MDK-Prüfung im Optionshaus

  • Hallo Forum,

    wir haben soeben die erste MDK-Prüfung unter DRG-Gesichtspunkten hinter uns und ich möchte meine Erfahrungen damit wie folgt zusammenfassen:

    1. Die Überprüfung fand unter Einsatz der Software KOQUA statt, die offensichtlich den MDK's an die Hand gegeben wurde, um die KOdierQUAliät einzuschätzen.
    2. Die Prüfung nach Akteneinsicht förderte Mängel in der Dokumentation zutage, die in etwa denen entsprachen, die bei sorgfältiger Vorab-Prüfung auch von uns gesehen wurden. Dabei wurden auch vom MDK systematisch Fehlbestände der Dokumentation aufgezeigt, die dann im Einzelfall tatsächlich auch zu einer höher bewerteten DRG führten.
    3. Das Gesamtergebnis erbrachte jedoch, gemessen an den vorab in Rechnung gestellten DRG's eher einen Erlösverlust.
    4. Die Diskussion um die Definition der Hauptdiagnose ergab anhand eines konkreten Falles die Frage, ob bei Verlegungen nicht die HD des ersten Krankenhauses eingestellt werden muß (die Konsequenzen wären m. E. katastrophal). Man konnte sich schließlich aber einigen, daß dies nicht der Fall sein kann. da in den DKR steht, daß die HD "... für den Aufenthalt ..." gilt, und "aufhalten" kann man sich schließlich nur im konkreten (Options-)Krankenhaus. Ich hätte nicht gedacht, daß man darüber auch noch mal würde reden müssen.
    5. Insgesamt fand die Prüfung in vernünftiger Atmosphäre statt; nach Aussagen der MDK-Mitarbeiter werden wir uns jedoch häufiger wiedersehen, da es offensichtlich eine Reihe von Aufträgen durch die Kostenträger gibt.

    Zu gegebener Zeit werde ich weitere Erlebnisse berichten. Fest steht schon mal, daß sich auch der MDK mit im "lernenden System" befindet.:)) :))

    Gruß aus DU
    Dr. med. Andreas Sander
    Evangelisches und Johanniter
    Klinikum Niederrhein

  • Hallo Herr Sander,

    wir hatten letzte Woche eine erste Einzelfallprüfung durch den MDK, die inhaltlich und vom Ergebnis her Ihren Erfahrungen völlig entspricht!

    Diskussionen und im Ergebnis z.T. Dissens gab es (erwartungsgemäß) um die Auslegung diverser Kodierrichtlinien in Bezug auf erlössteigernde Nebendiagnosen (Nikotinabhängigkeit, Niereninsuffizienz, Ernährungsstörungen im Säuglingsalter).

    Wir sehen uns derzeit einer monatlichen MDK-Visite gegenüber, die sich über 2 Tage erstreckt. Nach Aussagen der Kolleginnen, die die Prüfung durchführten, sind wir dabei noch eines der "besseren" Häuser. Der DRG-bedingte Arbeitsanfall beim MDK sei inzwischen gewaltig - täglich kämen bis zu 80 Anfragen von den Kassen...

    Freundliche Grüße aus Baden,

    Markus Hollerbach

  • Schönen guten Tag allerseits!

    Zwar haben wir selbst noch keine Erfahrungen mit DRG-Prüfungen durch den MDK, aber die Erfahrungsberichte häufen sich und gehen in die gleiche Richtung.

    Die Frage, ob die richtige DRG abgerechnet, d.h. ob richtig verschlüsselt wurde, lässt sich vernünftigerweise sowieso nur anhand der gesamten Akte klären. Vielleicht hält sich dadurch dann in Zukunft die Arztbriefschickerei in Grenzen, dafür dürfen wir die Kolleginnen und Kollegen vom MDK dann häufiger im Haus zu einer Einzelfallsammelprüfung begrüßen. Ich halte das auch für vernünftiger, denn erstens kann man dann miteinander reden, was ich für ganz wichtig halte, und zweitens werden dann gleich mehrere Fälle am Stück abgehandelt.

    Ich gehe davon aus, dass nicht in jedem Fall, den der MDK dann anders sieht, gleich Böswilligkeit unterstellt wird. Sicherlich wird es die eine oder andere Diskussion über berechtigte oder unberechtigte Haupt- oder Nebendiagnosen geben, aber besser diese Diskussion läuft von Mensch zu Mensch (selbst Ärzte sind manchmal Menschen), als schriftlich über Gutachten, Widerspruch usw. Dieser Weg bleibt ja dann immer noch offen.

    Schönen Tag noch,

    --
    Reinhard Schaffert

    Medizincontroller
    Facharzt für Chirurgie
    Kliniken des Wetteraukreises

    • Offizieller Beitrag

    Guten Abend Herr Sander,
    guten Abend Herr Hollerbach,
    guten Abend Forum


    recht herzlichen Dank für diese aktuellen Informationen!!!

    Handelt es sich um eine „Pilot-Prüfung“?


    Nach meinem Kenntnisstand sind Procedere und Inhalte der Prüfroutine nach §17c KHG weder allgemein bekannt noch zugänglich. Auch ist das Verfahren nach meinem Wissen nicht konsentiert.

    Die von Ihnen angesprochene Software kenne ich von einer Demonstration, hier werden Fälle zwar „wunderbar“ herausgefiltert („Rasterfahndung“), aber anschließend beginnt ja erst die eigentliche Diskussion und Interpretation der Daten.

    Wurde die Notwendigkeit der stationären Aufnahme und eine mögliche unangmessen frühe Entlassung diskutiert?


    Schöne Grüße

    Eberhard Rembs

  • Guten Morgen die Herren Sander, Hollerbach,
    Guten Morgen Forum,
    vielen Dank für Ihre interesanten Erstberichte. Ich bin begeistert. noch eine Frage. Ist KOQua ein Tool der Fa Diacos ?

    Besten Dank
    und einen schönen Tag noch
    ihr
    --
    Kurt Mies

    Kurt Mies

  • Allegra Herr Mies,

    DIACOS ist keine Firma sondern ein Produkt (DIAgnoseCOdierSystem) der Fa. ID Berlin.

    --
    Einen freundlichen Gruß vom MDA aus Schorndorf

    [size=12]Freundlichen Gruß vom Schorndorfer MDA.

  • Hallo liebes Forum,

    ich will mal versuchen, alle Aspekte seit gestern abend zu beleuchten. Also:
    zu Herrn Schaffert:
    Ich hatte auch nicht den Eindruck, daß in solchen Fällen, die hinsichtlich der HD anders gesehen wurde Böswilligkeit unterstellt wurde (andere DRG, anderes=höheres Kostengewicht). Die Diskussion endete an manchen Stellen nicht im Konsens, war aber an der Sache orientiert. Gelegentlich ließ der MDK sogar durchblicken, daß der Ansatz der Kassen nicht verstanden wurde. Solche Fälle wurden relativ zügig "durchgewunken".
    zu Herrn Rembs:
    Es handelte sich nicht um eine Pilot-Prüfung, sondern um eine Einzelfallprüfung. Zu den Pilot-Prüfungen (17c) konnte ich erfahren, daß die Taktik offenbar sein wird, anhand von Stichproben zu ermitteln, wie sich im Durchschnitt das Kostengewicht verändert (z.B. 100 Fälle, durchschnittliche Abweichung - 3,4%), um dann :-p eine Rechengröße zu haben, die bei den nächstens Budgetverhandlungen wie zufällig auf dem Tisch liegt. Heißt für mich: Pilotprüfungen kann man eigentlich nur vermeiden, denn sonst liefert man längerfristig den Kostenträgern einen schwer wegzudiskutierenden Ansatz für eine Budgetminderung. Die Einzelfallprüfungen will der MDK eher zurückfahren, denn man scheint derzeit eher in den Anfragen der Kostenträger zu ersticken. Meine Frage, wer denn in solchen Fällen die Validität der Stichprobe, die Repräsentativität usw. garantieren will, blieb unbeantwortet. Gerade in großen Häusern mit einem breiten Spektrum dürften sich gerade an dieser Frage die Geister scheiden; ich neheme eher an, daß die Frage nach der "guten und richtigen" Stichprobe vielleicht Gutachter und Gerichte beschäftigen wird.
    zu Herrn Mies und Herrn Konzelmann:
    KOQUA ist (weiß ich gerüchteweise) ein selbstgestricktes Tool, daß nach meiner Kenntnis vom MDK Baden-Würtemberg kommt. Ich selbst habe gestern nur die Oberfläche gesehen, welcher Zündstoff da im einzelnen drinsteckt, konnte ich nicht erfahren. Ich glaube auch, daß die MDK's derzeit eher keine Demo-CD's unter die Leute werfen. :roll: Ich bin aber selbst sehr interessiert, mehr darüber zu erfahren, denn ich glaube, daß wir in Zukunft häufiger damit Bekanntschaft machen werden.

    Herzliche Grüße aus Duisburg, am Tag vor einem 3wöchigen Urlaub :3
    --
    Dr. med. Andreas Sander
    Stabsstelle MedCo/QM
    Evangelisches und Johanniter Klinikum DU/DIN/OB gGmbH

    Gruß aus DU
    Dr. med. Andreas Sander
    Evangelisches und Johanniter
    Klinikum Niederrhein

  • ... ich hatte noch was vergessen:

    Lieber Herr Rembs,

    natürlich wurde die Notwendigkeit der stationären Aufnahme geprüft. Schließlich ist die Liegezeit ja irgendwie kaum noch ein Spielwiese. Dabei ist festzustellen, daß der Aspekt der primären Fehlbelegung relativ rigoros und mit wenig Diskussionsmöglichkeit attestiert wird. An manchen Stellen ist das schon nicht einfach: Stationäre Aufnahme zur Chemotherapie bei einem komplexen Tumorgeschehen:
    MDK: "Kann man doch garantiert ambulant machen."
    Wir: "Wo ist den hier wohl der ambulant tätige Onkologe in der Nähe?"
    MDK: "Das ist nicht Gegenstand unserer Prüfung."
    Wir: "Was können wir denn für die strukturellen Defizite in dieser Region?"
    ... man merke: die Begehung war nicht stundenlanges Zuckerschlecken ...

    Gruß aus DU
    --
    Dr. med. Andreas Sander
    Stabsstelle MedCo/QM
    Evangelisches und Johanniter Klinikum DU/DIN/OB gGmbH

    Gruß aus DU
    Dr. med. Andreas Sander
    Evangelisches und Johanniter
    Klinikum Niederrhein

  • Lieber Herr Kollege Lütkes,

    als Anästhesist ist meine Definition von Notfall immer noch sehr eng gefaßt und auch als Medizincontroller würde ich immer noch sagen:
    Erst intubieren - dann kodieren.
    Wenn es in den drei Wochen mal gar nicht anders geht, ist natürlich mein Telefon umgestellt. Der entsprechende Mitarbeiter muß dann, wie wir im Ruhrgebiet sagen "auch ma anne Schüppe":))

    Greetings from DU
    --
    Dr. med. Andreas Sander
    Stabsstelle MedCo/QM
    Evangelisches und Johanniter Klinikum DU/DIN/OB gGmbH

    Gruß aus DU
    Dr. med. Andreas Sander
    Evangelisches und Johanniter
    Klinikum Niederrhein


  • Guten Morgen Forum

    Das KoQUA wurde beim zweiten nationalen DRG Forum ansatzweise (durch screenshots) von einem Mitarbeiter des MDK BW vorgestellt.
    Als Anhang der entsprechende Vortrag als pdf
    Schönen Urlaub Herr Sander!!
    S. Rehag