Schleimbeutel wichtiger als Fraktur?

  • Hallo Herr Sommerhäuser,

    das neue board ist eine super Idee von Ihnen. Los geht´s:

    Wie kann es sein, dass jeder Schleimbeutel die entsprechende Frakturversorgung „übersticht“?

    Bei der zuggurtungsosteosynthetischen Versorgung einer Patellafraktur wird gleichzeitig eine präpatellare Bursa entfernt, also

    HD S82.0
    Prozeduren:
    5-794.1j und 5-859.18

    ergibt I27B („Eingriffe am Weichteilgewebe ohne CC“, CW 0,910) statt erwartungsgemäß I30Z („komplexe Eingriffe am Kniegelenk“, CW 1,288 ).
    Letztere DRG erhalte ich, wenn keine Bursektomie durchgeführt wird.

    Nicht, dass ich scharf wäre auf irgend welche Z-DRGs, aber (medizinische) Logik kann ich hier nicht entdecken.
    Warum steht beim Algorithmus im Definitionshandbuch die Frage nach „Eingriffe am Weichteilgewebe“ vor „Komplexe Eingriffe am Kniegelenk“?

    MfG
    R. Balling

    P.S. Die Frage habe ich bereits hier: http://dedi694.your-server.de/mydrgj/apboard…st&postid=17005 (leider ohne feedback) zur Diskussion gestellt.

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. med. Roland Balling

    Chirurg
    Medizincontroller
    "Ärztliches Qualitätsmanagement"
    Chirurgische Klinik, 82229 Seefeld

  • Hallo Herr Balling,

    das Problem, dass Basis-DRG I27 Vorrang vor I30 hat, scheint mir darin zu liegen, dass Basis-DRG I27 in A und B aufgespalten ist, I30 aber nicht. Wenn ihr Fall noch CCL-relevante Nebendiagnosen hätte, die einen PCCL von 3 oder 4 ergäben, würde der Fall in DRG I27A gruppiert werden, die höher bewertet ist als I30Z. Fehlt die Nebendiagnose, wird der Fall nach I27B gruppiert, die niedriger bewertet ist als I30Z. Die Reihenfolge der Basis-DRGs richtet sich offensichtlich nach dem Kostengewicht der DRG mit dem höchsten Schweregrad. Dadurch kann es bei Fällen, die Prozeduren für beide DRGs haben, zu Problemen kommen. Eine Lösung dafür sehe ich nicht, es sei denn, man würde alle Basis-DRGs eines MDC immer nach den gleichen Kriterien splitten oder die Eingruppierung nicht zunächst nach der Basis-DRG, sondern gleich nach der DRG vornehmen.

    Viele Grüße aus Nürnberg
    tvm

  • Zitat


    Original von tvm:

    ..., es sei denn, man würde alle Basis-DRGs eines MDC immer nach den gleichen Kriterien splitten oder die Eingruppierung nicht zunächst nach der Basis-DRG, sondern gleich nach der DRG vornehmen.


    Hallo Forum und tvm,

    ich sehe das genauso. Die Variante 1 scheidet aber vermutlich aus, da die Splitkriterien doch sehr unterschiedlich sind und weil die Anzahl der DRGs stark ansteigen würde. Aber die Variante 2 müsste doch machbar sein, oder spricht etwas dagegen?

    Das Problem scheint im 2004-Grouper öfter aufzutreten. Ich frage mich allerdings, ob unterjährige Änderungen praktikabel sind.

    Grüße aus Freyung
    --
    [center] Bernhard Scholz [/center]

    [center] Bernhard Scholz [/center]

  • Zitat


    Original von tvm:
    ...Die Reihenfolge der Basis-DRGs richtet sich offensichtlich nach dem Kostengewicht der DRG mit dem höchsten Schweregrad. Dadurch kann es bei Fällen, die Prozeduren für beide DRGs haben, zu Problemen kommen...


    Hallo „tvm“,

    was geschieht, wenn sich auf Grund neuer „Kalkulationserkenntnisse“ die Kostengewichte ändern. Rückt dann im Algorithmus automatisch I30(Z) vor I27?

    Ich kann immer noch keinen Sinn erkennen, da im DRG-System ja primär nicht das Kostengewicht, sondern die Zuordnung zu einer bestimmten „Diagnosegruppe“ (Diagnosis Related Groups) relevant sein sollte. Ober habe ich etwas Grundlegendes falsch verstanden?

    MfG
    --
    R. Balling
    Chirurgische Klinik, 82229 Seefeld

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. med. Roland Balling

    Chirurg
    Medizincontroller
    "Ärztliches Qualitätsmanagement"
    Chirurgische Klinik, 82229 Seefeld

  • Hallo Herr Balling,

    die Fälle sollen durchaus nach medizinischen Gesichtspunkten gruppiert werden. Aber nicht nur. Bei der Reihenfolge spielt immer auch die Höhe des Kostengewichtes eine Rolle.

    Beispiele:

    Ausnahme-MDCs werden ganz am Anfang ausgefiltert, sie erzielen die höchsten Erlöse.

    Die Operativen Partitionen werden regelmäßig vor (den sonstigen und) den medizinischen abgeprüft, ebenfalls wegen der Erlöse.

    Und wie tvm bereits schreibt, sind bei Änderungen des Algorithmus von 2003 auf 2004 ebenfalls Erlösgründe ausschlaggebend.

    Statt Erlösen kann man auch Durchschnittskosten oder Relativgewicht nennen.

    Aufgrund neuer Kalkulationserkenntnisse ändert sich in der Tat der Algorithmus.

    Mit freundlichen Grüßen
    --
    [center] Bernhard Scholz [/center]

    [center] Bernhard Scholz [/center]