Mindestmerkmale bei OPS-Kode 8-551 (Frührehabilitation)

  • Hallo Herr Rembs,
    komme grade mit den Kindern vom St. Martinszug und hätte da noch eine Frage: Who the f*** is Fixx ?

    Schönes Wochenende, P. Leonhardt

    Dr. Peter Leonhardt
    Neurologe
    Arzt für Med. Informatik
    Med. Controlling


    I'd rather have a full bottle in front of me than a full frontal lobotomy

  • "Ich mache mir damit einmal mehr auch ernsthaft Sorgen um die Art, wie sich letztlich die Behandlung in den Kliniken entwickeln wird."
    Ich mache mir immer mehr Sorgen, wieso das Abrechnungssystem die Behandlung verändern darf! Das sie es tut, ist jedem klar, aber warum denn: weil plötzlich nach einem Abrechnungssystem Medizin gemacht wird und kodiert wird! Aber ist das richtig? Es ist doch so, dass das System ein Jahr analysiert und kalkuliert und die Durchschnittskosten im dritten Jahr finanziert (grob vereinfacht gesagt). Das Pferd ist also von vorne aufgezäumt. Aber am Schwanz des Pferdes stehen die Leistungserbringer und versuchen, Ihre Strategie am Pferdeapfel auszurichten. Wollten wir nicht reiten?
    Beispiel: Die Tagesfälle sind für manche Erkrankungen shr hoch bewertet. Das liegt ja wohl daran, dass in manchen Bereichen eben auch hohe Kosten bei den derzeit als Tagesfällen behandelten Patienten auftreten. Jetzt werde ich häufig gefragt, ob man dann nicht auf jeden fall die bisherigen ambulanten "Kleinstfälle" jetzt als Eintagesfälle aufnimmt. Damit ändert sich der Fallmix, im nächsten Jahr wird niedriger kalkuliert und wenn dann im dritten Jahr das Gewicht niedriger ist, kann man damit die aufwändigen Fälle nicht innerhalb eines Tages abklären. Und dann beschweren sich die Ärzte über die bescheuerten Betriebswirte, die es unmöglich machen, dass Ärzte die Patienten richtig behandeln.
    :bombe: :bombe: :bombe:
    Natürlich bekomme ich auch immer vorgehalten, dass es schließlich alle so machen werden, und dass man nicht alleine treu und ehrlich untergehen will. Falsch bleibt es damit meiner Meinung nach trotzdem, denn der Patient ist der Benachteiligte.
    um zum Rehakode zurückzufinden (weite Schleife, gebe ich zu...):
    in Österreich ist es so, dass für bestimmte Leistungscodes (Reha, Geriatrie, Stroke, etc.) ganz klare Strukturqualitätsvorgaben nötig sind, die im Handbuch definiert sind und von einer Kommission überprüft werden. So sollte es sein, auch hier in Deutschland, finde ich. Und wie in vielen Beiträgen vorher gesagt: von "dem bisschen Reha" kann meiner Meinung nach für die 8551 nicht die Rede sein!
    Gruß
    Patricia

    --
    Patricia Klein

    Patricia Klein

  • Hallo Forum
    die bisherige Diskussion ist doch sehr aufschlussreich für das Verständnis dieses neuen Systems. Kaum erscheinen die neuen Fallpauschalen schon wird geschaut, wo der beste Erlöß zu kriegen ist. Genauso funktioniert unser System! Wie Patklein richtig bemerkte, wird das Pferd von hinten aufgezäumt. Anstatt das jeder versucht, das was er am besten kann zu optimieren, sollen jetzt bislang verschmähte Weiden abgegrast werden. Es ist schon ein immenser Unterschied , ob ein alter Mensch in einem Akuthaus liegt oder in einer Geriatrie, die das entsprechende Wissen um die Besonderheiten und Komplexität der Krankheiten im Alter besser beherrscht. Glauben sie mir, ich habe beides erlebt. Als Internist mit klassischer Ausbildung in mehreren Akutkrankenhäusern weiß ich aus eigenem Erleben, dass der alte Mensch im Akuthaus schlechterdings schlechter versorgt wird, weil dort allenthalben zumindestest latent die Meinung vertreten wird , da könne man ja doch nichts mehr machen. In geriatrischen Einrichtungen wird in erster Linie nach den Ressourcen des alten Menschen gesucht. Das kann man grob gesagt als Assessment definieren. Darauf aufbauend wird ein individueller Behandlungsplan erstellt an dem viele beteiligt sind angefangen von der Pflege über die Sozialarbeiter,Ergotherapeuten, Physiotherapeuten Psychologen, Theologen, Logopäden, Musiktherapeuten... In wöchentlichen Teamvisiten wird über den Verlauf der Krankheitsgeschichte diskutiert, es werden Therapieziele definiert, verändert, kurzum es ist vieles anders, als es in Akuthäusern auch heute noch üblich ist. Nicht umsonst bekommen wir als geriatrisches Akuthaus viele Verlegungen von den umliegenden Krankenhäusern. Jetzt als Akuthaus ohne spezifisches Wissen um das Wesen der Geriatrie und ohne entsprechende Strukturen die Geriatrische Komplexbehandlung als OPS verschlüsseln zu wollen, halte ich geradezu für eine Einladung zur MDK-Prüfung, dem die nicht spezialisierten Häuser nicht gewachsen sind. Nicht umsonst ist diese Ziffer so ausführlich definiert. Die dort genannten Kriterien dürfte kein "normales Haus" erfüllen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Peter Samstagabend immer noch nicht abgeschaltet

  • Hallo Herr Rembs, hallo Herr Leonhardt,

    der Typ hieß (!!!) James Fixx und hat als wesentliche Publikation "Das komplette Buch vom Laufen" hinterlassen (=Vermächtnis, ISBN 3596233267). Ich bevorzuge das Werk "Marathon-Training" von Manfred Steffny - und der lebt auch noch :rotate: . Nach dessen Rezepten habe ich immerhin letztes Jahr in Köln durchgehalten und lebe auch noch. Abgesehen davon bin ich nicht so ein Hungerhaken wie James Fixx es war, der sah eher so aus wie eine gemästete Fahrradspeiche, und es geht das Gerücht, daß bei diesen Extremfiguren die myokardiale Verarmung an Fetten der Pumpe das Genick bricht.

    Keep on running, greetings
    --
    Dr. med. Andreas Sander
    Stabsstelle MedCo/QM
    Evangelisches und Johanniter Klinikum DU/DIN/OB gGmbH

    Gruß aus DU
    Dr. med. Andreas Sander
    Evangelisches und Johanniter
    Klinikum Niederrhein

  • Hallo Herr Styp-Rekowsky und Frau Klein,
    vielen Dank, genau das wollte ich sagen (konnte mich vielleicht nicht so fundiert und klar ausdrücken). Das, was Sie zur Geriatrie sagen, trifft nach meiner (wenn auch schon etwas zurückliegenden) vierjährigen Erfahrung in der Neurorehabilitation dort ebenso zu. Es ist kaum vorstellbar, dass Akutkliniken sich "Reha" auf die Fahnen schreiben. Neben den von Ihnen genannten personellen und strukturellen Ressourcen gehört noch einiges mehr dazu, z.B. Therapieplanungssoftware, sowie ein bestimmtes Verständnis von Erkrankungen (Stichwort Funktionen und Fähigkeiten statt Diagnosen und Prozeduren), welches häufig der mit der Arbeitsweise von Akutkliniken nicht konform geht.

    Schönen Gruß, P. Leonhardt

    Dr. Peter Leonhardt
    Neurologe
    Arzt für Med. Informatik
    Med. Controlling


    I'd rather have a full bottle in front of me than a full frontal lobotomy

  • Hallo Herr Leonhardt,

    ich möchte nicht penetrant wirken, aber:

    Zitat


    Original von Leo:
    Es ist kaum vorstellbar, dass Akutkliniken sich "Reha" auf die Fahnen schreiben.

    Vor dem Hintergrund der eigenen Patienten haben wir das jedoch bereits - zum Teil - getan, mit einem nicht zu unterschätzenden personellen und finanziellen Aufwand.

    Und jetzt?

    MfG


    --
    Dr. med. Andreas Sander
    Stabsstelle MedCo/QM
    Evangelisches und Johanniter Klinikum DU/DIN/OB gGmbH

    Gruß aus DU
    Dr. med. Andreas Sander
    Evangelisches und Johanniter
    Klinikum Niederrhein

  • Hallo Herr Sander,
    möchte auch nicht penetrant wirken. Erlauben Sie mir aber bitte die Feststellung, dass, wenn jemand ein paar posts weiter oben zum gleichen Thema fragt, was ist eigentlich Assessment, mit hoher Wahrscheinlichkeit noch weit davon entfernt die OPS-Ziffer 855..
    abrechnen zu dürfen.
    Nichts für ungut, musste aber gesagt werden.
    Mit freundlichem Gruß
    P.Styp-Rekowsky Saarbrücken

    • Offizieller Beitrag

    Hallo und guten Abend,

    Zitat


    Original von Leo:
    komme grade mit den Kindern vom St. Martinszug und hätte da noch eine Frage: Who is Fixx ?

    0:55 zurück vom Martinszug….????

    "Jim Fixx
    Born: Apr. 23, 1932
    Running author who popularized the sport of running; his 1977 bestseller The Complete Book of Running, is credited with helping start America's fitness revolution; died of a heart attack while running.
    Died: July 20, 1984"


    Zitat


    Original von A. Sander:
    Ich bevorzuge das Werk "Marathon-Training" von Manfred Steffny - und der lebt auch noch


    da bin ich jetzt sehr beruhigt!!!


    Herzliche Grüße

    Eberhard Rembs

  • Hallo Herr Styp-Rekowsky,

    Treffer ins Schwarze :rotate: , fällt mir eine eloquente Erwiderung ziemlich schwer, zumal ich der Überzeugung bin, daß ich ohnehin kaum gegen die Fraktion 855 ankomme. Vielleicht aber noch einmal die Frage, was wir denn mit den rehabilitativen Aspekten bisherigen Zuschnitts machen sollen, von denen ich meine - Assessment hin oder her, da kann ich jetzt ohnehin nur noch verschlimmbessernd posten - daß sie bei uns relativ gut abgebildet waren. Einstampfen und die Patienten alle zu Ihnen schicken?
    --
    Dr. med. Andreas Sander
    Stabsstelle MedCo/QM
    Evangelisches und Johanniter Klinikum DU/DIN/OB gGmbH

    Gruß aus DU
    Dr. med. Andreas Sander
    Evangelisches und Johanniter
    Klinikum Niederrhein

  • Hallo Herr Sander

    Danke für die Blumen, dass ich ins Schwarze getroffen habe, denn normalerweise bin ich eher ein mittelmäßiger Schütze.
    Die zweite Variante ihres Vorschlages würde ich favorisieren, nur weiß ich nicht, wie weit ihr Krankenhaus von unserem entfernt liegt, damit sie uns Patienten verlegen können.
    Zur ersten Variante kann ich nicht viel sagen, weil ich den Fortschritt ihrer Bemühungen um eine umfassende Abbildung ihrer Reha-Aktivitäten nicht kenne. Real gesprochen ist es ein Rechenexempel.
    Mehreinstellung von Therapeuten vielleicht auch Ärzten versus Mehrerlöse bei überprüfbarer Anwendung der jetzt so heiß diskutierten
    OPS 855..Diese Arbeit kann ich ihnen nicht abnehmen. Eines aber, glaube ich, ist sicher, die Kostenträger werden diese "teure" OPS gerade wenn sie nicht von den klassischen Leistungserbringern verschlüsselt wird besonders genau prüfen. Wenn sie entsprechend gewappnet sind dann "Glück Auf" wie man im Saarland noch gelegentlich sagt.
    Gruß Styprek

  • Hallo Herr Styp-Rekowsky,

    danke für den konstruktiven Beitrag, mir geht es schließlich nicht darum, den angestammten Reha-Bereichen jetzt mal so richtig zu zeigen, "wo der Hammer hängt" (Ruhrgebiet). Mir fällt es nur sehr schwer, die per DRG-Systematik implementierte Schwarz-Weiß-Malerei zu akzeptieren, da wir z.B. für den Bereich Endoprothetik nicht nur eine ausgefeilte Physiotherapie, Ergotherapie, Sozialarbeit und im Einzelfall auch eine psychologische Betreuung vorhalten, sondern dabei auch noch eine bis dato niedrige Verweildauer erreichen. Wenn man dann im Hinblick auf die 855** nachdenken muß, wird es nicht einfacher.

    Glück auf (alter Bergmannsgruß, im Revier auch goldrichtig),


    --
    Dr. med. Andreas Sander
    Stabsstelle MedCo/QM
    Evangelisches und Johanniter Klinikum DU/DIN/OB gGmbH

    Gruß aus DU
    Dr. med. Andreas Sander
    Evangelisches und Johanniter
    Klinikum Niederrhein