Motivation der Ärzte

  • Liebe Kolleginnen und Kollegen,

    wie man Ihren Äußerungen entnehmen kann, haben wir alle die gleichen Probleme mit der mangelnden Motivation der ärztlichen Kollegen. Könnten wir nicht einmal Tips austauschen, wie Sie das intern verbessern?

    Ich bin ja immer noch der Meinung, dass positive Verstärkung besser ist als negative. Deshalb versuche ich es im Moment mit Einzelkontakten. Erst im zweiten Schritt wird der DRG-Beauftragte der Abteilung eingeschaltet, bei den weiteren Hardlinern dann der entsprechende Chef.

    Mein Problem sind oft die Oberärzte, die sich im Moment für nicht zuständig halten. Ich finde das fahrlässig, zumal die Assistenzärzte und AIP´ler in der Regel völlig überlastet sind. Aber die Oberärzte zu motivieren ist viel schwieriger, als zum Beispiel Chefärzte zu mobilisieren. Dabei wären die Oberärzte von der Stellung und vom Wissen her geradezu prädestiniert für die verantwortliche Kontrolle der Kodierung. Fällt jemandem etwas dazu ein?

    Gruss und Dank
    Patricia Klein

    Patricia Klein

  • Liebe Patricia,

    bei uns sind die Oberärzte für jeweils einen Bereich / Station medizinisch verantwortlich und damit auch für die Kodierung. Insbesondere Hinweise auf eine zukünftige Budgetverteilung auch intern nach den DRG bzw den kodierten Leistungen helfen Wunder. Dazu natürlich die übliche Überzeugungsarbeit.
    Allerdings hat sich auch eine Intranet-gestützte Weiterbildung aller Kollegen mit an jdem Arbeitsplatz verfügbaren Kodierleitlinien und ICD-Hitlisten sehr bewährt. Ich denke, die Mitarbeiter benötigen für diese ungeliebte und zeitaufwendige Arbeit das bestmögliche Handwerkzeug.
    Hinweise zur Errichtung eines Intranet finden Sie übrigens unter http://www.medinfo-intern.de

    Gruß und viel Erfolg,

    S. Siefert

    :drink:

    wertschätzende Grüße an
    alle Gesundmacher(innen)
    und Gesundmacher(innen)bezahler(innen),
    Dr. S. Siefert
    Medizinmanagement und Arzt
    Kath. Kinderkrankenhaus Wilhelmstift
    Freie und Hansestadt Hamburg

  • Sehr geehrte Frau Klein,

    insbesondere nach den (zu Recht) kritischen Äußerungen von Herrn Selter mir gegenüber "Wenn also bei Ihnen nicht mehr und nicht weniger als schon immer dokumentiert wird, ist Ihr Auftrag erfüllt oder zumindest frustran... ", habe ich mich natürlich gefragt, was ich seit Oktober 2000 eigentlich erreicht habe für unsere 3 Kliniken und bin u. a. zu folgender Erkenntnis gekommen: Den größten Schub hinsichtlich Datenqualität in unseren Häusern haben wir durch den Ausbau des PC-Netzes auf Schwestern- und Arztzimmer und den Einsatz der KODIP-Verschlüsselungssoftware erhalten zusammen mit der Verpflichtung der Stationsärzte, die Diagnosen und Prozeduren selbst am Stations- bzw. Arztarbeitsplatz einzugeben. Zu Schulungen habe ich nur zu Beginn eingeladen (die Leute müssen nämlich bei uns arbeiten), ansonsten versuche ich regelmäßig vor Ort zu sein und die leider noch sehr umständliche Software zu erklären, über DRGs habe ich im Gegensatz zum Herbst 2000 immer weniger zu sagen, weil sich die Selbstverwaltungen offenbar gegenseitig paralysieren und nichts weitergeht. Daher sinkt die Motivation verständlicherweise. Wir würden ja wollen, aber...

    Außerdem ärgert mich das Datenschutzthema von Woche zu Woche mehr, weil hier offenbar selbst der BfD keine passenden Worte findet, mir auf meinen offenen Brief zu antworten http://www.drg-forum.freewebspace.com/jacob.htm. Und die diversen NGs sind wohl nur eine geduldete Randerscheinung, die man aussitzen kann.

    Wahrscheinlich spielt die Musik irgendwo anders.

    Das klingt jetzt reichlich frustriert, aber es soll natürlich nicht heißen, dass wir aufgegeben hätten.

    Also Kopf hoch und fleissig weiter machen :rolleyes:

    Dr. Bernhard Scholz

    [center] Bernhard Scholz [/center]

  • Liebe Kollegen,

    das mit der EDV ist ja so eine Sache. Da wir bei uns im Haus zwei nicht vernetzte Systeme haben (in einem die Leistungserfassung, im anderen die Stammdaten und Diagnosen) ist es für die Kollegen schon ganz schön frustrierend. Aber Trost und Tips aus dem Internet helfen ja auch ganz gut. Sollten wir auf der Case Mix Konferenz für die Forumteilnehmer, die dort sind, einen Meetingpoint ausmachen? Wäre bestimmt ganz schön.
    gruss
    Patricia Klein

    :bounce: :bounce:

    Patricia Klein

  • Zitat


    Original von PatKlein:
    Liebe Kolleginnen und Kollegen,

    wie man Ihren Äußerungen entnehmen kann, haben wir alle die gleichen Probleme mit der mangelnden Motivation der ärztlichen Kollegen. Könnten wir nicht einmal Tips austauschen, wie Sie das intern verbessern?

    Ich bin ja immer noch der Meinung, dass positive Verstärkung besser ist als negative. Deshalb versuche ich es im Moment mit Einzelkontakten. Erst im zweiten Schritt wird der DRG-Beauftragte der Abteilung eingeschaltet, bei den weiteren Hardlinern dann der entsprechende Chef.

    Mein Problem sind oft die Oberärzte, die sich im Moment für nicht zuständig halten. Ich finde das fahrlässig, zumal die Assistenzärzte und AIP´ler in der Regel völlig überlastet sind. Aber die Oberärzte zu motivieren ist viel schwieriger, als zum Beispiel Chefärzte zu mobilisieren. Dabei wären die Oberärzte von der Stellung und vom Wissen her geradezu prädestiniert für die verantwortliche Kontrolle der Kodierung. Fällt jemandem etwas dazu ein?

    Gruss und Dank
    Patricia Klein


    Hallo,
    Sie sprechen mir aus dem Herzen,
    es ist sehr schwierig besonders die Oberärzte zu motivieren. Hinzu kommen die laufenden Änderungen und Erweiterungen.

    Ich versuche es hier (mit einem Kollegen) auch auf Abteilungsebene, durch Abteilungsspezifische Schulungen (heute z.B. für die Gynäkologen)mit Ausschließlich abteilungsspezifischen Beispielen.

    Eine große Schulung zu den allgemeinen Codierrichtlinien und Diacos-Anwendung fand zwar statt, hiervon kann ich aber nur abraten. Diese Schulung hat sich als wahrer Motivationskiller herausgestellt. Es gab nur noch gemurre und gejammere und alle haben sich gegen die Verwaltung solidarisiert.
    Einer der Hauptgründe, die Ärzte der Inneren interessieren sich überhaupt nicht für OP-Codierung und z.B. die Chirurgen lachen über die Schwierigkeiten der Internisten mit diesen `banalen Duzend OPS-Codes` und alle hätten schließlich besseres zu tun.

    Die einzig sinnvolle Vorgehensweise ist (m.h.o)Fachabteilungsspezifisch. Einen Austausch hierzu (gerade hier) halte ich für sehr vorteilhaft und würde mich über Kontaktaufnahme hierzu sehr freuen.

    Gruß
    Thomas Lückert

    Thomas Lückert
    Stabsstelle Medizincontrolling
    Unfallkrankenhaus Berlin

  • Liebe Kolleginnen und Kollegen,

    wir machen in unserer Klinik ähnliche Erfahrungen wie Sie. Groß angelegte Schulungen machen wenig Sinn, individuelle Beratung vor Ort, d.h. beim Kodieren erscheint zwar sehr zeitaufwändig, aber für die Kollegen am sinnvollsten. Eine möglichst zeitnahe Rückmeldung bei in den Kontrollen aufgefallene Fehlkodierungen sind ebenfalls notwendig. Die Kontrolle der eigenen Kodierleistung am Grouper halten wir für gefährlich und wenig sinnvoll, da hier ein vermutlich gesetzeswidriges Upcoding entsteht, welches zudem sehr rasch von den Kassen aufgedeckt werden wird.
    Sehr positive Erfahrungen haben wir mit der Verbreitung unserer Kodierleitlinien über ein Klinik-internes Intranet gemacht. Dieses steht allen Kollegen an jedem Arbeitsplatz zur Verfügung und läßt sich im Gegensatz zu den sonst üblichen Kittelbüchlein zentral und gleichzeitig für alle aktualisieren (derzeit fast im Wochenrhythmus!!!).
    Ich bin gerne bereit, diese Möglichkeit mit Interessierten Kollegen zu diskutieren.
    Grüße, S. Siefert:roll:

    wertschätzende Grüße an
    alle Gesundmacher(innen)
    und Gesundmacher(innen)bezahler(innen),
    Dr. S. Siefert
    Medizinmanagement und Arzt
    Kath. Kinderkrankenhaus Wilhelmstift
    Freie und Hansestadt Hamburg

  • ;( Auch ich habe überall Einzel-Fortbildungen gemacht, jeweils für die Ärzte einer Abteilung. Wenn also jemand Tips und Tricks für die neurochirurgie braucht oder die Anästhesie oder oder, kann er sich gerne melden.
    Am frustrierendsten finde ich den Umgang mit Internisten und Neurologen, die einfach große Schweirigkeiten haben, die Kompetenzen anderer wahrzunehmen, geschweige denn zu nutzen. mag auch an mir liegen, die ich mit konservativen Fächern vielleicht einfach nicht die rechte Geduld habe.
    Ich versuche derzeit, jeweils mit dem DRG-Router in einer Infoveranstaltung für jedes Fach sämtliche DRG´s aus 1999 durchzugehen und dann spezifisch für diese DRG´s die erlösrelevanten CC´s aufzulisten. Hat den Vorteil, dass alle Ärzte die 40 TOP-DRG´s kennen- (und lieben-)-lernen, gleichzeitig kann man die Hitlisten, die fast alle Abteilungen haben, ergänzen um die tatsächlich wichtigen Diagnosen. Aus Masse massenhaft Klasse machen, sozusagen.
    Klappt aber nur, wenn die Chefärzte auch dahinter stehen und die Kollegen zusätzlich motivieren (bis jetzt herrscht die Meinung vor: laßt die Klein mal machen, das läuft schon. Das Problem wird sein, dass ich es zuletzt auch gewesen sein werde, wenn es nicht klappt. Ich habe für 2003 schon mal 10 Sitzungen beim Therapeuten gebucht, kann nie schaden.)
    Wir sollten übrigens eine PPT-Download-Möglichkeit einrichten. ich auf jeden Fall lege auf meine Folien keinen Urheberschutz mehr, stelle sie also gerne ins Internet. Denn zum Beispiel diesen Kodierkram muss doch nicht jeder "verpowerpointen".
    gruss
    patricia8)

    Patricia Klein

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Original von PatKlein:
    ;( Auch ich habe überall Einzel-Fortbildungen gemacht, jeweils für die Ärzte einer Abteilung. Wenn also jemand Tips und Tricks für die neurochirurgie braucht oder die Anästhesie oder oder, kann er sich gerne melden.


    Hallo Patricia,
    hiermit geschehen ;) Als Gegenleistung wirst du von mir mit (wertlosen) Info-Punkten überhäuft...;-)

    Zitat


    Am frustrierendsten finde ich den Umgang mit Internisten und Neurologen, die einfach große Schweirigkeiten haben, die Kompetenzen anderer wahrzunehmen, geschweige denn zu nutzen. mag auch an mir liegen, die ich mit konservativen Fächern vielleicht einfach nicht die rechte Geduld habe.


    Damit habe ich glücklicherweise weniger Probleme, da ich glaube, dass unsere ärztlichen Mitarbeiter einerseits die Sache im Griff und andererseits erkannt haben, dass sich etwas tut (im Gegenteil: Gerade diese beiden Fachdisziplinen geben sich bei uns (erfolgreich) größte Mühe, den zusätzlichen Aufwand sorgfältig zu dokumentieren).

    Zitat


    Ich versuche derzeit, jeweils mit dem DRG-Router [Anm. ???] in einer Infoveranstaltung für jedes Fach sämtliche DRG´s aus 1999 durchzugehen und dann spezifisch für diese DRG´s die erlösrelevanten CC´s aufzulisten. Hat den Vorteil, dass alle Ärzte die 40 TOP-DRG´s kennen- (und lieben-)-lernen, gleichzeitig kann man die Hitlisten, die fast alle Abteilungen haben, ergänzen um die tatsächlich wichtigen Diagnosen. Aus Masse massenhaft Klasse machen, sozusagen.
    Klappt aber nur, wenn die Chefärzte auch dahinter stehen und die Kollegen zusätzlich motivieren (bis jetzt herrscht die Meinung vor: laßt die Klein mal machen, das läuft schon. Das Problem wird sein, dass ich es zuletzt auch gewesen sein werde, wenn es nicht klappt.


    Berechtigterweise erzürnen sich auch meine Kollegen, weil es noch keine konkreten Handlungsempfehlungen gibt...

    Zitat


    Ich habe für 2003 schon mal 10 Sitzungen beim Therapeuten gebucht, kann nie schaden.)


    Hoffentlich diagnostiziert dieser nicht Q00.- ! Nur um seinen Aufwand darzulegen, natürlich (kleiner Scherz..)

    Zitat


    Wir sollten übrigens eine PPT-Download-Möglichkeit einrichten. ich auf jeden Fall lege auf meine Folien keinen Urheberschutz mehr, stelle sie also gerne ins Internet. Denn zum Beispiel diesen Kodierkram muss doch nicht jeder "verpowerpointen".


    "verpowerpointen" ist ein noch besseres Wort als "wacker" oder "Raufhändel"... Her mit den Dateien oder dem Link.
    Wird sofort drauf verwiesen !

    Zitat


    gruss
    patricia8)

    Herzliche Grüße
    B. Sommerhäuser :D

  • Liebe Frau Patricia Klein, liebe DRG-Beauftragte,

    das Thema ärztliche Motivation scheint das zentrale Thema bei der DRG-Einführung zu werden. Die ärztliche Motivation besteht in erster Linie nämlich darin, Patienten zu helfen, und nicht die Diagnosen und Therapiemaßnahmen in irgendwelche krumme Zahlen zu übersetzen. Die ärztliche Arbeitsbelastung, die sich in unzähligen (unbezahlten!!) Überstunden niederschlägt, dürfte Ihnen vielleicht aus den aktuellen Medienberichten bekannt sein. Da ist man natürlich unheimlich motiviert noch zusätzlich völlig unärztliche und stupide Arbeiten an einem Rechner durchzuführen.

    Oder würden Sie gerne jede Tätigkeit, die Sie durchführen, nochmal verschlüsseln wollen (z.B. Schulung von Internisten X-87.3, Neurochirurgen, Y-08.15 etc.).

    Da die meisten Assistenzärzte, die die Kodierung durchzuführen haben, nur befristete Verträge haben, werden sie wohl kaum Interesse an der Zukunft des Krankenhauses haben, das ja auch offensichtlich auch kein Interesse an deren Zukunft hat!!

    Vielleicht ist doch die "negative Verstärkung" besser: Mache gefälligst deine Kodierung, sonst bist du deinen Job los!! Das hat ja bisher bei den Assistenzärzten immer gut funktioniert. Allerdings bessert sich z.Zt. die Arbeitsmarktsituation für Ärzte, so daß Sie damit wohl auch nicht weit kommen werden.

    Konsequenterweise kann wohl nur die positive Verstärkung längerfristig erfolgreich sein: Unbefristete Verträge für Klinikärzte und finanzielle Anreize für das Kodieren. Oder wie wollen Sie einigermaßen intelligente Menschen dazu bringen schwachsinnige und pseudowissenschaftliche (drg-research-group, pccl, ops etc.) Arbeiten auszuführen.

    In Australien haben sich die Ärzte geweigert, die Kodierung durchzuführen, vielleicht ist das ja eine ganz natürliche Reaktion, für jemanden, dem eher das Wohl der Patienten als zwangsauferlegeter organisatorischer Krimskrams am Herzen liegt ?!


    Nicht allzu bös´gemeinte Grüße , A.Hanisch


    :smile:

  • Ach, herzgeliebter Herr Hanisch,

    Kollegen wie Sie sind der Grund, weshalb Kollegen wie ich uns beim Therapeuten anmelden müssen.
    Wissen Sie, Kodieren ist eigentlich (bei vernünftiger EDV-Unterstützung und einheitlich aufgearbeiteten Hitlisten) kein großer Aufwand. Das Problem ist, dass es eine Tätigkeit ist, wie "Spülmaschinenausräumen", eben einfach lästig. Es gleicht dem ewigen Streit mit meinem Göttergatten, der (über Mittag zu Hause) nie die Spülmaschine ausräumen kann, da er nie die Zeit dafür hat. Ich habe mal meine zeit gestoppt, ich brauche ca. 3,5 Minuten dafür. Ich bin trotzdem immer sehr verstädnisvoll meinem Mann gegenüber, da er niedergelassener Kollege ist mit einer Arbeitsbelastung, an die wir alle in der Klinik einfach nie herankommen werden (ich habe selbst 1 Jahr in einer Praxis gearbeitet, ich kann es jedem nur empfehlen, wer das noch nicht mitgemacht hat, kann auch nicht mitreden). Abends beim Zu-Bett-Gehen stelle ich aber fest, dass mein Holder keine zeit für die Spülmaschine hatte, weil er ein Mittagsschläfchen gehalten hat. Dann bekomme ich natürlich meinen abendlichen Blutrausch (auch nicht mehr, weil mein Mann dann immer aussieht wie ein im Sahnetopf ertappter Kater, was eher zur Erheiterung Anlass gibt).

    Ich glaube, dass Problem ist ein anderes: die Assistenzärzte in unseren Krankenhäusern sind einfach so etwas von malträtiert, ausgebeutet und demotiviert, dass das Kodieren einfach der Tropfen ist, der das Fass zum Überlaufen bringt. Meiner persönlichen Meinung nach hat es auch nichts mit den Arbeitszeiten zu tun, sondern mit der Atmosphäre, die derzeit in den Abteilungen vorherrscht. Da hatte ich es in meinen Anfangszeiten Mitte der 80 einfach besser: es war genauso hierarchisch, aber es war stärker familiär strukturiert. Die Ablösung vom väterlichen Prinzip auf Chefarztebene hat ja leider nicht für 5 Pfennig mehr Team ergeben, im Gegenteil. Und dass viele Oberärzte und Altassistenten wegen der Zulassungssperre nicht mehr in die Niederlassung "abfliessen" können, führt dort natürlich zu einer eheblichen Demotivation. Dies führt dann erneut zu einer Arbeitsverdichtung auf Assistentenebene, die ja nicht einmal unbefristete Verträge haben und daher völlig wehrlos sind.

    Übrigens, ganz nebenbei: in Australien werden die hauptamtlichen Coder wieder abgeschfft, weil sie sich nach fast 10 Jahren Erfahrung nicht bewährt haben.

    Aber die Energie, die derzeit von manchen Abteilungen in das Abwehren von Kodiertätigkeiten gesteckt wird, könnte weiß Gott besser genutzt werden (zum Beispiel auch zur Versorgung von Patienten). Es gleicht einem Menschen, der bei Schneesturm losfahren muss, jetzt aber ersteinmal 6 Stunden lamentiert, statt Ketten aufzuziehen (und wer denkt, der Schneesturm würde sich in absehbarer zeit verziehen, der wird sich enrsthaft verkühlen).
    Mich macht es traurig, dass die deutschen Ärzte nicht die Chance sehen, die in diesem System liegt. Endlich ist ärztlicher Sachverstand gefragt, damit Leistungen vernünftig bezahlt werden können. Endlich hört es auf, dass Oekonomen am grünen Tisch Budgets verhandeln, und wir Ärzte können diesen von der operativen Ebene häufig losgelösten Preisen dann nur hinterher arbeiten. Wir hatten im Krankenhaus der letzten 5 Jahre mehr Planwirtschaft, als die DDR jemals praktiziert hat. Dies könnten wir gemeinsam ändern, indem einfach das Prozedere eingehalten wird: erst machen alle fach- und sachgerecht ihre Arbeit, dann wird durchkalkuliert, was es in ganz Deutschland gekostet hat und dann werden die Kostengewichte festgelegt. Aber nein, bei uns wird auf Australische (also irrelevante) Kostengewichte geschielt und dann wird so verschlüsselt, dass es paßt. Zur Not auch, wenn dann anders gearbeitet werden muss.
    Hilfe, mein nächster Blutrausch steht an!!!!
    Sorry, ich höre mich schon an wie ein Wanderprediger. Aber es macht mich völlig fertig, was im Moment in Deutschland pasiert. Man hat für den todkranken Patienten eine Therapie gefunden, mit der er weiterleben könnte. Er wird gewisse Lebensveränderungen hinnehmen müssen und er wird eine Menge selbst zu seiner Therapie beitragen müssen: gesunde Ernährung (=Prozessoptimierung), Gruppentherapie (=interdisziplinäres Arbeiten) und Kalorienzählen (=Kodieren). Aber nein, der Patient glaubt nicht, dass er sterben wird, wenn er nicht auch selbst etwas tut, er glaubt seinem nachbarn, der sagt: "Quatsch, Du siehtst doch ganz gesund aus." Eine Situation, die mich in den langen Jahren meiner ärztlichen Tätigkeit auch bei realen Patienten immer völlig fertig gemacht hat. Ich habe gelernt, damit umzugehen und die Eigenverantwortung des Patienten zu respektieren. Und genau hier hinkt der Vergleich zum Krankenhaus: die Krankenhäuser wehren sich, aber das Solidarsystem wird dabei sterben, nicht das Krankenhaus.
    Tja, eine Lösung weiss ich auch nicht, ich warte sehnsüchtig auf das Institut InEK und welche Fort- und Weiterbildungsaufgaben auch von dort übernommen werden (vielleicht mal zu Selbstkosten). Harre wir der Dinge, die da kommen. Und weiter werde ich versuchen, die Aggressivität der Kollegen mir gegenüber auszuhalten, die sich eigentlich gegen die Verwaltung im allgemeinen richtet und gegen das Leben als Arzt im Krankenhaus auf Assistentenebene. Den med. Controller trifft eine Torte, die auf andere gezielt wurde. Aber wir sind leider die einzigen, die in der Schusslinie stehen. Und ich muss ehrlich sagen, dass ich dies trotz der Kommentare der Ärzte: "aber Frau Klein, das dürfen Sie nicht persönlich nehmen!", persönlich nehme und sicher nicht mehr so furchtbar lange mitmachen möchte (wo ist mein Therapeut!!!!!!!!!)
    Es grüßt Sie trotzdem herzlich
    Ihre Patricia K.


    :smile:
    [/quote]


    :O :O X( X( :dance1: :dance1: :dance1: :angry:

    Patricia Klein