postoperativer Pleuraerguss

  • Liebe Kollegen, es gibt ja viele Möglichkeiten den Pleuraerguss zu kodieren. Mir geht es um den postoperativen nach Herz oder Aortenoperation. Wir nehmen die J95.88. Dieser hat dann die Wichtung im PCCL von 1, die j90 bzw j91 hätten zwar die 3, sind aber meiner Meinung nach nicht richtig. Liege ich da richtig, oder gibt es hierzu andere Meinungen
    Danke

    Vogel-Sührig

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    allgemein zur Info:

    1919a Komplikationen bei chirurgischen Eingriffen und medizinischer Behandlung

    Die Kategorien T80–T88 Komplikationen bei chirurgischen Eingriffen und medizinischer Behandlung, anderenorts nicht klassifiziert in Kapitel XIX der ICD-10-GM stehen zur Kodierung bestimmter Komplikationen zur Verfügung, die in Zusammenhang mit Operationen und anderen Eingriffen auftreten, zum Beispiel Infektionen von Operationswunden, mechanische Komplikationen von Implantaten, Schock usw. Diese Kategorien sind nur dann zu verwenden, wenn kein spezifischer Kode aus einem anderen Kapitel der ICD-10-GM zur Verfügung steht.

    Kodes für die spezifische Verschlüsselung von Komplikationen nach medizinischen Maßnahmen finden sich in den folgenden Kategorien:
    ...
    J95.– Krankheiten der Atemwege nach medizinischen Maßnahmen, anderenorts nicht klassifiziert

    Die J95.88 als spezifische Kodierung für den postoperativen Pleuraerguß anzusehen, fällt mir schwer.

    Bliebe also aus dem T-Bereich z.B. T81.8. Mitnichten eine spezifischere Kodierung. Jetzt kommt dann die spannende Frage, ob die Kombination T81.8 mit J90 (nicht J91*) zu favorisieren ist. \"Dummerweise\" haben wir dann 2 CCL-NDs (wir wissen ja, wem das nicht passen wird).

    In meinen Augen ist die Komplikationskodierung ein zu bearbeitendes Feld, was die DKR und den ICD betrifft.

    Stellen Sie doch bitte mal die Frage beim DIMDI:

    \"Welcher/Welche Kode/-kombination ist für die Kodierung des postop. Pleuraergusses zu wählen:
    1) J95.88

    2) T81.8 mit J90

    3) Etwas anderes

    Kontaktadresse für Medizinische Klassifikationen: [c=darkblue]klassi@dimdi.de[/code]. Hier bekommen Sie Antworten auf Fragen zu Klassifikationen, Nomenklaturen und Thesauri, z.B. zu ICD-10, ICF, ICD-O, OPS-301, UMDNS oder MeSH.

    Wenn Sie dann noch die Antwort hier inhaltlich (bei kompletter Darstellung bitte die Genehmigung des Verfassers zur Veröffentlichung einholen) darstellen, würden wir uns alle freuen.

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Sehr geehrter Herr Selter,
    die J95.88 zeigt mir das Programm Kodip an, wenn ich die Diagnos postoperativer Pleuraerguss eingeb. Woher beziehen die Listen von Kodip u Diacos ihre Diagnosensynonyme

    Gruß Vogel-Sührig

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Herr Vogel-Sührig,

    Danke für die Information und auch an dieser Stelle vielen Dank an Dr. Schopen für seine hilfreichen und schnellen Auskünfte.

  • Hallo, Forum. Dieses Thema ist zwar schon lange her, aber trotzdem eine Frage.

    Lt. DKR soll immer der spezifischste Kode für eine Komplikation genommen werden. Die J95.88 ist aber alles andere als spezifisch im Hinblick auf einen postop. Pleuraerguss.

    Meiner Meinung nach trifft doch hier Beispiel 8 aus den DKR mit einem Patienten der nach OP einer Fersenbeinfraktur mit einer postop. Thrombose aufgenommen wird. Hier nimmt man ja auch nicht die I97.8. (Ich beziehe mich hier auf 2010, da mein Fall aktuell ist :-)).

    Somit wäre doch die J90 als HD ausreichend und korrekt, da sie die Art der Komplikation spezifisch beschreibt.

    MEin Fall:

    \"Pat. als Notfall mit progredienter Dyspnoe und US-Ödemen bei Z.n. ACVB. Hier diagnostiziert man einen postop. Pleuraerguss als Ursache. In der Diagnostik keine Zeichen der Lungenstauung, keine Rechtsherzbelastung, normale LV-Funktion, keine Herzvergrößerung, keine Wandverdickung. Der Erguss wird nicht punktiert, da nicht unbedingt nötig. Deshalb nur orale Diurese mit Torem. Eine bestehende Anämie fällt aus, bei steigender Tendenz und a.e. postop. Genese keine Maßnahmen notwendig.\"

    Wie sehen Sie es mit der Kodierung der HD? J90, J95.88? Unsere Ärzte haben natürlich die I50.14 mit J91 kodiert. :( Geht meiner Meinung nach nicht, da kein Nachweis einer Herzinsuffizienz.

    Vielen Dank im Voraus für Ihre Unterstützung.

    KODI79

    Mit den besten Wünschen,
    KODI79
    ________________________________________

    Medizinischer Fachberater und Gutachter
    Klinische Kodierfachkraft und Krankenpfleger

    - MDK-Management und Rechnungsprüfung -

  • Hallo Herr KODI79,

    wenn ich es richtig lese, ist der ACVB \"frisch\" und der Pleuraerguss danach aufgetreten?
    Dann nämlich würde ich als ND die J91 kodieren und als HD die
    I97.0 - Postkardiotomie-Syndrom.

    Mit freundlichen Grüßen

    Lunge - Internist / Pneumologe

  • Hallo, der ACVB ist 21 Tage her. Ist es dann immernoch kodierbar? Wie lässt sich das medizinisch begründen?

    Beste Grüße KODI79

    Mit den besten Wünschen,
    KODI79
    ________________________________________

    Medizinischer Fachberater und Gutachter
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  • Hallo,

    das läßt sich medizinisch damit begründen, daß solch Dinge sich nicht an festen Zeitabläufen orientieren.
    Unter Postkardiotomie-Syndrom versteht man eine Spätkomplikation nach herzchirurgischen Eingriffen, die sich meist 1 - 6 Wochen später zeigt.

    Mit freundlichen Grüßen

    Lunge - Internist / Pneumologe

  • Hallo, meines Wissens gehört dazu aber auch ein Perikarderguss und Fieber oder nicht? Des Weiteren erfolgte keine spezifische Therapie des Syndroms z.B. in Form der Aplikation entzündungshemmender Medikamente. Ist es trotzdem kodierbar?

    Beste Grüße, KODI79

    Mit den besten Wünschen,
    KODI79
    ________________________________________

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  • Hallo KODI79,

    Zitat

    Original von KODI79:
    meines Wissens gehört dazu aber auch ein Perikarderguss und Fieber oder nicht?


    Das ist grundsätzlich richtig und wird dann Dressler-Syndrom genannt:
    Das Dressler-Syndrom ist eine besondere Form der Perikarditis, also einer Entzündung des Herzbeutels, erstmals 1956 beschrieben von William Dressler (1890-1969), damals Direktor des Maimonides Medical Center, Brooklyn. Sie wird nicht durch Krankheitserreger verursacht, sondern tritt in 3 % der Fälle 1–6 Wochen nach Gewebsuntergang tiefer liegender Muskulatur bei einem Herzinfarkt, nach Verletzungen des Herzens oder nach Herzoperationen (Postmyokardiotomie-Syndrom) auf.
    Die betroffenen Menschen entwickeln Fieber, Leukozytose (Blutbildveränderungen durch Entzündung) und häufig einen Perikarderguss. Größere Ergüsse beeinträchtigen die Herztätigkeit und müssen darum abpunktiert werden; auch kann es zu mechanisch störenden Verklebungen der beiden Perikardblätter kommen. Weiter tritt auch eine Pleuritis mit konsekutiven Pleuraergüssen auf.
    Sie sehen, auch hierbei werden Pleuraergüsse gesehen.

    Wir kennen eine ganze Reihe von Patienten, bei denen nach unterschiedlich langen Intervallen Pleuraergüsse als einzige Folge der OP auftraten.

    Zitat


    Original von KODI79:
    erfolgte keine spezifische Therapie des Syndroms z.B. in Form der Aplikation entzündungshemmender Medikamente. Ist es trotzdem kodierbar?


    schwierig zu beantworten, zumal Sie initial ausgeführt hatten: \"Der Erguss wird nicht punktiert, da nicht unbedingt nötig. Deshalb nur orale Diurese mit Torem.\"
    Deshalb hatte ich empfohlen, den Erguß mit J91* zu kodieren und als HD die I97.0 zu wählen.
    Zur Problematik der Anerkennung der J91 verweise ich auf die zahlreichen Threads.

    Ihnen ein schönes Wochenende.

    Mit freundlichen Grüßen

    Lunge - Internist / Pneumologe