• Hallo Forum,
    nachdem ich immer wieder gefragt werde, welche OPS- und ICD-Codes in die DRGs I29Z und I30Z führen, habe ich mit einem online-Grouper Version 2003/2004 einige Fälle durchgespielt.
    So führt zu meinem Erstaunen eine offene SAD und eine Teilbursektmoie in die I27 (Eingriffe am Weichteilgewebe...). Die Teilbursektomie ist laut Grouper gruppierungsrelevant, auch wenn die offene SAD Hauptprozedur und die dazugehörige Diagnose Hauptdiagnose sind.
    Als weiteren Fall habe ich eine Kreuzbandplastik (Hauptprozedur)mit den verschiedenen Nebeneingriffen (Meniskusresektion, Entfernung freier Gelenkkörper, Synovektomie) und einer Spongiosaplastik Tibia proximal eingegeben. Dies führte in die DRG I13; die Spongiosaplastik ist gruppierungsrelevant. Eine Spongiosaplastik Patella ist nicht gruppierungsrelevant und führt dann in die DRG I30Z.
    Kann mir das jemand erklären?
    Für mich stellt sich auch noch die Frage:
    Wie komplex soll verschlüsselt werden, wenn die Komplexität des Falles vielleicht eine schlechtere DRG erlöst. Oder: Die Komplexität erlöst eine bessere DRG; werden diese alle MDK-Fälle?
    Vielen Dank und schöne Grüße!
    M. Uphoff

  • Moin Moin,

    die Antwort(en) auf Ihre Frage(n)finden Sie im Definitionshandbuch der G-DRGs, Band 2.
    Die Gruppierungssoftware geht nach einem bestimmten Algorithmus vor. Stark vereinfacht, wird über die Hauptdiagnose die Hauptdiagnosekategorie (MDC) festgelegt. Innerhalb dieser MDC wird Ihr Fall der Reihe nach auf das Vorliegen bestimmter Trigger-Prozeduren/-Diagnosen/-Sachverhalte geprüft. Wird ein entsprechendes Trigger-Merkmal gefunden, wird der Fall der entsprechenden DRG zugewiesen und nicht mehr auf die nachfolgenden Triggermerkmale geprüft.
    Die Transplantation von Spongiosa am proximalen Tibiaschaft ist ein Triggermerkmal für die Basis-DRG I13. Somit wird der Fall dieser DRG zugewiesen. Dies gilt nicht für die Spongiosa-Tx an der Patella. Hier sucht die Gruppierungssoftware weiter bis sie letztlich offensichtlich die Triggerkriterien der Basis-DRG I30 vorfindet und somit diese DRG zuweist.
    Die Triggerkriterien finden Sie in den entsprechenden Tabellen der jeweiligen DRG im Definitionshandbuch. Aufgrund der Vielzahl der Schlüssel kann ich sie hier nicht auflisten.
    Aus den Tabellen können Sie auch ganz klar ablesen, welche Prozeduren und welche Diagnosen in die Basis-DRG I29 bzw. I30 führen.
    Sie finden die Definitionshandbücher unter http://www.gdrg.de (links unten: Ersatzvornahme 2004).

    Zur Verschlüsselung müssen Sie die Kodierrichtlinien konsequent anwenden. Sie können also nicht, sondern sie müssen alle relevanten Diagnosen und Prozeduren angeben (es sei denn eine Kodierrichtlinie sagt im konkreten Fall etwas anderes). Es gibt keine Kodierrichtlinie, die besagt, sie müssen/können eine Prozedur von der Gruppierung ausschliessen, weil das Ergebnis dann für Sie ökonomisch günstiger ausfiele...
    Und wenn Sie den Regeln entsprechend verschlüsseln, müssen Sie vor dem MDK auch keine Angst haben, oder zumindest etwas weniger (man weiss ja nie, was die sich wieder einfallen lassen...)

    beste Grüsse


    --
    Dr. René Holm
    medControl
    Hamburg

    beste Grüße

    Dr. René Holm, MBA
    elbamed GmbH
    Geschäftsstelle Hamburg

  • Hallo Forum,

    ähnliches Problem:
    Wie kann es sein, dass jeder Schleimbeutel die entsprechende Frakturversorgung „übersticht“?

    Bei der zuggurtungsosteosynthetischen Versorgung einer Patellafraktur wird gleichzeitig eine präpatellare Bursa entfernt, also

    HD S82.0
    Prozeduren:
    5-794.1j und 5-859.18

    ergibt I27B („Eingriffe am Weichteilgewebe ohne CC“, CW 0,910) statt erwartungsgemäß I30Z („komplexe Eingriffe am Kniegelenk“, CW 1,288 ).
    Letztere DRG erhalte ich, wenn keine Bursektomie durchgeführt wird.

    Nicht, dass ich scharf wäre auf irgend welche Z-DRGs, aber (medizinische) Logik kann ich hier nicht entdecken.
    Warum steht beim Algorithmus im Definitionshandbuch die Frage nach „Eingriffe am Weichteilgewebe“ vor „Komplexe Eingriffe am Kniegelenk“?
    Vielleicht kann mir jemand auf die Sprünge helfen...?(
    MfG
    --
    R. Balling
    Chirurgische Klinik, 82229 Seefeld

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. med. Roland Balling

    Chirurg
    Medizincontroller
    "Ärztliches Qualitätsmanagement"
    Chirurgische Klinik, 82229 Seefeld

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Original von Dr_R_Holm:
    ...Zur Verschlüsselung müssen Sie die Kodierrichtlinien konsequent anwenden. Sie können also nicht, sondern sie müssen alle relevanten Diagnosen und Prozeduren angeben (es sei denn eine Kodierrichtlinie sagt im konkreten Fall etwas anderes). Es gibt keine Kodierrichtlinie, die besagt, sie müssen/können eine Prozedur von der Gruppierung ausschliessen, weil das Ergebnis dann für Sie ökonomisch günstiger ausfiele...
    Dr. René Holm
    medControl
    Hamburg


    Guten Abend,

    Kodierethik (Ehrlichkeit) zahlt sich langfristig aus, siehe eine aktuelle Studie

    siehe hierzu:


    Raffzähne schaden dem Unternehmen: Eine Studie weist erstmals nach, dass Ehrlichkeit, Ethos, Verantwortlichkeit und Transparenz sich besser rentieren als windige Praktiken.

    http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,286698,00.html


    http://www.csrdatanetworks.com/content/news/t…news.php?id=140

    "Our findings reveal that companies with weaker corporate governance perform more poorly, are less profitable and have higher volatility than do firms with stronger corporate governance," said Georgia State's Dr. Lawrence Brown.â€


    Gruß
    E Rembs