widersprochen habe. Dies hätte dann aber der Gutachter nachgeweisen müssen, z.B. durch entsprechende Studien, Leitlinien oder sonstige Behandlungsempfehlungen. Eine "rechtfertigende" Indikation ist natürlich grundsätzlich zu fordern, schon aufgrund des Transfusionsgesetzes. War ein größerer operativer Eingriff geplant? Bestanden Blutungen oder Blutungsneigungen? Drohende Verbrauchskoagulopathie, bekannte Gerinnungsstörungen? Ohne weitere Informationen lässt sich der Fall nicht abschließend bewerten.

    Beste Grüße

    Dr. Rolf Bartkowski
    Arzt f. Chirurgie, Med. Informatik
    Berlin

  • Warum steht "Normalbereich" in Anführungszeichen? Wenn die Thrombos wirklich normwertig waren (>150.000), wäre die Transfusion allenfalls dann zu rechtfertigen, wenn wenn bei bestehender aggregationshemmender Therapie eine notfallmäßige intrakranielle OP durchgeführt wurde (und auch das ist m.W. umstritten, aber aus dem Thema bin ich schon länger raus). Was sagt denn der transfundierende Arzt?

    Ohne Input kein Output...

  • Hallo,

    aus eigener medizinischer Erfahrung stimme ich den o. g. "strengen" Anforderungen an tatsächliche medizinische Indikation zu. Es gibt nach Studien und Literatur kaum etwas, nach dem bei Thrombos >50.000 die Gabe von TK´s ohne weitere medizinisch zwingenden Gründe belegt werden könnte. Es gibt sogar Autoren (und natürlich den MD! ), die von > 20.000 sprechen ....

    Als MedizinController musste ich dies dann auch in mehreren Streitfällen leidlich erfahren. Wir haben damals nach ausgiebiger Recherche keine Erfolgsaussichten für SG-Klagen gesehen, wenn lediglich der Laborwert "Thromobs <100.000" die Indikation zur Gabe von TK´s war.

    Beste Grüße

    geofff

  • Hallo,

    Es ist die alte Leier von der Situation „warte bis es dem Patienten schlecht geht und dann kann ich MD konform behandeln und kodieren“

    Hier hat sich offensichtlich der Arzt entschieden frühzeitig „…präop. Gabe bei niedrigen Thrombo´s (aber noch im "Normalbereich")…“ zu intervenieren. Dies offensichtlich sogar in weiser Voraussicht „…dann p. o. bei erneutem Abfall der Werte (aber auch hier noch im "Normalbereich")…“.

    Die Behandlung hat stattgefunden und es handelt sich offensichtlich nicht um eine Fehlbehandlung / Behandlungsfehler.

    Erinnert mich auch an die Aussagen mancher Gutachter: die i.v. Antibiose hatte bereits am Tage xy oralisiert werden können, oder Indikation zur Sauerstofftherapie sei nicht gegeben

    Und was ist damit:
    Die Gutachterinnen und Gutachter des Medizinischen Dienstes sind bei der Wahrnehmung ihrer fachlichen Aufgaben nur ihrem Gewissen unterworfen. Sie sind nicht berechtigt, in die Behandlung und pflegerische Versorgung der Versicherten einzugreifen.

    Gruß

    MiChu ;)
    Sei nicht unglücklich vor der Zeit, denn was dich, als dir drohend, in Angst versetzt, wird vielleicht nie kommen. (Seneca)

  • Die Behandlung hat stattgefunden und es handelt sich offensichtlich nicht um eine Fehlbehandlung / Behandlungsfehler.

    Sorry, aber das ist schon eine eher mutige These. Falls mit dem in Anführungsstrichen geschriebenen "Normalbereich" wirklich der Normbereich gemeint gewesen sein sollte, handelt es sich sogar mit einiger Wahrscheinlichkeit um Körperverletzung. Andererseits kann ich mir nicht vorstellen, dass jemand, der auch nur halbwegs bei Verstand ist, bei Thrombos von 150.000 selbige transfundiert. Also bleibe ich bei "no input, no output"

  • Da haben Sie natürlich Recht.


    Aus den wenigen Angaben ist es eine Vermutung. Aber einiges spricht dafür:

    1. Offensichtlich wurde vom MD keine Fehlbehandlung / Behandlungsfehler aufgezeigt.
    2. Die Beschreibung „vor Infusion erniedrigt aber im Normbereich, nach Gabe und dann p.o. wieder Abfall der Werte (zwar auch noch im Normbereich)“. Hier hätte ich nach Gabe eine Stabilisierung erwartet, wenn nicht gab es offensichtlich einen Grund. Auch ich habe Medikamente gegeben obwohl alle Werte im Normbereich lagen, aber ich das Gefühl, die Erfahrung hatte das sich dies ändert. Also lieber proaktiv handeln, als der Problematik hinterher laufen.
    3. Ich behandle Patienten und keine Werte. So hat sich die Einstellung z.B. zur Gabe von Ery-Konzentraten im Laufe der Jahre geändert. Heute wird in vielen Fällen bei erniedrigten Werten (unterhalb der Normwerte) auch abgewartet.
    4. Auch eine prophylaktische Behandlung ist eine Behandlung. Solange diese nicht gegen Leitlinien / ärztliche Erfahrung gerichtet ist. Aber auch wenn Leitlinien etwas anderes sagen, kommt es immer auf den Einzelfall an.

    Von daher wären natürlich mehr Infos gut.


    Ich möchte nur dafür werben, dass die Behauptung des MD „prophylaktische Gabe“ nicht per se die Kodierung ausschließt.

    Gruß

    MiChu ;)
    Sei nicht unglücklich vor der Zeit, denn was dich, als dir drohend, in Angst versetzt, wird vielleicht nie kommen. (Seneca)

  • Hallo,

    insbesondere bei den TK-Gaben wird in den Leitlinien explizit zwischen prophylaktischen und therapeutischen Transfusionsstrategien differenziert, die beide im jeweiligen Kontext ihre Berechtigung haben,.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch