• :rolleyes:
    Hallo Kollegen! Freue mich, daß es diese Forum gibt, denn man ist doch als Basisarbeiter ganz schön verlassen!
    Habe ich was verpaßt?
    Gemini-Sectio 36 + 2 SSW, also O60. Mein Proof meckert, weil ich keine SS-Dauer angegeben habe, die entspr. Ziffern gibt's bisher aber nur bis vollendete 36.SSW.
    Er verlangt aber Diff. bis vollend. 37.SSW, also gab ich O09.9 ein. Das moniert er als "unspezifische Codierung". Es gibt aber (noch) nichts anderes, oder ?

  • Liebe Kollegin Maja!

    Die zur Zeit noch verbindlichen Deutschen Kodierrichtlinien des InEK in der Version 2003 vermelden zu Ihrer Anfrage folgendes

    >>> BEGIN QUOTE >>>

    1508b Dauer der Schwangerschaft

    Ein Kode aus [mark=red]O09.-! Schwangerschaftsdauer[/mark]
    ist zum Zeitpunkt der Aufnahme für die Schwangerschaftsdauer
    [mark=red]bis zur 36. Woche anzugeben[/mark] (in den Basisdaten der Mutter).

    O09.0! weniger als 5 vollendete Wochen
    O09.1! 5-13 vollendete Wochen
    O09.2! 14-19 vollendete Wochen
    O09.3! 20-25 vollendete Wochen
    O09.4! 26-33 vollendete Wochen
    O09.5! 34-36 vollendete Wochen
    O09.9! Nicht näher bezeichnete Schwangerschaftsdauer

    Ein Kode aus O09.-! ist als Nebendiagnose anzugeben bei Fällen mit:
    • O00-O07 Schwangerschaft mit abortivem Ausgang
    • O20.0 Drohender Abort
    • O42.- Vorzeitiger Blasensprung
    • O47.0 Frustrane Kontraktionen vor der vollendeten 37. SSW
    (siehe auch DKR 1519b Frühgeburt (Seite 162))
    • O60 Vorzeitige Entbindung (siehe auch DKR 1519b Frühgeburt (Seite 162))

    >>> ... CUT ... <<<

    Hinweis:
    [mark=red]Zur Zeit ist die Anwendung der Kategorie O09.- nur bis einschließlich der 36. Schwangerschaftswoche möglich.[/mark]
    In der nächsten Ausgabe der ICD-10-SGB-V wird die Schwangerschaftsdauer auch für mehr als 36 vollendete Schwangerschaftswochen verschlüsselbar sein.

    <<< END QUOTE <<<

    Nach den aktuell noch gültigen DKR können Sie unter O09.- nichts anderes (wenn überhaupt) kodieren, als wie Sie das getan haben. Ihr Proof kann da erzählen was er will, so steht es in den Kodierrichtlinien.

    Für 2004 (ab 01.01.) sieht die Situation anders aus, weil es a) einen neuen ICD-10 Katalog gibt (ICD10 GM 2004) und b) weil es neue Kodierrichtlinien gibt (DKR 2004).

    Der Text des vom DIMDI veröffentlichten und ab 01.01.2004 gültigen Katalogs zur Kodierung lautet diesbezüglich wie folgt:

    >>> BEGIN QUOTE >>> ICD10 GM 2004 - Final Release - S. 643

    O09.−! Schwangerschaftsdauer
    O09.0! Weniger als 5 vollendete Wochen
    O09.1! 5 bis 13 vollendete Wochen
    O09.2! 14 bis 19 vollendete Wochen
    O09.3! 20 bis 25 vollendete Wochen
    O09.4! 26 bis 33 vollendete Wochen
    O09.5! 34 bis 36 vollendete Wochen
    O09.6! 37 bis 41 vollendete Wochen
    O09.7! Mehr als 41 vollendete Wochen
    O09.9! Nicht näher bezeichnet

    <<< END QUOTE <<<

    In den deutschen Kodierrichtlinien 2004 gilt ab dem 01.01.2004:

    >>> BEGIN QUOTE - DKR2004 - Seite 161

    1508c Dauer der Schwangerschaft
    Ein Kode aus O09.–! Schwangerschaftsdauer ist zum Zeitpunkt der Aufnahme für die Schwangerschaftsdauer anzugeben (in den Basisdaten
    der Mutter).
    O09.0! Weniger als 5 vollendete Wochen
    O09.1! 5 bis 13 vollendete Wochen
    O09.2! 14 bis 19 vollendete Wochen
    O09.3! 20 bis 25 vollendete Wochen
    O09.4! 26 bis 33 vollendete Wochen
    O09.5! 34 bis 36 vollendete Wochen
    [mark=red]O09.6! 37 bis 41 vollendete Wochen[/mark]
    O09.7! Mehr als 41 vollendete Wochen
    O09.9! Nicht näher bezeichnet

    Ein Kode aus O09.–! ist als Nebendiagnose anzugeben bei Fällen mit:
    • O00–O07 Schwangerschaft mit abortivem Ausgang
    • O20.0 Drohender Abort
    • O42.– Vorzeitiger Blasensprung
    • O47.0 Frustrane Kontraktionen vor 37 vollendeten SSW
    (siehe auch DKR 1519c Frühgeburt, vorzeitige Wehen und frustrane
    Kontraktionen (Seite 166))
    • O60.– Vorzeitige Wehen und Entbindung
    (siehe auch DKR 1519c Frühgeburt, vorzeitige Wehen und frustrane
    Kontraktionen (Seite 166))

    Bei Aufnahme zur Behandlung von Komplikationen nach zuvor behandeltem Abort wird die Schwangerschaftsdauer nicht kodiert (siehe auch DKR 1504b Komplikationen nach Abort, Extrauteringravidität und Molenschwangerschaft (O08.–), Beispiel 1 und 3 (Seite 158)).

    <<< END QUOTE

    Anmerkung: Der kleine Buchstabe c hinter der Regelnummer deutet auf eine für die 2004 Version überarbeitete Fassung dieser Kodierrichtlinie hin.

    In 2004 können Sie es also Ihrem Proof recht machen. Genauer: Die Kodes machen es ihm gerecht.

    Für 2003 spuckt mein Code-Suchprogramm hier außer
    --> O47.1 Frustrane Kontraktionen ab 37 oder mehr vollendeten SSW
    nichts aus.

    Laut aktueller DKR benötigen Sie zur Kodierung von O47.1 nicht-zervix-wirksame Wehen. Da die Kiddies nun mal wirksam auf die Welt gekommen sind und wahrscheinlich die Wehen zervixwirksam waren, ist dieser Kode IMHO nicht möglich.

    O09.9 - SSW nicht näher bezeichnet
    ist sicherlich unspezifisch, paßt aber m. E. hier. Und da eine Kodierung damit nicht verboten ist, ist sie auch erlaubt.

    O60 - Vorzeitige Entbindung
    ist nach Lesart des ICD10 SGB V 2.0 eigentlich nur dann zu kodieren, wenn

    >>> BEGIN QUOTE
    Geburtsbeginn (spontan) vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche
    <<< END QUOTE

    Ist das bei Ihnen der Fall?

    Hoffe Ausführungen haben etwas Kerzenlicht in die dunkle Code-Grotte gebracht (von einem ICD10 Nachbarn)

    Grüsse

    Andreas Christaras
    Universitätskinderklinik Düsseldorf

    --------------------------------------------------------------------------------
    Dr. med. A. Christaras
    FA Kinder- & Jugendmedizin

  • :jay:
    Lieber Kollege Christaras!
    Herzlichen Dank für die wirklich unglaublich ausführliche Antwort! Mein Selbstwertgefühl ist erheblich gestiegen, denn nicht ich war hintendran, sondern mein Proof nur seiner Zeit voraus...!
    Ich habe mich schon länger über das Vakuum der 37.SSW geärgert, hatte aber bisher keine Gelegenheit, mit irgendjemand darüber zu "plaudern", denn dafür fehlt im Routinebetrieb einfach die Zeit.
    Aber - wenn's mal wieder klemmt, melde ich mich sofort (je nach Zeit..). Bitte auf "Maja" aufpassen!
    Tschüs und nochmal Danke!

  • Liebe Kollegin Maja, zur späten Stunde eine kleine Anmerkung. Zur Sache kann ich nichts hinzufügen, Kollege Christaras hat das ja erschöpfend beantwortet. Mir geht es um den Titel Ihres Threads, der mir unangenehm aufgefallen ist. Zu meiner Zeit als Assistenzarzt habe ich in der Pflegedoku die Abkürzung 'SA' für Stationsarzt abgeschafft. Vielleicht ist es ja pingelig, aber ich glaube, dass wir Begriffe aus der N***zeit den Historikern überlassen sollten. Die unbedachte Übernahme solcher Abkürzungen in den Alltag könnte meiner Meinung nach einen Beitrag zum Vergessen leisten. Freundliche Grüße, P. Leonhardt

    Dr. Peter Leonhardt
    Neurologe
    Arzt für Med. Informatik
    Med. Controlling


    I'd rather have a full bottle in front of me than a full frontal lobotomy

  • Hab ich das so geschrieben ? ach ja, da war ja noch so ein böses Wort: Clinical P a t h w a y. Was war jetzt verwerflicher ???

    Dr. Peter Leonhardt
    Neurologe
    Arzt für Med. Informatik
    Med. Controlling


    I'd rather have a full bottle in front of me than a full frontal lobotomy

  • Lieber Herr Leonhard!
    Zur Rehabilitation aller meiner gyn./geb.hilfl.Kollegen, die im Klinikalltag stehen, möchte ich doch anmerken, daß die Abkürzung SS für Schwangerschaft allgemein üblich ist - und auch im Schrifttum z.B. der Qualitätssicherung verwendet wird, aber immer in Verbindung mit einem Substantiv , zB. SS-Risiko, SS-Komplikationen etc.
    Solange Schwangerschaft noch nicht als "pregnancy" oder "grosesse" in unseren Sprachgebrauch übernommen wird, werden wir wohl diese Abkürzung weiter verwenden - ohne die Terminologie der N***-Zeit damit in irgengeiner Form in Verbindung zu bringen.
    Es wird wohl auch kaum jemand bei AH-Maßnahmen an h***** denken..
    Der Terminus SA für Stationsarzt hätte mir aber auch einen Schauer über den Rücken gejagt, wenn er mir mal begegnet wäre. Dies ist allerdings in nunmehr jahrzehntelanger Kliniktätigkeit zum Glück nicht passiert.
    Und damit zurück zu medizinischen Problemen, würde ich vorschlagen!

    mit freundlichen Grüßen Maja