DRG-Katalog / Zahlenspiele

  • Hallo Forum,

    falls jemand eine Schwäche für Katalog-Arithmetik hat würde ich mich über eine Meinung zur folgenden Darstellung freuen.

    Das durchschnittl. RG "über alles" ist vom 2003er zum 2004er Katalog von 1,49 auf 2,19 (+47%) angestiegen.
    Es darf demnach mit ansteigenden CMI-Werten und damit mit fallenden BFWs gerechnet werden.

    Bei den A- und B-DRGs liegt der Anstieg bei 66%.
    Bei den Z-DRGs sind es nur 27%

    DRGs mit einem geringeren Anstieg im RG als dem Durchschnittswert von 47% können als "Verlierer" angesehen werden, solche mit >47% Plus als "Gewinner".

    Wie können solche enormen Veränderungen eigentlich zustande kommen?
    War die Kalkulation 2002 so schlecht?
    Oder wird da auch "politisch" kalkuliert: steigende CMIs (Häuser zufrieden)--> sinkende BFWs (Kassen zufrieden)?
    Das grenzt ja an Bauernfängerei....

    Die Differenz zwischen A- und B-DRGs ist von 2003 (47%) auf 2004 (48%) praktisch unverändert geblieben (woher also die Behauptung, der "Kompressionseffekt" sei abgemildert worden?).

    Viele Grüße
    PB

  • Hallo Herr Brenk,

    gestern las ich, die Unikliniken und die der Maximalversorgung seien jetzt bei der Kalkulation überrepräsentiert, wogegen sie 2002 nicht oder kaum dabei waren. Ich könnte mir vorstellen, daß der Effekt daher kommt?!

    --
    Einen freundlichen Gruß vom MDA aus Schorndorf

    [size=12]Freundlichen Gruß vom Schorndorfer MDA.

  • Hallo Herr Brenk,

    m. E. kann man keinerlei Schlüsse ziehen, solange die Mengenverhältnisse zwischen den DRGs unklar sind. Die durchschnittliche Steigerung der Bewertungsrelationen im Katalog könnte bei Betrachtung eines hausindividuellen Mengengerüsts sogar in einen sinkenden CMI umschlagen.

    Also am besten geduldig abwarten, bis der neue Grouper steht.

    Gruß

    Norbert Schmitt

    Gruß

    Norbert Schmitt

  • Hallo Herr Brenk, hallo Forum,

    in der Tat, warum soll der Kompressioneffekt deutlich abgemildert worden sein? Nun ja, es sind neue Fallgruppen gebildet worden und der Homogenitätskoeffizient soll in diesen deutlich gestiegen sein. Die Kalkulation dieser Fallgruppen erfolgte aber mit dem australischen CCL-System, mit dem alten OPS- und dem 2 Jahre alten ICD-Katalog.
    Somit dürften die Hauptursachen für den Kompressionseffekt noch voll wirksam sein:
    1. Verzerrungen aufgrund australischer CCL-Bewertung
    2. Verzerrungen, da einige Krankheiten nicht differenzierbar (erhebliche Erweiterungen im OPS und ICD erst ab 2004 kodierbar und so kalkulierbar)
    3. Kostenumlagen nach dem Gießkannenprinzip ( neues Kalkulationshandbuch zwar angemahnt aber noch nicht verfügbar).

    Dazu kommt, dass der Sondertatbestand G82.- "Chronische Para und Tetraplegie" (-->DRG B60) aufgehoben worden ist, da alle Behandlungen aller Fachdisziplinen in einer DRG landeten. Was ist nun? Jetzt werden diese Behandlungen (Höherer Zeitaufwand, höherer Pflegeaufwand, höherer Therapieaufwand, spezielle Therapiemethoden) in den DRGs mit normalen Fußgängern untergemischt. Wenige dieser Fälle in einer DRG-Gruppe, Homogenitätskoeffizient nicht schlecht, aber Kompressionseffekt geringer? Natürlich nicht. In diesem Fall ist der Kompressionseffekt sogar verstärkt worden!

    Zusammenfassend: Der Umfang des jetzt bestehenden Kompressionseffektes kann erst 2005 mit neuen ICD und OPS und bei Vorliegen eines neuen Kalkulationshandbuches und deutscher CCL-Werte beseitigt werden für 2006, für das Jahr, in dem es ernst wird. Alles andere ist meiner Meinung nach Augenauswischerei. Daran ändert auch nichts, dass das InEK zur Zeit das gemacht hat (mit der mir bekannten Einschränkung für G82.-), was es machen konnte. Aber auch 3M sprach in der Auswertung von großer Homogenität, sicher ebenfalls zu recht.

    Und da ich aus Hessen schreibe, ein kleines Zitat unseres Landesvaters:
    "Statistiken haben für Politiker die gleiche Bedeutung wie Straßenlaternen für Betrunkene: Sie dienen weniger der Erleuchtung als vielmehr der Aufrechterhaltung des eigenen Standpunkts."
    Roland Koch


    Gruß

    B. Domurath

  • Schönen guten Tag Herr Brenk!

    Zitat


    Original von PeterBrenk:
    Das durchschnittl. RG "über alles" ist vom 2003er zum 2004er Katalog von 1,49 auf 2,19 (+47%) angestiegen.
    Es darf demnach mit ansteigenden CMI-Werten und damit mit fallenden BFWs gerechnet werden.


    Es tut mir ja leid, aber Sie haben um Meinungen gebeten: Da ich unter anderem auch eine Zeit lang Mathematik studiert habe, graust es mich bei Ihrer Auswertung und insbesondere der Schlussfolgerung. Denn selbstverständlich dürfen Sie nicht den Mittelwert der DRGs, sondern müssen den Mittelwert der in die Kalkulation eingeflossenen Fälle berechnen. Dieser lag 2003 bei 1. Erst wenn das InEK seinen Kalkulationsbericht veröffentlich, aus dem die Fallzahlverteilung hervorgeht, werden Sie Aussagen über insgeamt steigende oder fallende CMIs machen können (für Ihr Haus können Sie es tun, wenn die Grouper zur Verfügung stehen)

    Schönen Tag noch

    --
    Reinhard Schaffert

    Medizincontroller
    Facharzt für Chirurgie
    Krankenhausbetriebswirt(VWA)
    Kliniken des Wetteraukreises

  • Und beachten Sie bitte auch, dass die Splitkriterien in zahlreichen Fällen geändert worden sind: Wenn ein PCCL=3 nicht mehr zur Stufe A sondern nur noch zu B führt, so bedeutet dies in den meisten Fällen eine Erlösminderung, auch wenn die Bewertungsrelationen für A angehoben worden sind.
    --
    Dr. Rolf Bartkowski
    Arzt f. Chirurgie, Med. Informatik
    DGCH, Berlin

    Dr. Rolf Bartkowski
    Arzt f. Chirurgie, Med. Informatik
    Berlin

  • Hallo Herr Schaffert,

    das ist mir schon klar, keine Sorge.
    Übrigens lag der CMI bei der Kalkulation 2003 nicht bei 1,0, weil ein fügsames Geschick die Dinge wundersamerweise so geordnet hat, sondern weil es so gewollt war.
    Der CMI hätte genausogut auch bei 1,5 oder bei Apfelkuchen/2 liegen können.

    ;)

    Grüße
    PB