• Aloha,

    Zitat


    Original von akaiser:

    Der Hauptkritikpunkt war, die Ärzte können sehr viele Prozeduren dokumentieren, das Pflegepersonal leider sehr wenige und sieht sich dadurch sehr benachteiligt. Was ich übrigens auch nur unterstützen kann.

    Es ist schon erstaunlich, welch bizarre Blüten das `moderne` Gesundheitswesen hervorbringt...

    Während (zumindest bei uns) die Ärzte Zeter und Mordio darüber schreien, dass sie immer größere Teile ihrer Arbeitszeit am Computer statt am und mit dem Patienten verbringen müssen, scheint ein anderer Berufsstand geradezu gierig darauf zu sein, endlich mehr Zeit mit Bürokratie zu vertun. War ich bisher noch der Ansicht, dies beruhe auf einem grundsätzlichen Mißverständnis über die DRGs als einer Art Gebührenordnung für stationäre Einzelleistungen, so hat mich ein Blick auf die LEP belehrt, daß es hierbei um Dinge geht, für die der Begriff `Status` noch die harmloseste Umschreibung ist.

    Der Letzte mache dann bitte auf Station das Licht aus. X(

    Markus Hollerbach

  • :angry: Lieber Herr Hollerbach, jetzt kommt aber doch die alte Krankenschwester in mir hoch:besen: :besen: :besen: .Die Pflege reißt sich keineswegs darum, noch mehr Bürokram zu machen. Aber sie kapiert vielleicht einfach ein bisschen schneller als die Ärzte, dass Dokumentation auch einen sittlichen Nährwert hat. Für beide Berufsgruppen gilt im Moment, dass die Dokumentation in den meisten Häusern noch nicht die EDV-Unterstützung erfährt, die sie haben könnte und müßte. (Und, um eine kleine fiese Hexenbemerkung zu machen: ob die Ärzte dann tatsächlich mehr mit den Patienten reden werden und sich einfach menschlicher um sie kümmern werden, liegt wohl nach wie vor mehr am einzelnen Arzt als an einer wie auch immer gearteten Dokumentation).
    Wenn die Energie, die in den letzten 18 Monaten von Ärzten und Ärzteverbänden (allen voran der Marburger Bund) ins Jammern und Lamentieren gesteckt wurde, in Schulungen und EDV-Verbesserungen investiert worden wäre, bräuchte jetzt niemand mehr so laut lamentieren. Aber ich muss natürlich zugeben: jammern ist viel einfacher und macht in kollektiven Gruppen auch richtig Spass.;) ;) ;)
    In diesem Sinne
    Patricia
    --
    Patricia Klein

    Patricia Klein

  • Zitat


    Original von DWege:
    Hallo Markus,

    ab wann ist denn mit der Veröffentlichung der Neben-Diagnosen-
    liste zu rechnen?


    Gruß Dagmar


    Salut Dagmar,
    schön, dass hier weitere Dokumentar/innen aktiv sind ... die Liste befindet sich im sog. Final draft und wird im Laufe der nächsten (4) Wochen auf die Seiten des DPR gestellt. Ich werde hier im Forum darauf hinweisen und auch das Plazet einholen, die Liste hier in den Downloadbereich zu stellen. Diese Liste gilt als Empfehlung und hat keinerlei normativen Charakter für die Pflegemanager vor Ort.
    Schöne Grüße nach Hannover
    Markus
    --
    Markus Stein [Dipl.-Dok. (FH)]

    Klinikum Ludwigshafen
    Verwaltungsdirektion

    Markus Stein [Dipl.-Dok. (FH)]

    RZV GmbH
    Strategisches Produktmanagement Krankenhaus

  • Zitat


    Original von PatKlein:
    Die Pflege reißt sich keineswegs darum, noch mehr Bürokram zu machen. Aber sie kapiert vielleicht einfach ein bisschen schneller als die Ärzte, dass Dokumentation auch einen sittlichen Nährwert hat.

    Sehr geehrte Frau Klein,

    im Prinzip mag das sein, einen Bezug zur künftigen Abrechnungsdoku in ihrer derzeitigen Form kann ich aber bei bestem Willen nicht sehen.

    Zitat


    Für beide Berufsgruppen gilt im Moment, dass die Dokumentation in den meisten Häusern noch nicht die EDV-Unterstützung erfährt, die sie haben könnte und müßte.
    ...
    Wenn die Energie, die in den letzten 18 Monaten von Ärzten und Ärzteverbänden (allen voran der Marburger Bund) ins Jammern und Lamentieren gesteckt wurde, in Schulungen und EDV-Verbesserungen investiert worden wäre, bräuchte jetzt niemand mehr so laut lamentieren.

    Die primäre Aufgabe des Marburger Bundes scheint mir allerdings nicht die EDV-Verbesserung zu sein...

    Zitat


    Aber ich muss natürlich zugeben: jammern ist viel einfacher und macht in kollektiven Gruppen auch richtig Spass.;) ;) ;)

    ;)

    mfG

    Christoph Hirschberg


    [ Dieser Beitrag wurde von C-Hirschberg am 25.01.2002 editiert. ]

  • Hallo Fr. Klein,

    Sie machen einer "alten Krankenschwester" eine echte Freude!!!!

    Zitat


    Original von PatKlein:
    Die Pflege reißt sich keineswegs darum, noch mehr Bürokram zu machen. Aber sie kapiert vielleicht einfach ein bisschen schneller als die Ärzte, dass Dokumentation auch einen sittlichen Nährwert hat.

    Ich denke, es geht der Pflege im allgemeinen auch darum, die Tätigkeiten, die ihr ureigen sind (wie auch für den Arzt das Stellen einer Diagnose), auch adäquat darstellen zu können.

    Das Bedarf danach besteht, sieht man nicht zuletzt an den Diskussionen der Berufsverbände, die beispielsweise Angst haben, dass das OP-Pflegepersonal - eine hochqulifizierte Berufsgruppe - eventuell durch "operationstechnische Assistenten" ersetzt wird. Das liegt schlicht und einfach daran, dass die Pflege ihre Leistungen nicht transparent darstellen kann.

    Die Erstellung eines ICD-Derivats für die Pflege kann auch nur der erste Schritt sein, denn der ICD ist nicht primär für die Darstellung pflegerischer Diagnosen gemacht worden.

    Nicht zuletzt denke ich, dass eine adäquate Darstellung pflegerischer Tätigkeit zu einer Aufwertung des ganzen Berufsstandes führen kann, denn vielleicht macht das endlich Schluß mit verstaubten Klischees über Pflegende.

    Aber keine Sorge, wenn es denn soweit ist, können wir alle zusammen in einer Großgruppe heulen ;( , denn die Bürokratie wird auch in diesem Bereich sicher nicht die Gelegenheit verpassen, bizarre Blüten zu treiben.

    In diesem Sinne, fröhliches Grouping,

    Iris Zanga
    :bounce:

  • Schönen guten Tag allerseits und insbesondere Frau Klein,
    :besen:
    Ich möchte jetzt nicht den Streit zwischen den Berufsgruppen im Krankenhaus weiter anfachen, aber einige Ihrer Aussagen bedürfen aus meiner (zugegeben ärztlicher) Sicht doch eines Kommentars:

    Zitat


    Original von PatKlein:
    Die Pflege reißt sich keineswegs darum, noch mehr Bürokram zu machen. Aber sie kapiert vielleicht einfach ein bisschen schneller als die Ärzte, dass Dokumentation auch einen sittlichen Nährwert hat.

    Die Frage ist doch, ob dadurch ein Patient besser behandelt oder gepflegt worden ist? Denn ich halte die Behandlung und Versorgung von Patienten immer noch mit Abstand für die Hauptaufgabe der am Patienten arbeitenden Menschen. Es ist sicher Richtig, dass die Pflege durch relativ konsequente Dokumentation eineiges in Bezug auf Ihre Bewertung und den Personalschlüssel erreicht hat. Tatsache ist aber auch, dass die Dokumentation Kapazität bindet (Wobei Ihre Anmerkung, ob weniger Dokumentation auch mehr Zuwendung bedeutet, auch auf das Pflegepersonal anwendbar sein könnte). Es ist einfach schwer, das Optimum zu finden: Maximale Dokumentation bei minimalem Aufwand. Dazu bedarf es tatsächlich einer besseren EDV-Unterstützung.

    Zitat


    Original von PatKlein:
    Wenn die Energie, die in den letzten 18 Monaten von Ärzten und Ärzteverbänden (allen voran der Marburger Bund) ins Jammern und Lamentieren gesteckt wurde, in Schulungen und EDV-Verbesserungen investiert worden wäre, bräuchte jetzt niemand mehr so laut lamentieren. Aber ich muss natürlich zugeben: jammern ist viel einfacher und macht in kollektiven Gruppen auch richtig Spass.;) ;) ;)

    Dieses Jammern bezieht sich allerdings nicht nur auf die Dokumentation. Wenn, wie in unserem Haus, die aufgrund einer Stechuhr jetzt "Gleitzeitkonto" genannten Überstunden des ärztlichen Personals zwar hervorragend dokumentiert werden, am Ende des Monats jedoch zusammengestrichen werden, wenn mache Chefärzte dumme Kommentare abgeben (Assistent verlässt um 18 Uhr die Klinik und trifft auf CA: "Na, freien Nachmittag heute!"), wenn zur formalen Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes so lange getrickst wird, bis zwar nicht weniger Arbeit, wohl aber weniger Geld auf dem Lohnzettel da ist usw., dann darf vielleicht auch lamentiert werden.
    ;(
    Ja, ich weiß, die Ärzte sind zu einem großen Teil selbst daran Schuld.:sleep: Sie haben schon immer zu denen gehört, die sich entweder aus dem Argument der "Menschlichkeit" oder aufgrund einer immer vager gewordenen Karriereaussicht ausbeuten ließen. Aber vielleicht darf auch irgenwann damit Schluss sein?
    :kong:
    Letztenendes ist das eine (Arbeitszeit)wie das andere (EDV) eine Frage des Geldes. Und das, so wird behauptet, sei für das Gesundheitswesen und insbesondere für die Krankenhäuser nicht da.
    I)
    Lasst uns also doch lieber an einem Strick ziehen und nicht darum streiten, ob die eine Gruppe mehr oder weniger dokumentieren darf, oder mehr oder weniger arbeitet, als die andere. Lasst uns lieber gemeinsam darum kämpfen, dass der die Arbeit von Schwestern, Pflegern, Ärzten und anderen Gesundheitsarbeiterinnen und -arbeitern von der Politik und unserer Gesellschaft in ihrem Wert erkannt wird und die dafür erforderlichen Mittel erhält. Abgesehen von dem Wert eines funktionierenden Gesundheitssystems für die Gesellschaft ist der Gesundheitssektor auch in wirtschaftlicher Hinsicht bedeutend und beispeilsweise fast doppelt so groß (Anteil am BIP, Arbeitsplätze) wie die Autoindustrie, die "heilige Kuh" der deutschen Wirtschaft.
    :banane:
    Trotzdem schönen Tag noch,
    :)
    R. Schaffert
    Medizincontroller der Kliniken des Wetteraukreises!

  • Zitat


    Original von Reisch:
    Lasst uns also doch lieber an einem Strick ziehen und nicht darum streiten, ob die eine Gruppe mehr oder weniger dokumentieren darf, oder mehr oder weniger arbeitet, als die andere. Lasst uns lieber gemeinsam darum kämpfen, dass der die Arbeit von Schwestern, Pflegern, Ärzten und anderen Gesundheitsarbeiterinnen und -arbeitern von der Politik und unserer Gesellschaft in ihrem Wert erkannt wird und die dafür erforderlichen Mittel erhält.

    Hallo Hr. Schaffert,

    gut gebrüllt, Löwe! :kong: (gibt`s auch einen Löwen, Hr. Sommerhäuser?)
    Wie aber kann man zeigen, was man wert ist? Im Gegensatz zur Autoindustrie kann man Krankenhäuser sicher nicht an der Zahl der Patienten messen, die gesund "vom Band laufen".
    Mittel kann nur der bekommen, der zeigt, wofür er sie braucht. Und damit wären wir wieder bei der leidigen Dokumentation.

    Aber ansonsten schließe ich mich Ihrem Kampf an. :chirurg:

    Gruß, I. Zanga


    [ Dieser Beitrag wurde von IZanga am 25.01.2002 editiert. ]

  • 8) Ihr Lieben,

    wißt Ihr, was das Schöne ist? Eigentlich haben wir alle noch unsere Ideale bewahrt: wir möchten Patienten versorgen, gute Medizin und Pflege machen, nicht wesentlich mehr als 50 Stunden pro Woche arbeiten und ein leistungsgerechtes Gehalt dafür bekommen.:look:
    Un womit haben wir es zu tun? Mit einer Organisationsform, die die letzte bastion ungebrochener hierarchischer Lebensformen neben der katholischen Kirche auf dieser Welt ist (und ich als Katholikin halte die katholische Kirche für flexibler als das deutsche Krankenhaus). Denn dass wir alle Überstunden ohne Ende schieben ist ja doch in der Regel ein organisatorisches Problem. Und wenn man halt Chefs hat, die keinerlei Organisationsoptimierung zulassen, dann sind wir alle eben die "Sklaven". Ich hatte Glück: mein letzter Chef, Prof. Haubensak in Minden hat uns alles komplett umorganisieren lassen (ist schon ein paar Jahre her...), danach hat praktisch niemand mehr Überstunden machen müssen, obwohl wir nicht mehr Ärzte oder Schwestern waren und jedes Jahr mehr Patienten versorgt haben. Es funktioniert, womit ich nicht sagen will, dass es nicht völlig unterbesetzte Abteilungen gibt, denn auch die gibt es. Aber die Tatsache, dass in einer Abteilung jeder Arzt täglich 2-3 Überstunden macht sagt einfach nicht zwingend etwas aus über die Ungerechtigkeit des Personalschlüssels oder über die Überlastung durch Kodierungen und Dokumentation. das Problem ist, dass die, die die Arbeit machen müssen (also wir hier), meistens nicht die Arbeit organisieren dürfen.
    Und was ist das Ergebnis? Jetzt wird "optimiert" und "positioniert" und "reorganisiert" und "frustriert". Denn die wenigsten Unternehmen trauen sich wirklich an den Kasus knaktus: ans Führungskonzept...;( ;
    ( ;( Denn da müßte ja manche Verwaltung bei sich selbst anfangen....
    :P
    Bis sich unsere Kultur geändert hat, wird schon noch einige zeit vergehen.
    Bis dahin.. (nein, sicher schon wieder bis morgen):besen: :besen: :besen:
    --
    Patricia Klein

    Patricia Klein

  • Hallo,
    ich muß Ihnen völlig zustimmen und gehe noch einen Schritt weiter: Man könnte auf 70% der Chefärzte und deren Gehälter ohne Qualitätsverlust verzichten und den Assistenten ginge es sogar besser...


    --
    Thomas Lückert
    Stabsstelle Medizinisches Controlling
    Krankenhaus Reinickendorf
    ein Haus der Vivantes

    Thomas Lückert
    Stabsstelle Medizincontrolling
    Unfallkrankenhaus Berlin