Sekundärdiagnosen

  • Guten tag,

    ich habe da eine frage, weil wir einige male von der kasse nicht akzeptierte codierungen :noo: zurück bekommen haben:

    Können als sekundärdiagnosen auch diagnosen verwendet werden, die nicht mit * oder ! gekennzeichnet sind?

    Praktisches beispiel: Pat. kommt mit starkem schwindel als folge eines früheren kleinhirninfarktes, da er marcumarisiert ist, wird er zum ausschluss einer blutung aufgenommen.

    Meine theorie: korrekte codierung ist

    HD I69.3 mit sekundärdiagnose H81.4, d.h. der alte infarkt ist die ursache und der zentrale schwindel die manifestation.
    ND Z92.1
    Prozedur: 3-200

    Ist das so korrekt?

    Dank für kompetente antworten!

  • Hallo,

    das ist so sicher nicht korrekt. Sekundärschlüssel sind in der ICD eindeutig mit Stern oder Ausrufezeichen gekennzeichnet und nur diese Kodes dürfen als Sekundärschlüssel verwendet werden.

    Zitat


    ICD-Kodes mit einem Stern (Manifestation, „*“) oder mit einem Ausrufezeichen (Sonstiges,
    „!“) als Kennzeichen werden im folgenden als Sekundär-Diagnoseschlüssel bezeichnet,...


    DKR Version 2005 Seite 24

    mfG

    C. Hirschberg

  • Hallo Herr Hirschberg, hallo Herr \"frager\",

    so einfach ist es auch wieder nicht. Die ICD sieht Mehrfach-Codierungen durchaus auch außerhalb der Kreuz-Stern-Systematik vor. Nehmen Sie das Beispiel 5 der DKR 0401b. Dort wird der ICD-Code I70.22 zur \"näheren Spezifizierung\" zusätzlich zu E10.50+ und I79.2* angeführt. Erst alle drei Codes zusammen codieren die Diagnose \" Diabetes mellitus Typ I mit peripheren vaskulären Komplikationen in Form einer Atherosklerose der Extremitätenarterien mit Ruheschmerz\".
    Die Anleitung zur Kodierung der ICD besagt eindeutig, dass auch nicht mit einem Kreuz gekennzeichnete Codes als Primärschlüssel gewählt werden können. Zu dem */!-Codes fehlt diese Feststellung. Das Beispiel aus den Kodierrichtlinien zeigt aber, dass auch dieses möglich ist. Ebenso zeigt es, dass auch mehrere Sekundär-Codes zulässig sind.

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. med. Christoph Rüschemeyer

  • Hallo miteinander!

    Bei dem konkreten Beispiel ist aber insbesondere die :dkr: 0601a Schlganfall zu beachten. Dort heißt es:

    Zitat


    Kodes aus I69.– werden nicht ausschließlich zugewiesen, d.h. es ist immer ein Kode voranzustellen, der die Art der Spätfolge angibt, z.B. Hemiparese, Aphasie.

    In diesem Fall also erst der Code für den Schwindel, dannn I69.3. Inwieweit diese Diagnosen dann aber als Primär-/Sekundärdiagnosen verknüpft anzusehen sind, bin ich überfragt.

    Mit freundlichen Grüßen


    Marion Hilgert.

  • Hallo Herr Rüschemeyer,
    hier geraten mal wieder die Begriffe \"Sekundärkode\" und \"Nebendiagnosen\" durcheinander! Als Sekundärkodes dürfen definitiv nur mit * und ! markierte Kodes bezeichnet werden. Diese können nie ohne zugeordneten Primärkode verwendet werden und sind demnach auch nicht als Hauptdiagnose kodierbar. Datentechnisch stehen sie in einer eigenen Spalte neben den Primärkodes von Haupt- oder Nebendiagnosen, um es mal anschaulich auszudrücken.
    Alle anderen Diagnosen der ICD-10 sind prinzipiell Primärkodes, egal ob mit oder ohne Kreuz. Sie können Haupt- oder Nebendiagnosen sein, Ausschlüsse regeln die DKR und DRG-Spezifikationen. Wenn, wie in Ihrem Beispiel, eine (Haupt- oder Neben-) Diagnose durch einen weiteren Kode präzisiert wird, der kein Sekundärkode (* / !) ist, so ist dies eine (weitere) Nebendiagnose. Datentechnisch stehen diese Kodes untereinander im Feld der Nebendiagnosen in der 1. Spalte \"Primärkode\", die Spalte Sekundärkode bleibt frei.
    Leider ignoriert die Grouper-Logik dieses Datenmodell, welches ja bereits mit der Datenübermittlung gemäß §301 im Jahre 1995 in Deutschland eingeführt wurde. Viele DKR zur Kreuz-Stern-Kodierung wären verzichtbar, wenn der Grouper zwischen Sekundärkodes zur Hauptdiagnose und Sekundärcodes zu Nebendiagnosen unterscheiden könnte. Ich weise darauf schon seit Jahren hin.

    Dr. Rolf Bartkowski
    Arzt f. Chirurgie, Med. Informatik
    Berlin

  • Sehr geehrter Herr Bartkowski,

    ihre Darstellung, dass Primär-/Sekundärdiagnosen nebeneinander und Haupt-Nebendiagnosen untereinander stehen ist in der Tat anschaulich.

    Der Grouper stellt die Sekundärdiagnosen als Nebendiagnosen dar, also ebenfalls untereinander, ein Nebeneinander kennt er nicht, er prüft allerdings, ob Diagnosen als Hauptdiagnosen zugelassen sind, was */! in der Regel nicht sind.

    Auch wenn es in der Theorie funktioniert, mit Sekundärdiagnosen eine andere Art von Information zu vermitteln als mit Nebendiagnosen, halte ich dies doch für recht spitzfindig und für die breite Masse der mit Kodierung Beschäftigten für schwer vermittelbar und vielleicht auch fehleranfällig, daher(!) die Notwendigkeit der DKR. :dkr:

    Wenn es darum ginge, eine neue Dimension der Information zu eröffnen, könnte man schließlich auch darüber nachdenken, Diagnosen zusätzlich \"nach vorn\" und \"nach hinten\" anzuordnen, was zwar logisch funktioniert, aber ebenfalls schwer vermittelbar ist. :d_gutefrage:

    :i_respekt: Nichts für ungut, Ihre Aussage \"Viele DKR zur Kreuz-Stern-Kodierung wären verzichtbar, wenn der Grouper zwischen Sekundärkodes zur Hauptdiagnose und Sekundärcodes zu Nebendiagnosen unterscheiden könnte.\" ist sicher richtig, aber man könnte es auch einfacher machen:

    Viele DKR zur Kreuz-Stern-Kodierung wären verzichtbar, wenn es keine Kreuz-Stern-Kodierung gäbe.

    Alternativ hätte ich einen anderen Vorschlag, nämlich das Auftreten der Diagnosen chronologisch anzuordnen, indem man die ICD ebenso wie die OPS mit einem \"Datums-/Zeitstempel\" versieht. Auch die Zeit stellt eine Dimension dar. Diese Dimension würde m. E. unmittelbar einleuchtende Zusatzinformationen vermitteln und zwar für die Menschen, die Ihre Krankengeschichten schon immer chronologisch ordnen und wenn man wollte, auch für den Grouper. :uhr: :grouper:

    Mit freundlichen Grüßen

    [center] Bernhard Scholz [/center]

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    wir werden wohl noch länger mit dem Kreuz der +/*-Systematik leben müssen. Es wird wohl keinen deutschen Alleingang geben, diese Systematik aus dem ICD herauszunehmen.
    Solange die Ärzteschaft noch die Kodierung vornimmt, dürfte sie auch weiterhin für Kopfschütteln, Ignoranz und die entsprechend hiervon ableitbare Kodierqualität sorgen.


    Ich persönlich finde, dass sie ist absolut entbehrlich ist.

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • guten abend,

    vielen dank für die diskussion. Ich habs nun glaubich kapiert. Letztendlich interessant sind die 10 beispiele in der D012a. Der text ist m.e. immer noch nicht eindeutig, klar ist nur dass * und ! nicht als primärdiagnosen verwendet werden dürfen, es steht aber nicht da, dass andere als die * und !-Diagnosen nicht als Sekundärdiagnosen dienen dürfen. zum beispiel hier:
    :sterne:
    \"Ergänzungen für Zustände, die Kapitel V, F00–F09 (Organische, einschließlich
    symptomatischer psychischer Störungen) betreffen. Die zugrundeliegende Krankheit,
    Verletzung oder andere Hirnschädigung kann durch Hinzufügen einer Schlüsselnummer
    aus einem anderen Kapitel angegeben werden.\"

    da interpretiere ich das wort \"Hinzufügung\" als Sekundärdiagnose.
    , aber die beispiele zeigen dann endlich wie es gemeint ist.

    Ein weiteres Problem für mich ist, dass ich nicht die grouperreihenfolge sehen kann. Wir arbeiten mit drg-workplace von gwi, und der ordnet alle diagnosen nach icd-ziffer! :t_teufelboese: Da kann ich gar nix beeinflussen!

    n\'abend

    ???