Neugeborenen-Ikterus

  • :baby:
    Ich brauche Hilfe von pädiatrischer Seite! Wir sind erst seit 1.9.03 DRG-Haus und deswegen Neulinge betr. des kindlichen Datensatzes.
    1. Welchen Ikterus codiere ich denn, wenn Phototherapie erforderlich wird? Zur Diagnostik bleibt uns keine Zeit, wenn Mutter und Kind am ca. 4.Tag nach Hause gehen... und der "nicht näher bezeichnete Ikterus" ist beim Grouper ja nicht beliebt!

    2. Gibt es - auch für den MdK - verbindliche Grenzwerte für die Phototherapie? Wir richten uns z.Zt. nach UK Heidelberg, Grenzwerte sind dort 10 bei Frühchen und 18 bei Reifgeborenen. Liegen wir da richtig?

    Viele Grüße an alle
    Maja

  • Hallo Maja

    Zu 1. Nichts für ungut, aber als Kinderarzt stellen sich mir die Nackenhaare bei der Aussage: Zu Diagnostik bleibt uns keine Zeit. Mit Verlaub, nicht jeder Ikterus ist eine banale Hyperbilirubinämie. Ich erinnere an Rh- oder AB0- Inkompatibilitäten, oder die selteneren Untergruppeninkompatibilitöäten, die oft noch schwerer verlaufende Hämolysen verursachen, und da steht man ratz fatz bei einem Hb von 8 und einem Bili von 30(!!) Auch eine Galaktosämie kann sich initial mit einem Ikterus präsentieren. Nicht umsonst fordern einige Neonatologen, daß jeder Ikterus in eine Kinderklinik gehört. Also bitte, ein bisschen Basisdiagnostik zur Erkennung der Ursache muß schon auch in der Frauenklinik möglich sein (Blutgruppe etc.), und wenn dann nichts übrigbleibt, bleibt nach den Kodierempfehlungen der GKind eben nur P59.9 (Ngbikterus, verlängert oder verstärkt). Prozedur 8-560.2 bei Phototherapie nicht vergessen, gilt als "anderes Problem" und erhöht das Relativgewicht.

    Zu 2. Solange der maßgebliche Grenzwert von Neonatologen unterschiedlich gehandhabt wird, gilt das natürlich auch für den MDK. Ein Grenzwert von 18 beim gesunden (!) Reifgeborenen ist sicher nicht zu kritisieren und gängige Praxis. Ein Wert von 10 beim "Frühchen" der 36. SSW mit 2600 g finde ich persönlich zu niedrig, und die relevant kleinen Frühchen landen ja ohnehin in der Kinderklinik.

    Schöne Grüße
    Michael Kratz

  • Hallo Maja,

    ein Anhaltspunkt zum Umgang mit der Neugeborenenhyperbilirubinämie könnte (die allerdings schon seit längerer Zeit nicht mehr aktualisierte) Leitlinie auf der AWMF-Seite sein. Nichts für ungut, bei einer NG-Hyperbilirubinämie ist eine Diagnostik unerläßlich. Da schließe ich mich dem letzten Posting voll an. Kodierempfehlungen findest Du übrigens bei der GKinD, unter "Kodierleitfaden".

    Grüße,
    Michael

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von mkratz:
    ..., bleibt nach den Kodierempfehlungen der GKind eben nur P59.9 (Ngbikterus, verlängert oder verstärkt). Prozedur 8-560.2 bei Phototherapie nicht vergessen, gilt als "anderes Problem" und erhöht das Relativgewicht.

    Guten Morgen,

    für die Kodierung muss folgendes erfüllt sein:

    1603a Besondere Maßnahmen für das kranke Neugeborene

    Lichttherapie

    Ein Kode für die Lichttherapie eines Neugeborenen ist nur zuzuordnen, wenn eine anhaltende Lichttherapie (über 12 Stunden ) für die Behandlung einer Neugeborenengelbsucht erforderlich ist. Der Prozedurenkode lautet 8-560.2 Lichttherapie des Neugeborenen (bei Hyperbilirubinämie).
    Auch ein Diagnosekode für Neugeborenengelbsucht wird nur zugeordnet, wenn eine Lichttherapie länger als zwölf Stunden durchgeführt wurde.

    Ihre Akte sollte diese Informationen enthalten.
    --
    Gruß

    D. D. Selter

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

    • Offizieller Beitrag

    Hier eine Hardcopy einer meiner Kodierschulungsfolien zu Maßnahmen beim Neugeborenen und die jeweiligen Kriterien zur Kodierung.
    --
    Gruß

    D. D. Selter

  • :look:
    Liebe Kollegen!
    Vielen Dank für die Tip's! Zu unserer Ehrenrettung möchte ich sagen, daß wir natürlich "Basisdiagnostik" (BG,BB,Coombstest,Bili)schon durchführen, aber eine deutliche Hämolyse hatten wir eben noch nicht. D.h., die Kinder kommen unter die Lampe (12 h ...!)und werden bei sinkendem Bili meist am folgenden Tag in ambulante pädiatrische Kontrolle entlassen.
    Ich bin halt als pädiatr. Codier-Neuling über den "Muttermilchinhibitor"gestolpert. Wie diagnostiziere ich den denn?
    Es bleibt uns wirklich meistens nur die P59.9.
    An Herrn Selter herzlichen Dank für die Hardcopy, ich kämpfe nur noch mit dem Auspacken, aber meine Kinder haben mir Hilfe zugesichert...!

  • Hallo Maja,

    sofern die Mutter keine hepatotoxischen Medikamente erhält und mit der Muttermilch ausscheidet, liegt dieser ICD vermutlich eine Diagnose zugrunde, die auch als Muttermilchikterus bezeichnet wird. Die pathophysiologische Vorstellung dabei ist, dass hormonelle Bestandteile der Muttermilch die Metabolisierung des Bilirubins in der Leber beeinträchtigen. Ob dieser "Diagnose" aber überhaupt Krankheitswert zuzuschreiben ist, wurde schon vor 10 Jahren bezweifelt. Und wie dann im ICD 10 zwischen P59.3 und P59.9 differenziert werden soll, ist mir persönlich völlig schleierhaft und bleibt wohl den Vätern dieses Werks vorenthalten.

    Viele Grüße
    Michael Kratz