Periprothetische Frakturen

  • Guten Tag an alle Mitstreiterinnen und Mitstreiter,

    Mal wieder eine Frage unter dem Tenor: Wie verschlüsseln Sie das?
    Es geht um die periprothetischen Frakturen, also Knochenbrüche bei liegender Endoprothese.
    Es stehen zwei Möglichkeiten zur Verfügung:

    M96.6Knochenfraktur nach Einsetzen eines orthopädischen Implantates, einer Endoprothese oder einer Knochenplatte

    oder

    z.B. HD: S72.3Fraktur des Femurschaftes
    ND: Z96.6 {i]Vorhandensein einer Endoprothese[/i]

    Sollte man Grunsätzlich jede Fraktur, die an einem Knochen auftritt in dem auch eine Endoprothese (oder andere Implantate) liegt, mit M96.6 verschlüsseln?
    Muß man die Johannson-Einteilung (Fraktur in Höhe der Prothese,... an der Prothesenspitze, ... unterhalb der Prothese) zu Rate ziehen und nur die Frakturen mit M96.6 verschlüsseln, die noch in Höhe der Prothese oder an der Prothesenspitze lokalisiert sind?
    Wie ist es bei einer supracondylären (distale) Oberschenkelfraktur bei liegender Hüftendoprothese?

    Schönes Wochenende an alle

    Jörg Schwarz:chirurg:

  • Guten Tag,

    auf der Suche nach einer Lösung des Kodierproblems "periprothetische Fraktur" (im speziellen Schaftfraktur bei liegender Endoprothese) bin ich auf die Frage von Kollegen Schwarz gestossen.
    Leider fanden bis jetzt noch keine Reaktionen statt.

    Wenn dieser Fall einer periprothetischen Fraktur nicht allzuhäufig eintritt, ergeben sich beim Grouping doch erhebliche Unterschiede zwischen den beiden von Hr. Jakob genannten Möglichkeiten:

    M96.6 (ohne Nebendiagnosen) führt zu I73B (cw 1,21);

    S72.3 führt zu I60Z (cw 2,94) unabhängig davon ob Z96.6 mitangegeben ist oder nicht.

    Hat vielleicht jemand aus dem Forum einen Vorschlag, wie man hier verschlüsseln soll?

    Über eine entsprechende Kodierrichtlinie bin ich bis jetzt nicht gestolpert.


    Schöne Grüsse aus dem Süden
    (momentane Bürotemperatur: 31 Grad Celsius)

    Franz Nusser
    Arzt/MedControlling
    Klinikum Rosenheim

    [mark=grey]Schöne Grüsse

    F. Nusser[/mark]

  • Hallo Herr Schwarz und Herr Nusser,

    haben Sie denn auch eine Prozedur? Mit einem passenden OPS komme ich bei beiden ICD-Varianten zur DRG I08C mit cw 2.44. Bei konservativer Behandlung ??? gibt es nicht viel: I73C ist für Nachbehandlung ...

    --
    Einen freundlichen Gruß vom MDA aus Schorndorf

    [size=12]Freundlichen Gruß vom Schorndorfer MDA.

    • Offizieller Beitrag

    Guten Tag Herr Schwarz,


    Zitat

    Original von JSchwarz:
    Es geht um die periprothetischen Frakturen, also Knochenbrüche bei liegender Endoprothese.
    Es stehen zwei Möglichkeiten zur Verfügung:

    M96.6Knochenfraktur nach Einsetzen eines orthopädischen Implantates, einer Endoprothese oder einer Knochenplatte

    oder

    z.B. HD: S72.3Fraktur des Femurschaftes
    ND: Z96.6Vorhandensein einer Endoprothese

    Sollte man Grunsätzlich jede Fraktur, die an einem Knochen auftritt in dem auch eine Endoprothese (oder andere Implantate) liegt, mit M96.6 verschlüsseln?

    Ich denke, für Ihr Beispiel kommt nur Variante 2 in Frage.
    M96.6 beschreibt den kausalen Zusammenhang von eingebrachtem Material und Fraktur (M96.- Krankheiten des M.-S.-Systems nach med. Maßnahmen). Wenn Sie also z.B. einen Schaft bei H-TEP-Implantation einschlagen und es kommt dabei zu einer Fraktur des Femurs, würden Sie diesen Kode benutzen (als ND. Sollten Sie einen Patienten deswegen aufnehmen, dann als HD). Bei nicht kausalem Zusammenhang von Fraktur und Implantat wird dann wie in Alternative 2 kodiert. Wobei zu sagen ist, dass dies eigentlich nur dann per DKR -Nebendiagnosen- "erlaubt" ist, wenn es einen Einfluß auf Therapie, Diagnostik, ect. hat. Z96.6 hat nun ja auch keinen CCL > 0 und kann mir auch nicht vorstellen, dass wir dies im G-DRG System anders handhaben werden.

    Gruß


    --
    D. D. Selter
    Arzt, Med. Cont. BGU-Murnau

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Guten Abend Herr Selter, Herr Konzelmann, Herr Nusser und alle anderen Interessierten,

    Periprothetische Frakturen ziehen regelhaft Prozeduren nach sich. Dabei ist es von Bedeutung, in welcher Höhe, bezogen auf die Prothese, sich die Fraktur befindet. Das Spektrum reicht von einer einfachen Plattenosteosynthese - wir bevorzugen ein gedecktes Verfahren mit winkelstabilen Platten (LISS), für das es leider keinen passenden OPS-Kode gibt (geschlossene Reposition einer Fraktur mit Plattenosteosynthese ist in der gültigen Ops-Fassung nicht vorgesehen)- bis hin zum Wechsel der Prothese auf ein Modell mit längerem Schaft (der dann die Fraktur wie ein Marknagel stabilisiert). Hierbei sind die Verfahren in etwa vergleichbar, egal ob die Fraktur in Beziehung zu einer Hüft-, Knie- oder Oberarmprothese steht.
    Ich denke aus dem Vorgesagten wird klar, dass die Z96.6, auch im Sinne der DKR von erheblicher Relevanz ist. Aus unfallchirurgischer Sicht stellen periprothetische Frakturen eine eigenen Entität dar und sind, m. E., sowohl in der einen, wie in der anderen Variante mit einem deutlich zu niedrigen Relativgewicht ausgestattet. Diese Operationen sind häufig wesentlich aufwendiger, ressourzenverbrauchender und komplikationsreicher als beispielsweíse die Erstimplantation einer Hüft-TEP.


    Herzliche Grüße aus dem gerade wieder abtrocknenden Braunschweig

    :chirurg: Jörg Schwarz

  • Hallo Zusammen!
    Ich würde nie auf die Idee kommen die periprothetische Fraktur mit M96.6 zu kodieren. Wie Herr Selter schon sagt, muss damit die Fissur beim Einschlagen der Prothese gemeint sein, wie schon aus der Platzierung im ICD unter M ersichtlich ist. Die schleichende Lockerung einer Prothese mit konsekutiver Osteopenie u. Spontanfraktur ohne Sturz würde ich mit der T84.0 als Hauptdiagnose kodieren die M96.6 kann man dann als ND kodieren.
    Das Problem mit dem LISS ist sehr unangenehm! Da werden sündhaft teure Implantate zum Nutzen der Patienten angeschafft u. verwendet(Satz LISS Schrauben für normale Osteosynthese rund 500€!!! von der Platte ganz zu schweigen) und mit einer schlappen Plattenosteosynthese kodiert!
    Wer ist eigentlich namentlich zuständig für derlei Änderungsvorschläge? Eigentlich sollten es ja die Firmen machen wenn Sie Ihr Produkt zulassen!!!!:shock1:
    --
    Franz Ruppel

    Franz Ruppel

  • Hallo Forum,

    vielleicht ist ja der Code
    5-821.0 Revision (ohne Wechsel) einer Endoprothese am Hüftgelenk
    in diesem Zusammenhang angemessen?

    Führt dann immerhin in die I03B.
    --
    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. Bernhard Scholz
    DRG-Beauftragter
    Kliniken des Landkreises Freyung-Grafenau gGmbH

    [center] Bernhard Scholz [/center]

  • Hallo Forum,
    neben der periprothetischen Fraktur suchen wir jetzt nach der richtigen Kodierung für eine Fissur, die schon beim Einsetzen der Raspel, also intraoperativ und vor Einsetzen des Implantats entstand. Zwar haben wir vom DIMDI eine eindeutige Stellungnahme bekommen, daß auch hier, wie bei der periprothetischen Fraktur, die M96.6 zu verwenden sei, aber der MDK möchte dies nicht akzeptieren. Er möchte stattdessen eine Y-Diagnose kodiert wissen - Y82.8 bzw. Y69!. Gibt es Erfahrungen mit dem Problem?
    Dank und Gruß, H.Krömer

    Gruß,
    H. Krömer

  • Hallo Alle miteinander,

    am 22.10.06 hatte ich zu der Problematik schon einmal Stellung bezogen. Meinen Beitrag möchte ich hier noch einmal wiederholen. Der Knackpunkt ist das Exclusivum bei M96.6. Leider ist das Exclusivum WHO-Sache.

    Ohne das Exclusivum bei M96.6 wäre alles klar. Aber das Exclusivum hat eine erhebliche Tragweite.
    Denn der Code M96.6 schließt sich auf Grund dieses Exclusivums selbst aus, denn eine Fraktur ist die mechanischste Komplikation schlechthin. Ich habe dazu vor Jahren mal etwas ins Forum gestellt. Die Kombination T84.0 + Fraktur usw. ist viel spezifischer und sollte m.E. verwendet werden.

    Das ist jedenfalls meine Meinung.

    Mit freundlichen Grüßen
    Thomas Winter
    Berlin

  • Hallo Frau Krömer,

    da ich genau auf die von Ihnen erwähnte Stellungnahme vom DIMDI warte - wäre es möglich, dass Sie diese ins Forum einstellen, oder mir auf anderem Wege zu kommen lassen? Das wäre ganz toll.

    Viele Grüße

  • Ist die (operative) Behandlung einer Femurschaftfraktur bei liegender Prothese in der Regel aufwendiger als ohne eine Prothese?
    Wenn nein, dann ist die HD so anzugeben wie sonst auch, also z. B. S72.3
    Wenn ja, dann sollte in den DKR festgelegt werden, was bei solchen Frakturen als HD anzugeben ist, damit auch hoffentlich die richtige DRG (InEK !) erhalten wird.
    Ansonsten wird es immer Diskussionen geben.

    Gruß
    Ordu