Mindestmerkmale bei OPS-Kode 8-551 (Frührehabilitation)

  • Liebe KollegInnen,

    um den OPS-Kode 8-551 abrechnen zu können, sind diverse Mindestmerkmale hinterlegt. So wird ein "Rehateam unter fachärztlicher Leitung" und ein "standardisiertes Frührehabilitations-Assessment" gefordert.

    Die "fachärztliche Leitung" ist nicht weiter erläutert. Medizinisch sinnvoll wäre nach meiner Ansicht die Vorhaltung eines Facharztes für Physikalische und Rehabilitative Medizin. Eine Nachfrage bei DIMDI ergab, dass keine definierte Facharztrichtung spezifiziert sei, die Leitung könnte auch ein "Facharzt für Labormedizin" übernehmen.

    Wird diese Ansicht hier im Forum geteilt oder gibt es doch noch Hinweise auf verbindliche Vorgaben ?

    Zweite Frage: wo ist ein konsentiertes "standardisiertes Frührehabilitations-Assessment" hinterlegt oder reicht eine krankenhausindividuelle Lösung ?

    Danke und Gruß
    Popp

  • Hallo Forum, hallo Herr Popp,

    zwei Anmerkungen:

    1. die Geschichte mit dem Facharzt wird natürlich wieder zu ellenlangen Diskussionen bei der MDK-Prüfung führen. Für meinen Geschmack sollte aber neben dem Fach-Rehabilitator auch der Facharzt in Frage kommen, der die Grunderkrankung behandelt (Unfallchirurg, Neurologe).

    2. an einem standardisierten Assessment wäre ich auch sehr interessiert - für mich als Reha-Neuling: was ist das eigentlich: Assessment ???

    Gibt es von spezialisierten Kliniken Musterbehandlungspläne? Am Ende sogar einen Behandlungspfad??

    Spannend, spannend, das alles.

    Gruß aus DU, gerade beim Kalkulieren von etwa zehn ZE's, am Rande der Krise
    --
    Dr. med. Andreas Sander
    Stabsstelle MedCo/QM
    Evangelisches und Johanniter Klinikum DU/DIN/OB gGmbH

    Gruß aus DU
    Dr. med. Andreas Sander
    Evangelisches und Johanniter
    Klinikum Niederrhein

  • Hier ein Artikel zum Thema:

    http://www.dgpmr.de/PhysMed+Rehab/…/Fruehrehai.pdf

    Der 8-551 sollte meiner Meinung nach spezialisierten Frühreha-Abteilungen vorbehalten bleiben. Diese haben z.T. interne Assessment-Verfahren; teilweise gibt es auch Kooperationsprojekte z.B. mit Kostenträgern. In einem Projekt, an das ich mich erinnere, ging es z.B. um die Beurteilung der Prognose bezüglich Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit. Standardisierte, bundesweit verbindliche Reha-Assessment-Verfahren sind mir nicht bekannt.

    Meine Reha-Zeit ist eine Weile her, vielleicht findet sich der eine oder andere Reha-Profi im Forum ?

    Schönen Gruß, P. Leonhardt

    Dr. Peter Leonhardt
    Neurologe
    Arzt für Med. Informatik
    Med. Controlling


    I'd rather have a full bottle in front of me than a full frontal lobotomy

  • Hallo Forum, hallo Herr Leonhardt,

    ist das wirklich ernst gemeint: nur in spezialisierten Frühreha-Abteilungen? Was ist mit den Häusern, die bisher z.B. in Kooperation mit einer Geriatrie viele der Merkmale abgebildet haben, oder mit denen, die so etwas gerade aufsetzen?
    Es muß m.E. gerade im Hinblick auf diese OPS-Codes klare, z.B. auch auf mydrg konsentierte Einschätzungen geben, da die Kodierung einen großen Einfluß auf die DRG-Ermittlungen hat. Manche Klinik, die bis heute schon viele Reha-Aspekte verwirklicht hat, der aber für die valide Kodierung der 8-55*** noch einige Dinge fehlten, sieht sich jetzt in der Falle und rechnet DRG's ab, die ihren Aufwand nicht vernünftig abbilden. Daneben ist gerade für den Bereich der operativ-orthopädischen Leistungen insgesamt nicht gerade eine Aufwertung des Kataloges zu verzeichnen gewesen, so daß die Frage nach diesen Dingen mehr als berechtigt ist.

    Gruß aus DU
    --
    Dr. med. Andreas Sander
    Stabsstelle MedCo/QM
    Evangelisches und Johanniter Klinikum DU/DIN/OB gGmbH

    Gruß aus DU
    Dr. med. Andreas Sander
    Evangelisches und Johanniter
    Klinikum Niederrhein

  • Hallo,

    ich kann Herr Sanders nur zustimmen, schließlich wird in vielen Häusern eine Frühreha bzw. äquivalent auch eine geriatrische Behandlung durchgeführt (und auch die geforderten Struktuellen Merkmale sind ja in vielen Klniken durchaus vorhanden), die auch zahlreiche Merkmale diese 'Assements' enthalten....

    Daher halte ich die genaue Definition, was den genau, wie umzuorganisieren ist, um die entsprechenden Codes nutzen zu dürfen für dringlich, schließlich sind diese DRG's ja auch sehr gut bewertet....

    Gruß
    --
    Thomas Lückert
    Medizincontrolling
    Johanniter-Krankenhaus im Fläming

    Thomas Lückert
    Stabsstelle Medizincontrolling
    Unfallkrankenhaus Berlin

  • Hallo Herr Lückert,

    danke für Ihre Stellungnahme. Nur: meinen Namen bitte ohne "s" am Ende, bei der Familie Sanders handelt es sich nach unserem familiären Verständnis um eine Seitenlinie, von der wir uns distanzieren :))

    Hallo Forum, mal im Ernst:

    wenn man die Netto-CW-Verluste z.B. bei den orthopädischen Leistungen ansieht, die aufgrund der Verschiebungen entstehen, fällt es schwer, sich vorzustellen, daß längerfristig die damit sicherlich im KH-Segment verbundenen Einsparungen durch die KK dem Rehabereich zur Verfügung gestellt werden. Schon darum sollte man sich um die inhaltliche Ausgestaltung der 8-55*** zanken.
    Man sollte auch bedenken, wie die KK argumentieren, wenn sie im Datenset die 8-55*** finden. Ob dann für den Patienten noch eine stationäre Reha drin ist, kann sicher auch bezweifelt werden.

    Grüße zum Wochenende, vielleicht taugt das Wetter ja für die Gartenarbeit.


    --
    Dr. med. Andreas Sander
    Stabsstelle MedCo/QM
    Evangelisches und Johanniter Klinikum DU/DIN/OB gGmbH

    Gruß aus DU
    Dr. med. Andreas Sander
    Evangelisches und Johanniter
    Klinikum Niederrhein

  • Hallo,

    sorry für s....

    Aber Sie haben Recht, in diesem Bereich ist Streit und Ärger vorprogrammiert....und wenn ich mir die Knie-TEP-Pauschale ansehe (davon haben wir viele) kann ich Ihnen nur voll zustimmen was die orthopädischen Leistungen angeht...

    Wenn diese Diskrepans zwischen Kosten und Vergütung längerfristig bleibt, werden viele Patienten, wie früher mit ihrer Immobilität und ihren Schmerzen Leben müssen....oder es kommt zur Einführung von Billigprothesen (will hier nicht behaupten das die generell schlechter sein müssen...)

    Gruß und schönes Wochenende

    --
    Thomas Lückert
    Medizincontrolling
    Johanniter-Krankenhaus im Fläming

    Thomas Lückert
    Stabsstelle Medizincontrolling
    Unfallkrankenhaus Berlin

  • :D Danke,

    kleine Anmerkung noch: vielleicht ist ja politisch eher als Langzeitkonzept die altbewährte Nummer mit Krücke und Diclo-Tabletten vorgesehen ... für die Knie-TEP-Z-DRG kriegt man als Alternative zur Plastik-Prothese ganz viele bunte Pillen. ;(

    Besser, man achtet selbst schon mal auf sein Gewicht und hält die private Gonarthrose in Schach - Laufen soll ziemlich gut sein. :dance2:

    Grüße
    --
    Dr. med. Andreas Sander
    Stabsstelle MedCo/QM
    Evangelisches und Johanniter Klinikum DU/DIN/OB gGmbH

    Gruß aus DU
    Dr. med. Andreas Sander
    Evangelisches und Johanniter
    Klinikum Niederrhein

  • Zitat


    Original von A. Sander:
    ist das wirklich ernst gemeint: nur in spezialisierten Frühreha-Abteilungen?

    Hallo Herr Sander,
    Oops, so schnell macht man sich im Forum unbeliebt. Ich lege gleich noch einen drauf: Ich meine nämlich weiterhin, dass Komplexziffern wie 8-55 oder aber auch die Schmerztherapie 8-918 und 8-919 in den OPS aufgenommen wurden, um den Aufwand spezialisierter Zentren abzubilden. Das zeigt schon die Definition der 5. Stelle: wenn bei einer Behandlung von 7-13 Tagen von einer 'Kurzbehandlung' die Rede ist, kann hier wohl kaum auf Akuthäuser gezielt werden.

    Zitat


    Original von A. Sander:
    Was ist mit den Häusern, die bisher z.B. in Kooperation mit einer Geriatrie viele der Merkmale abgebildet haben, oder mit denen, die so etwas gerade aufsetzen?

    Ganz einfach: wenn tatsächlich eine geriatrische Frühreha (die mehr umfasst als ein mal täglich KG) gemacht wird, wird die 8-550 codiert; ansonsten z.B. die 8-561.0. Auf keinen Fall aber die 8-551, auf die sich die ursprüngliche Frage von Popp und meine erste Antwort bezog.

    Zitat


    Original von A. Sander:
    Manche Klinik, die bis heute schon viele Reha-Aspekte verwirklicht hat, der aber für die valide Kodierung der 8-55*** noch einige Dinge fehlten, sieht sich jetzt in der Falle und rechnet DRG's ab, die ihren Aufwand nicht vernünftig abbilden.

    Es ist bezeichnend für den Stellenwert der Reha in den Augen vieler Akutmediziner, dass manche Häuser glauben, man könne "ein bisschen Reha" so wie ein Wellnessprogramm anbieten. Die von Ihnen beschrieben Situation kommt sicher vor (z.B. Geriatrische Rehabilitationsstationen), diese Abteilungen dürften dann aber auch keine Schwierigkeiten haben, Strukturen zur Erfüllung der in der Ziffer 8-550 aufgeführten Kriterien aufzubauen.

    Zitat


    Original von Lueckert:
    Frühreha bzw. äquivalent auch eine geriatrische Behandlung

    sic!

    Zitat


    Original von Lueckert:
    schließlich sind diese DRG's ja auch sehr gut bewertet....

    Eben. Und zwar nicht, damit z.B. orthopädische Akutabteilungen einen Ausgleich für die Minderbewertung ihrer Leistungen erhalten, indem sie einen Ergotherapeuten mehr einstellen, sondern damit ein Anreiz geschaffen wird, den Patienten zur Reha dahin zu verlegen, wo man sich mit Reha auskennt.

    Zitat


    Original von Lueckert:
    Daher halte ich die genaue Definition, was den genau, wie umzuorganisieren ist, um die entsprechenden Codes nutzen zu dürfen für dringlich

    Die Codes sind doch super genau definiert! Sie müssen genau das machen, was unter den Hinweisen zu den Ziffern 8-550 und 8-551 steht. Es gibt (außer im Psychiatrie-Kapitel) kaum genauere Definitionen im OPS. Um die Ausgestaltung sollten sich dann allerdings Rehabilitationsmediziner kümmern. Um es ein mal überspitzt zu formulieren: als Neurologe frage ich mich ja auch nicht, wie meine Abteilung "umzuorganisieren" sei, um die 5-522.3: 'Hochvoltstrahlentherapie mit Linearbeschleuniger bis zu 6MeV' kodieren zu können. Aber Reha kann ja jeder..

    Nichts für ungut, die Herren, bitte nehmen Sie mir mein klares Votum nicht übel.

    Freundliche Grüße, P. Leonhardt

    Dr. Peter Leonhardt
    Neurologe
    Arzt für Med. Informatik
    Med. Controlling


    I'd rather have a full bottle in front of me than a full frontal lobotomy

  • Hallo Herr Lückert,

    kleine Anmerkung noch zu:

    Zitat


    Original von Lueckert:
    Und zwar nicht, damit z.B. orthopädische Akutabteilungen einen Ausgleich für die Minderbewertung ihrer Leistungen erhalten, indem sie einen Ergotherapeuten mehr einstellen, sondern damit ein Anreiz geschaffen wird, den Patienten zur Reha dahin zu verlegen, wo man sich mit Reha auskennt.

    Dafür müßten aber manche Kliniken, die bis jetzt gezwungen waren, sich z.B. an die Verweildauervorgaben für die Fallpauschalen zu halten, jetzt radikal ihre Belegungsstrategie ändern - um sich dann von den KK die radikale Verweildauersenkung vorhalten zu lassen.
    Will also meinen, daß es nicht ganz einfach ist, jetzt über die Frührehadefinition eine gewisse "Hopp-oder-Topp"-Strategie zu fordern.
    Ich mache mir damit einmal mehr auch ernsthaft Sorgen um die Art, wie sich letztlich die Behandlung in den Kliniken entwickeln wird. :(

    Gruß aus DU, mache jetzt WE, Vorhaben: :sleep:

    --
    Dr. med. Andreas Sander
    Stabsstelle MedCo/QM
    Evangelisches und Johanniter Klinikum DU/DIN/OB gGmbH

    Gruß aus DU
    Dr. med. Andreas Sander
    Evangelisches und Johanniter
    Klinikum Niederrhein

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Original von A. Sander:

    - Laufen soll ziemlich gut sein.


    Hallo,

    erinnern Sie sich an das Schicksal des „Jogging-Guru“ Jim Fixx?


    Zitat

    Oops, so schnell macht man sich im Forum unbeliebt. …


    überhaupt nicht!!!!

    1) Siehe Projektbericht vom letzten Jahr (Seite55):

    1079 mal 8-551 (Frühreha)
    bei 161 Pat. lag die Verweildauer unter 10 Tagen

    2) Die Gefahr, dass Fehlanreize gesetzt werden, muß doch offen (und kontrovers) diskutiert werden!


    Gruß
    Eberhard Rembs