Infiziertes Hämatom nach OP

  • Hallo Forum,

    brauche mal wieder einen Rat, wie ich folgenden Fall korrekt verschlüsseln kann. Über die Suche habe ich nichts Passendes gefunden.

    Patient kommt mit infiziertem Scrotal-Hämatom nach Leisten-OP (anderes KH) bei uns zur stationären Aufnahme
    Hämatom wird ausgeräumt; mehrfaches Wunddebridement mit Einlage AM (5-893.2c); Keim gefunden

    Mein Problem sind die Diagnosen. Wie kodiere ich ein \"infiziertes Hämatom\" richtig?
    1. T81.0 Hämatom p.op. + T81.4 Wundinfektion + B95.2! Enterokok.
    2. nur T81.0 + B95.2!
    3. nur T81.4 + B95.2!
    4. oder ganz was anderes???

    Problem: der Fall rutscht in verschiedene, unterschiedlich hoch bewertete DRG\'s

    Danke für ein paar erleuchtende Hinweise.

    Christine Scheel
    MedizinControlling / Kliniken Muldentalkreis gGmbH

  • Hallo Frau Scheel,

    Zitat


    Original von cscheel:
    ...Patient kommt mit infiziertem Scrotal-Hämatom nach Leisten-OP (anderes KH) bei uns zur stationären Aufnahme
    Hämatom wird ausgeräumt; mehrfaches Wunddebridement mit Einlage AM (5-893.2c); Keim gefunden...


    ...klingt sehr nach Fournier-Gangrän (s.u., kann auch nach einer OP auftreten!) und wäre in diesem Fall mit N49.8 zu kodieren.

    © 1998 Walter de Gruyter GmbH Pschyrembel 258. Auflage:

    Fournier-Gangrän (Jean A. F., Dermat., Paris, 1832-1915; Gangrän*) f: (engl.) Fournier\'s gangrene; syn. Gangraena acuta genitalium, Gangrène foudroyante; Sonderform der Fasciitis* necroticans; fieberhafte Gangrän* der Genitalregion (meist bei Männern) mit rascher u. massiver Nekrose; Vork. selten, nach Trauma, perinealer bzw. genitaler Inf., bei Harnphlegmone, aber auch ohne vorangegangene Schädigung; Err.: oft Streptokokken (Erysipelas gangraenosum genitalium), nicht selten Mischinfektion (gramnegative Keime u. Anaerobier); Kompl.: rel. häufig innerh. von Stunden Entw. eines septisch-toxischen Schocks* mit hoher Letalität (19-45%); Ther.: radikale Nekrosektomie, hochdosierte kombinierte Antibiotikatherapie.

    MfG

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. med. Roland Balling

    Chirurg
    Medizincontroller
    "Ärztliches Qualitätsmanagement"
    Chirurgische Klinik, 82229 Seefeld

  • Schönen guten Tag allerseits

    Zitat


    Original von RolandBalling

    ...klingt sehr nach Fournier-Gangrän

    Na ja, Herr Balling: Häufige Diagnosen sind häufig und seltene Diagnosen selten!

    Die Wahrscheinlichkeit spricht doch eher für eine post-/intraoperative Wundinfektion auf dem Boden eines Hämatoms. Daher finde ich die 1. Verschlüsselung von von Frau Scheel auch in Ordnung. Sollte die Behandlung der Infektion im Vordergrund gestanden haben (z.B. i.v. Antibiose), dann wäre meines Erachtens auch die T81.4 als HD möglich.

    Schönen Tag noch,

  • Hallo Herr Schaffert,

    Zitat


    Original von R. Schaffert:
    ...Häufige Diagnosen sind häufig und seltene Diagnosen selten!...

    richtig, aber „selten“ heißt eben „hin und wieder doch“.

    Und, wie häufig kommt es vor, dass eine Klinik, die Leistenhernien operiert, einen Patienten wegen eines banalen infizierten Hämatoms weiter verlegt?

    Außerdem: mehrfaches Wunddebridement, Einlage AM

    Fazit (IMHO): reichlich viel Aufwand für eine „häufige Diagnose“ :d_zwinker:

    Übrigens fragte Frau Scheel unter 4. „oder ganz was anderes???“ und das ist Fournier zweifellos.

    Nichts für ungut :biggrin:

    Viele Grüße

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. med. Roland Balling

    Chirurg
    Medizincontroller
    "Ärztliches Qualitätsmanagement"
    Chirurgische Klinik, 82229 Seefeld

  • Hallo Herr Balling, hallo Herr Schaffert,

    danke für die Hinweise. Ich tendiere doch eher zur \"banaleren\" Variante und würde eine T-Nummer als HD nehmen.

    In einem Punkt bräuchte ich aber trotzdem noch einen guten Rat.
    Darf/kann ich BEIDE T-Nummern gleichzeitig angeben (Variante 1)?

    Nochmals danke.

    Christine Scheel
    MedizinControlling / Kliniken Muldentalkreis gGmbH

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Frau Scheel,

    ich sage: Ja.
    Sie geben ja nicht mit dem einen Kode auch die Information des anderen automatisch mit.

    Allerdings kann ich Ihnen nicht versprechen, dass der MDK Ihnen das anders erklären will/wird (\"CCL-Problematik\").

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Schönen guten Tag Frau Scheel!

    Auch ich bin der Meinung, dass beide Diagnosen richtig sind. Sie haben ja nicht nur das Hämatom entlastet, sondern auch einen Medikamententräger eingelegt.

    Und noch einmal schönen guten Tag Herr Balling

    Grundätzlich gebe ich Ihnen natürlich Recht und meine Aussage war zugegebenermaßen sehr plakativ. Ich finde nur den Schluss, von den eher spärlichen Angaben des Ausgangsbeitrages auf ein Fournier-Gangrän doch ein bisschen gewagt. Auch \"banale\" Wundinfektionen können recht hartnäckig sein und mehrere Revisionen erfordern. Umgekehrt habe ich das Fournier-Gangrän als sehr dramatischen Verlauf erlebt, was ich so hier erst einmal nicht heraushörte.

    Schönen Tag noch,