Korrekte Hauptdiagnose?

  • Hallo Forum,

    ich denke auch das den Ausführungen von TODO nichts mehr hinzuzufügen ist. Die Abrechnungstechnischen Regeln sind hier eindeutig und auch, die Gedankenstütze von TODO, was wäre wenn er keine Arthrose gehabt hätte ist ausgezeichnet um diesen (medizinisch nicht ganz einleuchtenden) DKR-Sachverhalt zu erklären...

    Gruß

    --
    Thomas Lückert
    Medizincontrolling
    Johanniter-Krankenhaus im Fläming

    Thomas Lückert
    Stabsstelle Medizincontrolling
    Unfallkrankenhaus Berlin

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    stellt sich ein Patient mit irgendeiner Einweisungsdiagnose vor, es drängt sich aber bei Aufnahme ein anderes vorrangig zu behandelndes Krankheitsbild in den Vordergrund, gibt es für mich keinen Grund, dies nicht als HD zu nennen.
    Die DKR geben das nicht vor!

    Die erwähnte DKR D007a Aufnahme zur Operation, Operation nicht durchgeführt sagt:
    Wenn ein Patient für eine Operation stationär aufgenommen wurde, die aus irgendeinem Grund nicht durchgeführt und der Patient entlassen wurde, ist wie folgt zu kodieren:
    b) Wenn die Operation auf Grund einer Krankheit oder einer Komplikation, die nach Aufnahme aufgetreten ist, nicht ausgeführt wurde:
    ...Beispiel....
    Herr Nusser hatte schon korrekterweise daraufhin gewiesen.

    Letztlich wird hier nach der HD-Definition kodiert und damit ist klar, was HD ist (meine persönliche Klarheit).

    Zitat

    Original von ToDo:
    Hallo Forum, insbesondere Herr Domurath,
    Sie haben nicht Recht.

    Hallo ToDo,

    Recht ist hier doch eher relativ, Sie formulieren nur Ihre persönliche Meinung (wie ich übrigens auch). Wobei Sie mir vielleicht bitte erklären mögen, warum Sie sich einer medizinisch, wie kodiertechnisch sinnvollen Vorgehensweise verschließen wollen? Der Patient wird nur wegen dieser festgestellten Erkrankung aufgenommen und behandelt. Wenn Sie bedenken, dass ansonsten eine völlig unsinnige DRG abgerechnet würde, deren kalkulierte Kosten überhaupt keinen Bezug zur erbrachten Leistung darstellen, können Sie vielleicht Ihre Ansicht relativieren.

    Ich bin auf die ersten Urteile zu Streitfragen mit diesem Inhalt gespannt. In ca. 2 Jahren dürften wir schlauer sein.
    Vielleicht werden die DKR hierzu aber auch genauer formuliert und wir müssen diesbezüglich nicht mehr diskutieren.

    Gruß

    D. D. Selter

  • Hallo Herr Selter,

    Zitat


    Original von Selter:
    Wobei Sie mir vielleicht bitte erklären mögen, warum Sie sich einer medizinisch, wie kodiertechnisch sinnvollen Vorgehensweise verschließen wollen? Der Patient wird nur wegen dieser festgestellten Erkrankung aufgenommen und behandelt. Wenn Sie bedenken, dass ansonsten eine völlig unsinnige DRG abgerechnet würde, deren kalkulierte Kosten überhaupt keinen Bezug zur erbrachten Leistung darstellen, können Sie vielleicht Ihre Ansicht relativieren.

    Gruß

    D. D. Selter


    Also ich kann immer noch keine andere Meinung entwickeln. Der Patient wurde eben nicht "nur" wegen dieser festgestellten Erkrankung aufgenommen. Er wurde ungeachtet der nach der Aufnahme festgestellten Divertikulitis wegen der Arthrose aufgenommen.

    Ich verschließe mich nicht medizinisch sinnvollen Kodierungen, solange sie mit der aktuellen Rechtsgrundlage zusammen gehen. Die Frage ist jedoch, ob das hier der Fall ist. Lassen Sie uns doch darüber diskutieren, ob es sinnvoll war, die Hauptdiagnose nach dem Aufnahmeanlass zu bestimmen und nicht wie bisher nach dem größten Recourcenverbrauch. Dann bin ich auch viel eher Ihrer Meinung.

    Ich habe auch noch ein Beispiel:

    61jährige Patientin kommt mit Appendizitis, Appendektomie wird durchgeführt. Irgendwann (wird uns ja leider nicht so genau mitgeteilt) wird eine Herzsymptomatik festgestellt. Es wird ein Katheter geschoben und in ein Gefäß ein Stent eingebracht. (Verweildauer insgesamt 13 Tage, Wundheilung nach Appendektomie komplikationslos)

    So, jetzt teilen Sie mir bitte mit, was nach den DKR eindeutig nur Hauptdiagnose sein kann und was nach gesundem Menschenverstand und unter wirtschaftlichen Aspekten im Vordergrund der Behandlung stand?

    Also geht es nicht darum, ob ich mich sinnvollen Dingen verschließe, sondern nur darum, dass ich mich - ebenso wie Sie - bemühe, die neuen Regeln richtig umzusetzen.

    Und deshalb bleibe ich bei meiner Meinung.

    Widersprechen Sie mir, wenn der hier diskutierte Fall in der Praxis nicht in etwa wie folgt abläuft:

    Patient kommt zur geplanten OP. Dementsprechend wird bei Vorliegen aller OP-relevanten Befunde keine eingehende Aufnahmeuntersuchung durchgeführt. Der Patient bekommt sein Zimmer und es wird im Laufe des Tages mit der üblichen präoperativen Diagnostik begonnen. Dabei wird die Divertikulitis festgestellt. Und das ist für mich eindeutig
    nach der Aufnahme und somit entsprechend DKR der Grund dafür, dass die OP nicht durchgeführt wird.

    Gruß,


    ToDo

    Freundliche Grüße


    ToDo

    Wir lieben die Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - falls sie das gleiche denken wie wir.
    (Mark Twain)

    • Offizieller Beitrag

    Guten Tag ToDo,

    Zitat


    Original von ToDo:
    Also ich kann immer noch keine andere Meinung entwickeln. Der Patient wurde eben nicht "nur" wegen dieser festgestellten Erkrankung aufgenommen. Er wurde ungeachtet der nach der Aufnahme festgestellten Divertikulitis wegen der Arthrose aufgenommen.


    Sie vergessen immer, dass die DKR für die HD-Definition hierzu folgendes sagt:

    Einleitung der DKR:

    Im Unterschied dazu wird in den Kodierrichtlinien jedoch diejenige Diagnose zur Hauptdiagnose, die rückblickend die Veranlassung des stationären Krankenhausaufenthaltes maßgeblich verantwortet hat (siehe konkrete Hauptdiagnosen-Definition gemäß Deutsche
    Kodierrichtlinien DKR D002b Hauptdiagnose (Seite 4)).
    ...
    D002b Hauptdiagnose
    Die Hauptdiagnose wird definiert als:
    „Die Diagnose, die nach Analyse als diejenige festgestellt wurde, die hauptsächlich für die Veranlassung des stationären Krankenhausaufenthaltes des Patienten verantwortlich ist.”
    Der Begriff „nach Analyse” bezeichnet die Evaluation der Befunde am Ende des stationären Aufenthaltes, um diejenige Krankheit festzustellen, die hauptsächlich verantwortlich für die Veranlassung des stationären Krankenhausaufenthaltes war. Die dabei evaluierten Befunde können Informationen enthalten, die aus der medizinischen und pflegerischen Anamnese, einer psychiatrischen Untersuchung, Konsultationen von Spezialisten, einer körperlicher Untersuchung, diagnostischen Tests oder Prozeduren, chirurgischen Eingriffen und pathologischen oder radiologischen Untersuchungen gewonnen wurden.
    ...
    Zwei oder mehr Diagnosen, die gleichermaßen der Definition der
    Hauptdiagnose entsprechen
    Wenn zwei oder mehrere Diagnosen in Bezug zu Aufnahme, Untersuchungsbefunden und/oder der durchgeführten Therapie gleichermaßen die Kriterien für die Hauptdiagnose erfüllen und ICD-10-Verzeichnisse und Kodierrichtlinien keine Verschlüsselungsanweisungen geben, muss vom behandelnden Arzt entschieden werden, welche Diagnose am besten der Hauptdiagnose-Definition entspricht. Nur in diesem Fall ist vom behandelnden Arzt diejenige auszuwählen, die für Untersuchung und/oder Behandlung die meisten Ressourcen verbraucht hat.

    Die Veranlassung des stationären Aufenthaltes wird nicht durch die Einweisungsdiagnose bestimmt, sondern durch die Evaluation der erhobenen Befunde.
    Wenn bei Aufnahme neben der Arthrose die Divertikulitis vorliegt und diese (sogar) als einzige behandelt wird, ist sie nach oben genannten Regeln diese auch die HD.

    Zitat


    Original von Selter:
    Der Patient wird nur wegen dieser festgestellten Erkrankung aufgenommen und behandelt. Wenn Sie bedenken, dass ansonsten eine völlig unsinnige DRG abgerechnet würde, deren kalkulierte Kosten überhaupt keinen Bezug zur erbrachten Leistung darstellen...


    Hierauf vermisse ich noch eine stichhaltiges Gegenargument.

    Zitat


    Original von ToDo:Widersprechen Sie mir, wenn der hier diskutierte Fall in der Praxis nicht in etwa wie folgt abläuft:


    Gerne!

    Zitat


    Original von ToDo:Patient kommt zur geplanten OP. Dementsprechend wird bei Vorliegen aller OP-relevanten Befunde keine eingehende Aufnahmeuntersuchung durchgeführt. Der Patient bekommt sein Zimmer und es wird im Laufe des Tages mit der üblichen präoperativen Diagnostik begonnen. Dabei wird die Divertikulitis festgestellt.


    Es gibt nirgends eine Vorgabe, welche Diagnostik in welchem Rahmen welchen Befund erbringen muß. Einzig relevant ist, was Sie der HD-Definition entnehmen können:
    Die dabei evaluierten Befunde können Informationen enthalten, die aus der medizinischen und pflegerischen Anamnese, einer psychiatrischen Untersuchung, Konsultationen von Spezialisten, einer körperlicher Untersuchung, diagnostischen Tests oder Prozeduren, chirurgischen Eingriffen und pathologischen oder radiologischen Untersuchungen gewonnen wurden.

    Über die Frage "Was sollte Grundlage der HD-Definition sein" und Ihr Beispiel möchte ich nicht auch noch diskutieren, denn hierzu gibt es für mich keine Veranlassung an dieser Stelle. 1. Weil es zur Zeit eben Grundlage ist, nach dem Grund der stationären Behandlungsbedürftigkeit zu fragen und nicht nach dem Ressourcenverbrauch und 2., weil ihr genanntes Beispiel kein Problem für die Kodierung darstellt und auch nicht mit obigen vergleichbar ist.
    Falls sie dies gerne zum Thema machen wollen, können Sie ja einen eigenen Thread hierzu öffnen.

    Ich denke, dass unsere Standpunkte klar sind und möchte mich dann anderen Themen widmen.

    Danke und Gruß
    --
    D. D. Selter

  • Zitat


    Original von Selter:
    Ich denke, dass unsere Standpunkte klar sind und möchte mich dann anderen Themen widmen.

    Danke und Gruß
    --
    D. D. Selter


    Ach - und so beendet man also einen Thread!?

    ToDo

    Freundliche Grüße


    ToDo

    Wir lieben die Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - falls sie das gleiche denken wie wir.
    (Mark Twain)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ToDo,

    inhaltlich ist von meiner Seite aus alles gesagt. Hier ging es um die Darstellung der verschiedenen Meinungen und dies ist an dieser Stelle ausgiebig gelaufen.
    Da ich aber auch noch andere Aufgaben zu erledigen habe, erlaube ich mir, mich an hierfür geeigneter Stelle aus der Diskussion zurückzuziehen.
    Wieso meinen Sie, dass damit der Thread geschlossen sei?
    Es steht Ihnen und den anderen Forumsteilnehmern doch frei hier weiter zu diskutieren. Eine Verpflichtung zur ewigen Ressonance gibt es jedenfalls nicht und ich denke, dass ich zu diesem Thema reichlich Stellung bezogen habe (hier und in mehreren anderen Threads).

    Da ich als Administrator bei myDRG mehr als nur gelegentlich ein Statement hie und da abgebe, werden Sie mir gestatten, dass ich über meine hierfür einsetzbare Zeit frei verfüge.

    Mit freundlichen Grüßen


    D. D. Selter

  • Schönen guten Tag allerseits!

    Zitat


    Original von ToDo:
    Hätte der Patient keine Gonarthrose gehabt, wäre er an diesem Tag nicht zur Behandlung einer Divertikulitis gekommen.


    Das mag ja sein, aber hätte er keine Divertikulits gehabt, sondern z.B. nur ASS eingenommen, wäre er wieder nach Hause geschickt worden. Somit hat die Divertikulitis sehr wohl den "stationären Krankenhausaufenthalt" veranlasst. Und wie die Hervorhebung zeigt, geht es um die Veranlassung des Aufenthaltes und nicht der Aufnahme, meines Erachtens ein kleiner, aber feiner Unterschied!

    Noch einige kleine Randbemerkungen (nur als Hinweise, nicht böse gemeint) zum Diskussionsstil:

    Zitat


    Original von ToDo:
    Sie haben nicht Recht....

    Es kann kein anderes Ergebnis als die M17.1 geben....


    sind allerdings Formulierungen, die bei einem Thema, wo es offensichtlich unterschiedliche Interpretationen der Rechtsgrundlagen gibt, leicht in den falschen Hals kommen können. Ein kleines "ich meine,.." vorangestellt, wirkt da Wunder!

    Zitat


    Original von Selter:


    Hierauf vermisse ich noch eine stichhaltiges Gegenargument.


    und

    Zitat


    Original von Selter:
    Ich denke, dass unsere Standpunkte klar sind und möchte mich dann anderen Themen widmen.


    passt allerdings auch nicht so ganz zusammen.

    Schönen Tag noch,
    --
    Reinhard Schaffert

    Medizincontroller
    Facharzt für Chirurgie
    Krankenhausbetriebswirt(VWA)
    Kliniken des Wetteraukreises

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Original von R. Schaffert:


    und


    passt allerdings auch nicht so ganz zusammen.

    Hallo Reinhard,

    passt hervorragend, da sich selbst durch ein Eingehen auf diesen genannten Aspekt, die Standpunkte nicht ändern. Weder meiner, noch ToDo`s (Zitat ToDo: Und deshalb bleibe ich bei meiner Meinung.)

    Gruß

    Dirk

  • Hallo Herr Schaffert,

    da ja alle Teilnehmer an diesem lernenden System ebenfalls die erforderliche Lernbereitschaft zeigen sollten, gebe ich hiermit bekannt:

    1) Meinung hatte ich fett geschrieben, um deutlich zu machen, dass meine "rechthaberische" Ausdrucksweise fehl am Platz war!

    2) Ihre Umkehr des von mir angeführten Beispiels überzeugt mich und lässt mich meine Meinung überdenken. Manchmal braucht man halt eine Initialzündung, wenn man in eine bestimmte Richtung denkt. Danke

    Gruß,


    ToDo

    P.S.: Zum Diskussionsstil nehme ich mir die Kritik zu Herzen (s.o.). Was den Stil einiger Teilnehmer gegenüber meiner Person angeht, habe ich das subjektive Gefühl, der Ton hat sich seit meiner "Schlecht gemeint-Bemerkung" etwas verändert.

    Dass dies nicht meine Meinung war und mir die ganze Diskussion (die ich damit auch auf gar keinen Fall anstoßen wollte) leid tut, habe ich mehrfach zum Ausdruck gebracht. Muss ich wohl durch...

    Ich bemühe mich dennoch, diesen Stil nicht wieder zu übernehmen.

    Freundliche Grüße


    ToDo

    Wir lieben die Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - falls sie das gleiche denken wie wir.
    (Mark Twain)

  • Schönen guten Tag allerseits!

    Zitat


    Original von ToDo:
    Ihre Umkehr des von mir angeführten Beispiels überzeugt mich und lässt mich meine Meinung überdenken. Manchmal braucht man halt eine Initialzündung, wenn man in eine bestimmte Richtung denkt. Danke


    Das freut mich natürlich und gibt Selbstbewusstsein ;)

    Was den Diskussionsstil betrifft, so wollte ich eigentlich meine Bemerkungen nicht so hoch gehängt wissen. Es war wohl auch ein bischen oberlehrerhaft von mir. In diesem Forum wird oft sehr engagiert diskutiert und da sollte man auch nicht jede Formulierung auf die Goldwaage legen. Mir ist jemand, der seine Sache engagiert vertritt allemal lieber, als jemand ohne eigene Meinung.

    Ich finde es wertvoll, dass hier unterschiedliche Positionen vertreten werden. In manchen Fällen, wie zum Beispiel diesem, kann man vielleicht durch die Darstellung und Diskussion der Standpunkte zu einer Übereinstimmung kommen, in anderen Fällen sind dann wenigstens die Standpunkte und auch der Konflikt definiert. Auch das schafft Klarheit für den Umgang miteinander.

    Also nehmen Sie sich meine Anmerkung nicht allzusehr zu Herzen, ganz abgesehen davon, dass sie möglicherweise bei vielen anderen Beiträgen (u.U. auch von mir) angemessener wäre.

    Schönen Tag noch,
    --
    Reinhard Schaffert

    Medizincontroller
    Facharzt für Chirurgie
    Krankenhausbetriebswirt(VWA)
    Kliniken des Wetteraukreises