Karzinom om Meckel'schen Divertikel

  • Hallo liebes Forum,

    wir dachten immer, wir können kodieren !:)

    Jetzt sind wir aber selber ratlos.
    Deshalb hoffen wir auf Hilfe bei folgendem Fall:

    Ein Mädchen (5 Jahre) kommt mit V.a. auf Appendizitis in's Krankenhaus und wird operiert. Grund Ihrer Beschwerden ist aber ein blutendes, zerfallendes Meckel'sches Divertikel.
    Bei der Histologie ergibt sich ein Karzinom.
    Wir stellen die Indikation zur Reoperation und entfernen einen Teil des Ileums sowie des Omentum major.
    Die abschließende Histologie ergibt ein Fibrosarkom, das unsere Kollegen als C49.9 geschlüsselt haben.

    Folgende Kodierung haben wir bei der Kasse abgeliefert (sicher falsch gewesen):
    HD K57.20
    ND K37
    ND K63.1
    ND C17.3
    ND R10
    ND K65.9
    ND K92.2
    ND C49.9

    und die entsprechenden OPssse für die Eingriffe plus CT und Portimplantation.

    Unsere HD ergab DRG G02A Grosse Eingriffe am Darm mit CW 4,1200

    Der MDK ist der Ansicht, wir hätten C49.9 kodieren müssen.

    Das ergäbe aber (wegen der geringen Spezifität des Kodes) eine FehlerDRG 901Z, CW 1,605

    Selbstverständlich war die "Divertikulose" im Original ein Missgriff, wir würden aber dafür plädieren, dass C17.3 die HD darstellt, da das Mädchen wegen eines zerfallenden Tumors des Dünndarms operiert wurde und die Tatsache, dass es sich um ein Fibrosarkom handelt, den Grund für die stationäre Aufnahme nicht wesentlich beeinflusst.
    Ausserdem fänden wir es geradezu grotesk, wenn man die DKR so auslegen müsste, dass man zur FehlerDRG gezwungen wird. Das ist ja nicht gerade der "Klassiker", wo der Patient mit Fraktur einen Herzinfarkt erleidet und dafür sind die FehlerDRGs ja gemacht.

    Was meint Ihr dazu?

    Gibt es ggf. Alternativen, die wir übersehen haben.

    Gruss aus München

    Michael Wilke :smokin:

  • Eigenartig... Warum haben die Kollegen denn den Tumor zweimal verschlüsselt? Einmal als "Bösartige Neubildung des Meckelschen Divertikels" (C17.3) und einmal als Fibrosarkom (C49.9), wobei die C49.9 ja lautet "Bösartige Neubildung sonstigen Bindegewebes ... nicht näher bezeichnet". Ein Code reicht, da die C17.3 die spezifische Diagnose ist, sollte sie gegeben werden.

    Die "Histologie" eines Tumors wird nicht zusätzlich verschlüsselt (im Gegensatz zu den "Erregern" aus B95-B97), sondern ist entweder Bestandteil des ICD-Codes (z. B. Melanom C43.- oder die follikulären non-Hodgkin-Lymphome C82.-) oder für die Codierung irrelevant (z. B. Bronchialkarzinom, egal welcher Typ).

    Das Fibrosarkom ist ja auch "nur" Thesaurus, und dieser ist, wie wir alle wissen, oftmals falsch bzw. irreführend. So schlägt er ja auch beim Dermatofibrosarkom die C49.9 vor, korrekt wäre aber ein Code aus C44.-, siehe auch das Beispiel pAVK (I73.9).

    Ist mir unklar, wie der MDK auf diese absurde Idee kommt. Gibt es dazu nähere Begründungen?

    V. Blaschke

    --
    _____________________
    Dr. med. Volker Blaschke
    Arzt für Dermatologie / Allergologie
    Medizincontroller
    Herzzentrum Göttingen
    http://www.herzzentrum-goettingen.de

    _____________________
    Dr. med. Volker Blaschke

  • Zitat


    Original von Blaschke:
    Eigenartig... Warum haben die Kollegen denn den Tumor zweimal verschlüsselt?
    Die "Histologie" eines Tumors wird nicht zusätzlich verschlüsselt (im Gegensatz zu den "Erregern" aus B95-B97), sondern ist entweder Bestandteil des ICD-Codes (z. B. Melanom C43.- oder die follikulären non-Hodgkin-Lymphome C82.-) oder für die Codierung irrelevant (z. B. Bronchialkarzinom, egal welcher Typ).

    Ist mir unklar, wie der MDK auf diese absurde Idee kommt. Gibt es dazu nähere Begründungen?

    Hallo Herr Blaschke,

    ich fand es auch eigenartig, aber die Kollegen wollten es besonders gut machen :rotate:

    Aber wie dem auch sei, danke für den Hinweis auf die Histologie, steht das im ICD oder DKR irgendwo zitierfähig?

    Gruss aus München
    Michael Wilke :smokin:

  • Hallo Herr Wilke,

    Im ICD steht in der Einleitung zum Kapitel II Neubildungen:

    "Im vorliegenden Kapitel II erfolgt die Klassifizierung der Neubildungen innerhalb großer Gruppen nach dem (biologi-
    schen bzw. biotischen) Verhalten, innerhalb dieser Gruppen hauptsächlich nach der Lokalisation. In einigen Ausnahme-
    fällen wird die Morphologie in der Kategorien- und Subkategorien-Überschrift angegeben.
    Für jene Benutzer, die den histologischen Typ von Neubildungen erfassen wollen, wird auf eine separate Morphologie-
    Klassifikation verwiesen, die in dem vorliegenden Band enthalten ist."

    Die Morphologie /Histologie spielt z.B. Bei Hodgkin / NHL eine Rolle, bei soliden Tumoren generell nicht. Für diese muß der optionale Morphologieschlüssel (am Ende des alph ICD) verwendet werden.

    Das dadurch und wegen der mangelhaften Kodierung der Ausbreitung ein Bezug zwischen Diagnose und Aufwand schwer herzustellen ist wird leicht klar.

    Zu beachten bei C49 sind auch die Inklusiva (Gefäße Knorpel Synovia etc), parenchymatöse Organe werden nicht genannt.

    Gruß
    SG

  • Hallo Herr Glocker,

    besten Dank.
    Ich habe inzwischen auch schon die entsprechende Seite im ICD Buch gefunden und werde Sie bei der Erwiderung an die Kasse nennen.

    Gruss aus München

    Michael Wilke :smokin: