Qualitätsvebesserung...???

  • :D :D :D Wissen Sie, Herr Schikowski, wenn mir von den "Grosskopferten" schon keiner zuhört, kann ich es ja mal bei den "Kleinen" ausprobieren...
    Patricia
    --
    Patricia Klein

    Patricia Klein

  • Lieber Herr Weber!

    Richtig vermutet habe ich einige Jahre Innere in kleinen Krankenhäusern mit dem entsprechenden Klientel mit Durchschnittsalter >80 hinter mir und habe aus Arbeitszeitgründen die Fronten gewechselt (und arbeite daran, dass dies keine Front bleibt).
    Damit Sie mich jetzt nicht für total blutrünstig halten eine kurze Erklärung.

    Zitat

    --> Frei übersetzt, mit einem Schuss schwarzen Humor, bedeutet das wohl:
    mit einer falschen Kodierung hat man schneller größere Fehler gemacht als mit einer suboptimalen Behandlung. Denn der menschliche Körper stirbt sowieso, das Abrechnungssystem nicht.I)

    aus ihrem Profil kann ich vermuten das sie Ärztin sind oder waren oder sein werden ... und ich finde es erschreckend das sie einen Fehler auf dem Papier für gravierender bewerten als ein Fehler an dem Menschen.


    Was ich damit sagen wollte und was Sie wohl bestens kennen werden: im klinischen Alltag passieren viele "Behandlungsfehler", die aber keine Folgen für den Patienten und damit auch keine rechtliche Konsequenz haben (Antibiose läuft lustig über 4 wochen, weil vergessen abzusetzen, der Patient nach TEP hat eine Woche kein Heparin bekommen, Tabletten vom Nachbarpatienten bekommen etc.)Den Patienten geht es aber in der Regel trotzdem gut.
    Aber wenn ich eine Beatmung von 12 Tagen vergesse zu kodieren, ist fast schon mein Jahresgehalt den Bach runter. Und das hält das Krankenhaus nicht so lange aus, da es diesbezüglich nur eine sehr geringe Selbstheilungstendenz gibt.

    Viele Grüße und weiterhin viel Spaß an der Arbeit

    C. Müggenburg
    :look:

    C. Mueggenburg


  • Hallo Frau Klein,
    ich bin absolut ihrer Meinung, aber ich finde, dass unsere in Zukunft noch viel mehr "geliebte" Prüfinstanz "MDK" sich vornehm aus allem raushält. Die richtige "Disziplin" beim Kodieren intern ist die eine Sache, aber was der MDK dann anschließend draus macht ist die andere. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass ich bei einigen Gutachten zur Abrechnung von Fallpauschalen und Sonderentgelte "Heulkrämpfe" hätte kriegen können. Was mich einfach ärgert, ist die Tatsache, dass wir mit den offenen Fragen alleine gelassen werden. Was "Rightcoding" ist wird anschließend der MDK festlegen und es gab leider deutlich mehr "Abrechnungsgutachten", denen ich beim besten Willen nicht folgen konnte, als die, die für mich logisch und nachvollziehbar waren. Ich versuche diese Ansicht an möglichst vielen Stellen loszuwerden, ernte dafür aber meistens die Antwort: das ist halt so!
    Gruß
    Christa Bernauer
    Kreiskrankenhaus Heidenheim

  • Lieber Herr Weber, liebe NG,
    kürzlich hörte ich von einem "hohen Tier" der deutschen Ärztepolitik (zum Thema aut idem) die Aussage: Die größte Macht im deutschen Gesundheitswesen ist halt immer noch der Kugelschreiber des Arztes. Dieser Satz macht eines sehr deutlich: Die Mitarbeiter des Gesundheitswesens und hier besonders die Ärzte tragen eine große Verantwortung für das von der Versichertengemeinschaft zur Verfügung gestellte Geld. Und da dieses Geld, wie wir in den letzten Jahren zunehmend erleben, endlich ist, kommt der Aufgabe der vernünftigen Ressourcenverteilung eine immer größere Bedeutung zu. An diesem Punkt schließlich erhält der Begriff der Ökonomie seinen Sinn: Jeder Arzt, der Patienten unter Verbrauch von Ressourcen behandelt, muss sich darüber im Klaren sein, dass diese Ressourcen u. U. an anderer Stelle fehlen. Daher ist Ökonomie durchaus eine ärztliche Aufgabe, denn wer im Gesundheitssystem sollte sonst die für eine gerechte Verteilung des Geldes notwendige Kompetenz aufweisen. Dazu gehört jedoch die Erkenntnis dieser Verantwortung, die im Einsatz des eigenen Kugelschreibers liegt.
    Und noch eines möchte ich zum bisherigen Abrechnungssystem anmerken. Ich lebe seit etlichen Jahren mit einem latent bohrenden schlechten Gewissen, beruhend auf der Tatsache, dass ich für mein Krankenhaus mehr Geld erwirtschafte, wenn ich langsam arbeite, als wenn ich mich bemühe, den Patienten möglichst rasch gesund zu machen. Ein System, welches mit diesem Grundsatz Schluß macht und zudem durch ein damit eng verknüpftes Qualitätsmanagement für einen hohen und vergleichbaren Standard bei der medizinischen Versorgung sorgt, erweckt in mir Hoffnungen nach einer besseren Krankenhauswelt. Ein wichtiges Ziel muss dabei selbstverständlich sein, die Leistungen eines Krankenhauses tatsächlich wirklichkeitsnah abzubilden und Upcoding sowohl über den MDK als auch über die Qualitätssicherung zu verfolgen. Eine Klinik, deren Patienten mit Appendizitis in Zukunft alle auch eine Peritonitis aufweisen, wird hier sicher nicht bestehen können.
    Meine Bedenken, dass Ärzte, die bislang gute Ärzte waren, nun zu upcodenden Immobilienmaklern (so sorry, musste sein) werden, sind nach eigenen Erfahrungen sehr gering.
    Mit lieben Grüßen aus einer Kinderklinik voller guter Ärzte
    --
    S. Siefert
    Hamburg
    http://www.dr-siefert.de


    [ Dieser Beitrag wurde von siefert am 13.03.2002 editiert. ]

    wertschätzende Grüße an
    alle Gesundmacher(innen)
    und Gesundmacher(innen)bezahler(innen),
    Dr. S. Siefert
    Medizinmanagement und Arzt
    Kath. Kinderkrankenhaus Wilhelmstift
    Freie und Hansestadt Hamburg


  • Bravo für diesen Beitrag.

    Machen wir uns doch nix vor. Heute gehts es doch immer noch drum, einen Patienten möglichst lange liegen zu lassen (bis auf den FP-Patienten). Soviel zu den Beitrag des Hr. Weber.
    Wer unter uns kennt nicht die Geschichte: Patient steht bei der Stationsleitung und fragt ob er heute Nachhause kann. Antwort: Da müssen Sie warten bis der Dr. kommt, aber ob der heute nochmal vorbei kommt kann ich Ihnen nicht versprechen!!!
    Wer glaubt das dieses an den Haaren herangezogen ist, dieses Gespräch habe ich in echt erlebt. Auch dieses als Anregung an Hr. Weber, mal die heutige Realität mit dem zu vergleichen, was VIELLEICHT kommt. Die Ergebnisse aus Frankreich, AUS, USA, Skandinavien usw. sind eigentlich alle anders als das Anfang zitierte Befürchten.

    Zu den Beitrag von P. Klein, Patricia, du hast es mit wenigen Worten richtig beschrieben, die Jung-Dres werden auf den Krankenhäusern los gelassen und (wer kennt es nicht) müssen dann plötzlich kodieren auf Teufel komm raus. Sie haben keine Ahnung was sie da machen, mit was die dies machen, weshalb sie es machen sollen und so weiter und so fort.
    Gibt es eine einzige UNI wo das Kodieren gelesen wird. Weis irgendjemand etwas von ICD. OPS, FP/SE DRGs wenn er das erste Mal einen weissen Kittel anziehen darf?

    Patricia, wenn Du Deine Bomben zündest, wäre ich gerne Dein Streichholzhalter!!

    Viele Grüsse Kuypers:icd: :ops: :strauss:
    --
    Kuypers Hügo, Medizin Controller Städtisches Klinikum Pforzheim 07231/969230 med-doku-kuypers@n.zgs.de

  • Hallo Herr Dr. Siefert,

    meinen Glueckwunsch zu Ihrem Beitrag, treffender laesst sich die derzeitige und zukuenftige Situation im deutschen GW nicht schildern !!
    Vieleicht sollten Sie mal darueber nachdenken diese Zeilen auch dem Aerzteblatt, Ku, KMA, ... zukommen zu lassen.

    Viele Gruesse

    M. Thieme

  • Vielen Dank Herr Kuypers, Herr Thieme, für die freundlichen Worte,

    !:)
    --
    S. Siefert
    Hamburg
    http://www.dr-siefert.de

    wertschätzende Grüße an
    alle Gesundmacher(innen)
    und Gesundmacher(innen)bezahler(innen),
    Dr. S. Siefert
    Medizinmanagement und Arzt
    Kath. Kinderkrankenhaus Wilhelmstift
    Freie und Hansestadt Hamburg