TUR Prostata, wann DRG L05

  • Hallo Zusammen,

    wieder ein Neuling im Forum.
    Und gleich brauche ich dringend Hilfe/Tipps zu Verschlüsselung, mit der Suchfunktion konnte ich leider nichts passendes finden.
    Wir kommen mit unseren TUR-P`s immer in die M02Z Kategorie, da ja z.B. die R33 lt. Kodierrichtlinien nicht HD sein darf. Kennt jemand Möglichkeiten, wie ich legal in die L05 Kategorie komme ?

    Danke im Vorraus

  • Guten Abend,

    in der Tat gibt es zwei Möglichkeiten, eine TUR-P-DRG anzusteueren. Ich würde Ihnen gerne helfen, allerdings müßten Sie den von Ihnen anvisierten Fall noch etwas genauer schildern. Allerdings hilft in solchen Fällen der Blick ins Definitionshandbuch (z.B. unter >>>InEK<<<). Mit der HD BPH (=N40) landen Sie bei der TUR-P (OPS 5-601.0) eigentlich immer in der M02Z. In die L05_ gelangen sie nur bei einer Hauptdiagnose für die MDC 11, also z.B. bei einer Neubildung aus dem Bereich von Niere und ableitenden Harnwegen. Die D41.3 ist z.B. so ein Fall. Das legale Erzeugen einer DRG funktioniert nur dann, wenn Sie tatsächlich eine solche Hauptdiagnose vorliegen haben. Den \"üblichen Prostatiker\" wird man immer über die M02Z abbilden. Ein gezieltes \"Switchen\" vorbei an klinischen Sachverhalten wäre bewußtes Falsch-Kodieren.

    Gruß aus DU
    Dr. med. Andreas Sander
    Evangelisches und Johanniter
    Klinikum Niederrhein

  • Vielen Dank für die schnelle Antwort.

    Hier der Fall. Pat kommt mit Einweisungsdiagnose vom Hausarzt: dekompensierte Prostatahyperplasie mit Hydronephrosen bds. und Kreatininerhöhung auf 4,0.
    OP bei uns: Tur-p und JJ- Anlage bds. Postop. Intensivaufenthalt wegen Tur- Syndrom, Gabe von 2 Ek´s. Nach 1 Tag wieder auf Normalstation. Nach Dk ex kommt es zu einem Harnverhalt. Erneute Katheteranlage. Zusätzlich tritt Vorhofflimmern auf. Der Pat. wird Cardiovertiert und erhält Clexane weiter. Weiterer Verlauf komplikationslos. Krea unter Infusionstherapie rückläufig (Polyurie hab ich noch vergessen, auch gebessrt).Histo: 90%benigne, 10% Prostatakarzinom.
    So,nach gesundem Menschenverstand war dies doch eine TUR-P mit Komplikationen? Bei HD n40 oder C61 bin ich aber in der M02Z. Darf ich in diesem Fall die N13.3 (hydronephrose) oder N18... als HD nehmen um in die L05 zu gelangen?

    Danke fürs mitnachdenken.

  • Hallo,

    wie Herr Sander bereits ausgeführt hat, gelangen Sie in die L05-, wenn als Hauptdiagnose eine Erkrankung der Harnorgane kodiert wird (z.B. bei der Prostataresektion als zusätzlicher Maßnahme im Rahmen der Abtragung eines Harnblasentumors), wohingegen die M02Z angesteuert wird, wenn die Hauptdiagnose aus dem Bereich der Erkrankungen der männlichen Geschlechtsorgane stammt.

    In dem von Ihnen beschriebenen Fall ist Ursache des Geschehens und Hauptgegenstand der Behandlung die Prostatahyperplasie. Ein \"legales\" Ansteuern der L05- unter dem Gesichtspunkt der Aufwandsvergütung ist somit nicht möglich und m.E. im DRG-System auch nicht sinnvoll.

    Mit freundlichen Grüßen,

    Markus Hollerbach

  • Hallo,

    natürlich darf ICD R33 (Harnverhalt) die HD sein, wenn Voraussetzungen
    erfüllt sind, so wie dies in DKR 2004, S. 6 beschrieben werden:

    Wenn sich ein Patient mit einem Symptom vorstellt und die zugrundeliegende Krankheit zum Zeitpunkt der Aufnahme bekannt ist,
    jedoch nur das Symptom behandelt wird, ist das Symptom
    als Hauptdiagnose zu kodieren. Die zugrundeliegende Krankheit ist anschließend als Nebendiagnose zu kodieren (siehe Beispiel 4).

    Wichtig ist also, dass die Krankheit bereits anmnestisch bekannt war!

    Gruß
    Ordu

  • Zitat


    Original von Ordu Dr.:

    ... jedoch nur das Symptom behandelt wird ...

    Guten Tag,

    wenn man bei einer BPH-bedingten Hydronephrose die Prostata weghobelt, ist das doch sicher die Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung. Anders sähe der Fall aus, wenn man bei der Hydronephrose ein- oder beidseits eine Nephrostomie anlegen würde, dann könnte man die Hydronephrose zur HD machen, aber das war in dem geschilderten Fall ja gerade nicht so.

    Gruß aus DU
    Dr. med. Andreas Sander
    Evangelisches und Johanniter
    Klinikum Niederrhein

  • Hallo Forum,
    ich denke, dass hier ein wichtiger Aspekt übersehen wird:
    Die Histologie enthält 10% Prostatacarcinom. Die HD Ist also C61, N40 für Adenom entfällt. \"Ein bisschen schwanger gibt es nicht!\"

    Grüsse aus MUC

    urogert

  • Zitat


    Original von urogert:

    Die Histologie enthält 10% Prostatacarcinom. Die HD Ist also C61, N40 für Adenom entfällt.

    Hallo urogert,

    sie haben völlig recht, für die Definition der HD ist das der entscheidende Punkt, nur ändert dies nichts an der Festlegung der MDC und damit der Basis-DRG. Die angepeilte DRG L05 wird damit auch nicht getroffen. Aber Ihrem geschulten Auge als Fachmann ist die Histologie natürlich nicht entgangen. :respekt:

    Gruß aus DU
    Dr. med. Andreas Sander
    Evangelisches und Johanniter
    Klinikum Niederrhein

  • Hallo Forum,

    um jetzt noch einmal alles zusammenzufassen:
    Bedeutet dies, das nun jeder Pat. der mit N40 oder C61 als HD kommt immer, egal welchen Aufwand man mit ihm hatte (IPE-Aufenthalt, Ek-Gabe usw., in die M02Z gelangt? Ist dies wirkich so von den Initiatoren des DRG-Systems geplant?

    Gruß bb004

  • Hallo bb004,

    ich glaube, daß es wirklich \"so geplant\" ist. Ich möchte hier nicht alles aufwärmen, was im Forum schon an Systemkritik und daraufhin an Erwiderungen geäußert wurde. Man muß sich nur grundsätzlich klarmachen, daß das DRG-System kein System zur Vergütung von Einzelleistungen ist, sondern über die Erzeugung von möglichst kostenhomogenen Fallgrupppen eine Pauschalierung von Leistungen aus ökonomischer Sicht erreicht bzw. erreichen möchte. Daß die Kostenhomogenität mit Stand 2004 sicher noch nicht befriedigend hergestellt ist, wissen wir und das InEK als pflegende Einrichtung des Systems; es gibt eine Fülle von Beispielen. Daher sind wir gespannt auf die Version 2005, aber da müssen wir uns noch bis weit in den Herbst gedulden.
    Grundsätzlich hilft bei der Betrachtung von Fällen, bei denen man sich als KH ungerecht behandelt fühlt (\"Da reichen die Erlöse doch niemals, um die Kosten zu decken ...\"), auch mal den Blick auf solche Fälle zu wenden, bei denen die Erlöse relativ hoch sind, dafür der Aufwand sich in erstaunlichen Grenzen hält. So etwas gibt es auch und bei solchen Fällen wird - wenn kann das wundern - i.d.R. die KK stutzig und findet diese Einzelabrechnung aus ihrem Blickwinkel \"ungerecht\" oder \"unangemessen\".
    Ich gebe zu, manchmal fühlt man sich vom System tatsächlich nicht korrekt behandelt:


    :a_zzccrash:

    Gruß aus DU
    Dr. med. Andreas Sander
    Evangelisches und Johanniter
    Klinikum Niederrhein

  • Hallo liebe bb004,

    Antwort: N40 oder C61 mit 5-601.0 immer M02Z! (Schade für uns Urologen. Letztes Jahr waren die Fälle noch gesplittet, dafür die radikale Prostatektomie ein Z-Fall. 2004 ist es umgekehrt. Aber fragen Sie mich nicht, welcher tiefere Sinn dahinter steckt. Ausgleichende Gerechtigkeit? Zumindest eine Arbeitserleicherung für uns Ärzte, da sich der MDK für Nebendiagnosen bei Z-Fällen kaum interssiert.)

    In L05 gelangen Sie, wenn
    - die Prostatahyperplasie als N32 = Blasenhalsenge verschlüsselt wird (ev. bei Mini-Adenomen möglich)
    - gleichzeitig eine ausgedehnte Harnröhrenstriktur neben einem Adenom vorliegt und Sie N35.8 als HD nehmen
    - gleichzeitig ein Blasentumor C67 vorliegt und dieser als HD kodiert wird.

    Soweit einige Beispiele aus der Praxis.

    Grüsse

    urogert