Abteilungswechsel nach "Analyse der Hauptdiagnose"

  • Liebe Codierer
    Ich habe da mal ein Problem...
    Unter D002 der Allgemeinen Richtlinien heißt es:

    "Die Hauptdiagnose wird definiert als:
    die Diagnose, die nach Analyse als diejenige festgestellt wurde, die hauptsächlich für die Veranlassung des Krankenhausaufenthaltes verantwortlich ist."
    Nun gelangen häufig Patienten mit Erkrankungen zur Aufnahme, der Behandlungsschwerpunkt liegt aber z.B. in der Behandlung von Komplikationen (Wechsel der Hauptdiagnose)oder in sich anschließenden Operationen.
    Beispiel:
    1. Aufnahme chronische Bronchitis
    2. Neu Bluterbrechen während der Behandlung
    3. Verlegung Interventionelle Einrichtung
    4. Rückübernahme zu weiteren Therapie

    Meine Fragen:
    A)Welcher Krankenhausaufenthalt (1 oder 4) wird zur Analyse hinzugezogen ?
    B)Welche Möglichkeiten habe ich zur Darstellung von zwei Hauptdiagnosen ?
    Grüße GPoschmann

  • 8) 8) 8)
    Mal sehen, ob ich jetzt Entsetzensstürme auslöse:

    nein, zwei Hauptdiagnosen sind nicht erlaubt. Komplikationen sind Nebendiagnosen, egal wie aufwendig sie sind.
    Ein anderes Problem ist des deutschen Arztes Mentalität, während eines stationären Aufenthaltes auch völlig andere Krankheiten als die den stationären Aufenthalt auslösende zu behandeln. Das mag oft Sinn und Verstand haben, ist häufig aber nicht zu erklären.
    Heute fiel mir zum Beispiel 1 Patient in die Hände, der ein solcher Fall war:
    notfallmäßige Aufnahme wegen Schwindel, 14 tage Neurologie, anschließend Verlegung in die Chirurgie zur Operation einer nicht eingeklemmten Hernie, dort dann alles inclusive nur 6 Tage Aufenthalt.
    Tja, das wird eine Fehler-DRG (viel mehr Probleme habe ich ohne DRG´s, da die Kasse totsicher eine FP abgerechnet haben will). Solche Fälle erfasse ich derzeit, um im Auge zu behalten, wie groß dieses Problem tatsächlich ist.
    Die DRG´s zwingen zu einer Arbeit m interdiziplinären Team und zu einer ganzheitlichen Betrachtung des Patienten, nicht als "die Galle von Zimmer 6" sondern als "Herr Meier, Du weißt schon, der mit der Gerinnungsstörung und dem Herzkasper, der den Leistenbruch hat und wo die Frau gestorben ist". Eigentlich doch sinnvoll, oder?

    herzlichst Patricia
    :besen: :besen: :besen: :besen: :besen: :besen:
    --
    Patricia Klein

    Patricia Klein

  • Mal den Neuropatienten mit der Hernie gruppieren:

    1.
    HD: R42 Schwindel
    ND: K40.90 Leistenhernie o. Einklemmung
    OPS: 5-530.1 Bassini
    DRG 902Z Nicht aufw. OPs o. Zusammenhang mit der Hauptdiagnose
    Relativgewicht: 1,580

    2.
    Hernie einzeln Relativgewicht 0,8
    + Schwindel einzeln Relativgewicht 0,57

    Bei einer Baserate von 3000,- gäbe es für:
    1. 4740,-
    2. 4110,-

    Mal abgesehen von den Neigungen, gerade diesen Patienten ambulant operiert haben zu sollen, ergibt sich hier doch eine ganz neue Taktik:
    Die Jagd nach den Fehler-DRGs :kong:

    Ich rate also hiermit allen Häusern, einen im Hause vagabundierenden Konsilchirurgen abzustellen, um OP-Indikationen zu finden, die nicht im Zusammenhang mit der Hauptdiagnose stehen :))

    [ Dieser Beitrag wurde von Hab-StElisabeth am 01.11.2001 editiert. ]

    Jan Haberkorn
    Internist/Medizincontroller
    St. Elisabeth-Krankenhaus Köln

  • I) I) I) Lieber Herr Haberkorn,

    Auf der Jagd nach den Fehler-DRG´s können Sie schnell selbst zum Gejagten werden:
    derzeit liegen die Fehler-DRG´s in meinen Abteilungen so bei ca. 4%.
    In Australien liegen sie bei 0,3%!!!!! Und in Australien am häufigsten sind natürlich die 901Z = große OP, die nicht zur Hauptdiagnose passt (muss so sein, da ja doch immer mal wieder ein Patient aus dem Bett fällt, der sich den Schenkelhals bricht und dann eine TEP bekommt, obwohl die Hauptdiagnose Demenz oder Pneumonie oder etc. war). Die zweithäufigste ist die 962Z (nachdem ich die Kodierregeln gesehen habe, ist mir auch dies leicht verstädnlich, da die Geburtshilfe ja unglaublich komplex ist).
    Als Hexe vom MDK (ich gewöhne mir zunehmend an, vorab mal zu denken, wie der MDK vielleicht denken würde) würde ich jetzt immer sofort alle Fehler-DRG´s eines Hauses, das mehr als 1% Fehler-DRG´s hat, auswerten. Wenn dann elektive Dinge operiert sind (und dabei womöglich dann auch noch zweifelhafte Indikationen zum Beispiel Hydrocelen beim 80-jährigen (mit 50 ml Inhalt)), dann komme ich mit dem Besen :besen: (auf diesem Wege: herzlichen Dank für den Besen, ich freue mich täglich daran). Und wenn bei Ihnen städnig Patienten aus dem Bett fallen und sie TEP´s einsetzen oder Bohrlöcher bei intracerebralen Blutungen machen müssen, dann geht es auch dann an die Qualität!

    Also größte Vorsicht. ich finde sowieso, dass dieses System unglaublich logisch aufgebaut ist, wenn man es "betrügen" will, muss man ziemlich früh aufstehen. Man fällt auf jeden Fall statistisch immer auf. Und dann muss man nachweisen, warum man statistisch auffällt (weil man ein andres Spektrum an Patienten hat, weil unterkodiert wird, etc.). Diese Nachweise sind bei "Kungeleien" immer extrem schwierig. Überhaupt stelle ich mir das am schwierigsten vor: dass wir ständig alles nachweisen müssen an hand der Akten. Daher halte ich es auch für so wahnsinnig wichtig, jetzt schon monatliche Vergleiche mit anderen Kliniken anzubieten (machen wir auch erst seit letzter Woche). So kann man seine Argumentationsketten schon einmal regeln.
    Schönen Feiertag (für die , die enen haben)

    Patricia
    :roll: :roll: :roll: :roll:
    --
    Patricia Klein

    Patricia Klein

  • Die "Fehler-DRG-Jagd" war auch mehr ein Gedankenspiel, ich frage mich aber, wie das Ganze System wohl in 5 Jahren aussieht. Ich vermute, für den :mdk: werden wir noch das Icon eines Besens mit Stahlborsten einführen müssen.

    Jan Haberkorn
    Internist/Medizincontroller
    St. Elisabeth-Krankenhaus Köln

  • :D :D :D
    lieber Herr Haberkorn,

    es wird alles halb so wild, weil bis dahin wird die Hälfte der hier chattenden Kollegen beim MDK sind, echt Ahnung haben, und ja nicht gleich Feinde sind, nur weil sie den Arbeitsplatz gewechselt haben. Und meinen Besen habe ich ja schon hier....
    Patricia:besen: :besen: :besen:
    --
    Patricia Klein

    Patricia Klein

  • Liebe Frau Klein,
    Ihre Affninität zu den Kassen/MDK wächst ja ins unermeßliche. Sind die Angebote so verlockend? Und dann noch mit Drahtbesen! Ich überlege mir wirklich, ob man sich mit Ihrer prognostizierten Übertrittswelle anfreunden muß.
    nachdenklich grüßt?(
    --
    Joris Schikowski
    MC KKH Bad Salzungen

    :augenroll: Joris Schikowski
    MC Klinikum Bad Salzungen
    Vors. RV MD der DGfM e.V.

  • Liebe Frau Klein,
    kommen wir doch dann zum Kern der Sache:
    viele Patienten haben mehr als ein gesundheitliches Problem:
    Was tun?
    1. Entlassen und neu aufnehmen ?
    2. Entlassen, warten und neu aufnehmen ?
    3. Ich versorge primär den Patienten, kassiere eine längere Verweildauer und reite in die roten Zahlen ?
    4. Ich praktiziere den Drittel-Mix (1-3)?

    Ähm, bei wieviel Prozent Wiederaufnahmen bekomme ich Probleme(nach welcher Frist, 1-7 Tage 1-14 Tage) mit dem MDK ?

    Grüße GPoschmann

  • Hallo Herr/Frau Poschmann,
    Ihre Frage werden wir bis zum Vorliegen der Abrechnungsrichtlinien Mitte 2002 zurückstellen müssen. Alles andere ist Spekulation, obwohl diese Fragen natürlich drängen.
    M.E. muß man aber ein wenig in die Richtung Entlassung/Neuaufnahme orientieren, wo es sich medizinisch/ethisch vertreten lässt.
    MfG:kangoo:
    --
    Joris Schikowski
    MC KKH Bad Salzungen

    :augenroll: Joris Schikowski
    MC Klinikum Bad Salzungen
    Vors. RV MD der DGfM e.V.